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LeserInnenbrief:

Zum Discipline-Konzert am 12.04.2001 im Conne Island

Moin, ich gehe seit Jahren (trotz weiter Anreise) ziemlich regelmäßig und gerne ins Conne Island. Ist es doch ein Laden, der sich trotz seiner Vielseitigkeit scheinbar immer klar und deutlich, kompromisslos, antifaschistisch positioniert hat.
Zu Discipline im Conne Island, nicht nur ich bin ziemlich enttäuscht davon, daß ihr diese nach wie vor dumme Band bei euch spielen gelassen habt. Es ist ja schön, das sie sich so von Nazis distanzieren, aber das tun die meisten Kirmesprolls, die CSU, der Kanzler und mein Nachbar mit Deutschlandfahne und deutschem Schäferhund auch. Diese Menschen bzw. Gruppen haben damit nicht nur ihre Distanzierung von Nazis mit Discipline gemein, sondern auch so belanglose Meinungen wie: „die faulen Schweine sollen arbeiten gehen und nicht auf Staatskosten rumasseln“. Über das Thema Patriotismus und blödes Machogehabe welches auf diesem Sektor ohne Ende vorhanden ist, will ich mich erst gar nicht weiter auslassen. Daß ihr diese Meinungen weiterhin auch nicht teilt und nach wie vor dumm und naiv findet, schreibt ihr, aber euren Namen und ein Forum dafür gebt ihr trotzdem.
Gute Musik (von Nicht-Nazis?) Aber das kann doch nicht alles sein. Ok, Musik ist Geschmackssache, Stumpfsinn aber nicht! Stumpfsinn ist der Nährboden!
Daß euch das wenigstens nicht ganz so einerlei ist, zeigt zwar der Text bzw. Stellungnahme im CEE IEH #76 und Interview in #74 zu/mit Discipline. Aber was soll dieser Absatz mit den „armen“ Onkelz die nie eine Chance von links bekommen haben? Warum sollten sie? Achja, sie distanzierten sich, na dann ist ja gut. Warum denn dann nicht auch gleich die „musikalisch guten“ Störkraft, die distanzierten sich doch auch auf ihrer letzten Platte? Oder die alten ebenfalls „musikalisch guten“ Skrewdriver, die erste Platte is doch nur Punkrock ...Prost!
Ihr bezeichnet euch oft in euren Schriften als linksradikales Jugend-Kulturzentrum, wo „die Kultur vom Politschen bestimmt wird“. Dennoch vermisst man (ausser auf den Karten und dem CEE IEH) bei der Mehrzahl eurer Veranstaltungen bzw. Besuchern auch nur ansatzweise politisches Denken. Warum denn so oft nur die angesagtesten Oi , R’n’R, Ami-Hardcore Acts und nicht auch mal lieber öfter politisch eindeutigere Bands, welche durchaus ebensolche musikalische Durchschlagskraft besitzen. Wenn man die Jugendlichen erreichen will, darf man sie nicht nur mit dem füttern, was „leicht verdaulich“ bzw. musikalisch gut + nicht Nazi ist, sondern sollte sie auch mal zum Nachdenken bringen. Dafür ist gute Musik bestens geeignet, nur sollte sie doch ab und zu auch ein wenig Inhalt haben.
Ich habe auch kein Bock auf ständige 100% politische Correktness. Wo bleibt da der Spass? Aber dennoch hängt mir patriotischer, naiv-dummer Ami-Hardcore á la Agnostic Front und Warzone genauso zum Halse raus wie diese ganze trendige bierseelige Ficken-Saufen-Oi-Schiene. (Von Teilen des Publikums ganz zu schweigen). Dummheit, Machogehabe und ein Bier in der Hand sind doch hoffentlich nicht das einzige, was Hardcore, Punk und Oi heutzutage ausmachen. Wenn das der „Ausstieg aus dem braunen Scheißhaufen“ sein soll, dann frag ich mich eigentlich nur: Wohin?
Genug jetzt geschrieben!
Ich werde auch weiterhin hoffentlich oft und gerne ins Conne Island kommen und dort wie all die Jahre zuvor immer wieder unvergessliche Abende verbringen. Wofür ich mich bei euch auch herzlich bedanken möchte.
Grüsse Fab


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last modified: 28.3.2007