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Warum Zhang Yimou nichts bei Leni Riefenstahl abkupferte und es kompliziert ist, einen Film wie diesen in Deutschland zu rezensieren.Besagter Zhang Yimou ist Regisseur eines Films, der Gerüchten zufolge die KP (nicht jene aus Berlin, vielmehr die chinesische) begeistert haben soll und den sie darauf auch als sehenswert empfahl. Soviel dazu.Es fällt schwer über einen Film zu schreiben, welcher quer durch die deutsche Medienlandschaft in seiner ästhetischen Ausstrahlung mit dem Wirken Leni Riefenstahls verglichen wird, so sollte man meinen. Dieses Urteil jedoch, der Film würde die Riefenstahlsche Ästhetik adaptieren und dem faschistischen Kult gefährlich nahe (VIVA) rücken, ist Humbug, verrät jedoch mehr über die selbsternannten KritikerInnen, als ihnen lieb sein mag. Allein die Gleichsetzung der Heroisierung des deutschen NS, der auf Ausschließung des Anderen basiert, mit chinesischer Geschlossenheit unter abstraktem Recht, welches seine Einverleibung, die totale Assimilation, fordert und nicht etwa dessen Auslöschung, würde einer Farce gleichen, wenn sie denn nicht so gefährlich wäre. Die Reinwaschung der Deutschen mittels der mahnenden Worte, dass eben auch woanders solche Filmemacher zu finden seien, stößt in diesem Land auf regen Zuspruch. Da, schreit man, die machen auch so Zeug, wir aber haben gelernt, dass das Scheiß ist, wir haben aufgrund unserer Geschichte begriffen, dass so etwas menschenverachtend und zutiefst böse ist. Deshalb klopfen wir dem Regisseur mal eben verbal auf die Finger und warnen unsere Bevölkerung, allzu leichtfertig mit diesem Film umzugehen. So ungefähr kann man den ekelhaften Grundtenor der meisten, gesprochen und geschriebenen, Ergüsse umfassen, denn für die reflexhafte Verdrängung der Shoa, das Deutsche par excellence, ist noch jedes Mittel recht. Mit dem vermeintlich moralischen Zeigefinger wird zu Felde gezogen, um endlich den Persilschein für das Vergessen zu erhalten und dem geschlossen auftretenden Wahnsinn, der sowieso schon in Gestalt der Friedensbewegung unverkennbar an die Oberfläche bricht, die letzten Barrieren aus dem Weg zu räumen. Auschwitz wird in solchen Händen wahrhaftig Moralkeule, die man aber nicht den Deutschen, also sich selbst, über den Schädel zieht, wie es sich gehört, sondern immer nur den anderen, die eben nicht 6 Millionen Juden auf dem Gewissen haben und deshalb wohl gar nicht wissen, wie das ist. Anstatt den eigenen Wahnsinn zu reflektieren, um die Möglichkeit der Trauer zu erlangen, die bewirken könnte ,eben diesen zu überwinden, wird beschuldigt. Der Verurteilung jedoch folgt unweigerlich das Lob. Optisch gewaltig inszeniert, episch, von unglaublicher Schönheit, etc., etc., unendlich viele Medienauswürfe könnte man hier zitieren. Ja was denn nun, fragt der verdutzte Leser, erst rumnörgeln und dann den Schwanz einziehen, oder was? Die Antwort ist einfach wie gruselig: Dem Zuschauer gefällt dieses pompöse Armeegetrampel, die wehenden Fahnen, die Opferbereitschaft, all dies verursacht einen wohligen Schauer, der zwar mit Riefenstahl, Riefenstahl-Gezeter zwanghaft beiseite geschoben wird, dennoch nicht so ganz aus den Rezensionen verschwinden will. Man bemerkt nicht, dass einem am Ende doch die Riefenstahlsche Ästhetik zusagt, dass dieser Aufmarsch der Gleichen fasziniert, weil man selbst gerne Teil seiner wäre. Das verhängte Urteil transformiert sich zur Absolution, man wisse eben schon Bescheid, um daraus folgend zu loben, was eben noch verdammt wurde. Die Perfidität dieses Umstandes ist eine solch unverschämte, dass man nicht umhin kommt, diesen Medienwüstlingen eine ordentliche Tracht Prügel zu wünschen. Soviel dazu, obwohl man gar nicht aufhören kann und darf, sich darüber auszulassen. Aber in der Filmrubrik sollte wahrscheinlich auch über den Film als solchen geschrieben werden, sonst wird sie am Ende noch wegrationalisiert oder gar in die Kritik/Politikabteilung, wie auch immer, des Heftes verschoben, die ja angeblich eh niemand so richtig liest, und das wäre doch schade. Irgendwie. Dieser Streifen burnt eindeutig nur im Kino, bei großer Leinwand und dolby surround. Ist man Freund asiatischer Kampfkunst und der damit einhergehenden Perfektionierung von Choreographien, steht man ebenso auf all die anderen klassischen Elemente des Eastern, völlig unrealistische Kämpfe in abgefahrenem Ambiente etwa, dann verlässt man am Ende das Kino nur ungern. Zu fantastisch war die Kameraführung, die Farbwahl zu perfekt, die Kämpfe zu gut und der Ton zu krass. Quatsch olle Riefenstahl, Deutschland halts Maul!!! Die paar Aufmarschszenen und ihnen ähnliche Sequenzen sind spärlich gestreut und erinnern nicht wirklich an Riefenstahl. Außer natürlich, man fühlt sich wieder mal ertappt und filtert noch jedes Fitzelchen Militärkult heraus, weil es in seinem Schock angenehm ist. Als nächstes erzählen diese deutschen Dummschwätzer noch, dass Panzerkreuzer Potemkin faschistoid wäre. Zur Story: Da gab es wohl mal in China so einen Herrscher Qin, der sich ständig mit anderen von gleichem Schlage rumgebattlet hat. Dabei gehen natürlich voll viele Menschen drauf, dementsprechend ist besagter Kaiser nicht sehr beliebt bei Teilen der chinesischen Bevölkerung. Drei besonders gefährliche Killer wollen ihm darum ständig an die Wäsche, weshalb ihm der Arsch auf Grundeis geht und ungeheure Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Eines Tages erscheint dann so ne Type, die erzählt, er allein habe alle drei platt gemacht, und als Beweis führe er nun die Waffen der drei getöteten Krieger mit sich. Eigentlich aber, jetzt verrate ich mal frech den Plot, will dieser ihm nur selbst an die Wäsche. Der Film setzt sich aus verschiedenen Handlungssträngen zusammen, die ein und dieselbe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und auch immer abgewandelt erzählen. Leute mit Konzentrationsproblemen könnten, aufgrund der flashigen Optik, am Ende ziemlich dumm dastehen. Egal, ich fand die Idee ganz nett und der Rest ist eh in typischer Easternmanier gehalten, also ein Mix aus chinesischer Tradition, tragischer Liebe, abgefahrenen Kämpfen, usw. Genau, die Kämpfe. Diese sind nämlich der wesentliche Grund, diesen Film zu sehen. Im Gegensatz zu Machwerken wie dem selten dämlichen MATRIX RELOADED oder dem besseren BLADE II sind sie eben nicht hektisch, was auch besonders auszeichnet, kann man doch jeden Hieb nachvollziehen und die glamourösen Effekte in aller Ruhe genießen. Zwei Beispiele: Da werden Wassertropfen hochgeschleudert, nur um sie mittels Schwert wie Tennisbälle hin und her zu schlagen. Einer der Kontrahenten durchbricht schließlich eine Wand, welche die Tropfen bilden, und man kann verfolgen, wie die einzelnen Tropfen an ihm sich brechen. Ein andermal wird sich auf der Wasseroberfläche eines Sees duelliert, der Kampf zu Teilen aus der Perspektive unter dem Wasser betrachtet. Während dieser Sequenzen herrscht fast völlige Stille, es wirkt einfach nur beschaulich und dynamisch zugleich. Zuviel will ich jedoch nicht verraten, all die anderen Ideen sind zwar in ähnlicher Form schon mal da gewesen (z.B. bei ONCE UPON A TIME IN CHINA oder THE EAST IS RED, sehr empfehlenswerte Eastern übrigens), aber das ist scheißegal, denn das Budget war hier sicher um einiges höher und die Technik fortgeschrittener. Alles in allem gehts hier actionmäßig gut nach vorne. Die Kämpfe kommen alle ohne exzessive Gewaltdarstellung daher und sind eher subtil, was das Töten angeht. Szenemammis und -pappis können also ruhig ihren Nachwuchs mitschauen lassen, kein Ding. Soviel dazu. Warum nun mag die nach eigenen Angaben kommunistische Regierung mit der größte(n) Pornosammlung der Welt (Bild) diesen Film? Etwa wegen dem Heer mit den wehenden roten Fahnen oder der Äußerung einer Kämpferin, die irgendwas sagt wie Wenn ich die rote Fahne sehe, beginnt mein Herz zu jubeln. oder so. Nö, das sind so Gimmicks die meines Erachtens unbeabsichtigt sind. Um die Antwort zu finden, muss das Ende des Films verraten werden, ein sehr interessantes übrigens. Da ist nun also der namenlose Killer nah genug an den verhassten Herrscher herangekommen, um ihn töten zu können. Und was tut er? Er tut es eben nicht. Er lässt den Mann leben, durch dessen Befehl seine ganze Familie kaltgemacht und seine Wohnstätte gebrandschatzt wurde. Weshalb? Nun, unser junger Held meint auf seinem Wege begriffen zu haben, dass der König nur zum Wohle aller handelt. Das Land nämlich ist von Bandenherrschaft geprägt, zerstritten, usw. Einzig ein einiges Land unter einem Herrscher könnte Ruhe, Sicherheit und vor allem Frieden garantieren, was besagter König vermeintlich zu erreichen trachtet. Nachdem der junge Mann dem Despoten seine neuerlichen Beweggründe geschildert hat, wird dieser sentimental, fühlt sich verstanden und lässt den Jungen ziehen. Doch das klappt nicht. Seine Gefolgschaft umringt ihn und fordert eindringlich den jungen Mann zu töten, ist er doch nach Faktenlage ein Attentäter. Mit Tränen in den Augen gibt der König den Befehl, den er nicht geben will, aber geben muss. Auch er untersteht den Gesetzen, die er selbst erdachte, ist somit nicht der typische Diktator, denn er unterwirft sich dem, für alle ohne Ausnahmen geltenden, Recht. Es obliegt ihm nicht mehr, willkürlich zu richten. Er ist nicht länger nur Herrscher, er ist durch sein eigenes Wirken Staatsbürger geworden, Rechtssubjekt sozusagen. Der sogenannte Held akzeptiert seinen Tod, dem er sich aufgrund seiner Kampfkünste erwehren könnte, in der Überzeugung, sein Leben für eine bessere Zukunft hinzugeben. Beerdigt wird er jedoch nicht, wie es einem Attentäter gebührt, sondern mit militärischem Trara. Der junge Attentäter, der dann doch keiner war, ist nun wirklich zum Helden mutiert, zum Helden der Masse, zum aufrichtigen Ehrenmann, der sich aus zutiefst edlen Motiven opferte. Wie ging noch der Spruch, Das Wohl der Mehrheit wiegt schwerer als das Wohl des Einzelnen oder so ähnlich. Das gefällt natürlich der chinesischen Partei, obgleich doch ein Kaiser zelebriert wird, wie auch sicherlich einer nicht gerade kleinen Zahl von durchgeknallten Linken. Das hat man gern, dieses mythische Aufopfern, diesen widerlichen Verzicht, diese hemmungslose Absage ans Individuum. Sich für die große Sache hinzugeben, heroisch zu sterben, seinen Blutzoll zu zahlen, das wär doch was. Doch Schluss mit der Nörgelei, obgleich Anlässe genug vorhanden sind. Aber wie gesagt: Filmabteilung, durch ungeschriebene Gesetze eingeschränkt. Eben beschriebenes ist die eine Seite der Medaille, die andere weitaus schwerer zu entdecken. Welche andere Seite, wird gefragt? Na ja, der angehende Kaiser z.B. ist eben nicht der eiskalte unbarmherzige Herrscher, der ohne Reue richtet, der gefühllose Arm des herrschenden Rechts. Die Tränen, welche fließen, als er den Urteilsspruch über den Attentäter verhängt, zeichnen ihn als Menschen aus. Er zögert und bedauert, was er zwangsläufig, aufgrund geschriebenen Gesetzes, ausführen muss. Er ist somit eben kein Deutscher, der noch mit mindestens heimlicher Freude die Vernichtung vollzogen und bis heute außer, wenn überhaupt, aufgesetzten Bedauerns nichts hervorbrachte als die Verschiebung der Realität, indem er sich selbst zum Opfer erklärte. Dieser Film führt allein schon wegen dieser Szene die Behauptung ad absurdum, hier würde nach Riefenstahlscher Manier verfahren. Also in Triumph des Willens flossen keine Tränen der Trauer, die dieser Wahnsinn bei halbwegs vernünftigen Menschen auslösen sollte. Noch etwas anderes in diesem Film war interessant. Zwei der besagten Attentäter, welche eine tragische Liebe verbindet, duellieren sich am Ende. Die eine fordert vom anderen als Beweis seiner Liebe, endlich mit ihr zu kämpfen, die Gründe für ihren Zorn sollen hier nicht ausgeführt werden, da dies dem Film auf unerträgliche Weise die Spannung nehmen würde. Widerwillig, und nur weil sie droht, sich für immer von ihm abzuwenden, akzeptiert er. Als sie jedoch angreift, lässt er sein Schwert sinken und gibt sich somit dem sicheren Tod preis. Ihren Wahnsinn erkennend, nachdem sie den Geliebten getötet, folgt sie ihm in den Tod. Hier wird sich nun für etwas geopfert, dass nicht wirklich in diese Gemeinschaft der Gleichen passen will. Gut, gut, Opfer bleibt Opfer und ist immer ein Irrsinn und schwachsinniger Pathos ist es sowieso, jedoch ist die Liebe nun so gar keine konkrete oder abstrakte Allgemeinheit, sondern etwas zutiefst individuelles, dem der Begriff so offensichtlich Hohn spricht, wie kaum etwas anderem. Beschriebenes Opfer wird also weder abstraktem Recht noch einem Volkskörper dargebracht, sondern vielmehr der innigen Überzeugung, ohne die geliebte spezielle Person nicht leben zu können. Am Ende wird man nur mutmaßen können, ob der Regisseur nun Parteimitglied ist oder vielleicht doch eine, wenn auch winzige, Kritik an dem chinesischen Staat eingebaut hat. Aber das macht eigentlich nichts, denn dieser Film ist auf jeden Fall sehenswert und hat mit Leni Riefenstahl, im Gegensatz zu den Deutschen, nichts am Hut. Soviel dazu. Schlaubi |
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