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das Erste, 1.3k Soviel Symphatie war nie – hätte zumindest sein können: Das deutsche Fussballteam hat bei der Europameisterschaft Landesverrat begangen und so richtig gemerkt hat’s eigentlich keiner – ausser Bild vielleicht. Unter den deutschen Linken, deren überwiegender abgrundtiefer Hass gegen deutschen Nationalfussball mehr als berechtigt ist, schaltete auch niemand so schnell, um den Mannen da im Rund voller Inbrunst die Daumen zu drücken.
Doch die gute Botschaft ist die schlechte zugleich: ohne fanatischen Patriotismus kommt man bei einem Nationen-Turnier nicht weiter als auf den letzten Platz in der Vorrunde. Die Motivationslosigkeit, mit der sich die deutschen Spieler über den Platz schleppten, aktualisiert die goldene Regel des Kapitalismus, nach der dieser nicht unwiderruflich die Nation als Götzen benötigt, wenn das Humankapital (hier: die Spielerpersönlichkeit) genügend Profit abwirft, um eine Championsleague-Monstershow nach der anderen – am liebsten per Pay-TV – frei Haus zu liefern. Es sind die erbärmlichen Pfeifenköpfe – also nicht die Schiris – aus Politik und Bonzen-Apparat, die das Nationale immer wieder aufs neue reproduzieren, da sind sich Realsozialismus und -kapitalismus grundeins.
Viele Linke haben vor nur wenigen Wochen die wohl einmalige historische Chance vergeigt, für Deutschland zu sein, in dem man sich gleichzeitig gegen das deutsche Volk hätte stellen können: die verhassten deutschen Sekundärtugenden von zähem Leder und flinken Windhunden, die so hart wie Kruppstahl seien, blieben in einem Koffer in Berlin zurück, der deutsche Gemeinschaftsgeist zeigte eine individualisierte Fratze, der Hedonismus lauerte allgegenwärtig im Hintergrund und übermannte eine Vielzahl deutscher Spieler.
Spätestens nach der Galavorstellung gegen Portugal, die schon fast punkmässig auf null Bock programmiert war, gab es keinen Zweifel mehr: wer nach solchem Vaterlandsverrat feiern kann ohne Ende und früh um Viere gar den „Anton aus Tirol“ hochleben läßt, kann kein allzuschlechter Mensch sein. Dass der Holzfällertölpel Matthäus fast der einzige war, der sich schämte, Deutscher zu sein, spricht da bände. Gegen die meisten anderen wirkte Matthäus, der Dinosaurier aus tiefsten deutschen Niederungen, wie ein Neandertaler mit Spielerpaß.
Doch der wichtige Sieg der Engländer ist bei dieser (un-)deutschen Elf leider leider nur die Hälfte wert. Darüber kann auch nicht die Tatsache hinwegtäuschen, wieviele Welten zwischen den englischen und deutschen Fans nach wie vor liegen: am 17. Juni, im direkten Vergleich, hörte man nur englische Gesänge und sah nur englische Emotionen auf Belgiens Strassen köcheln.
Und dennoch waren die deutschen Fans gegen Portugal auch ein wenig cool: sie nahmen die Niederlage mit Galgenhumor – wer hätte das gedacht.
Auf Vaterlandsverrat steht gegenwärtig nicht die Todesstrafe, sondern Rudi „Tante Käte“ Völler. Viel schlimmer hätte es eigentlich nicht kommen können, wenn ein solcher profilloser Zausel zum Interimskasper auserkoren wird, um Deutschlands Blut und Ehre aus den Spielern herauszupressen.
Stefan Effenberg, Du gute Seele der kapitalistischen Fussballwelt, ach was taugtest Du doch als Mann der Stunde, als leuchtende Ikone des Antinationalismus, wenn, ja wenn Du nicht bei den Bayern spieltest!
Gepriesen seiest du trotzdem. Die Berufung in die Nationalmannschaft lehntest Du eiskalt ab. Zum Stichwort EM fiel Dir nur das einzig richtige ein, nämlich dass Du sie Dir mit Sicherheit während Deines Urlaubs im Fernsehen anschauen wirst. Damit hast Du auch die Steilvorlage für die WM 2006 geliefert.
Im Ernst, hiermit gebe ich das Versprechen ab: Sollte es nochmal gelingen, eine national so demotivierte deutsche Truppe wie zur EM auf den Rasen zu schicken, halte ich auf Deutschland.
In diesem Sinne: Alles für Deutschland!
Ralf

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last modified: 28.3.2007