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Folgenden Leserbrief erhielten wir als Reaktion auf das Referat der Antinationalen Gruppe, das auf der Veranstaltung „Ohne Euch wär das nicht passiert“ gehalten und im CEE IEH #37 dokumentiert wurde.
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13.10.1997

Liebe Antinationale Gruppe,
ich bin ziemlich sauer wegen Eures Beitrags auf der Veranstaltung vom 19.09.1997 im Werk II, der im CeeIeh veröffentlicht ist.
Keine Ahnung, wer was schreibt; jedenfalls wenn im selben Heft über die Notwendigkeit geschrieben wird, unpolitische Skins zu tolerieren und also nicht zu vereinnahmen, dann weiß ich nicht, warum ein paar Seiten weiter allen möglichen Leuten an den Kopf geschmissen wird, sie seien mitschuldig am Mord von Achmed Bachir („An alle vorgehend Zitierten und Erwähnten: Ohne Euch wäre das nicht passiert!“). Erwähnt werden mit unterschiedlicher Berechtigung SPIEGEL, Maxi Wartelsteiner, Kerzenträger bei Pogromnachtsgedenken, Zapatisten-Supporter und Leute, die gern im Auewald spazierengehen.
Ich muß mir jetzt ernsthaft überlegen, ob ich noch ne Demo mitmache, bei der die Antinationale Gruppe auch beteiligt ist, und wenn ich mich doch angesichts allgemein bekannter Zustände schweren Herzens dazu entschließe, denn eine interne Querele ist dann doch zu unwichtig, dann nur darum, weil meine Toleranz offenbar größer ist als die der Antinationalen Gruppe, jedenfalls, wenn es sich nicht um unpolitische Skinheads handelt.
(1)Die Betonung liegt, damit das klar ist, nicht auf „antinational“ sondern auf „Fixierung“, man könnt auch sagen „übertriebene Wachsamkeit“ oder Paranoia“
Nach der Lektüre des teilweise als fanatisch zu bezeichnenden Artikels beginne ich, eine antinationale Fixierung(1) gefährlich zu finden. Das ist ja wie zu Mc Carthys Zeiten, nur lauern diesmal die Nationalisten überall, im Klo, im Wald, im Zahnputzglas und bei den eigenen MitstreiterInnen. Eine befreite Zone gibts nur bei der antinationalen Elite. Wenn ich mal eine höchtswahrscheinlich tiefverhaßte, weil Hippieband zitieren darf: „We are stardust, we are golden“, denn wir sind die einzigen, die wissen, daß die Lösung aller, aber auch aller Probleme Antinationalismus heißt.
Ich weiß, das es schwer ist, heut unverkrampft antinational zu sein. Trotzdem find ich es am besten, das einfach zu praktizieren (was ja auch gemacht wird), statt sich verbal in alles zu verbeißen, wovon vermutet wird, daß es eine Beziehung zu einer Nation hat.
Und es ist viel, was – teilweise völlig irrationalerweise – zu letzerem gezählt wird. Mir scheint, hier wird ein verbrämter Generationskonflikt mit ausgetragen (wofür mir das Thema zu schade ist), und vieles, was auch links ist, aber Oldie, ist draußen. Damit will ich weißgott nichts zugunsten z.B. derjenigen PDS-Wähler und -Mitglieder gesagt haben, die Hoyerswerda ausländerfrei ganz prima finden. Ich meine, jetzt kommts raus, z.B. ganz egoistisch mich.
Ich hab außer gegen Faschisten u.v.a. was gegen Autopisten durch den Restauewald. Die Bäume dort halte ich nicht für nationalistisch und das Argument, man könne über eine neue Straße schneller zum Grünauer Ausländer“heim“, wenn es überfallen wird, ist demagogisch und letzen Endes eine sehr merkwürdige Variante der ungeschriebenen Grundgesetzpräambel „Freie Fahrt für freie Bürger“.
Ich glaube nicht, daß diese Differenzen es unmöglich machen zusammenzuarbeiten, ich halte sie eher für unwesentlich, möchte aber nicht mehr durch leichtfertige Formulierungen wie in diesem CeeIeh-Artikel beleidigt werden.
Ciao, Zensi



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last modified: 28.3.2007