Antietatismus und Antinationalismus im Namen der echten Gemeinschaft
Vortrag und Diskussion am Mittwoch, dem 16. November, um 19. 30 Uhr in der
Spielhölle im Conne Island mit dem Referenten Hannes Gießler (Gruppe
in Gründung)
Sowohl in "progressiven" Kreisen der Rechten als auch der Linken gelten Staaten
und Nationen als künstliche Gebilde, die dem eigentlichen
Gemeinschaftsleben entgegenstehen. Nationen und Staaten werden dabei nicht als
irrationale Formen der Vergesellschaftung kritisiert, sondern als
Partikularismen. Ähnlich wie im Antiimperialismus wird das aus der
Gemeinschaft ausscherende Interesse verurteilt. "Gemeinnutz vor Eigennutz" ist
implizit und unmissverständlich die antikapitalistische Botschaft.
Angesichts von backpacking, weltumspannenden Kommunikationsmedien und globaler
Kulturindustrie wird die Weltgemeinschaft mehr und mehr zur konkreten
Gemeinschaft. Die Bewegung gegen den jüngsten Irakkrieg und die
globalisierungskritische Bewegung spiegeln diese Entwicklung wider und sind in
großen Teilen nicht völkisch, nationalistisch und begrenzt
etatistisch, sondern explizit kosmopolitisch. Diese Bewegungen kämpfen
nicht etwa wie ihnen gerne vorgeworfen wird gegen die
Globalisierung überhaupt, sondern für eine andere Form der
Globalisierung. Diese Form aber ist alles andere als ungefährlich. Die
Neue Rechte hält das Konzept vom "Pluraversum" hoch und die radikale Linke
redet von "globaler Multitude". Feinde sind dabei die Konzerne, die korrupten
Politiker "da oben" und die scheinbar egoistischsten Nationen schlechthin:
Israel und die USA. Im Namen der Weltgemeinschaft reformulieren und
transformieren sich Ideologien, die bisher Volksgemeinschaften adäquat
waren und als Staats- und Nationalismuskritik sich dennoch in eine
antifaschistische Tradition stellen können.
Auch wenn es weiterhin wichtig ist, Nationalisten vom alten Schlage zu
bekämpfen gerade wenn sie eine unmittelbare Gefahr für
Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe oder Sexualität darstellen ,
sollte reflektiert werden, dass diese Nationalisten Hinterwäldler sind,
die mit ihren marodierenden Jugendgangs oder parteilich organisierten Rackets
in ihrer Einflussnahme auf Provinzregionen, Ghettos und heruntergewirtschaftete
Industriegegenden beschränkt bleiben werden. Von der Zukunft her droht
eine andere gefährliche Bewegung, die zwar unmittelbar noch niemanden
bedroht, aber perspektivisch ganz praktisch den Islam und andere Kulturen
hofieren, den Islamismus in Ruhe lassen, Israel in Frage stellen, das
Individuum gefährden und eine neue Form der globalen Sozial- und
Arbeitsgemeinschaft errichten könnte. Eine Bewegung, die gerade deswegen
gesellschaftlich wirksam werden konnte und kann, weil sie sich begrifflich
offen und auch ernst gemeint von Nazismus, Imperialismus, Antisemitismus,
Rassismus und eben auch Etatismus und Nationalismus abgrenzt. Ihren
theoretischen Ausdruck haben die Bewegung und deren Ideologien unter anderem in
den jüngsten auflagenstarken Schriften von Benoist und Negri/Hardt
gefunden. Und anhand derer lassen sie sich kritisch darstellen. H.G.
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