Louie Austen (Kitty Yo)
DJs: Arne & Markus Welby
Neulich wartete eines der oft verschmähten Dritten Programme
mit einer recht trivialen, aber nicht uninteressanten BBC-Produktion zu
Geräuschen auf. Geräusche durch einen trichterförmigen
Knorpel am Kopf, einen Schlauch, drei Knochen und einen innerlich mit
Härchen besetzten und Flüssigkeit gefüllten Hautsack im Kopf in
elektrophysikalische Oberflächenreizungen umgesetzten Schwingungen
gasförmiger Moleküle vermögen ganz
außergewöhnliche Dinge im Gehirn des Menschen zu vollbringen. Als
eines der letzten Geschenke der Evolution wird durch verschiedene akustische
Reize unser Unterbewusstsein wachgerufen, welches der Vernunft dann wahlweise
zu Fluch oder Hingabe rät. Manch sympathische Zeitgenossen vermögen
in der richtigen Abfolge, Frequenz und rhythmischen Anordnung von
Geräuschen gar die Möglichkeit des Erfahrens echter Freiheit und
unverdächtigen Glücks zu entdecken. Eben an der Rationalität
vorbei, das Unterbewusstsein direkt verführend.
Wie dem auch sei, als für das soziale Wesen Mensch wichtigstes
Geräusch gelten doch immer die akustischen Reize der Artgenossen. Die
Stimme einer oder eines Anderen vermögen auf intensivste Weise die im
Unterbewusstsein verborgenen Assoziationen zu berühren. Je nach
individueller Erfahrung werden dabei Bilder im Kopf eines oder einer Jeden
hervorgerufen, die den Eindruck der Stimme mit einem jeweiligen Bild verbindet.
Dabei, so die BBC, bestimmt die Frequenz der Stimme, also die Tonlage,
entscheidend, ob wir den akustischen Reiz als positiv, warm und angenehm
empfinden, oder als alarmierend und abstoßend. Je nach Eindruck verbindet
das Gehirn diese Stimme daraufhin mit dem individuell geprägten Bild eines
Menschen, welcher dieser Stimme zugehörig scheint.
Im Falle Louie Austen dürfte jedoch bei vielen das assoziierte Bild mit
dem tatsächlichen übereinstimmen. Ein souveräner Gentleman der
alten Schule, im weißen Anzug, der einer Hommage an Frank Sinatra ebenso
seine Stimme leihen kann, wie dem einen oder anderen Song seines Label-Kollegen
Gonzales. Am ehesten möchte man sich beim Hören seiner Platte noch
einen verrauchten Salon der siebziger Jahre, einen schwarzen Flügel und
eine riesige Diskokugel dazu denken. Aus einem beeindruckend weitem Repertoire
an Mimik, Gestik und Wortwitz fertigt er das, was als Maßstab für
Entertainment gelten kann, und rahmt darin seine musikalischen
Köstlichkeiten nicht mehr und nicht weniger. Er beherrscht die
Verwandlung in eine schillernden Show-Gestalt, die wir unbewusst mit seiner
Stimme zu verbinden suchen. Können diese Zeilen des anpreisenden Lobes
nicht zu Unrecht verdächtig gelten, so entspringen sie doch
tatsächlicher Begeisterung Ihr werdet sehen.
Marvin
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