Was kriegt einer für solch einen Auftritt: Erguss aus Triebstau,
Verdruckstheit und unbeschränkter Beschränktheit in jener
Inszenierung namens antitotalitärer Konsens? Und aus welcher Gosse
stinkt solche Gossenpublizistik, die ein Porträt über den Berliner
Bürgermeister erstinkt, in die gute Stube?
Schon heute muß ihm, dem linken, schwulen, unehelichen Sohn einer
Arbeiterin, jeder Tag im Amt als Regierender der deutschen Hauptstadt, wo sich
Nazis und Stalinisten die Klinke in die Hand gaben und einen wie ihn
gleichermaßen kaltgestellt, wenn nicht kaltgemacht hätten, wie eine
Herausforderung aller soziologischen Wahrscheinlichkeiten erscheinen.
Wäre nicht der schwuliverharmlosende Anklang, es wäre kaum zu raten.
Was bekommt nun der Autor dafür? Schreib-Gulag in Brandenburg? Oder
schickt man ihn Klinkenputzen nach dahin, wo sich Skin und Bulldog Gute
Nacht sagen?
Die Mutter-Zeitung gibt vier Wochen später endgültige Antworten auf
alle Fragen.
Nils Minkmar, Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung, ist zum Kulturjournalisten des Jahres gewählt
worden. Die Wahl traf eine Jury der Zeitschrift Medium Magazin. Zu den
Journalisten des Jahres wurden Michael Ebert und Timm Klotzek
gewählt, die Chefredakteure des Magazins Neon. Sie, so die Jury,
exerzierten vor, wie man junge Leser gewinne - mit anspruchsvollem
Journalismus, der Lust aufs Lesen macht. 2004 war Frank Schirrmacher,
Mitherausgeber dieser Zeitung, zum Journalisten des Jahres gewählt
worden, im letzten Jahr Alice Schwarzer, Herausgeberin der Zeitschrift
Emma.
Nicht, dass ich junge Leser für sonderlich intelligent halte, aber so
doof, dem anspruchsvollen Journalismus einer EmanzipistIn und ihres
deutsch-nationalen Herren-Zeitungs-Autoren eine Lust aufs Lesen
abzugewinnen, also so doof sind nicht mal Neon-Käufer. Obwohl...
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Hätte es einen Preis für den besten aller Chefredakteure, der hier
wäre nun der Allerbeste.
Auch Goethe konnte irren.
Was dieser so genannte Herr ähm Goethe noch konnte, weil er
es vom Können herzuleiten wusste, was einem Bernd Hilder in seinem
Leipziger Volks- und Vollzugsorgan nicht einmal passieren könnte, also
unabhängig vom freien Willen, selbst wenn er sich anzustrengen
vermöchte.
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Am Anfang war sein Wort.
Dann stand ich ganz allein im Kampf gegen den Menschenfeind, dessen Name mir
immer entfällt, und den die Sachsen zwecks Aufhübschung zu ihrem
Ministerpräsidenten gemacht haben.
Infolgedessen schloss sich die neue Drucktechnik der Sächsischen
Zeitung dieser Ein-Bürger-Initiative von unten an und setzte ein
Zeichen der Zivilcourage: Milzbrand. (siehe CEE IEH #137)
Und nun meldet die Deutsche Presse-Agentur eine Enthüllung anlässlich
des Orkans Kyrill, die sein Verstricktsein mit den dunklen Mächten
einmal mehr belegt.
Ministerpräsident Milbradt dankt Orkan-Helfern
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Anderswo, so teilt es die Financial Times Deutschland mit, geht es
derweil zwischenmenschlich zu.
Olmert bekennt sich zu Kontakt mit Abbas
Ist es Liebe?
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Ein Blick aus dem Fenster. Die Sonne scheint, Fahrradgangster werden von ihren
Tatwerkzeugen geschubst, junge Mütter vom Typ Mitte-Mutti erklären
ihren Rotznasen die Welt: Kevin-Maik, das tut dem Frosch doch weh, wenn
du ihm die Beinchen ausreißt. An der Ecke übergibt sich der
wohlgestaltete junge Morgen das erste Mal.
Das Rattern der Maschine holt den kritischen Alltagssorgenbetrachter um 10.10
Uhr wieder in die Arbeitswelt zurück. Die Maschine erbricht eine
Pressemitteilung aus dem Hause Zastrow + Zastrow. Das anstehende
Filmfest Dresden habe ein ganz besonderes Schmankerl,
Höhepunkt sei ein Geburtstag, der mit einer glamourösen
Party wie anders als gebührend gefeiert wird. Doch
Problembewusstsein ist vertreten:
Ein anderes Highlight kommt aus Großbritannien: Dad thematisiert
einen reizvollen Gegensatz: Zunehmend vereinsamte junge Leute, die ihre
Sexualität nur noch über das Internet ausleben, konterkarieren die
Filmemacher durch ein älteres Ehepaar, das noch echte
Sexualität erlebt.
Während die Stunden dahin gehen, gefüllt mit Gedankenspielen
über das Highlight eines reizvollen Gegensatzes bezgl. zunehmender
Vereinsamung bei abnehmender Hirnkonsistenz und gleichzeitiger Auslebung von
Blümchensexualität über das Internet in
Konterkarierung... Und sind die Unterschiede, so es sie denn gibt, zwischen
echter, echter` und echter` Sexualität, die ein älteres
Ehepaar noch bzw. gerade noch erleben kann... Da rattert die Maschine um 16.31
Uhr mit einer Berichtigung.
Hiermit müssen wir eine Korrektur der Pressemeldung
Henkel-Donnersmarck beim Filmfest Dresden von heute morgen vornehmen.
Bei Anna Henckel-Donnersmarck, deren Film Ein, zwei Dinge im Rahmen des
diesjährigen Filmfestes läuft, handelt es sich nicht um die
Schwester von Oscar-Gewinner Florian, sondern um seine Cousine.
Aus der Schwester wird die Cousine aber ist es so? Beim hauptamtlichen
Mitarbeiter Filmkritiker der Sächsischen Heimat-Zeitung,
einem Frisurhalter mit Hornhautbrille und der Inventarnr. Oliver Reinhard,
werden sie alle noch mal richtig durchgegendert. Mit diesem Ergebnis:
Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck kommt zum Dresdner
Filmfest.
Die Schwester wird zur Cousine wird zu dem Schwippschwager ihrer Mutter der
Sohn zum Film. Es bleibt nur die Vermutung, dass Oliver Reinhard dem
Lesenkönnenwollen so unverkrampft sich hingibt wie dem Schreibentun.
Gunnar Schubert
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