home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[104][<<][>>]

Ein Hauch von Sinatra


Louie Austen (Kitty Yo)
DJs: Arne & Markus Welby


Louie Austen (Photo by Tom Haslinger), 30.4k

Neulich wartete eines der oft verschmähten Dritten Programme mit einer recht trivialen, aber nicht uninteressanten BBC-Produktion zu Geräuschen auf. Geräusche – durch einen trichterförmigen Knorpel am Kopf, einen Schlauch, drei Knochen und einen innerlich mit Härchen besetzten und Flüssigkeit gefüllten Hautsack im Kopf in elektrophysikalische Oberflächenreizungen umgesetzten Schwingungen gasförmiger Moleküle – vermögen ganz außergewöhnliche Dinge im Gehirn des Menschen zu vollbringen. Als eines der letzten Geschenke der Evolution wird durch verschiedene akustische Reize unser Unterbewusstsein wachgerufen, welches der Vernunft dann wahlweise zu Fluch oder Hingabe rät. Manch sympathische Zeitgenossen vermögen in der richtigen Abfolge, Frequenz und rhythmischen Anordnung von Geräuschen gar die Möglichkeit des Erfahrens echter Freiheit und unverdächtigen Glücks zu entdecken. Eben an der Rationalität vorbei, das Unterbewusstsein direkt verführend.
Wie dem auch sei, als für das soziale Wesen Mensch wichtigstes Geräusch gelten doch immer die akustischen Reize der Artgenossen. Die Stimme einer oder eines Anderen vermögen auf intensivste Weise die im Unterbewusstsein verborgenen Assoziationen zu berühren. Je nach individueller Erfahrung werden dabei Bilder im Kopf eines oder einer Jeden hervorgerufen, die den Eindruck der Stimme mit einem jeweiligen Bild verbindet. Dabei, so die BBC, bestimmt die Frequenz der Stimme, also die Tonlage, entscheidend, ob wir den akustischen Reiz als positiv, warm und angenehm empfinden, oder als alarmierend und abstoßend. Je nach Eindruck verbindet das Gehirn diese Stimme daraufhin mit dem individuell geprägten Bild eines Menschen, welcher dieser Stimme zugehörig scheint.
Im Falle Louie Austen dürfte jedoch bei vielen das assoziierte Bild mit dem tatsächlichen übereinstimmen. Ein souveräner Gentleman der alten Schule, im weißen Anzug, der einer Hommage an Frank Sinatra ebenso seine Stimme leihen kann, wie dem einen oder anderen Song seines Label-Kollegen Gonzales. Am ehesten möchte man sich beim Hören seiner Platte noch einen verrauchten Salon der siebziger Jahre, einen schwarzen Flügel und eine riesige Diskokugel dazu denken. Aus einem beeindruckend weitem Repertoire an Mimik, Gestik und Wortwitz fertigt er das, was als Maßstab für Entertainment gelten kann, und rahmt darin seine musikalischen Köstlichkeiten – nicht mehr und nicht weniger. Er beherrscht die Verwandlung in eine schillernden Show-Gestalt, die wir unbewusst mit seiner Stimme zu verbinden suchen. Können diese Zeilen des anpreisenden Lobes nicht zu Unrecht verdächtig gelten, so entspringen sie doch tatsächlicher Begeisterung – Ihr werdet sehen.

Marvin

home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[104][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007