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Die Eigensinnigkeit des Eigentums.

Donnerstag, 03.Mai 2007

Die Eigensinnigkeit des Eigentums.

Präsentiert von der Zeitschrift Phase 2.

Veranstaltung mit Christian Schmidt und Sabine Nuss

Conne Island (Saal), Beginn: 19.30 Uhr


Mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Die Bücher der ReferentInnen können im Infoladen im Conne Island ausgeliehen werden.

Eigentum ist ein soziales Verhältnis – diesen Ausgangspunkt teilen Sabine Nuss (Copyright und Copyriot) und Christian Schmidt (Individualität und Eigentum), die Referate für die Veranstaltung zugesagt haben. Eigentum als soziales Verhältnis zu begreifen, heißt dabei zunächst zu wissen, dass Eigentum kein Verhältnis einer Person zu einer Sache (ihrem Eigentum) ist. Eigentum ist die Aufteilung der Welt unter die Menschen, auf eine Weise, dass die Person von ihrem Eigentum alle anderen ausschließen darf.
Was Sabine Nuss und Christian Schmidt an der Sozialität des Eigentums interessiert, sind die Auswirkungen, die eine solche Aufteilung auf die Organisation der Gesellschaft samt ihrer Produktionsweise, unser Verständnis vom richtigen bzw. guten Leben und uns selbst hat. Sabine Nuss wird diese Auswirkungen anhand der Debatten um die Durchsetzung von geistigem Eigentum verfolgen. Sie will hervorheben, dass die technischen Entwicklungen der Daten­übertragung und -vervielfältigungen dem Kapitalismus einerseits neue Felder eröffnen, andererseits aber die vielfach umstrittene Sicherung der Grundlage kapitalistischen Produzierens (nämlich Eigentum an Produktionsmitteln) erfordern. Dabei ist festzustellen, dass nicht nur seitens der Medienindustrie nach Lösungen gesucht wird, sondern auch jene, die nach „freier Software“ oder „Open Source“ rufen, kräftig an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mitarbeiten. Die Gründe dafür liegen im Verständnis des Eigentums, das BefürworterInnen wie GegenerInnen des geistigen Eigentums als quasi natürlich ansehen. So wird häufig aus der Kritik am geistigen Eigentum eine Verteidigung des klassischen Eigentums.
Sabine Nuss, Politologin aus Berlin, hat 2006 das Buch Copyright und Copyriot. Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus im Verlag Westfälisches Dampfboot veröffentlicht. Sabine Nuss ist Redakteurin der Prokla und hielt 2006 Vorträge u.a. beim Kongress Ungleichheit als Projekt des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen in Frankfurt/M., bei Value, Property, public goods and labour in digitalized capitalism von Espace Marx in Thessaloniki, Was ist links? in Volterra/Italien und dem Workshop What does left and socialism mean today? in Stockholm. Sie gibt seit 2003 regelmäßig Seminare zu Karl Marx, Das Kapital und zur Einführung in die politische Ökonomie.

Christian Schmidt, Philosoph aus Leipzig, hat 2006 mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Individualität und Eigentum. Zur Rekonstruktion zweier Grundbegriffe der Moderne bei Campus veröffentlicht. Christian Schmidt ist Redakteur der Phase 2. Seit 2006 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Den Hinweis von Sabine Nuss, Eigentum sei als Grundlage der kapitalistischen Produktion zu begreifen, wird Christian Schmidt aufgreifen. Ausgehend von der mit dem Eigentum ver­bundenen Trennung von Produzierenden und Produktionsmitteln, will er die Organisation der gesellschaftlichen Arbeitsteilung in einer Gesellschaft der vereinzelten EigentümerInnen thematisieren. Diese Organisation ist janusköpfig. Sie ist einerseits Grundlage unserer Vorstellungen von Emanzipation, weil sie den unmittelbaren Zwang als Modus gesell­schaftlicher Herrschaft ablöst. Andererseits ist geht mit ihr die Verwandlung sozialer Herrschaft in Formen des allgemein Notwendigen bzw. des systematisch erzwungenen einher. Die Naturalisierung des Eigentums, die Sabine Nuss als Kennzeichen der gegenwärtigen Eigentumsdebatte ausmacht, hat hier ihre Ursache.

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last modified: 24.4.2007