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LeserInnenbrief zur Martin Büsser-Lesung.

Anmerkungen zu Ullis Leserbrief im CEE IEH #49 hinsichtlich ihrer Kritik an der Martin Büsser-Lesung am 3.10.1998

Ulli kritisiert in Ihrem Artikel im wesentlichen vier Punkte an der Lesung:
  1. Die Texte seien weder informativ noch witzig gewesen. Auch das von Büsser literarisch gewählte Stilmittel sei nicht angebracht gewesen.
  2. Martin Büsser hätte sich nicht ausreichend der Diskussion gestellt, bzw. sich bei dieser nur in Widersprüche verwickelt.
  3. Die Lesung hätte keinerlei Lösungsansätze im momentanen Popdiskurs aufgezeigt.
  4. Letztendlich stellte Ulli den Sinn solcher Veranstaltungen bzw. solcher Publikationen (also von Autoren wie Büsser, die sich in solcher Art und Weise mit dem Thema auseinandersetzen) in Frage.
Über die Art der vorgetragenen Texte, also ob sie nun witzig waren oder nicht, will ich hier nichts ausführen. Dies sind Wertungskategorien, die zu subjektiv sind, um darüber zu urteilen.
Fest steht jedoch eines. Martin Büsser wurde hinsichtlich seines Buches “If the kids are united” immer wieder vorgeworfen, daß sein Vortrags- und Schreibstil zu akademisiert sei. Mit seinem 2. Buch ist er wohl auch deswegen einen anderen Weg gegangen. Daß eine solche Art der Auseinandersetzung mit dem Thema Dir (und auch anderen, wie sich in der Diskussion gezeigt hat) nicht als geeignet erschien, ist durchaus kritikberechtigt. Allerdings bleibt insoweit festzuhalten, daß auf den Plakaten der Veranstaltung ausdrücklich stand : “Essays und Reportagen zum aktuellen Popdiskurs”. Die Art des Vortrages war somit schon vorgezeichnet.
Als ungerechtfertigt empfinde ich die Kritik, die Stories wären nichtssagend gewesen. Mit Ausnahme der Plattensammlerstory, die als witziger Break von Martin Büsser gemeint war, boten die anderen Geschichten (Jello Biafra; Phil Collins) genügend Informationen und Diskussionsanregungen. Die Story über Jello Biafra z.B. bot genügend Diskussionstoff über die Relevanz der Punkrockbewegung in heutigen subkulturellen Zusammenhängen. In dieser Geschichte ging es um die ehemalige(?) Punkrockikone Biafra, die zwar immer noch Kontakt zum us-amerikanischen Underground hat, sich aber nicht mehr herkömmlicher Punkstilmittel bedient. Er musiziert momentan elektronisch vor sich hin (LARD) und schreibt Bücher.
Weiterhin interessant und diskussionswürdig war der Umstand, das ein Vertrieb wie EFA, der einst mit großen politischen Ansprüchen antrat, sich mittlerweile derselben Mechanismen bedient wie große Musikvertriebe, indem er Martin Büsser nur wegen eines(!) Interviews per Flug in die USA schickte. Interessante inhaltliche Aussagen, die auch diskussionswürdig waren, gab es also genug.
Hinsichtlich des 2. Kritikpunktes muß ich dir teilweise recht geben. Die Diskussion verlief recht unglücklich. Allerdings lag dies zum geringsten Teil an Martin Büsser selbst. Zum einen wurde Martin Büsser in der Diskussion immer wieder in eine sehr persönliche Rechtfertigungsposition gedrängt, zum anderen versagte die Diskussionsleitung. Diesen Vorwurf muß ich mir selbst machen, da auch ich nicht regelnd in die Diskussion eingriff (ob es was genützt hätte, sei erstmal dahingestellt).
Hinsichtlich deines 3. Kritikpunktes nur soviel, daß Martin Büsser überhaupt keine Lösungsansätze aufzeigen wollte. Sein Ziel war eher eine Zustandsbeschreibung. Daß Du Dir zukünftig zweimal überlegst, solch eine Veranstaltung zu besuchen, sei Dir unbenommen, allerdings wirst Du mir Recht geben, daß der momentane Popdiskurs für jeden kritischen Macher oder Konsumenten von Subkultur ein Muß ist.
Und dabei ist es allemal besser, sich erstmal Leute aus den jeweiligen Zusammenhängen anzuhören. Gruß, Dirk!


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last modified: 28.3.2007