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Atari sei Dank


Sympathischer Elektropunk


Egotronic, Räuberhöhle & Aftershow-Party
mit Resom (Propellas) und Gerste

Egotronic, 26.1k Wer in diesen Zeiten noch Spaß beim Musikhören empfindet, obwohl er gesellschaftskritisch noch halbwegs bei Sinnen ist, dem kann wohl nicht mehr geholfen werden. Spätestens seit dem 11.September und der US-Intervention im Irak spricht die Kulturindustrie deutsch: es überschlagen sich nicht nur die Hurra-Friedenssongs von Mellow Mark bis Fink, mittlerweile bemüht sich z.B. das Künstlerkollektiv R.O.T., die um sich greifende Friedensliebe zur nationalen Erweckungsbewegung zu verdichten. Im Mutterland der Menschenfreunde geht es endlich darum, „ohne Scham“ deutsch sein zu können (siehe den Artikel „’Es ist, was es ist’ – ein Griff ins Klo“ in diesem CEE IEH).
So traurig es klingt, weiß doch derzeit noch jeder Act zu begeistern, der sich auf allerlei Belanglosigkeiten oder den emotionalen Kleinkrieg zwischen big love und Trennungsschmerz beschränkt, anstatt zur Weltlage Stellung zu beziehen. Popmusik mit angenehm kritischen Texten, findet man, mal abgesehen von Blumfeld, wohl eher selten – aber soviel sei hier schon vorweggenommen, es gibt sie. Wer sich davon überzeugen möchte, dem sei der 18. November empfohlen, an dem die Jungs von Egotronic aus Kassel und die Räuberhöhle aus Berlin im Conne Island gastieren. Erwarten darf man engagierte elektronische Musik, die einen eigenen C64-Atari-Spielzeuginstrumenten-Charme versprüht, der auch den härtesten Tanzverächter zum swingen bringt. Eine gehörige Portion Spaß, ein Syntheziser, Drum-Machine, Bass, Gesang und 1-A-Liveshow haben auf der diesjährigen Tour (teilweise mit Spillsbury) bis London, Oslo, Stockholm und Zürich regelmäßig für tropische Temperaturen in den entsprechenden Clubs gesorgt.
Musikalisch weist das Elektropunk Gütesiegel schon in die richtige Richtung: ein wenig Jeans Team hier, ein bisschen Chicks On Speed dort, MIA vielleicht, Miss Kittin bestimmt – nur in jedem Fall besser, weil kantig, chaotisch, impulsiv und witzig. Sowohl das Female-Solo-Projekt-Räuberhöhle, als auch Egotronic fabrizieren in ihrer Liebe zu schrägen Samples und Loops wahre Popperlen, die zum mitsingen und gern haben gemacht sind.
Was schon zu Hause äußerst sympathisch klingt, stellt ein Konzert noch in den Schatten. Hier wird Punkrock durchbuchstabiert, energiegeladen und offensiv. Egotronic verhalten sich auf der Bühne so, wie man sich eine Band wünscht; Räuberhöhle dagegen trotzt jeder Erwartung. Zumindest scheint ein Act, der seine Ansagen über ein Puppentheater transportiert, nicht zu den alltäglichen Ausprägungen der Popkulturindustrie zu gehören. Aber genug der Überzeugungsarbeit: schaut Euch das einfach selber an und lasst Euch mitreißen. Behauptet später nicht, es hätte Euch keiner davon erzählt.

Sebastian

Mehr Infos und MP3’s zum Antesten gibt es unter www.beatpunk.org


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last modified: 28.3.2007