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das Erste, 1.3k , 0.0k Soviel Sympathie war nie. Was dem deutschen Spiesser ein Graus, amüsiert unsereins mächtig: „Skandale“ um „Skandale“ jagen sich gegenseitig in den Charts der Topmeldungen. Allen voran die CDU. Doch mal ehrlich. Unterm Strich taten’s doch alle für Deutschland und das ist das eigentlich Schlimme. Warum sieht das nur niemand – ausser uns?
Nun, es liegt an der patriotischen Moral, die den deutschen Nationalismus attraktiv genug auszuschmücken im Stande ist. Des Spiessers Alptraum ist es, vom Wege abzukommen – da kann das hehre Ziel noch so funkeln und glänzen.
Dass gerade zur Hoch-Zeit der „Affären“ und „Skandale“ in einer „sozialistischen Tageszeitung“ namens Neues Deutschland ernsthaft über die historische Grösse des sozialdemokratischen Urminerals Bernstein debattiert wird, liegt nicht zuletzt an dessen um die Jahrhundertwende formulierten politischen Imperativ vom Weg als Ziel. Die demokratischen Sozialisten von der PDS sind es denn auch, die gemeinsam mit den Medien besonders eifrig um die Wette geifern. Übertrumpft werden sie nur noch von den Grünen und deren Sprachrohr, der taz. Aus allen spricht die Biederkeit und Zeigefinger-Schadenfreude, nicht selbst am Pranger der Nation stehen zu müssen. Es ist das direkte Plädoyer für die unbefleckte Reinheit der Politik, das ein wahrlich gefährlich-gestörtes Verhältnis zur Macht offenbart, wie man es sonst nur von Lenins Partei Neuen Typs kennt: der dabei implizierte Glaube an die Objektivität als Richterin vor dem Herrn ist der gleiche.
Es ist jeder Macht immanent, dass sie korrumpiert. Die Frage ist letztlich immer nur die, wieviel sich eine Gesellschaft jeweils leisten will. Das bestimmt wesentlich ihren Charakter. Das jetzige Geschrei und Gezeter kann also nur schlimmes bedeuten: es ist der grün-alternativ und demokratisch-sozialistische Ruf nach einer Zementierung der alten deutschen unheilvollen Tugenden, die uns als alter Wein in neuen Schläuchen angedreht werden sollen: Sauberkeit, Ehrlichkeit, Strebsamkeit und wie sich das alles schimpft. Nur wenige widerstehen dem aus Prinzip. Zu diesen wenigen gehört Helmut Kohl, der genau weiss, welche historische Diskreditierung das „Ehrenwort“ erfahren hat – und drum gibt er es auch gerne. Allein das macht ihn so sympathisch. Ganz nebenbei kündigt er auch dem Staat seine Loyalität und taugt somit gar ein bisschen als Vorbild für Linke: nicht nur Anna und Arthur halten’s Maul gegenüber den Behörden, sondern auch unser Helmut. Wenn Helmut Kohl darauf beharrt, in einer Demokratie das Maul halten zu können, wann und wo es ihm passt, egal, ob der Mob nun zetert oder nicht, ihn schleift oder nicht, dann macht er sich zum lezten personifizierten Bollwerk der Demokratie. Seine Botschaft ist klar und deutlich: In einer Demokratie muss man das dürfen!
Etwas weitergedacht heißt das nichts anderes als: wenn Kohl sein Schweigen bricht, bricht noch mehr demokratisches Eis dieser Gesellschaft. Deshalb sind Durchhalteparolen von Links die einzige Antwort auf den gesellschaftlichen Mob, der dem Dicken ans Leder will! Das verdrängt sogar, dass auch Helmut nur für Deutschland reiten will und geritten ist.
Ralf

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last modified: 28.3.2007