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  Fix Your Face

Cover, 6.3k

Die Abteilung Kaufempfehlung stellt vor: The Dillinger Escape Plan "Ire Works".

      „Kunst hat mit Geschmack nichts zu tun. Kunst ist nicht da, dass man sie schmecke.“ (Max Ernst)
Es heißt, als Produkt und Widerspiegelung einer zerrissenen Gesellschaft soll Kunst vor allem eins: aufhören. Die Aufhebung von Kunst markiert idealtypisch also den Anfang der Harmonie. Im Gegensatz zu diversen Abhandlungen ästhetischer Theorie, in denen eben dieses Thema diskutiert wird, bietet das Hören des Dillinger Escape Plan (im Folgenden DEP) eine ganz alltägliche und fassbare Entsprechung dessen an. Der unmittelbare akustische Schock nach Drücken der Play-Taste lässt dem gemeinen Hörer keinen anderen Wunsch, als dass diese Kunst doch bitte aufhören möge. Jede Geräuschkulisse von Großstadtkreuzungen, Baustellen und einfahrenden Zügen wäre wohl harmonischer. Der übliche erste Song eines DEP-Albums, so auch „Fix Your Face“ vom aktuellen „Ire Works“, ist für Menschen, die Musik ausschließlich genießen, weil sie „schön“ oder „tanzbar“ ist, weil sie „gut ins Ohr geht“ oder „rockt“, wahr scheinlich genauso entspannend wie der Bohrer eines Dentisten. Und genau deswegen erscheint diese Band zunächst so unglaublich progressiv. Ihre Werke taugen scheinbar der Form nach nur schwer zur Reproduktion von Arbeitskraft. Sie sind weder beruhigend, noch aufmunternd und schon gar nicht „schön“ im eigentlichen Sinn des Wortes. Will man auch nur halbwegs folgen oder will man wenigstens nicht ob der Flut akustischer Eindrücke um sich schlagen, braucht man zum Hören des DEP Aufmerksamkeit, Ruhe und sicherlich mehrere Versuche. Ohne ein Mindestmaß an Konzentration erscheint deren Geräuschflut als unkontrollierter, sogar Kontrollverlust provozierender Krach.

„dance and sing under gunfire“

Es gibt Gitarrenmusik, die technisch hervorragend gemacht ist, brillant arrangierte Songs oder auch jene, die, mit wenigen Akkorden auskommend, einfach nur Spaß macht. Die schlimmste ist sicher die, welche den politischen Inhalt in den Vordergrund stellt, zumeist simpel und vorhersehbar wie die Ideologie, deren Kind sie ist. Aber es gibt auch Musik, die nur durch ihre Form bewegt, die einen innerlich zerwühlt, und zwar nicht, weil man mit ihr eine bestimmte Situation seines Lebens verbindet, sondern aus sich heraus, schon beim ersten Hören. Dazu gehört sicher das zweite Album des DEP „Miss Machine“ und auch das aktuelle „Ire Works“ wandelt auf den verstörenden Pfaden des Vorgängers. Man kann „Miss Machine“ nicht genug loben, dieses Album dürfte hoffentlich in ein paar Jahren denselben Status genießen wie „Angel Dust“ von „Faith No More“ oder „The Shape Of Punk To Come“ von „Refused“ und der Nachfolger steht dem Vorgänger konzeptionell in nichts nach, er übertrifft ihn in der musikalischen Umsetzung sogar um Längen.
Während bspw. Hardcore/Punk, Rock oder Funk meist im 4/4 Takt die musikalische Regression zementieren und viele Jazzer bereits krumme Metren wie 7/8 oder 11/8 Takte für das höchste der Gefühle halten, spielt der DEP schnelle und melodisch innovative Riffs in Rhythmen, bei denen es sich nicht lohnen würde, überhaupt eine Taktart zu notieren, da diese unaufhörlich wechselt. Monotones Kopfnicken o.ä. wird noch dazu durch Polyrhythmik oder so genannte rhythmische Illusionen verunmöglicht. Erklärbar ist dies dadurch, dass man als mit westlicher Musik aufgewachsener Mensch, Rhythmen vorwiegend als Abfolge von Downbeat (meist Bassdrum) und Backbeat (meist Snare) auf den Zählzeiten Zwei und Vier, wahrnimmt (einfachste Möglichkeit: Uff-Ta-Uff-Ta). Dieses Schema wird bspw. durch einen kontinuier lichen, schnellen Blast-Beat am Schlagzeug, welcher mehr Geräusch als Rhythmus ist, mit Akzenten nur auf den Anschlägen von Metrum wechselnden Gitarren durchbrochen, oder durch Verschiebung und verwirrende Anordnung der Rhythmus bestimmenden Schläge. Jenes Klanggewitter kann erfahren werden bei Songs wie „Fix Your Face“, „Nong Eye Gong“ oder „Party Smasher“ und klingt wie der Soundtrack zum Verprügeltwerden.
Doch damit nicht genug. Konnte man den ersten Longplayer der Band „Calculating Infinity“ schon klar dem durchaus vertrackten und technisch anspruchsvollem, aber eben auch nicht gerade eigenständigen Genre Math- oder Chaoscore zuordnen, so machte es einem schon der Nachfolger und erst Recht „Ire Works“ schwerer. Es gesellten sich Elemente hinzu, die der Band einen völlig eigenen Stil verpassen. Hierbei können vertrackte Jazz-Licks wie bei „Horse Hunter“ auf „Ire Works“ noch als am wenigsten innovativ gelten, da Ähnliches bereits spätestens seit „Candiria“ von progressiven Teilen der Metal- oder Hardcoreszene eingesetzt wird. Überraschend und auch enttäuschend für Jene, die den DEP wegen ihrer Härte schätzten, wirken rein musikalisch vor allem Songs wie „Black Bubblegum“ oder „Mouth of Ghosts“. Ersterer klingt wie ein Bastard aus „Nine Inch Nails“ und „Faith No More“, gefolgt von einem Part, der jeder Boygroup gut zu Gesicht stehen würde und schließlich einem Teil, der einem akustischen Lexikoneintrag über „Billy Talent“ gleicht. „Mouth Of Ghosts“ hingegen ist ein Arrangement-Spektakel von Jazz bis Latin, in dem die Vorzüge des neuen Drummers Gil Sharone im Vergleich zu seinem Vorgänger Chris Pennie am stärksten herausstechen. Und „Milk Lizard“ beginnt mit einem Riff, was enorm an die Osloer Prägung des Rock’n’Roll erinnert. Da stellt sich dem Hörer die Frage: „Warum machen die das?“ Mit einem Song auf MTV sein zu wollen, um mehr Geld zu verdienen oder zeigen, dass man genauso klingen kann wie der ganze Rest, wären zwei Erklärungen – und in der Tat können DEP offensichtlich extrem gut wie alles andere klingen. Doch auch wenn beide Erklärungen zunächst sympathisch sind, ist wohl die plausibelste, dass sie einfach Lust hatten, sich auszuprobieren. So Gründungsmitglied, Gitarrist und offensichtlich Mastermind der Band, Benjamin Weinmann, im Interview mit der deutschen „Legacy“ (daher leider schon übersetzt): „es gab keinen Weg, es allen recht zu machen. Danach sollte man als Musiker ohnehin nicht streben. Wir sind also einfach unseren Ideen und Bedürfnissen gefolgt und das ist der einzig richtige Weg. Leute, die engstirnig sind und nicht das große Bild im Blick haben, hören uns nicht länger, aber das ist für uns völlig okay. Wir wollen viel lieber die Hörer, die akzeptieren, dass THE DILLINGER ESCAPE PLAN eine wandlungsfähige Band ist, die sich entwickelt und gerne auch neue Dinge ausprobiert. Stillstand ist der Tod jeder Band“.
„Ire Works“ ist allerdings ebenso meilenweit davon entfernt, einfach nur Stile mit einzubeziehen, die „irgendwie“ noch nicht gespielt wurden, was wahrscheinlich mit der Rede vom „großen Bild“ gemeint war. Ben Weinmann: „Ich denke schon, dass es einen wahrnehmbaren Stil gibt, der sich auf all unseren Veröffe ntlichungen wiederfindet. [...] Bei der Arbeit an „Ire Works“ ging es uns vor allem darum, das, was wir bereits auf den letzten Platten gemacht hatten, noch besser umzusetzen. [...] Die innovativen und experimentellen Momente von „Ire Works“ hängen eng mit unseren Fortschritten im Umgang mit den Electronics zusammen.“
Und hierbei setzen DEP wirklich neue Standards. Elektronische Elemente in progressiver Gitarrenmusik beschränkten sich zumeist auf Synthesizerlines oder Pads im Hintergrund, Samples aus Filmen o.ä. und elektronischen Beats, welche oft aufgesetzt wirken und sehr selten wirklich im Einklang mit den anderen Instrumenten klingen. Aus dieser Trickkiste bedienten sich auch DEP bereits auf „Miss Machine“ oder der EP mit Mike Patton „Irony Is A Dead Scene“. Auf „Ire Works“ hingegen kann u.a. in Songs wie „Sick On Sunday“ oder „Acting As A Wave“ eine Symbiose bewundert werden, die sogar die Werke von „Fantomas“ in den Schatten stellt. Effekte, Sounds und Beats, welche dem schon für sich komplexen Genre des „Drill’n’Bass“ (mit Vertretern wie „Aphex Twin“ oder „Squarepusher“) entlehnt sind, fügen sich perfekt in die verstörende Welt der DEP-Arrangements ein und klingen wie eine Percussiongruppe direkt aus der Hölle.
Ihre Stellung als Avantgarde der Gitarrenmusik, ihre vor Innovation berstenden Songs und ihre künstlerische Herangehensweise, Musik „mit dem Rücken zum Publikum“ (nach einer Formulierung Adornos), also ohne Rücksicht auf Hörgewohnheiten oder Kompatibilität und nur mit dem Focus auf eigene Vorstellungen zu komponieren, tragen allesamt dazu bei, dass DEP so etwas wie „gefühlte Progressivität“ ausstrahlen. Zwar sind auch Bands wie bspw. „Fall Of Troy“ Meister des Chaos und musikalisch innovativer Arrangements, jedoch hat keiner ihrer Songs eine derart einschüchternde und niederschmetternde Wirkung wie bspw. „Fix Your Face“ von „Ire Works“ oder „Panasonic Youth“ von „Miss Machine“, dem Album, mit dem der DEP erstmals seinen charakteristischen Stil präsentierte.
So wie dieses Album klang, fühlt sich Gesellschaft von einem bestimmten Blickwinkel aus an. Es war alles da: die stampfenden Maschinen, die ständige Gewalt gegen Geist und Körper, die zehrende Monotonie, die paar Brocken Zucker, die Verzweiflung, die alles beherrschende Angst und die Wut, nichts tun zu können. Aber eben ersichtlich ohne politische Botschaft, nur aus der Musik heraus. Das machte dieses Album so anders, so besonders. Es klang nicht nach aufgesetztem Weltschmerz oder zur Schau getragenem Leid. Es war wütend und ernst, finster und brillant und es stieß ab. Man musste sich teilweise zwingen und seine Ohren zurichten, diesen Sound zu ertragen. Keine leichte Kost vom Schlage eines „New Noise“, dazu würden nie irgendwelche Gutmenschen in Discotheken tanzen, völlig unmöglich. Das konnte man auch niemandem als Hintergrundmusik für anregende Gespräche anbieten. Man wurde von Freunden, die sonst den eigenen Geschmack teilten, für bekloppt erklärt, weil man so etwas hören würde und das fühlte sich gut an. Kurzum, man fühlte sich progressiv beim Konsum und dies hatte sogar reellen Grund und war nicht nur Attitüde wie sonst bei Subkulturen üblich. Und dieser Grund ist auch auf „Ire Works“ wieder zu hören.
      „For years and years we’ve been trying to make computers like humans, but in the last five years humans have been actually growing up and being influenced by a great deal of technology. We’re starting to develop not only by the physical make-up of our genes and our parents’ influence, but also by the way technology is affecting us. I used a lot of technology to influence the writing: some of the riffs were completely influenced by electronics but played on an organic instrument. “ (Benjamin Weinmann, Gitarrist DEP)
Es ist genau diese Reflexion, welche musikalisch umgesetzt wird. Bei aller Kreativität wird dabei eine Kälte versprüht, derer nicht die böseste norwegische Band fähig wäre. Die Faszination dafür ist daher auch die Faszination des Grauens. Jene unfassbare, sich einem aufdrängende und verstörende musikalische Gewalt lässt den DEP in der Tat wie „vertonten Kapitalismus“ wirken: schnell, rücksichtslos und aggressiv, dabei aber nicht grob, sondern rasend; zuweilen zwar zum Einfühlen anstiftend, aber im Endeffekt nur um den Schein der Harmonie niederreißen zu können. Dieses Pendeln zwischen ruhigen, angenehmen Momenten und der unmittelbaren, rücksichtslosen Zerstörung derselben, ist hier mehr als das übliche musikalische Zuckerbrot und Peitsche. Es ist Ausdruck einer Vergesellschaftung, die sich selbst zum Ausdruck bringt, möge dies bewusst geschehen oder nicht. Man kann nur mutmaßen, ob es damit zusammenhängt, dass Weinmann einen Abschluss in Psychologie hat.

„I‘m not a color in your rainbow“(1)
      „We came from the underground hardcore and punk scene, and at that time in the late ‘90s every band had a cause. It got to a point where that was more important than the music. The singer would talk between each song for longer than they’d play music, whether it was about being vegetarian or politics or the left or religion, and we purposely decided to be selfish. This band is totally an outlet for us.” (Benjamin Weinmann, Gitarrist DEP)
Dieser Ausdruck, der sich keinem gesellschaftskritischen Firlefanz verpflichtet, ist es, der auch ohne klare sprachliche Mitteilungen darüber in Kenntnis zu setzen vermag, womit man es hier zu tun hat. Denn dort, wo die Musik im Vordergrund steht, wird sie auf sich zurückgeworfen und selbst Vermittelndes. Sie selbst ist Indiz für die Kritik des Zustandes, die hier im eigentlichen Sinne keine Kritik ist, sondern ihn nur darstellt und fühlbar macht.
Dabei ist diese Band natürlich ein Ausdruck des Einzelnen, in diesem Falle Benjamin Weinmanns, der als Gitarrist und Songschreiber aber eben nicht die Texte verfasst. Sie machen hier auch nicht mehr die Botschaft aus, es ist die Musik selbst, die zu einem spricht und sie hat keine Märchen oder Durchhalteparolen zu bieten, keine an der Realität vorbei hampelnde „positive attitude“, keine Aggressivität um der Aggressivität willen. Sie klingt nicht nach aufgesetztem Weltschmerz oder zur Schau getragenem Leid.
Die Texte stehen dadurch nicht im Vordergrund, sind meistens eher kryptisch gehalten und niemals offensichtlich politisch. Natürlich bricht immer mal der lyrische Unmut ob des gesellschaftlichen Zustandes hervor, aber er kippt nie ins Politische. Im Mittelpunkt stehen meist persönliche emotionale Probleme; der Sänger Greg Puciato setzt sich mit Episoden aus seinem Leben, die ihn beschäftigen, auseinander und geht dabei sehr reflektiert, lyrisch und unpathetisch zu Werke. Doch hin und wieder blitzt selbst bei diesen Songs etwas hervor: eine Ahnung, eine Umschreibung eines Zustandes die mehr beschreibt als die erhoffte oder gescheiterte Liebesbeziehung. Wie etwa in dem Song „Party Smasher“:
      Don’t you ever see/ We are forever entwined stuck in a play we can’t get out of/ Don’t you ever see/Won’t you ever see/ You and I will never be able to end this/ We are forever entwined stuck in a play we can’t leave/ You say someday we can start up again/ Without a plan no sign of the pressure/ I say you’re crazy/ I hope you see my face in the mirror/ You will never learn/ You’re forever dead to me/ Won’t you ever see/ Your shadow?
Das Bilderverbot springt einem hier förmlich ins Gesicht, diese Absage an dummdreiste Idealisten, denen weltfremde Spinnerei immer näher ist als die Selbstreflexion, jene, die zwischen vermeintlich bewusstem Konsum, uninspirierter Untergrundmusik und gefährlichen Vorurteilen ihre ach so revolutionäre Identität verorten. Für den DEP gibt es keine Hoffnung. Wäre sie existent, die Musik würde anders klingen. Und eben diese Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung findet sich auch bei den Textern wieder, heißen sie nun Greg Puciato oder Mike Patton.
DEP haben nie den peinlichen Weg zwischen gutmenschelndem Live Aid-Konzert und peinlicher Anti-Bush Kampagne beschritten und werden es sicher in Zukunft auch nicht tun. Hier geht es um Menschen und ihre Gefühle, die aufrichtig vorgetragen werden, und nicht um politische Zwangsidentität.
Erwähnenswert ist sicher auch die Huldigung alter Heroen und deren bestem Album mit dem Titel „82588“. Am 25. August 1988 erschien „And Justice For All” von Metallica; welch eine verschwörerisch anmutende Schelmerei.

„a fucking punk rock prostitute“(2)

Für sich genommen bewahrt der DEP seine Progressivität, auf den Markt geworfen jedoch, muss er sie einbüßen. Bei aller überschwänglichen Gefühlsduselei ob der mitreißenden Wirkung der DEP-Alben, handelt es sich eben nicht um Repräsentanten einer eigenständigen und vom Markt abgeschotteten Sphäre Kunst, die in dieser Form auch gar nicht mehr existent ist. Die Standards, die sie musikalisch setzen und das damit verbundene künstlerische Konzept schlagen zwar Kerben in die starren Schemata etablierter Genre, doch sind diese Kerben im Sog der Kulturindustrie letztendlich nur Lücken, die der Markt bereitwillig füllt. War beim ersten Hören von „Miss Machine“ undenkbar, dass eine größere Anzahl von Menschen sich dafür begeistern könnte, so zeigte sich im nach Innovation dürstenden Musicbusiness schnell, dass jenes abstoßende Geprügel den von Fernsehen, Internet und Computer abgestumpften Menschen vor allem eins bedeutet: eine abwechslungsreiche Sensation, ein akustisches Spektakel. Die als revolutionär ausgemachte Inkompatibilität entpuppt sich daher ganz schlicht als Gebrauchswert.
Seine Progressivität büßt der DEP allerdings nicht nur nach diesem altbekannten Schema der Ware, des für jeden, der es sich leisten kann, verfügbaren Konsumguts, ein. Nein, der DEP wird dabei Indiz für guten Geschmack und ziert das Titelbild der KERRANG, dem, nach eigenen Angaben, weltweit meistverkauften Rock Magazin. Wo Chaos- und Mathcore mehr und mehr Trend wird, erkennt man die Vorreiterrolle dieser Band an, die sich doch schon Meilen von ihrem Erstlingswerk entfernt haben. Regel 22 der sarkastischen 101 „Rules of Hardcore“ besagt nicht umsonst „Pretend that you get Dillinger Escape Plan“.
Diese Stellung als subkultureller Insider-Tip für Leute, die das „richtig harte Zeug“ wollen, macht den DEP ist in erster Linie zu einer Band, die sich momentan sehr gut verkauft und man wünscht es ihnen auch. Nein, man sollte sich sogar hämisch die Hände reiben, wenn „Black Bubblegum“ endlich auf MTV läuft. Nicht nur wegen des augenzwinkernden Titels, der den Singlestatus des Liedes bei gleichzeitiger Düsternis andeutet, sondern vor allem, weil sich dann Liebhaber dieses Songs das Album kaufen werden und schon der Opener wird halten, was er verspricht: „Fix Your Face“. Und nachdem dann die Stop-Taste gedrückt wurde, dürfen diese Leute ihr Gesicht wieder in Ordnung bringen, Mainstream geht eben „548940“ doch anders. Natürlich ist es auch ein Aushängeschild, so vertrackt zu sein und HC/Metal/Whatever-Hörer können dann darüber philosophieren, wie toll und musikalisch hochwertig dieses Album ist. Man kann sich gegenseitig guten Geschmack versichern und sich auf die Schulter klopfen, darf sich wieder anders fühlen, elitär und erhaben, Doch dieses „Ire Works“ steht nicht über den Dingen; es ist ihr Ausdruck. Mitunter eben auch der einer geistigen Armut, welche sich daran zeigt, Erkenntnis an Hörgewohnheiten zu koppeln, vor allem, wenn diese von Musikmagazinen und Internetforen diktiert werden. Oder eben vom Conne Island Newsflyer.

sysiphos und OtimO

Anmerkungen

(1) Aus „Hollywood Squares “ (DEP with Mike Patton, „irony is a dead scene“)

(2) Aus „Van Damsel“ (DEP, „Miss Machine)


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last modified: 27.12.2007