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Stellungnahme des Conne Island zum Vortrag von Thomas Maul
Am 28. Mai 2018 hielt Thomas Maul den Vortrag “Zur Kritik des islamischen Antisemitismus und seiner Bagatellisierung” mit anschließender Diskussion im Conne Island. Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe “70 Jahre Israel - zum weltweitem Antisemitismus und dem Objekt seiner Begierde” statt, die sich der Aufklärung über israelbezogenen Antisemitismus [1] widmete – ein Anliegen, das dem politischen Anspruch des Conne Island entspricht und der Grund für unsere Unterstützung der Veranstaltungsreihe ist.
Nach Mauls Facebook-Post vom 09. Mai [2], in dem er sich positiv auf Alexander Gaulands Bundestagsrede zum Jahrestag der Staatsgründung Israels bezog, entzogen einige Bündnispartner der Reihe ihre Unterstützung. Zusätzlich revidierte der StuRa der Universität Leipzig kurzfristig die Raumzusage [3]. Die darauf folgende Verlegung des Vortrages in das Conne Island erregte viel und unterschiedliche Kritik, zum Teil israelfeindlich und antisemitisch motiviert.
Das Conne Island versteht sich als Plattform für Diskussionen und Kontroversen und ist ein Zentrum von und für Linke, Jugend-, Pop- und Subkulturen. Die BetreiberInnen haben nicht den Anspruch, dass die Meinungen und Ansichten von KünstlerInnen oder ReferentInnen mit den eigenen identisch sein müssen. Im offenen Montagsplenum, das sich aus Festangestellten, Ehrenamtlichen und SympathisantInnen zusammensetzt, werden alle anstehenden Themen diskutiert, Ziel ist ein Konsens: Argumente werden so lange ausgetauscht und miteinander abgeglichen, bis keineR der Anwesenden mehr Einwände gegen den Vorschlag einbringt und alle die Entscheidung argumentativ nachvollziehen können. Durch die vielfältige Zusammensetzung des Plenums bildet sich ein breites Meinungsspektrum ab, was häufig zu kontroversen Debatten führt.
Das Conne Island ist Partner und Veranstaltungsort des „70-Jahre-Israel“-Bündnisses. Die Entscheidung, am Bündnis teilzunehmen wurde vom Montagsplenum getroffen. Später wurde das gesamte Veranstaltungsprogramm im Plenum vorgestellt. Nach dem Facebook-Posting von Thomas Maul und der daraus resultierenden kurzfristigen Raumabsage durch den StuRa wurde aufgrund des Zeitfaktors in einem außerplanmäßigen Treffen über die Verlegung der Veranstaltung entschieden. Anders als sonst fand keine ausführliche Diskussion über die Veranstaltung im Montagsplenum statt, weswegen der Entscheidungsprozess zu großer Unzufriedenheit bei vielen Engagierten führte.
In den Debatten der vergangenen Montagsplena kristallisierten sich folgende Positionen gegenüber der Veranstaltung heraus: So wird die Verlegung der Veranstaltung verteidigt, weil Thomas Mauls Kritik auf den islamischen Antisemitismus sowie dessen Verharmlosung durch die Linke fokussiert und dieses Thema keinesfalls aus der Veranstaltungsreihe herausfallen sollte.[4] Laut BefürworterInnen übe Thomas Maul grundlegend kommunistische Gesellschaftskritik und versuche linke “Standards“ zu hinterfragen, um Debatten anzuregen. Kontroverse Diskussionen und ReferentInnen müssten auch einen Platz im Conne Island finden dürfen und sollten sich nicht szeneinternen Dogmen unterwerfen.
Die Kritik an Thomas Maul bezieht sich unter anderem auf seine Polemik, durch die die eigentliche Thematik der Veranstaltung in den Hintergrund trete. Außerdem vermittle er antifeministische Positionen und verharmlose AfD-Standpunkte. Seine Artikel und Beiträge seien im Grunde genommen eine antifeministische Abrechnung mit der #metoo Bewegung. Auch der oben erwähnte Facebook-Post wurde kritisiert, da Maul darin den Antisemitismus innerhalb der AfD ignoriere und nicht darauf eingehe, dass Gauland die Israelsolidarität für die Migrationspolitik seiner Partei instrumentalisiere. Angesichts des gegenwärtig erstarkenden autoritären Populismus verharmlose er dadurch die Gefahr, die von Parteien wie der AfD ausgeht.
Aufgrund der fehlenden Diskussion im Montagsplenum gab es keine Abwägung zwischen den oben aufgeführten Positionen und Argumenten im Vorfeld der Veranstaltung.
Es muss immer wieder aufs Neue diskutiert werden, welchen KünstlerInnen und ReferentInnen im Conne Island eine Bühne gegeben werden soll. Diese Diskussion fand im Fall des Vortrags von Thomas Maul erst im Nachgang statt. Es lässt sich nicht abschließend klären, ob beziehungsweise unter welchen Bedingungen die Veranstaltung mit Thomas Maul hätte stattfinden können. Wer die Erwartung hatte, im Nachhinein eine klare Verteidigung oder Distanzierung vom Conne Island zu der Veranstaltung zu erhalten, wird hiermit enttäuscht.
Auch zukünftig sollen im Conne Island Kontroversen angestoßen werden und Positionen diskutiert werden, bei denen nicht alle im Vorfeld eine Meinung teilen. Die Grundlage dafür bleibt unser Selbstverständnis als feministisches, antifaschistisches und israelsolidarisches Zentrum.
Anmerkungen und Verweise:
[1] Selbstverständnis des Bündnisses “70 Jahre Israel” http://gegen-antizionismus.de/texte/70-jahre-israel/
[2] Thomas Mauls Kommentar zu Gaulands Rede im Bundestag https://de-de.facebook.com/permalink.php? story_fbid=2406724599353319&id=664646443561152
[3] Am 15. Mai zog unter anderem die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig ihre Zusage als Co-Veranstalter für den Vortrag mit Thomas Maul zurück (https://www.facebook.com/permalink.php? story_fbid=1702420186514814&id=250085398414974). Am 17. Mai 2018 sagten daraufhin die Naturfreundejugend Berlin (https://www.facebook.com/NFJBerlin/posts/1260687814061452) sowie Die Falken Leipzig am 18. Mai (https://de-de.facebook.com/FalkenLeipzig/posts/2092961200946928) ihre Mitwirkung ab. Des Weiteren veröffentlichte der StuRa der Universität Leipzig am 24. Mai 2018 eine Stellungnahme, in welcher der Raumantrag für Mauls Vortrag aufgekündigt wurde (https://de-de.facebook.com/notes/stura-uni-leipzig/stellungnahme-zu-thomas- maul/1651586791557837/).
[4] Das Vortragsskript kann auch im CEE IEH, dem Conne Island Newsflyer, Ausgabe 250, bzw. online unter https://www.conne-island.de/nf/250/11.html nachgelesen werden.