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Aktuelles Heft

INHALT #254

Titelbild
Connewitz bleibt sächsisch
• das erste: Wider die falsche Toleranz gegenüber einer reaktionären Ideologie
Leoniden
Adam Angst
• review-corner buch: Rezension: »Einführung in islamische Feminismen« von Lana Sirri (2017)
• doku: Der Staat als Gefährder
• das letzte: Das Viertel bleibt dämlich

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Leoniden

Ziemlich lang waren die Leoniden eine dieser Bands, die kein Album vorweisen konnten. Dann erschien 2017 das selbstbetitelte Debüt und die Kritiken überschlugen sich vor Lobeshymnen. Ich muss sagen: Zu recht. Es folgten eine eigene Tour, unzählige Clubkonzerte und massenhaft Festivalauftritte. Auch in Leipzig waren die fünf Kieler damals zu Gast. Die Stencils vorm Naumanns zeugen heute noch davon. Inzwischen haben die Leoniden sämtliche Autobahnen der Bundesrepublik mehrfach befahren und auch die Festivallandschaft in einigen Nachbarländern kennenlernen dürfen. Und irgendwie war da noch genug Zeit, um die Songs für ein zweites Album zu schreiben. Das wurde von Fans und Kritiker*innen gleichermaßen gespannt erwartet. Erstere wollten endlich neues Material und damit auch die Chance auf eine neue Tour und noch mehr Konzerte. Letztere hatten die Stifte schon gespitzt, um sich erneut tobendem Applaus in Schriftform hinzugeben. Der einzigartige Sound, die eingängigen Melodien und die energiegeladene Bühnenshow – all das sorgte wie gesagt schon beim Debütalbum vorletztes Jahr für viel Wohlwollen in der deutschen Musikszene. Nun besteht bei hervorragenden Debütalben aber immer das Risiko, dass der Nachfolger da nicht mehr rankommt. Das Überraschungsmoment ist weg, man kennt den Sound jetzt. Das große Ah! und Oh! bleibt aus. Ja, sowas soll es geben.
Doch das im Oktober letzten Jahres erschienene Again kann ganz entspannt in den Vergleiche-Boxring steigen. Das Grundkonzept ist das Gleiche geblieben. Ausgehend von Indie-Rock schaffen es die fünf Kieler ein buntes Potpourri verschiedenster Stile und Genres zusammenzustellen. Indie, Disco, Hardcore, R’n‘B. Das sind die Grundbausteine. Vielleicht sind es auch Pop, Grunge, Funk und Soul. Will sagen: Bei den Leoniden sind Elemente jeglicher Musikrichtungen dabei. Diese werden dann ganz nach Belieben mit Streichern, Chören, Kuhglockensoli und jazzigen Klavierläufen erweitert. Wer also Angst vor einer musikalischen Richtungsänderung der Band hatte, kann beruhigt sein. Der Albumtitel Again weist ja auch schon ein bisschen darauf hin. Wobei eine musikalische Richtungsänderung auch sehr schwierig wird, wenn die herauszuhörenden Einflüsse ohnehin schon enorm breit gefächert sind. Damit lässt sich auch die Sorge darüber vertreiben, dass sich die Band mit mit dem neuen Album einfach wiederholen würde. Ihre Detailverliebtheit und der Perfektionismus lassen sich bei jedem Song raushören. Offensichtlich wurde alles aussortiert, dass nicht direkt als Ohrwurm hängen bleibt. Und nicht zuletzt deshalb ist es eine außergewöhnlich gute Platte. Es gibt Songs, bei denen sich eine gute Minute Zeit für ein Electro-Percussion-Kuhglockensolo genommen wird. Dann wiederum klingt ein Intro so, als ob gleich Justin Timberlake mit Cry me a River anfängt. Der »Indie-Rock-Dance-Funk-Hybrid« (INTRO) namens Leoniden haut nach wie vor alles raus, was so im Effekte-Köcher steckt. Und tatsächlich klingt das nur sehr selten überfrachtet. Eher überwiegt beim Anhören der Platte der Drang, aufzustehen und zu tanzen, sich direkt eine Konzertkarte zu besorgen oder die vom Lautsprecher überschwappende Energie irgendwie anderweitig umzusetzen. Mit Kids und People finden sich auf Again mindestens zwei Indie-Pop-Radiohits. Alone hingegen ist eine wunderschöne Misanthropenhymne auf das Alleinsein. Bei einigen Songs meint man sogar, dass die Breaks eigens für das Zünden einer Konfettikanone konzipiert wurden.
Nun kommen die Leoniden im Rahmen ihrer Kids Will Unite-Tour zurück nach Leipzig. Das Konzert im Island ist übrigens schon der Zusatztermin. Das Konzert im Naumanns im November letzten Jahres war wie viele andere Termine der Tour nach kürzester Zeit ausverkauft. Jetzt also Leoniden im Eiskeller. Das wird ein Fest, da bin ich mir sicher. Die Band kommt mit Bus und Anhänger, in dem sie ihre eigene Backline ankarren. DIY wird hier groß geschrieben und glatt geschliffen, bis er den eigenen Perfektionismusansprüchen genügt. Immer die eigenen Sound- und Lichtleute dabei und den selbstgebastelten Bühnenhintergrund. Ich hab gehört, dass die sogar proben! Am Ende bleibt nur die Frage: Wer tanzt ekstatischer – Publikum oder Band? Oder (für Instagram- und sprechchoraffine Fans): WAS GEHT DENN AB? Schon das ARD-Morgenmagazin wusste: »Leoniden live, das ist immer eine große Party.«

[abr]

 

11.02.2019
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