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Der nachfolgende Brief von Zensi bezieht sich auf den Text »X« und »K« ungelöst? aus CEE IEH #42.
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Liebes (?) CEE IEH,

da war der brief drin, 4.6k Euer Ralf ist schwer zu unterbieten, es sei denn durch ihn selbst.
Find ich’s schon wieder irgendwie gut, wenn er sich in „das letzte“in der Burroughsschen Cutup-Methode übt, so habe ich inhaltlich ganz erhebliche Differenzen.
So auch bei „»X« und »K« ungelöst?“ im Märzheft.
Ich halte es nicht für eine gute Methode, alle Leute, die keine mit der eigenen Meinung deckungsgleichen Ansichten haben, wie Feinde zu behandeln oder schlimmer, als „Trottel“, als „theoretisch minderbemittelte“ Dilettanten, über die es sich in Reich-Ranickischer Manier in arrogantem bis bösartigem Tonfall so schön herziehen läßt. Wie selbstverständlich von einer angenommenen höheren Position aus – denn Ralf gehört ja zu den Durchblickern.
erste seite, 3.4k „So war es denn“, moniert er, „auch niemals die kapitalistische Warenförmigkeit, an der eine materialistische Wertkritik hätte angesetzt werden können, sondern ‘Spekulanten’, ‘Bullenschweine’...“
Das ist seine Kritik an den OrganisatorInnen der Innenstadtaktion vom 11. bis 14.02. Dabei richtete sich der Protest genau gegen die „Warenförmigkeit“ von Wohnhäusern, wobei niemand einen qualitativen Unterschied zwischen Spekulanten und Investoren, also zwischen sogenanntem schaffendem und raffendem Kapital ausmachen konnte. Beides sind Seiten derselben Medaille. Der Vorwurf, die „Szene“, die die Innenstadtaktion gemacht hat, sei mit ihrem Protest auch gegen Spekulation „somit niemals vor antisemitischen Stereotypen gefeit“, beruht auf dem Naziklischee „Spekulant = Jude – gegen Spekulanten = gegen Juden“.
Dieses Klischee ist eine bewußte Lüge der Nazis, und was diese heute noch alles vergiftet, kann man auch aus Ralfs Artikel herauslesen. Es gibt jüdische ArbeiterInnen, Arbeitslose, HausbesitzerInnen, ... und u.a. auch jüdische ImmobilienhändlerInnen, alle Schichten, Arme und Reiche, in genau denselben Anteilen wie bei Nichtjuden.
Wenn man u.a. gegen Immobilienspekulation als Bestandteil des Kapitalismus eintritt, dann ist man eben nicht zwangsläufig Antisemit. Zumal gerade in Plagwitz für den Flächenabriß Investoren, also die sogenannte „schaffende“ Variante des Kapitals, verantwortlich sind, nämlich mit der EXPO 2000 verbandelte Firmen. Die EXPO 2000 hat eher was mit typisch deutschem Größenwahn zu tun.
Der Antisemitismusvorwurf ist nichts als eine haltlose Beleidigung. An anderer Stelle im CEE IEH meint derselbe Ralf: „daß politisch kein anderer Ausweg bleibt, als überall zu polarisieren, zu trennen...“ (S. 7). In einer Zeit 5 Minuten vor 12 ist also Spaltung der einzige Weg? Und wenn jemand das partout nicht einsieht, dann wird er eben solange Antisemit, Spießer etc. genannt, bis er die Schnauze voll hat? Ich fasse es nicht.
zweite seite, 2.2k Leider habe ich inzwischen wirklich keinen Geist mehr, mit Leuten zusammen was zu machen, von denen regelmäßig beleidigende Rundumschläge ausgehen (so z.B. auch im „Springtoifel-Papier“). Ich glaube nicht, daß es bei der Innenstadtaktion null Kritikpunkte gibt.
Ich z.B. hätte mir mehr bezug auf die polizeistaatliche Vertreibung Unliebsamer aus dem öffentlichen Raum gewünscht.
Da diese Aktion eine Inbesitznahme öffentlichen Raums durch, wenn auch noch vergleichsweise Privilegierte, Unliebsame darstellte, finde ich sie notwendig und habe auch daran teilgenommen, obwohl ich obengenannten Kritikpunkt nicht anbringen konnte.
Ich finde es schon merkwürdig, wie Ralf sich über Leute aufregt,, die für sich ein leerstehendes Haus erkämpfen möchten. Die Conne Island-Leute (der 1. Generation) haben mit einer Rathausbesetzung ihr Haus erkämpft. Jetzt, wo Ihr Euer Projekt unterm Arsch habt, findet Ralf auf einmal Bemühungen anderer, nicht so glücklicher Leute, um ihren Freiraum uncool. So was ist nicht nur vergeßlich, so was ist Alzheimer-verdächtig.
Ich argwöhne, manche von Euch, nicht bloß Ralf, wissen nicht mehr recht, was sie wollen, jedenfalls nie für lange und gleichen das damit verbundene unangenehme Gefühl mit Wadenbeißereien gegen andere aus.
Paßt bloß auf, daß das nicht dazu führt, daß Ihr irgendwann bloß noch – neben der Durchblickerfraktion, d.h. den toughsten davon, die dann noch übrig sind – Unpolitische von Kreuzerschnöseln bis zu „Rebellion-ist-erstmal-immer-gut“ auf Eurem Island habt.
Zensi


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last modified: 28.3.2007