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Zurück zur Planwirtschaft!


Punks in a car, 26.0k Laut neuesten Informationen oder, wenn ihr das hier lest, nach inzwischen bestätigten oder unbestätigten Informationen ist der Irak-Krieg schon vor knapp zwei Jahren eine fest beschlossene Sache gewesen. Bush und Blair sollen sich kurz nach dem 11. September zu einem Abendessen getroffen haben und schon damals in Gedanken bei einem möglichen Krieg gegen Saddam Hussein gewesen sein. In diesem Fall kann man sagen was man will: Der Sozialismus der DDR ist zwar gescheitert, aber die Planwirtschaft, das langfristige Vorbereiten von wichtigen Entscheidungen hat sich auch in der jetzigen Gesellschaftsformation mehr und mehr durchgesetzt.
Vielen Kritikern der USA ist damit zumindest ein Argument genommen worden. Denn unüberlegt war der Angriff auf den Irak – nach diesen neuen Recherche-Ergebnissen – auf gar keinen Fall. Und es wäre durchaus schön, wenn sich die Verantwortlichen Deutschlands, angesichts der großen gesellschaftlichen Probleme, ebenfalls etwas mehr für die „neue Planwirtschaft“ interessieren würden. Positive Beispiele – im kleinen oder weltweit – gibt es ja inzwischen mehr als genug: Tony Blair und George Bush sind da wahrlich nicht die einzigen Vertreter dieser offenbar viel versprechenden Strategie.

Nehmen wir – nur zum Beispiel – einmal die internationale Punk-Szene und die dazugehörigen Chaos-Tage. Sicher, jedes Jahr scheint es irgendwie, irgendwo, irgendwann ein paar Leute zu geben, die sich in privaten Spielchen die Chaostage in ihre Stadt zaubern wollen. Doch auch in diesen – eher losen – Zusammenschlüssen hat man anscheinend dazu gelernt. So laufen – will man der Gerüchtküche Glauben schenken – schon jetzt diverse Vorbereitungen für internationale Chaostage im Jahre 2006. Der Austragungsort des Grauens: Deutschland. Möglicherweise nicht ganz ohne Hintergrund: Das Chaos von Reformen und Agenden ist inzwischen unübersehbar. Solch ein organisiertes Chaos – gespickt mit irren Szenarien aus Bundestagswahlkampf, Fußball-WM, dazugehöriger Hooligan-Randale und einem überdimensionalen Punkertreffen – lässt sich dann mit ziemlicher Sicherheit kein Punk im Umkreis von 10.000 km entgehen. Planwirtschaft wie aus dem Lehrbuch.

Oder Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee. Er plante, schon lange vor der offiziellen Bewerbung, die Olympischen Spiele 2012 in die Messestadt zu holen. Planwirtschaft wird in den zuständigen Büros definitiv groß geschrieben. Im Gegensatz zum Irak-Krieg sollte man Herrn Tiefensee vielleicht aber noch Mal erklären, dass es nur Sinn macht, tatsächlich realisierbare Projekte mit fähigen Partnern und in einer langen, exakt abgestimmten Vorbereitungsphase anzugehen und diese nicht durch parteipolitische Querelen vorab zu verunmöglichen. Denn nur gut organisierte Projekte mit Aussicht auf Erfolg, können durch richtig angewandte Planwirtschaft zum olympischen Endsieg geführt werden.

Auch die immer wieder in Erscheinung tretende Neonazi-Szene hat sich die Planwirtschaft im Laufe der Zeit auf ihre Fahnen geschrieben. Gerade in den letzten Wochen haben sich verstärkt vermutliche Anhänger der nationalen Bewegung im Leipziger Clara-Zetkin-Park getroffen und für Aufruhr gesorgt. Mit ausgestrecktem Arm, als Vogelliebhaber getarnt und mit umgedrehten Händen – die Handfläche nach oben mit vermutlich rechtsdrehenden Drogen darauf, als Vogelfutter getarntes Pulver – hielten sie ihre perversen Rituale ab. Besonders häufig konnte beobachtet werden, dass sich die Naziornithologen gegenseitig die radikalen Schriften von Schneewittchen vorlasen und von der „Führerin der kleinen Männer“ schwärmten: „schwarz – wie Ebenholz, weiß – wie Schnee und rot – wie Blut“. Auch hier durch und durch ein geplantes Vorgehen.

Geradezu gezwungen, sich mit der Planwirtschaft zu beschäftigen sind die immer öfter anzutreffenden Langzeitarbeitslosen. In einer besonders langen Planungszeit, der Langzeitarbeitslosigkeit, können sich diese – vom Joch der Arbeit befreiten – Menschen ausgedehnte Gedanken über ihr weiteres Leben machen und ihre Zukunft planen.
Wem das alles zu viel Planwirtschaft ist, der sollte auch das nächste Mal dieses Heft planmäßig von hinten nach vorne durcharbeiten. Vor allem, wenn es „Das Letzte“ sein sollte, was ihr lesen wollt.

Falk

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last modified: 28.3.2007