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das Erste, 0.9k

Hände weg von Israel!


    „If you want to rebuild homes of terrorists that we destroyed, why not repair blown up buses and bring people back to life?“
    (Shimon Peres, israelischer Außenminister, auf eine Mahnung von Europaparlamentariern bezüglich israelischer Menschenrechtsverletzungen gegenüber Palästinensern)

    „Israel geht als Krisengesellschaft der Globalisierung seinen eigenen Weg in die Barbarei, nicht anders als der Rest der Welt, aber unter besonderen Bedingungen der Bedrohung.“
    (Robert Kurz)
Mausebär, 12.8k Da stapft man nun durch die Tel Aviver Sonne und findet den ganzen deutschen Quatsch einigermaßen blödsinnig. Das geht auch der knochentrockenen Frankfurter MigrantInnengruppe „Café Morgenland“ so, die sich in einer neuen Kommandoerklärung zu Wort meldet (siehe CEE IEH #92). Leidenschaftliche Hasser aller und alles Deutschen, ist die Gruppe immer noch Verfasser der am besten lesbaren linken Texte in diesem Land (sorry for that). Und ekelhafterweise hat sie wieder mal zu großen Teilen recht. Nicht nur die Antideutschen haben beim Abarbeiten am neuen Hauptfeind, dem Islamismus, das hochwasserinduzierte Zusammenrücken der ostzonalen Volksgemeinschaft verpennt. Selbstkritisch ist zuzugeben, dass auch ihre krisentheoretische Gegenseite sich keinen Deut darum geschert hat. Dabei gäbe es einiges zu analysieren: bspw. wieder mal die Formel „Gemeinwohl vor Eigennutz“, also das freiwillige anti-marktwirtschaftliche Verhalten zur Krisenbewältigung in Deutschland.
Ansonsten business as usual. Hier die Projektionen der Antideutschen, kommunistischer Schwärmer, die Israel mit ihrer Liebe noch erdrücken werden, dort die weit schlimmeren Anti-Imperialisten, deren Projektionen sich wie eh und je auf die Volksbefreiung in „Palästina“ werfen, die sie aber nicht mehr so nennen. Glücklicherweise stehen letztere in Leipzig nicht zur Auswahl, was nicht heisst, dass nicht permanent Parteinahme von einem gefordert wird. „Es geht um Israel, oder?“, das meinst du doch auch?! Wie sagte Hannes im letzten Monat? „Jein...“ Man wünscht sich zurück nach Tel Aviv. Statt dessen muss man sich durch deutsche Diskussionen lavieren. Nahe an Martin D., doch Mario Möller in Sichtweite. Herumdrucksen, Kopfschütteln. Schließlich: „Es geht um Emanzipation.“
Antiemanzipatorisch ist es, den bevorstehenden Krieg der fundamentalistisch-christlichen USA gegen die fundamentalistisch-islamische Diktatur im Irak propagandistisch abzusegnen. Es gibt für Linke dazu keine Veranlassung. Doch was treiben unsere Antideutschen? Ihre aufgestaute Revolutionsromantik schäumt hoch – Revo, das ist doch was mit Kampf und Schießen und so?! Und wenn der Irak sowas wie Nazideutschland ist, dann ist Amerika der Befreier und kommunistische Heilsbringer wider Willen. „Marx bless America!“ und die rote Fahne flattert im Hintergrund. Hoffentlich bleibt George W. Bush dieser Anblick erspart. Am komischsten: Sollte Amerika sich wider Erwarten doch entschließen, keinen Krieg zu führen, sondern die Entwaffnung bzw. Beseitigung Saddams anders zu bewerkstelligen, werden die Claqeure der USA auch dafür wieder gute Argumente in den gesammelten Schriften von Horkheimer/Adorno entdecken.
Andererseits ist klar: Für KommunistInnen in Deutschland, die nie vor Saddams Raketen gezittert haben, die nie ihre Wohnungen luftdicht verschließen mussten, um das Eindringen von Giftgas zu verhindern – kurz: die nie in Tel Aviv leben mussten – ist es obszön, in Friedensbewegung zu machen und sich ein gutes Gewissen auf Kosten Israels zu verschaffen.
Antiemanzipatorisch ist, Parteigänger dessen zu sein, was ohnehin geschieht – zumal niemand von uns vom Pentagon um seine Zustimmung gebeten wird. Treiben wir Kritik, nicht Affirmation! Und dennoch ist es in diesem Fall mit der Kriegsablehnung wie mit den Tischsitten – man hält sie ein, weiß aber nicht so richtig, warum. Ich wünsche Saddam Husseins Regime das denkbar Schlechteste an den Hals. Es weiß ein Wahlergebnis zu produzieren (99,9%!), das so aberwitzig ist, dass nicht mal Honecker von ihm zu träumen gewagt hätte. Für jede Abweichung vom großen Führer vollstreckt es bizarre Todesstrafen. Zudem ist es eine ständige Bedrohung Israels, nicht nur durch Raketen, sondern allein dadurch, dass es jeder Familie eines Selbstmordattentäters mittlerweile ein Salär von 25 000 $ (früher 10 000) zahlt. Ganz sicher sähe die Welt nicht schlechter aus, wenn es beseitigt wäre.
Was also tun? Das Credo der MorgenländerInnen hat einiges für sich: Schnauze halten und nicht hyperventilieren. Das fällt schwer, wenn man in Israel ist und eher weniger verrückte Deutsche als verrückte Palästinenser zu fürchten hat.
Während israelische Sicherheitskräfte illegale Siedlungsaußenposten räumen (und damit gegen „Akte des Hooliganismus’“ vorgehen, wie der damalige Verteidigungsminister Ben-Eliezer sagte), demolieren aberwitzige Widerlinge der Hamas im Gaza-Streifen gerade die verbliebenen intakten Kinos – alles, aber auch alles, was nicht islamischer Lebensweise entspricht, soll vernichtet werden.
Die Lebensbedingungen der Palästinenser im Gaza-Streifen sind elend und niemand soll das beschönigen. Wenn es denn weiterer Belege für das Wüten des Kapitalismus’ bedürfte: Sie wären einer. Doch die Tatsache, dass depravierte Jungerwachsene in die Arme von Jihadisten getrieben werden, wird romantisch verklärt. Dieser Romantizismus ist längst nicht mehr so harmlos wie ehedem bei irgendeiner dahergelaufenen folkloristischen Volksbefreiungsbewegung. Wie werden sich deutsche Palästinabefreier den Anschlag im März dieses Jahres in Netanya vorgestellt haben? Sicherlich so: Ein junger Erwachsener aus den von der israelischen Armee besetzten Gebieten hat Wut auf die israelische Besetzung, die eine UN-Resolution verletzt. Er wendet sich an die ihm zufällig bekannte Kontaktperson einer einschlägigen Terrorzelle und lässt sich einen gefälschten Ausweis beschaffen. Nicht Kalkül treibt ihn, sondern reine Empörung über seine schlechten Lebensbedingungen. Danach wird er mit ein paar Tausend israelischen Shekel ausgerüstet und kauft sich – unbändige Wut im Bauch – in Tel Aviv einen Gebrauchtwagen. Sein Kumpan holt aus der Zentralmoschee von Tulkarm den Sprengstoffgürtel. Auch er nur wütend und keineswegs von Vernichtungswillen getrieben. Am Tag des geplanten Anschlags – die Wut wächst – verkleidet sich der Attentäter als Frau, um den Sprengstoffgürtel besser verstecken zu können. Beide finden in Herzliya und in Tel Aviv kein lohnendes Ziel, um ihre nun fast unerträgliche, aber nachvollziehbare Wut gegen die israelischen Besatzer demonstrieren zu können. Sie fahren weiter nach Netanya. Der Sprengstoffgürtelträger wird vor dem dortigen Parkhotel abgesetzt und Sekunden später explodiert die aufgestaute zutiefst berechtigte Wut. 29 Tote, 140 Verletzte. Nie war Vernichtungswahn im Spiel, lediglich Wut gegen die „rassistischen“ Israelis. Wenn sich die israelische Armee (IDF) bemüht, Selbstmordanschläge dadurch zu verhindern, dass sie in schon geräumten Städten des Westjordanlandes die Bombenbauer und ideologischen Hetzer festsetzt, dann ist dies nun wirklich ein Unterfangen, dem man alles Gute wünschen muss.
Wo in Israel versteckt sich die Emanzipation? Bestimmt nicht beim offensichtlich wahrnehmungsgestörten „Friedensaktivisten“ Uri Avnery. Der segnet noch jedes anti-israelische Statement ab und behauptet, der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sei ein Krieg zwischen einer Armee und einem Volk (im Gespräch mit Ulrich Wickert). Mit Sicherheit ist jemand, der vor einiger Zeit den notorischen Lügner und Heuchler Yassir Arafat als die Verkörperung der palästinensischen Friedensbewegung bezeichnet hat (konkret 6/2002) nicht wirklich ernstzunehmen. Die bewaffneten Kräfte von Arafats Fatah-Bewegung, die sog. Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden setzen ihren Friedenswillen denn auch eher unkonventionell in die Tat um – bspw. bei einem Anschlag auf eine Familienfeier im nordisraelischen Hadera, bei dem sechs Israelis getötet wurden.
Wo ist denn nun die Emanzipation? Bei den dumpfen, schwulenfeindlichen Abgeordneten der Nationalreligiösen Partei oder den Siedlern der Gilad Farm, die „ureigenes“ Land gegen die eigene Armee verteidigen? Wohl kaum. Die radikalen Siedler und die Nationalreligiösen verteidigen das Gegenteil von Emanzipation. Es ist nicht einzusehen, dass ein paar Dutzend, offenkundig religiös verblödete Jugendliche der Gilad Farm IDF-Soldaten angreifen können, lediglich um „biblisches Land“ zu „sichern“. Mir gefiele es gut, wenn die israelische Gesellschaft jene Leute, deren einziges Problem bei der Räumung illegaler Siedlungen die Verletzung der Schabbatruhe und nicht die Verletzung von Soldaten ist, zu „schmerzhaften Kompromissen“ (A. Sharon) zwingt.
Also nix mit Emanzipation. Oder? Na, vielleicht hier: Die in der Knesset vertretene Schinui-Partei (linksliberal, säkular) chartert einen Bus und transportiert Jugendliche am Schabbat (an dem gemäß der Religion Autofahren nicht erlaubt ist) kostenlos von Disco zu Disco. Nationalreligiöse Partei und andere ultra-orthodoxe Verrückte schäumen. Einen ähnlich eklatanten Verstoß gegen religiöse Sitten gibt es aus dem Einflussbereich Yassir Arafats leider nicht zu berichten.
Und auch hier: Beim Regisseur Eytan Fox und allen Mitwirkenden am Film „Yossi & Jagger“ (atemberaubend und Herzschmerzen verursachend: die Musik von Ivri Lider/Rita). Fox, ein Linker, der die Präsenz der Armee im Westjordanland kritisiert hat, hat einen ergreifenden Film über die Liebe zweier schwuler Kommandeure der IDF gedreht. Eine Coming-Out-Geschichte im Herzen einer Mackerbastion. Die Armee hat den Filmemachern jegliche Unterstützung verweigert.
Die nationalreligiösen Hetzer der Knesset und die islamischen Puristen von Fatah bis Hamas sind sich einig in ihrem Kampf gegen jede Form von Sinnlichkeit und Ausschweifung. Gegen beide gilt es das Partygefühl von Tel Aviv zu mobilisieren: ficken, tanzen, saufen, merkwürdige Musik hören, am Strand rumlümmeln – solange es einem der globale Krisenkapitalismus noch erlaubt.
Wie ist es bezüglich Israel um unser Lieblingsmatch „Ökonomische Realanalyse vs. Antideutsche Ideologiekritik“ bestellt? Zunächst führen die „Ökonomisten“: Die „Jerusalem Post“ vom 22. Oktober meldet, dass viele Polizisten der Palästinensischen Autonomiebehörde sich den radikalen Gruppen Hamas und Islamischer Jihad anschließen. Freudianische Ideologiekritiker tippen wahrscheinlich auf zunehmende Islamisierung. Falsch geraten. Seit Monaten zahlt die Autonomiebehörde keine Gehälter, die letztgenannten Gruppen bieten bessere und sicherere Entlohnung. Doch die Antideutschen schaffen den Ausgleich – tschetschenische „Rebellen“ verkünden via al-Djazeera: „Wir suchen den Tod mehr, als ihr das Leben sucht“. Vielleicht klingt das nicht wie Heidegger, aber es riecht so. Im übrigen wollen die Todessehnsüchtigen mit ihrer Geiselnahme angeblich ein Ende des Krieges in Tschetschenien, ein Ende des Tötens von Frauen und Kindern erreichen. Sie sind Exekutoren derselben wahnsinnigen Logik, die Palästinenser und ihre antiimperialistischen Unterstützer in Berlin demonstrieren ließ: Ein Demonstrant weist mit einem Schild auf die von IDF-Soldaten getöteten Kinder hin: „Stoppt das Töten unserer Kinder“ ist darauf zu lesen. Ein weiterer Demonstrant zeigt stolz seine Tochter mit Sprengstoffgürtelattrappe vor. Beide müssen nicht über sich lachen, beide finden nichts Blamables, Widerliches an ihrem gemeinsamen Auftreten – jeder Zoll verfolgende Unschuld und Stolz auf die Zugehörigkeit zur islamistischen Selbstmordsekte.
Einen Unterschied zu machen zwischen dem israelischen Offizier, der als Angehöriger einer Untersuchungskommission sich mit ungesetzlichen Taten seiner Soldaten befassen muss und dem vernichtungswilligen Hamas-Vollstrecker wird man auch Franz Schandl zumuten dürfen. Dieser sprachgewaltige und ansonsten kluge Krisis-Publizist hat in einem ausgesprochen dummen Artikel im antizionistischen Hetzblatt „junge welt“ Antideutsche als „Bund deutscher Likud-Buben“ beschimpft. Robert Kurz von derselben Gruppe lässt sich zu derartigen Eskalationen nicht hinreißen, formuliert aber allzu furios. D’accord mit ihm, wenn er in seinem Text „Die Jubelperser der Weltpolizei“ analysiert, dass Antideutsche gefährdet davon sind, die unnachgiebigste Fraktion der israelischen Gesellschaft zu unterstützen und deren Agieren auch noch als „Vorschein des Kommunismus“ fehlzuinterpretieren, doch ein fettes Contra, wenn er israelische Linke und säkulares Israel in einen Topf wirft und auf den Deckel „Uri Avnery“ schreibt. Die schwulen Partyhaie der Sheinkin- Strasse in Tel Aviv wissen sehr genau, was Ariel Sharon ihrer Community gesagt hat: „Meine Lebensphilosophie lautet, dass Menschen ihre Leben so führen sollten, wie sie es wollen“. Sie wissen auch, was ihnen unter palästinensischer Verwaltung drohen würde: die Vogelfreiheit. Robert Kurz könnte das wissen, wenn er nicht Opfer der „großen Sicht“ würde. Die „große Sicht“, das Betonen der gemeinsamen Strukturmerkmale jeder Krisenverwaltung, führt zur richtigen, aber banalen Einsicht, dass Israel kein Stück weiter entfernt von Ware, Wert, Geld, Arbeit und Staat ist, als jede andere x-beliebige Menschenverwaltung – sie führt zum Fehlschluss, dass man deswegen auf der antistaatlichen Seite unbedingt das Emanzipatorische entdecken muss.
Hyperventilieren zu unterlassen gelingt auch nicht, wenn antideutsche Gruppen behaupten: „Es geht um Israel“ und darunter das Geldsammeln für die israelischen Streitkräfte verstehen. Dass kein Missverständnis aufkommt: Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die IDF und Geheimdienste dieses Land bewaffnet schützen. Doch IDF, Mossad und Shin Bet brauchen weder Ratschläge noch Kriegsbegeisterung deutscher Antideutscher. Israel fragt auch gerade nicht danach.
Wie schon erwähnt haben die Antideutschen einen weitaus finstereren Gegenpart: die antiimperialistischen Volksbefreier in ihrem indymedia-Irrenhaus. Fast immer zähneknirschend antibürgerlich, werden diese Leute zu glühenden Anhängern bürgerlicher Spielregeln, wenn es gilt, Israel die Verletzung von UN-Resolutionen vorzuhalten. Plötzlich wird eine Einrichtung des globalen Kapitals, die UNO, zur obersten Instanz für den Linksradikalismus. Zwei Fakten für die UNO-Begeisterten seien nachgetragen: Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak und Libanon missachteten 1948 die UN-Festlegung über die Teilung des britischen Mandatsgebietes, indem sie den jungen Staat Israel angriffen und ihm somit das Lebensrecht bestritten. Der Irak ignorierte sämtliche Entwaffnungsbestimmungen der UNO von 1991. Mir ist nicht bekannt, dass irgendein linksradikaler Menschenrechtler oder Volkskundler dies im Zusammenhang mit Israel je erwähnt hätte.
Doch unsere „unbequemen“ antizionistischen Fragensteller haben nichts gegen Juden. Im Gegenteil: Sie mögen Juden – traurige Ghetto-Geschichten erzählend, vor sich hinschlurfend, Klezmer spielend. Sie mögen sie als antisemitisches Klischee. Sie mögen sie genauso, wie trommelnde Neger, die sie natürlich nicht Neger nennen. Wehe, der Neger will nicht trommeln, sondern eine Vorlesung über Astrophysik halten, oder Marx-Exegese treiben. Wehe, der Jude ist nicht alt, bebrillt und in lange schwarze Gewänder gehüllt, sondern ein muskelbepackter, glatzköpfiger IDF-Soldat mit dem weltweit üblichen schlechten Musikgeschmack und nicht gewillt, sich wehrlos von den Friedensengelchen Yassir Arafats abschlachten zu lassen. Dann ist Schluss mit lustig, dann wird das Palästinensertuch wieder aus dem Schrank geholt und Solidarität mit allen um ihre Befreiung kämpfenden Völkern gezeigt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Linke die „Schönheiten des Islam“ für sich entdecken. AIZ redivivus?
Wer irgendwann, aus einer emotionalen Aufwallung heraus (Mitleid mit anderen Menschen oder Tieren) mal beschlossen hat, links zu sein und dennoch keinerlei eigene Probleme mit dieser Gesellschaft und ihrem an jeder x-beliebigen Supermarktkasse erlebbaren Wahnsinn von Wert, Ware, Geld, Arbeit und Staat hat, der sucht sich Leute, die er, koste es was es wolle, beschützen kann. In Deutschland zu diesem Zweck immer wieder gern genommen: Völker, die von Staaten unterdrückt werden. Längst sind die Rollen verteilt. Die Kämpfer fürs Gute: romantisch-glutäugige Streiter, lediglich mit einem Stein bewaffnet. Die Verkörperung des Bösen: seelenlose, hochgerüstete Panzerbesatzungen, Abgesandte eines brutalen, kapitalistischen Staates. Dass die Guten längst nicht mehr nur Steine gegen Panzer werfen, sondern mit Raketen schießen, ist den linken Verrückten egal. Der Kampf der Palästinenser gegen Israel fällt ihnen zusammen mit antikapitalistischer Rebellion. Scheissegal auch, dass die Palästinenser auf die Nachfrage nach dem Sinn ihres Tuns kein anderes Ziel, als das eines eigenen Staates nennen, d.h., in den Stand gesetzt zu werden wünschen, gestützt auf eine eigene Armee und Polizei ihre eigene normalkapitalistische Krisenverwaltung betreiben zu können. Freude können daran nur eben jene dümmsten aller Linken haben, die Anti-Imperialisten. Anarchie, Kommunismus und „global disorder“ bleiben zwar aus, dafür rückt mit jedem gesprengten israelischen Bus die Volksbefreiung näher.
Wer nicht gerade Leninist oder christlich-fundamentalistischer Amerikaner ist, weiß: Kommunistische Staaten sind schwarze Schimmel. Den Kapitalismus nicht beseitigt zu haben, ist als Vorwurf an ausnahmslos alle Menschen dieser Welt zu richten und nicht an Amerikaner oder gar Israelis allein.
Diese Welt, die Welt des Kapitals, ist aus lauter Übeln zusammengesetzt. Israel ist ihr kleinstes.

Mausebär

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last modified: 28.3.2007