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Aktuelle Termine

CEE IEH-ARCHIV

#230, Februar 2016
#231, März 2016
#232, April 2016
#233, Mai 2016
#234, September 2016
#235, Oktober 2016
#236, November 2016
#237, Dezember 2016

Aktuelles Heft

INHALT #233

Titelbild
Editorial
• das erste: Gott und Staat
• inside out: Jahresbericht 2015
Klub: Electric Island X Veranda X Julian W. SWEET 18
Filmriss Filmquiz
Kleine Bühne Smokers Special

25 Jahre nach dem rassistischen Pogrom von Hoyerswerda
Räbbordy #2 - Das Hip Hop Quiz
DEATH INDEX / LA VASE (CAFEKONZERT)
Endstation Griechenland. Flucht in eine Sackgasse.
Wheelchair Skate Day
Skeletons, White Wine Double Release
All4HipHopJam 2016
Boysetsfire + Wolf Down
• review-corner event: Tag der offenen Tür in der Flüchtlingsunterkunft Braunstraße
• position: »The world has avoided another war«
• doku: Unser Elend ist euer Kapital!
• doku: „Im Tal der Ahnungslosen“ – Rassismus in Sachsen damals wie heute
• doku: Offene Grenzen als Utopie und Realpolitik
Digitalisierung und soziale Verhältnisse im 21. Jahrhundert
• das letzte: Die IHK Leipzig im Kampf um Freiräume für Investorenträume
Neue Titel im Infoladen

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Jahresbericht 2015

des soziokulturellen Zentrums Conne Island

Das Jahr 2015 brachte für das Conne Island viele kleinere und größere Herausforderungen mit sich. Wie auch in den vergangenen Jahren bestand die größte Anforderung weiterhin in der dringend nötigen Wieder-Annäherung von Business und Anspruch – ein Prozess der wohl noch viele Jahre anhalten wird. Dem Wunsch nach Innovation und Diversität konnte das Conne Island wieder einmal gerecht zu werden - was gleichzeitig mit einer steigenden Zahl an Veranstaltungen einherging. So fanden 2015 insgesamt 357 Veranstaltungen im eigenen Haus statt. Das sind 69 mehr als 2014. Ein besonderes Augenmerk lag 2015 u.a. auf der Förderung von jungen, vor allem weiblichen Bands und Künstler_innen. Die Auseinandersetzung mit den Themen Anti-Sexismus und Emanzipation fand jedoch nicht nur durch Musik, sondern auch in Informations- und Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und Workshops statt. Aber auch hinsichtlich Themen wie der Neuen Rechten oder Flucht und Asyl nahm sich das Conne Island 2015 den notwendigen Raum und die Zeit, sich selbst und sein Umfeld kritisch zu beleuchten, Positionen zu finden sowie weiterführende Diskussionen anzustoßen.

Sich die Fähigkeit erhalten zu haben, Kultur auf sehr hohem Niveau anzubieten und gleichzeitig auch das Wie und Warum zu hinterfragen, zeichnet das Conne Island aus und ist der Grund dafür, dass das Projekt nun mitten in der Planung seines 25-jährigen Jubiläums steckt.

Kultur – Sozialverträglichkeit und Innovation

Seit vielen Jahren konstatieren die Conne Island-Macher_innen, dass das Veranstaltungspensum kaum zu schaffen ist und leider müssen wir feststellen, dass wir dieser Entwicklung auch im Jahr 2015 nicht entgegenwirken konnten. Wie bereits 2014 wurden auch 2015 mehr Veranstaltungen umgesetzt als im Vorjahr – insgesamt 357. Davon waren mehr als ein Drittel kostenlose Formate, also inhaltliche Veranstaltungen, Workshops und Outdoor-Veranstaltungen. So sind die Halftime, die als Outdoor-Reihe im letzten Sommer einen regelrechten Boom erlebt hat, das HipHop Battle Word!Cypher, das Filmriss Filmquiz oder Sportveranstaltungen, wie der jährlich stattfindende Little Sister Skate Cup und das zweijährlich durchgeführte Tischtennisturnier, feste Bestandteile unseres kostenfreien Programms.. Zusätzlich gab es 2015 neben dem wieder aufgelegten No Crap Flohmarkt auch Raum für insgesamt vier Ausstellungen, z.B. Die verschwiegenen Toten – Opfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990 und eine Theatervorführung mit dem Titel Asyl Dialoge.

Die Zunahme kostenloser bzw. niedrigpreisiger Angebote ist ein Ergebnis generell steigender Ticketpreise bzw. unseres Anspruchs dem entgegenzuwirken und auch Jugendlichen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln einen Zugang zu und Teilhabe an Kultur und gesellschaftlichem Diskurs zu ermöglichen. Auch das Bedürfnis vieler Conne Island-Macher_innen nach familienfreundlichen Angeboten trug dazu bei, aus einer erweiterten Perspektive zu planen und besonders Outdoor-Veranstaltungen im Frühjahr und Sommer für Kinder und Eltern zugänglicher zu machen, sodass sich das Konzept des generationsübergreifenden Projektes immer mehr durchsetzt.

Inhaltlich wurde sich in Veranstaltungen u.a. mit verschiedenen Aspekten des Feminismus und Sexismus, des Antisemitismus, Nationalismus, sozialer Kämpfe und rechter Gewalt auseinandergesetzt. So beschäftigte sich ein Workshop mit Antisemitismus in der Linken und ein anderer mit Sexismus und Übergriffen in linken Zusammenhängen. Des Weiteren fanden z.B. eine Vortragsreihe zur Neuen Rechten sowie dem Verhältnis von Demokratie und Volksherrschaft, eine kritische Informationsveranstaltung zum Marsch des Lebens, eine Diskussionsveranstaltung zu Gewalt, Militanz und emanzipatorischer Praxis und eine weitere Veranstaltungsreihe unter dem Motto Politik vs. Musik – Wie geht das zusammen? statt. In einer Lesung im Januar 2015 beleuchtete der Autor Sascha Lange das Thema Meuten, Swings & Edelweißpiraten. Jugendkultur und Opposition im Nationalsozialismus. Es wurden im Rahmen von Lesungen und Diskussionsveranstaltungen zahlreiche Bücher vorgestellt. Darunter Antifa Genclik. Eine Dokumentation (1988-1994), ein Werk, das einen Beitrag zu linker Bewegungsgeschichte leistet und Debatten zu antifaschistischem Widerstand, migrantischer Selbstorganisation, linken Bündnissen und antirassistischer Politik anregt. Auch die Kooperation mit der Veranstaltungsgruppe Roten Salon wurde weitergeführt: Im Rahmen der Veranstaltungen 1000 Jahre Bürgerlichkeit, Tipple Orchester und Für immer Punk möchte ich sein. In der letztgenannten wurde beispielsweise mit Uli Krug, Roger Behrens und einer Vertreterin vom Conne Island über die heutige Notwendigkeit von linken Zentren debattiert.

Neben den niedrigschwelligen bzw. kostenfreien Angeboten konnte das Conne Island auch 2015 wieder in gewohnter Manier mit absoluten Highlights der Pop- und Subkultur aufwarten: Die Grammy-Gewinner_innen von Alabama Shakes, die Hardcore-Helden von Agnostic Front und Bane, die schwedischen Oi!-Urgesteine Perkele und die der englischen Band Cock Sparrer sowie die Chart-Stürmer Antilopen Gang konnten das Publikum restlos begeistern. Ein ganz besonderes Highlight 2015 waren die zum fünften Mal stattfindende All 4 Hip Hop Jam bei der u.a. Talib Kweli auftrat, das Open Air Festival Angst macht keinen Lärm in dessen Lineup sich u.a. Pascow, Turbostaat und Love A wiederfanden und das Geheimkonzert der Toten Hosen. Ein wichtiges Anliegen des Conne Islands war es aber auch, Newcomer_innen wie Die Nerven, Turnstile oder LIIMA einen Platz auf unserer Bühne zu bieten. Ein weiterer Schwerpunkt lag darin, weiblichen Bands und Künstlerinnen eine Plattform zu geben, weshalb wir u.a. einen Female Punk Showcase veranstalteten. Dazu gab es zahlreiche Klub-Abende, die sich der elektronischen Tanzmusik widmeten, beispielsweise Electric Island: Mapi loves Island oder die ausschweifende 24-Stunden-Party Electric Island KANN X Giegling.

Aufgrund der immer geringeren Variabilität im Booking durch feste Tourdates und den schwindenden Einfluss auf die Zusammenstellung von Konzerten, konnte sich das Conne Island einer weiteren Öffnung für Kooperationen mit Veranstalter_innen, Agenturen und Künstler_innen nicht entziehen. Dies birgt sowohl Vor- als auch Nachteile: Kooperationen mit Agenturen bzw. Veranstalter_innen sind mittlerweile unumgänglich, um besonders heiß gehandelte Acts auf unsere Bühne zu bringen. Dabei kommt es automatisch zu einem gewissen Kontrollverlust. Doch auch das finanzielle Risiko sinkt – gleichzeitig aber auch der Gewinn. Durch die ständig steigenden Produktionskosten bei Konzerten fällt der wirtschaftliche Faktor leider immer stärker ins Gewicht, wobei gleichzeitig der Spielraum für kulturell hochwertige aber defizitäre Shows geringer wird. Die Zusammenarbeit mit einzelnen Künstler_innen oder Bands bzw. die gemeinsame Durchführung von Shows mit Einzelpersonen oder Crews birgt im Gegensatz dazu vor allem das Potential für eine Erweiterung der subkulturellen Bandbreite und frischen Wind. Die weitergeführte Kooperation mit der Crew um die Veranstaltungsreihe CLOSER eröffnete dem Conne Island auch 2015 eine neues Publikum und ein Netzwerk, ohne das eine Reihe im Bereich HipHop/RnB/Pop nicht den gleichen Erfolg feiern würde. Zudem holten wir eine neue Kooperationsveranstaltung, die Female Focus Reihe nach Leipzig. Hierbei handelt es sich um eine gemeinsame Veranstaltung des Conne Islands mit SPRINGSTOFF, einem Berliner Musiklabel und Booking Agentur, die in erster Linie eine Plattform für Künstlerinnen und Musikerinnen ist.

Die Konkurrenz mit anderen Locations in Leipzig fordert permanente Innovation. So hat sich gezeigt, dass z.B. die notwendige Fusion des vermeintlichen Selbstläufers Electric Island mit den bis dahin eigenständigen Formaten Sub.Island, Inbetween und weiteren elektronischen Reihen zu dem genreübergreifenden Konzept Klub eine richtige Entscheidung war. Denn auch 2015 konnten wir dadurch unabhängig von Genre-Schubladen experimentelle Clubabende veranstalten und dabei Künstler_innen einladen, die so innovativ und individuell sind, dass sie in kein bestehendes Konzept passen würden.

Doch nicht nur im elektronischen Bereich erwartet das Publikum mehr als noch vor einigen Jahren. Auch in den Sparten der sogenannten Stromgitarre – Hardcore, Punkrock, Oi! und Metal – muss häufig mehr geboten werden, um die teils horrenden Ticketpreise zu rechtfertigen. Dies brachte das Conne Island dazu, 2015 nach vielen Jahren wieder einmal ein Open Air Festival zu veranstalten. Beim Angst macht keinen Lärm, bei dem sieben Bands spielten, genossen über 1.200 Gäste einen unvergesslichen Tag auf dem Freigelände des Conne Islands. Auch fand 2015 erneut ein Konzertnachmittag in der Skatebowl des Conne Islands statt. Bei der zweiten Punk Matinée im Bowl – Bowlantis – einem familienfreundlichen Event, gab es neben vier Bands außerdem eine Hüpfburg, eine Schießbude, eine Geisterbahn und einen Zuckerwattestand.

Veranstaltungen wie diese entsprechen nicht nur dem Anspruch nach Innovation und Diversität, sondern sie sparen mittelfristig oft Kosten und Aufwand, bedeuten für die Mitwirkenden an den jeweiligen Tagen jedoch Arbeit und Stress.

Eine weitere feste Größe im Conne Island ist das 2 cl–Sommerkino, welches seit nunmehr sechs Jahren in vertraulicher Zusammenarbeit mit der Cinémathèque Leipzig stattfindet. Im Juli 2015 wurden insgesamt 20 Filme mit insgesamt 892 Besucher_innen (Durchschnittliche Besucherzahl pro Film: 44) und im August 2015 ebenfalls 20 Filme mit insgesamt 1238 Besucher_innen (Durchschnitt: 65) im Freiluftkino auf dem Conne Island-Gelände gezeigt. Die Besucher_innenzahl hat sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren erhöht, was alle Beteiligten darin bestätigt hat, dass das Sommerkino eine Erfolgsgeschichte ist.

Trotz einer immer größer und zum Teil notwendig werdenden Professionalität finden immer wieder junge Crews oder Einzelpersonen den Weg ins Conne Island, um mit erfrischender Leichtigkeit und gesunder Sorglosigkeit ihre kulturellen Vorstellungen umzusetzen. Davon profitiert stets auch der doch sehr eingefahrene Veranstaltungsalltag des Conne Island und nicht zuletzt natürlich die kulturelle Vielfalt.

Projekte

Sk8 Island

Die Zusammenarbeit des Conne Island mit der Skate- und BMX-Szene in Leipzig trägt auch zwei Jahre nach der Sanierung des Skateparks weiterhin Früchte. Alle Akteur_innen sind an dem Projekt weiterhin mit großem Elan, viel Engagement und kreativen Ideen beteiligt. Auch 2015 konnten im Rahmen des Sommerferienpasses mit überragender Resonanz Skateworkshops für Mädchen und Jungen angeboten werden. Darüber hinaus umfasste das Workshop-Angebot auch zwei Tage, an denen sich explizit Mädchen und junge Frauen im Alter von 17 bis 27 Jahren unter Anleitung in der Skatebowl ausprobieren konnten. Das Konzept der Nachwuchsförderung und des Mädchen- und Frauen-Empowerment beweist sich seit vielen Jahren als sehr sinnvoll und muss unbedingt beibehalten werden.

Im Jahr 2015 hat das Conne Island auch einen ersten Versuch gewagt, den Skatepark Kindern und Jugendlichen mit Gehbehinderung zur Verfügung zu stellen, um sich im Chairskating – Skateboarden im Rollstuhl – zu versuchen. Unterstützung erhielten wir durch David Lebuser, den ersten professionellen Chairskater Deutschlands, und seine Begleitung Lisa Schmidt, die den Workshop mit ihrem Know-how leiteten. Gefördert wurde das Projekt u.a. von Aktion Mensch. Der Erfolg war überragend und hat gezeigt, dass das Angebot für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen unbedingt ausgebaut werden muss. So wird auch 2016 der Wheelchair-Skateday erneut stattfinden.

Über das komplette Jahr verteilt fanden in Selbstorganisation durch die Skate-Crew zahlreiche Builders Days statt. Die Skater_innen bauten in diesem Rahmen weitere mobile Skate-Elemente, um auch außerhalb der großen Betonbowl Tricks üben zu können. Auf der Skate-Anlage und auf den Asphaltflächen um den Veranstaltungssaal ist täglich Betrieb und oft sind die Sportler_innen bis in die späten Abendstunden selbst im Herbst und Winter bei Flutlicht und Musik anzutreffen.

United on Wheels

Ein weiteres großes Projekt 2015 fand unter dem Motto United on Wheels – Deine, meine, unsere Stadt! statt. Zielgruppe waren neben Migrant_innen bzw. Asylbewerber_innen aller Altersschichten auch Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 28 Jahren als stärkste Multiplikator_innen. Den ersten Teil des Projekts bildeten die sogenannten Bike Days, bei denen den Teilnehmer_innen Fahrräder zur Verfügung gestellt wurden, die im Vorfeld durch Privatspenden zusammenkamen. Durch die Unterstützung des Bike Department Ost wurden im Voraus außerdem alle notwendigen Ersatzteile, Werkzeuge und wichtiges Zubehör, wie Schläuche, Kettenöl oder Schlösser,besorgt, um die Fahrräder an den beiden Projekttagen gemeinsam wieder in Schuss zu bringen. Die Teilnehmer_innen haben somit nicht nur gelernt, wir ein Fahrrad aufgebaut ist, sondern auch, wie einfach es sein kann, kleinere Reparaturen selbst zu erledigen. Der wichtigste Ansatz des Projektes lag im solidarischen Miteinander des Workshops. Alle haben sich gegenseitig unterstützt und dadurch viel voneinander lernen können. Schließlich fuhren die Teilnehmer_innen am Ende mit einem eigenem Fahrrad nach Hause, wodurch der Alltag der Migrant_innen bzw. Asylbewerber_innen an Flexibilität und Selbstständigkeit gewonnen hat.

Im Anschluss an den zweiten Bike Day fand die Tour de Bike statt, ein weitere Bestandteil des Projekts United on Wheels – Deine, meine, unsere Stadt!. Gemeinsam ging es auf einen Fahrradausflug in den Wildpark und an den Cospudener See.

Die Skate Days, die den dritten Teil des Projekts darstellten, fanden eine Woche nach den Bike Days statt. Die Workshops wurden an dem gut erreichbaren Skate Spot in der Anton-Bruckner-Allee durchgeführt. An beiden Tagen wurde zunächst ein zweistündiger Einsteiger_innenkurs angeboten und im Anschluss konnten die Teilnehmer_innen sich im freien Training weiter ausprobieren und den langjährigen Skater_innen aus dem Urban Souls e.V. Fragen stellen. Alle Projekttage waren sehr gut besucht und die Teilnehmer_innen zufrieden über ihre neu erworbenen Fähigkeiten, das gewonnene Selbstbewusstsein und den Austausch. Auch dieses Projekt wird 2016 fortgeführt.

70 Jahre Befreiung – Nichts daraus gelernt?!

Das Projekt 70 Jahre Befreiung – Nichts daraus gelernt?! beinhaltete neben einem Vortragsabend mit Lothar Galow-Bergemann zum Thema Demokratie oder Volksherrschaft? - Warum die Verhältnisse nicht besser werden, wenn das Ressentiment mehrheitsfähig ist, außerdem die Filmvorführung Der letzte der Ungerechten von Claude Lanzmann. Mit den beiden Veranstaltungen sollte das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung beleuchtet werden. Insbesondere im Kontext des Aufschwungs der Neuen Rechten bundes- und europaweit konnte das Conne Island somit einen Beitrag zum vielseitigen Diskurs über historische Verantwortung, aktuelle Gefahren durch Nationalismus und die Realität des neuen deutschen Wohlfühlpatriotismus leisten.

Refugees Support CI

Im Zuge der Errichtung von Gemeinschaftsunterkünften im Leipziger Süden im Sommer 2015 hat sich der Bedarf an Angeboten für Geflüchtete auch im direkten Umfeld des Conne Islands erhöht. Dem wollte das Conne Island als soziokulturelles Zentrum natürlich gerecht werden. Denn Integration wird von allen Seiten gefordert und nur selten wirklich gefördert. Anliegen der Conne Island-Macher_innen war und ist es dabei allerdings nicht (allein) als Sozialarbeiter_innen aufzutreten, die die jungen Menschen aus den Unterkünften lediglich punktuell beschäftigen. Vielmehr ist der Ansatz, Chancen aufzuzeigen, wie man selbst aktiv wird, Ideen entwickelt und umsetzt und ohne ein Denken in Hierarchien gemeinsam etwas auf die Beine stellt. Alle Menschen, unabhängig von ihrem Status, sollen ihr eigenes Potential erkennen und sich selbst nicht nur als Konsument_innen von Angeboten, sondern als aktiver Teil des Ganzen verstanden wissen. Statt nur über Migrant_innen bzw. Asylbewerber_innen zu diskutieren und Demonstrationen gegen rassistische Tendenzen der Gesellschaft zu veranstalten, will das Conne Island sein Umfeld sensibilisieren, direkt auf Asylsuchende zugehen und ihnen vermitteln, dass sie Teil der Gesellschaft sind. Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, ihre Freizeit nach ihren Wünschen zu gestalten, sich zu verwirklichen und gemeinsame Erfolge zu genießen. Asylsuchende und Migrant_innen müssen in einer Stadt wie Leipzig, die einen sehr hohen Anspruch an ihre Bürger_innenschaft hat und Weltoffenheit proklamiert, selbstverständliche Akteur_innen in Kultur und Gesellschaft sein. Das Conne Island möchte dazu beitragen, dass dieser Idealzustand erreicht wird und Fragen wie Wo kommst du her und wann gehst du dahin zurück? aus dem Alltag verschwinden. Deshalb hat sich im Juli 2015 ein Kreis von 20 Ehrenamtlichen im Conne Island zusammengetan und die Projektgruppe Refugee Support CI gegründet. Diese bot zwei Mal täglich an vier Tagen in der Woche einen Deutschkurs mit Kinderbetreuung an. Hierzu gab es einen intensiven Austausch mit den Geflüchtetenunterkünften im Leipziger Süden. Jeder Kurs wurde von zwei Ehrenamtlichen geleitet und hatte durchschnittlich eine Gruppenstärke von acht bis zehn Personen. Außerdem arbeitete die Gruppe in enger Zusammenarbeit mit dem Offenen Freizeittreff Am Mühlholz des Mühlholzkeller e.V., wo seit August 2015 ca. 50 unbegleitete minderjährige Geflüchtete leben. Mit und für die Kinder und Jugendlichen gestaltet die Refugee Support CI u.a. Projektnachmittage. Gemeinsam wurde Basketball gespielt, Skateboard im Conne Island Skatepark gefahren, der Sportraum aufgesucht oder ein Konzert am Abend besucht.

Das Conne Island führte darüber hinaus 2015 die 50cent for Refugees Regel ein, wodurch Geflüchtete für nur 50 Cent an den Veranstaltungen teilnehmen können. Zusätzlich sammelte das Conne Island seit Anfang des Jahres Sach- und Geldspenden, die u.a. den Leipziger Johannitern und der Willkommensinitiative Rosswein zu Gute kamen.

Kritische Begleitung der 1000 Jahre Leipzig – Feierlichkeiten

Seit einigen Jahren befindet sich Leipzig in einem Transformationsprozess vom ostdeutschen Schmuddel-Sternchen zum Mekka der Schönen, Jungen und Innovativen. Die Stadt scheint sich nicht entscheiden zu können, ob sie zugunsten des Status als echte Großstadt bereit ist, ihre immer noch provinziell-verschrobenen Positionen gegenüber Subkultur und alternativen Lebensformen über Bord zu werfen – Standortfaktor vs. Aufruhr. Der Mythos von der Heldenstadt will nicht wanken und stellt scheinbar so viel politisches Engagement dar, dass zahlreiche Leipziger_innen selbstzufrieden seit 25 Jahren davon zehren können. Trotz der sehr guten Zusammenarbeit ist und bleibt die Position des Conne Island zur andauernden Selbstverliebtheit der Stadt kritisch, weshalb wir 2015 1000 Jahre Likezig zum Anlass genommen haben, um diese Haltung wieder einmal intern zu diskutieren und mit dem Projekt Dislikezig sowie der Diskussionsveranstaltung 1000 Jahre Bürgerlichkeit des Roten Salons kritisch und kreativ nach außen zu tragen.

Subkultur erfahren, Diskriminierung entgegentreten

2015 wagte sich das Conne Island in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partner_innen wie dem Theatrium in Grünau, dem Eduventis e.V., der Girlz Edit-Crew, dem Urban Souls e.V. und dem Fanprojekt Leipzig an das Pilotprojekt Subkultur erfahren, Diskriminierung entgegentreten, in dem es um aktive Nachwuchsförderung in Kultur und Politik sowie offensive Einstiegsangebote ins Conne Island und in (Sub-)kulturen ging. Jugendlichen der Louise-Otto-Peters-Schule im Alter zwischen 13 und 16 Jahren wurden die Subkulturen, die am und um das Conne Island vertreten sind, vorgestellt. Sie bekamen die Möglichkeiten, sich in verschiedenen Bereichen von Djing über Skateboarding und Fußball, bis hin zu Rap und Filmproduktion auszuprobieren. Das Ganze war ein großer Erfolg, denn durch die Arbeit mit den Jugendlichen wurde deutlich, dass eine Aufklärung darüber, welchen Einfluss Diskrimierung in fast jeder Subkultur hat, warum das Conne Island Homophobie, Sexismus, Rassismus, Nationalismus und andere Formen von Diskriminierung kategorisch ablehnt und wie diesen Problemen praktisch begegnet werden kann, unabdingbar ist. Das Conne Island will auch zukünftig dazu beitragen, dass Jugendliche Ansatzpunkte zur gesellschaftlichen Teilhabe und Entfaltung von Interessen und einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln.

Politik vs. Musik – wie geht das zusammen?

Das Conne Island ist seit beinahe 25 Jahren nicht nur für sein umfangreiches Kulturprogramm, sondern vor allem durch die öffentlich gemachten Diskussionen um Künstler_innen und deren Inhalte bekannt. Es legt seine Standards in Bezug auf Sexismus, Rassismus, Homophobie, Antisemitismus usw. nicht nur an sich selbst an, sondern vor allem auch an die Acts, die die Conne Island Bühne betreten. Interne und öffentliche Dispute über unterschiedliche Maßstäbe, vermeintliche Zensur oder kommerzielle Zwänge sind dabei vorhersehbare, wenn auch nervenaufreibende Begleiterscheinungen.

Diese konfrontative Herangehensweise stellt für das Conne Island seit jeher den einzigen vorstellbaren Umgang mit dem Zusammenspiel von Politik und Musik dar. Immer wieder stößt es dabei auf Unverständnis von Künstler_innen oder Agenturen für ihre Hartnäckigkeit – oft wird es aber auch von anderen Veranstalter_innen oder dem Publikum für seine scheinbare Inkonsequenz gescholten. Längst scheint es, als ob sich zwischen dem Druck der Agenturen, der kommerziellen Notwendigkeit eines professionalisierten Kulturalltags und dem eigenen politischen und kulturellen Anspruch der Raum für Auseinandersetzung in Luft auflöst.

Ausgehend von der Diskussion um Sinn und Unsinn der Debatte über die sogenannte Grauzone hat sich 2015 eine Projektgruppe im Conne Island zusammengetan und eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel Politik vs. Musik – wie geht das zusammen? konzipiert. Die Reihe bestand aus drei Podien. In der ersten Veranstaltung waren die Künstler_innen Sookee, Wolfgang Wendland von den Kassierern und Maik Weichert von der Band Haven Shall Burn zu Gast. Auf dem Podium der zweiten saßen Philipp Styra (Four Artists Booking), Humberto Pereira (KKT - Kikis Kleiner Tourneeservice) und Marc Nickel (M.A.D. Tourbooking) als Vertreter von Agenturen. Und zur dritten Runde waren Vertreter_innen der Leipziger Locations Werk II, Felsenkeller und dem Conne Island geladen. Auf allen Veranstaltungen wurden nicht nur Erfahrungen hinsichtlich der Frage ausgetauscht, ob Politik und Musik zusammengehören, sondern es wurde auch kontrovers diskutiert und zugleich versucht, gemeinsam ein klareres Verständnis der Grenzen bei der Vermischung von Kunst und Politik sowie im Umgang mit dem Publikum zu finden – eine Aufgabe, die sich das Conne Island auch in den kommenden Jahren weiterhin stellen wird.

Frauen in der elektronischen Musik – Girlz Edit

Das bereits 2013 begonnene Projekt Girlz Edit stellte sich auch weiterhin als Paradebeispiel für nachhaltige Mädchen- und Frauenförderung heraus. Der DJ-Proberaum für Frauen und die dort regelmäßig durchgeführten Workshops erfahren rege Beteiligung und brachten zahlreiche ambitionierte weibliche DJs hervor, die sich auch 2015 im Rahmen der Benefizdiskos oder der Girlz Edit Clubveranstaltungen beweisen konnten. Trotz noch immer bestehender Hürden und einem kaum zu übersehenden Ungleichgewicht kann konstatiert werden, dass ein positiver Wandel der Wahrnehmung von Frauen in der männerdominierten Szene zu verzeichnen ist. Einige junge Frauen der Girlz Edit Crew, wie Neele, Buzy A und CHARLOTTE, werden mittlerweile nicht nur in verschiedene Leipziger Clubs, sondern auch in Berlin und andere deutschen Städten als DJs gebucht. Somit zeigt sich, dass das vielseitige Engagement des Conne Islands, aber auch anderer Initiativen und Clubs, durchaus Früchte trägt.

Politik

Das Conne Island tauchte im 2014 veröffentlichten Sächsischen Verfassungsschutzbericht für 2013 im Zusammenhang mit der Werbung für ein Konzert mit den Bands Empowerment, WolfXDown, Barren und Angstbreaker auf. Die Freiheit von Kunst und Satire schien den Verfassenden und auch heute noch einigen Leser_innen kein Begriff zu sein. So gibt es immer noch Menschen, wie den CDU-Stadtrat Ansbert Maciejewski oder Mitarbeiter_innen der Bild-Redaktion, die sich das Conne Island trotz gegenteiliger Stellungnahmen von staatlichen Behörden als eine zentrale Anlaufstelle für Linksextremisten und Mittelpunkt linksextremer Gewalttäter (Zitat) herbei halluzinieren. Dass eine Karikatur als menschenverachtend und aggressiv bezeichnet wird, während die Verfassungsschutzbehörden mit der Verschleierung ihrer augenscheinlichen Unfähigkeit und Korruption im Zuge der Aufdeckung der NSU-Morde beschäftigt waren und rassistische Gruppierungen wie PEGIDA und Co. erst gar nicht ins Visier genommen werden, überraschte das Conne Island nicht, ist aber gleichwohl erschreckend und vollkommen unverständlich.

Quasi zeitgleich mit der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichtes 2014 wurde dem Projekt Verein mitgeteilt, dass im Zeitraum Februar 1999 bis Oktober 2000 dessen Telekommunikation sowie der Brief- und Postverkehr durch das Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) überwacht wurde. Auch weitere Projekte und Einzelpersonen erhielten Mitteilungen zu Überwachungsmaßnahmen, die teilweise bis 1996 zurückreichten. Die ergebnislosen Ermittlungen aufgrund von angeblich geplanten Straftaten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung (Zitat) sowie die verspätete Mitteilung über die Maßnahmen machten erneut deutlich, wie verbissen die Behörde seit Jahren versucht, linke Strukturen und Aktivitäten zu diskreditieren und zu kriminalisieren. Wir gehen davon aus, dass die Überwachung nicht auf die angegebenen Zeiträume beschränkt war und uns in den nächsten Jahren noch weitere Mitteilungen dieser Art ins Haus stehen werden. Die gesetzliche Verpflichtung der Behörde, den Abschluss der Maßnahmen zeitnah mitzuteilen, wurde hierbei grob missachtet. Das Conne Island klagte gegen die Überwachung und stellte so deren Rechtmäßigkeit infrage. Das Verfahren ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

Professionalisierung und Ehrenamt

Der Trend zur Belastung am Limit setzte sich 2015 für die festangestellten Mitarbeiter_innen des Projekt Verein e.V. fort und betraf auch viele der ehrenamtlich Aktiven. Durch die stark vorangeschrittene Professionalisierung des Veranstaltungsbetriebes sowie der Gastronomie konnten im Laufe der letzten Jahre viele Abläufe und Aufgaben vereinfacht und effizienter gestaltet werden. Zwar schafft diese Entwicklung hin zur zentralisierten Organisation durch Festangestellte punktuell Entlastung und Sicherheit, jedoch nimmt sie häufig auch den Spielraum, Neues zu probieren oder auch Dinge schlicht entspannter anzugehen. Professionalisierung wird im Conne Island stets ambivalent betrachtet und nicht selten als Last und Gegensatz zum ursprünglichen DIY-/Punkrock-Prinzip verstanden.

Ein Großteil der Vereinsarbeit wurde auch 2015 von ca. 250 Ehrenamtlichen gestemmt. Viele der Ehrenamtlichen beklagen jedoch weiterhin, dass ihre Kapazitäten durch Studium, Beruf und Familie schwinden. Nichtsdestotrotz fanden viele neue junge Menschen den Weg ins Conne Island um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Sie konnten dazu beitragen, das Prinzip Ehrenamt zu stärken. Es ist erklärtes Ziel des Conne Island, Erfahrungen weiterzugeben, neuen Leuten den Zugang zu Wissen und Verantwortung zu ermöglichen und dem schleichenden Prozess der Professionalisierung und Zentralisierung bewusst etwas entgegenzusetzen.

Die Balance zwischen eigenem Anspruch und Erwartungen von außen zu finden, ist eine Herausforderung, die das Conne Island seit jeher begleitet und die es weiterhin bereitwillig annimmt.

Personalsituation

Obwohl eine Festanstellung im Conne Island aus finanzieller Perspektive mit steigenden Leipziger Mieten und Lebenshaltungskosten von Jahr zu Jahr unattraktiver wird, konnten wir feststellen, dass die Möglichkeiten und Freiheiten der Vereinsarbeit für viele junge Menschen offensichtlich noch immer sehr attraktiv waren. Im Zuge der Neubesetzung der Geschäftsführung, einer halben und einer ganzen Stelle im Booking, einer halben Stelle im Bereich Computeradministration und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Elternzeitvertretung im Bereich Layout und Öffentlichkeitsarbeit, konnten zahlreiche hochqualifizierte Bewerbungen verzeichnet werden. Der Verein steht also aufgrund seines kulturellen Niveaus und der unkonventionellen Struktur als Arbeitgeber bei jungen Kreativen hoch im Kurs. Dies ändert leider nichts daran, dass der Haustarif des Conne Island dem Arbeitsaufwand und der Verantwortung des Großteils der Stellen nicht gerecht wurde und von angemessener Bezahlung weiterhin nicht die Rede sein konnte. Eine Lohnerhöhung konnte 2015 nicht vorgenommen werden.

2015 bestanden im Verein 13 Festanstellungen, davon fünf halbe, sieben ganze und eine Minijob-Stelle. Zusätzlich gab es eine FSJ Kultur-Beschäftigung. Obwohl die Erweiterung der Angestelltenstruktur dem Anspruch an ein umfangreiches und vielschichtiges Ehrenamt widerspricht, wurde aufgrund der Professionalisierung und des Veranstaltungspensums in der Gastronomie der Bedarf nach einer zusätzlichen Festanstellung (temporäre Sommerstelle) sichtbar. Zudem zeigte sich, dass eine Aufstockung bzw. Umwandlung der Ticketing Minijob-Stelle zu einer halben Stelle unumgänglich ist. Dem wird 2016 Rechnung getragen.

Finanzen

Steigende Ticket- und Eintrittspreise bei Kulturveranstaltungen und Getränkepreiserhöhungen erwecken den Eindruck, dass der Verein immer größere Gewinne verzeichnen müsste – ein Trugschluss. Die Umlage der steigenden Kosten von Gagen, Flügen, Hotels, Betriebs- und Nebenkosten auf die Preise sorgt seit Jahren für Unmut auf Seiten der Gäste, aber auch im Conne Island selbst. Angesichts der Tatsache, dass das immer noch vergleichsweise niedrige Preisniveau nur deshalb bestehen kann, weil üblicherweise entlohnte Aufgaben wie Security oder Gastronomie im Conne Island bis auf die Organisation durch Festangestellte ausschließlich ehrenamtlich abgedeckt sind, kann von Überteuerung keine Rede sein. Die Gewinne wurden auch 2015 fast ausschließlich für die Deckung der Personalkosten, Miete und Betriebskosten verwendet bzw. in die Instandhaltung der Technik und des Freigeländes investiert oder dienten als Eigenmittel für Projekte.

Der Kulturbetrieb allein erwirtschaftete keine Gewinne, da profitable Veranstaltungen lediglich experimentelle bzw. finanziell risikoreiche Veranstaltungen gegenfinanzierten. Es wurde kein Überschuss abseits von Investitionsrücklagen für Technik und der angemessenen Sicherung der Löhne und Sozialversicherungsbeiträge erwirtschaftet.

Die im Sommer 2014 angesetzte Umsatzsteuersonderprüfung, die auf Unklarheiten im Rahmen der Finanzierung der Sanierung des Skateparks 2013 basierte, zog sich das komplette Jahr 2015 durch. Dabei traten Fehler bei der Verbuchung von Gastronomieeinnahmen bzw. Ausgaben im Bereich des Catering bzw. des Personalverbrauchs zu Tage. Besonders die Versorgung der Ehrenamtlichen während der Dienste mit Getränken schlägt wesentlich stärker zu Buche, als in der Vergangenheit angenommen. Dennoch bleibt diese geringe Gegenleistung für die geleistete Arbeit für das Conne Island eine Selbstverständlichkeit, was auch dem Finanzamt gegenüber verständlich gemacht werden konnte. Die Prüfung beeinträchtigte das Conne Island ungemein. Zunächst führte sie zu verständlichen Unsicherheiten, vor allem aber beeinträchtigte sie den Arbeitsablauf des Vereins gravierend, u.a. durch einen selbst auferlegten Sparkurs. Gleichzeitig trug sie dazu bei, Lösungen für über die Jahre eingeschliffene Fehler bzw. vorherrschende Unwissenheit zu finden, sodass bestimmte Bereiche in der Gastronomie nun gewissenhafter bearbeitet werden. Schließlich wird die Prüfung durch die umfangreiche Zuarbeit und Korrekturen des Conne Islands sowie zahlreiche Gespräche mit dem Finanzamt im April 2016 zu einem Ende kommen. Aufgrund der Verschiebung der Ausgaben für Catering und Personalversorgung in den Kulturbereich und den daraus entstehenden vermeintlich höheren Einnahmen im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb hat das Conne Island nichtsdestotrotz größere Nachzahlung der Ertragssteuer für die Jahre 2009 bis 2013 abzuleisten.

Die Trennung zwischen ideellem Bereich, Zweckbetrieb und wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb und die zugrundeliegenden Steuerformen im Steuerrecht für Vereine bergen zahlreiche Fallstricke, die sich auch in den kommenden Jahren negativ auf die finanzielle Lage des Vereins auswirken werden.

Bau – Kein Ende in Sicht

Im Jahr 2015 beruhigte sich die Bausituation kaum im Vergleich zu den Vorjahren. So konnten notwendige kleinere Ausbesserungen auf dem Freigelände vorgenommen sowie die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer_innen in den Veranstaltungssaal des Conne Island verbessert werden. Die Einfahrt zum Gelände des Conne Islands, die Instandsetzung des Spielplatzes und des Saaldachs konnten jedoch auch 2015 aufgrund der beschränkten Mittel nicht berücksichtigt werden. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt konnte 2015 fortgesetzt werden und gibt uns eine gewisse Sicherheit für eventuelle bauliche Maßnahmen in den nächsten Jahren.

Zudem konnte durch die Förderung des SMWKs und des Kulturamtes die technische Ausstattung des Veranstaltungssaals des Conne Island modernisiert werden. U.a. mit der Anschaffung eines neuen Ton- und Lichtpults, neuer Endstufen, Monitore sowie Funkmikrophone war es möglich, den technischen Standard an das Niveau des kulturellen Programms ein weiteres Stück anzunähern. Die Modernisierung stellt einen wichtigen Schritt im Prozess der Professionalisierung des kulturellen Veranstaltungsbetriebes dar. Nach wie vor besteht allerdings Bedarf an Investitionen, welcher in den kommenden Jahren erfüllt werden muss.

Ausblick

Im kommenden Jahr feiert das soziokulturelle Zentrum am südlichen Zipfel Leipzigs sein 25-jähriges Bestehen. Und trotz aller Widrigkeiten kann das Conne Island mit Stolz behaupten, in Bezug auf Standards und Angebotsbreite keinen Schritt zurückgewichen zu sein. Um neue Ideen und Ansätze auch weiterhin formulieren und erfolgreich umsetzen zu können, soll auch im 25. Jahr des Conne Island besonderes Augenmerk auf die Förderung des eigenen Nachwuchses gelegt werden – nicht aus reinem Selbsterhalt, sondern um veränderten Bedürfnissen neuer Generationen gerecht werden zu können. Der Partizipationsansatz des Conne Island lebt davon, dass Handlungsweisen und Strukturen überdacht, weiterentwickelt und auch verworfen werden können, um Platz für Neues zu schaffen. Dies muss jedoch mit dem Selbstverständnis des soziokulturellen Zentrums und der Rolle, die es als wichtiger sozialer und kultureller Ort im Leipziger Süden spielt, einhergehen.

Die 2014 begonnene Auseinandersetzung mit Forderungen aus dem Umfeld des Conne Island und auch mit Vorstellungen und Bedürfnissen einer neuen Generation innerhalb des Projektes, wird auch 2016 einigen Raum beanspruchen. Wir verstehen dies jedoch nicht als Belastung, sondern als unumgänglichen Teil eines soziokulturellen Zentrums, welches sich nicht nur auf vergangenen Errungenschaften ausruht, sondern Kultur und Gesellschaft nur mitgestalten kann, wenn es selbst dynamisch bleibt. So verspricht auch 2016 für den Verein ein Jahr voller spannender Diskussionen und konstruktiver Aushandlungsprozesse zu werden.

Es bleibt abzuwarten, ob die angespannte finanzielle Situation durch die Veränderungen der steuerlichen Verhältnisse, die fortbestehende Konkurrenz mit anderen Locations in Leipzig sowie die Notwendigkeit einer Aufstockung von Stellen Auswirkungen auf das Jahr 2016 haben wird. Eine ganz besondere Herausforderung wird die Neubesetzung der Buchhaltungsstelle darstellen, die mit Ende 2016 ansteht. Im Großen und Ganzen geht das Conne Island mit gehobenem Haupt ins Jahr 2016 und zeigt keine Anzeichen von Ermüdung, auch wenn es einen Teil seiner Punkrock-Attitüde zugunsten der Professionalisierung ablegen musste.

Das Conne Island ist dabei, sich sowohl in kultureller als auch politischer Hinsicht neu zu sortieren und Prozesse und Standpunkte an neue Gegebenheiten anzupassen. Die Grundsätze der Arbeit des Vereins bleiben bestehen: Partizipation, Empowerment, Eigeninitiative und eine offene, auf Ehrenamt basierende Struktur sind erfolgreiche Prinzipien, die immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden müssen und als Orientierung dienen. Ein Projekt, das über derart lange Zeit gewachsen ist und für sich beansprucht, nach wie vor einer der wichtigsten Orte für Pop- und Subkultur in einer kulturell so vielseitigen Stadt wie Leipzig zu sein, kann nicht an der Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Umfeld sparen.



Projekt Verein e.V.

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23.05.2016
Conne Island, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
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