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Mausebär setzt einen Monat aus. Dieser Text ist daher von einem Springer.![]() Noch ein alter Bekannter, Nikolaikirchenpfarrer Christian Führer hat sich auch so seine Gedanken über Arbeitslosigkeit gemacht. Man kann sie auf der Homepage der Nikolaikirche nachlesen: Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen. (Gen. 3,19) Das gilt auch für Bosse, Aktionäre und Leute, die nur noch das Geld und die Maschinen für sich arbeiten lassen. Aber er hat außer Bosse in die Produktion! noch andere Auswege aus der Arbeitslosigkeit in petto, zum Beispiel: 4. Alle zusammen, Parteien und Gewerkschaften, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Rentner und Arbeitslose, Staat und Kirche müssen zur Überwindung der Arbeitslosigkeit beitragen und bereit werden, dafür Opfer zu bringen. Wobei das Opfer von denen oben anders aussehen muss als von denen unten. Wir müssen alle in Bewegung bringen, um das Schiff wieder flott zu kriegen. Ohne die JESUS-Mentalität des Teilens wird das nicht gelingen. Besser kann man sozialen Protest in Deutschland nicht zusammenfassen. Die Forderung lautet: Einfach die Agenda 2010 unterstützen! Jetzt bloß noch schnell die Amis angezählt: Abrüstung statt Sozialabbau könnte ein realistischer Vorschlag sein, der viel Geld freisetzt. Was die Amerikaner an Waffen und Massenvernichtungswaffen haben, reicht der ganzen Welt; und schon kann es los gehen mit den Aufmärschen von wie immer Gutmeinenden, die allen Arbeit und Frieden gönnen und sich in ihrer Resistenz gegens Denken nicht provozieren lassen. Und selbst? Selbst achten wir peinlich darauf, dass wir uns gegenseitig nicht verstehen. Neuester Coup hierbei: eine postmoderne Hochglanz-Broschüre namens Phase 2, beziehungsweise deren Ausgabe 09. Neben einigem durchaus Lesenswerten (u. a. einem Interview mit Dan Diner und einem Artikel zur Entleerung des Opferbegriffs) gibts dort einen bunten Strauß Dekonstruktivismus-Stilblüten mit Matrix und Folien aber leider ohne Sinn und Verstand. Kostprobe aus einem Artikel der Frankfurter Basisgruppe DEMOPUNK (FRANKPUNK) zum Kommunismuskongress in Frankfurt (7.-9.11.), auch als Warnung an Leute, die überlegt hatten hinzufahren, (Selbst der Leipziger Redaktion von Phase 2 scheint dieser Kongress suspekt und der Text dazu peinlich zu sein; sie drucken ihn mit einem redaktionellen Vorspann). FRANKPUNK schreibt also: Anderseits geht es aber auch um den performativen Einsatz des Kommunismus als handlungsanleitenden Bezugspunkt emanzipatorischer Politik. Wenn ein solcher Einsatz dem Kommunismus gesellschaftliche Veränderung und nicht etwa Integration und Stabilisierung als perlokutionären Gehalt besorgen will, wird sie mit dem schlichten Versuch scheitern, die Begriffe in einer Art souveränen Akt zu besetzen. Sie muss ihren Eingriffspunkt finden in der Struktur der Sprache selbst, die letztlich die Struktur der Rationalität des Politischen selbst ist. Doch aus welchem diskursiven Feld kann sie diesen sprengenden Gehalt stehlen? Im diskursiven Feld muss die emanzipatorische Politik ihren Eingriffspunkt finden in der Struktur der Sprache? Schon wegen der Perlokution der Veränderung? Gehts noch? Bzw.: Was gehtn? Gehen tut Patriarchat (wenn auch nur als Matrix), schreibt Ute Kalender von krac aus Berlin: Zwischen dieser Art von Matrix [der Heterosexualisierungsmatrix, S.] und den entsprechenden Praktiken gibt es eine Gleichursprünglichkeit. Vorstellungen von Geschlecht verändern sich nicht unabhängig von Praktiken der Vergeschlechtlichung, sondern nur in ihnen und durch sie. Das gleiche gilt umgekehrt. Auch Praktiken der Vergeschlechtlichung verändern sich nämlich nur in Vorstellungen von Geschlecht und durch sie. Das ist ja gerade die Gleichursprünglichkeit. Oder wie? Wer also schon immer mal nichts über Kommunismus und auch nichts übers Patriarchat wissen wollte, wird um Phase 2.09 nicht herumkommen. Und wer mit Katja Diefenbach über nichts diskursieren möchte, sollte nach Frankfurt zum Kommunismuskongress fahren. Dort wollen sie die nämlich mit Moishe Postone zusammen auf ein Podium setzen. Es bleibt nur zu hoffen, dass man ihm nicht zu übersetzen versucht, was sie entäußert. Wo bleibt denn das Positive? Hier bitteschön: Im CEE IEH gibts wie gewohnt klare Ansagen. So zum Beispiel in der letzten Ausgabe: Frieden mit der Dummheit gemacht [...] als Kritiker versagt. Für die, die sich nicht so gut auskennen: Der, der diese Kolumne sonst schreibt, ist einer der Dummen. Und ich bin ein Versager. Sven PS. Und nun noch etwas Werbung im eigenen Interesse: Am 05.12. ist Queerparty in Cottbus. Nähere Infos auf www.zelle79.info/queer |