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»Bewaffneter Geschichtsrevisionismus«

Diskussionsveranstaltung mit Uli Krug über die RAF und das »Deutscher Herbst«-Jubiläum

Mittwoch 23. Januar 2008 19:00 Uhr Conne Island

Horst Mahler ist zweifelsohne einer, der sich treu geblieben ist. Und so hat er erst unlängst wieder einmal öffentlich (in der Illustrierten Vanity Fair) erklärt, dass sein früherer Gang in die RAF sich demselben Motiv verdankt wie seine Unterstützung für die NPD: dem Hass auf die Juden nämlich. Zur RAF sei er gekommen, weil die »in der Kritik an den Juden sehr weit gegangen ist für die damaligen Verhältnisse«, auch wenn man zur Bemäntelung »den Begriff US-Imperialismus gebraucht hat: Der Feind ist derselbe.«

Tatsächlich erwies sich die RAF in jeder Hinsicht – in ihren Erklärungen wie in ihren Taten – als bewaffneter Arm eines Geschichtsrevisionismus, der das deutsche Volk gerne aus dem Würgegriff von zionistischen Interessen und US-Kulturimperialismus befreien wollte. Dass der nationale Aufbruch auf kein Wohlwollen bei den zeitgenössischen Deutschen stieß, lag an zweierlei: an deren Autoritarismus, der Todesurteile nicht von der RAF, sondern von der BRD (die sich diesem Wunsch ihres Staatsvolkes bekanntlich verweigerte) vollstreckt sehen wollte, und an deren Antikommunismus, der sich am ML-Duktus störte, den die RAF benutzte.

Am »Bewaffneten Kampf« in der Bundesrepublik war nichts fortschrittlich oder gar antifaschistisch. Er war wenig anderes als ein großes Missverständnis zwischen resignierten Ex-Nazis auf den Ministersesseln, geifernden Alt-Nazis auf der Straße und existentialistisch gestimmten Jung-Nationalrevolutionären. Was es aus dieser makabren wie hochtragischen Groteske mitzunehmen gilt, ist, den Antiimperialismus ein für allemal jenen zu überlassen, zu denen er passt: den Mahlers und der NPD. Das erst könnte den Blick freigeben für die tatsächlich emanzipatorischen, gesellschaftlichen Entwicklungen der Sechziger und Siebziger, die die organisierte Neue wie Alte Linke nicht vorangetrieben, sondern verhunzt hat.

Eine Veranstaltung von Conne Island und dem Bündnis gegen Antisemitismus, unterstützt von gesellschafter.de

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last modified: 22.12.2007