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das letzte, 1.8k
Der baggernde Singerfahrer Gundermann hat ein Problem.
„Wenn auch nicht mehr lange, denn seine Kohlegrube wird bald geschlossen.“
Ist da ein Hungerstreik vorprogrammiert? Ich schlösse mich an. Denn mit Kohlegrube weniger Müll in Konzertsälen ostdeutscher Provinz. Gundermann ist nämlich
„keiner, der alles weiß, auch, wenn er - früher öfter als heute - mit seiner großen Klappe aneckte. Er ist auf der Suche nach Geheimnissen. Er denkt darüber nach, ob sein Bagger lebt; er freut sich, wenn Nazis in seine Konzerte kommen und zuhören: er ist dankbar dafür.“
Wenn jemand darüber nachdenkt, ob etwas lebt, das sich nicht freuen kann, weil es nicht merkt, ob Nazi oder Gundermann, ist es Zeit, dafür dankbar zu sein, daß sich über Geschmack doch nicht so allseitig streiten läßt.

Die „junge Welt“ hilft dabei leider auch immer weniger. Den Weg zum Rattenfänger scheint sie gerade zu beschreiten:
„Denn je schlechter es den Leuten geht, desto mehr werden sie fragen, warum sie Parteien wählen sollen, die diesen Abstieg zulassen und fördern. Angesichts einer weitgehend desolaten Linken, die immer noch nichts davon wissen will, ihr altes und eigentliches Thema neu zu stellen, würde das eher rechten Populisten nützen.“
Abgesehen davon, daß mir nicht ganz einleuchtet, wie man ein
„Thema stellt“,
bleibt die Frage zu klären, ob das
„alte eigentliche“
vielleicht nur so viel gebracht hat, als daß es in der Konsequenz den
„rechten Populisten nützte“,
die sich entweder als das Original erwiesen oder gar gleich aus den eigenen Reihen kamen.

Daß es natürlich Erfolge gab, will ich gar nicht bestreiten. Einen davon brachte erst jüngst Hobbyhistoriker Augstein ins Gedächtnis:
„Ich weiß, was es gekostet hat, die Wehrmacht rückblickend in die Verantwortung für die Verbrechen des Nazi-Diktators mit einzubeziehen. Gelungen ist es. Das war ein Durchbruch nach vorn.“
Besser kann man das konstituive Element der Bundesrepublik kaum auf den Punkt bringen.
„Mit einzubeziehen“
sei der Gedanke, vielleicht auch mal darüber zu reden, daß Adolf möglicherweise nicht gleichzeitig überall sein konnte. Ein kleines bißchen muß man auch
„die Wehrmacht rückblickend“
rümpfen, warum sie sich so mir nichts dir nichts einfach mit
„einbeziehen“
ließ. Aber zum Glück kann festgehalten werden, daß Adolf doch überall war. Und das ist dann auch der eigentliche
„Durchbruch nach vorn.“

Bei derlei Geschichtsbild wirft sich auch die Frage auf, wie es sich die FAZ wagen kann, konsequenterweise die Wahrheit zu konstatieren:
„Wer Fremdrenten an Aussiedler und DDR-Übersiedler als Fremdlast wertet, der müßte dazu auch alle in den neuen Ländern gezahlten Renten rechnen; diese sind nach vergleichbaren Regeln bemessen worden.“
Und diese
„Regeln“
funktionieren nur, wenn Begriffe wie Volksgemeinschaft mit Leben erfüllt werden. Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, gerade die Frage stellen, warum denn das nun ausgerechnet auch für die Zonis gelten soll, kann ich Ihnen hocherfreut mitteilen, daß Sie Besandteil des Volkskörper sind. Bravo.
Ebenso wie Reiner Eppelmann.
„In einer Zeit, in der immer mehr Arbeitsplätze und damit der schon selbstverständlich gewordene Wohlstand gefährdet sind, ist kein Platz mehr für Streit und Hader. Es darf nicht mehr darum gehen, den anderen platt zu machen und vorzuführen, wenn es kracht im sozialen wirtschaftlichen Gefüge der Bundesrepublik. Die Suche nach gemeinsamen Interessen hat die wichtigste Rolle zu spielen, nicht der eifersüchtige Egoismus.“
Sozialpartnerschaftlicher Inzest heißt das Ziel, das auch gleichzeitig der Weg ist. Als hätte Eppelmann nicht schon genug angerichtet mit seiner Enquete-Kommision für die Reinwaschung der Bundesrepublik.

Der vor Gleichnisschwere überbordende Leiter des Leipziger Schauspiels, Wolfgang Engel, bekennt:
„Ich bin und bleibe ein DDR-Mensch. Wenn ich hier Tagesschau sehe, denke ich immer noch: Das ist Westfernsehen, das geht mich nichts an.“
Weder der Vorwurf, politisch nicht durchzublicken, noch, daß es ihn nichts angeht, soll hier folgen. Vielmehr ist es angezeigt, in dieser unbedeutenden Publikation all jene für dazugehörend zu benennen, die einen solchen Trottel auch noch das Recht zubilligen, politisch das Maul aufzureißen.
Also nochmal: Er, der Engel, erwartet politische Entscheidungen vom Stadtparlament in Leipzig, von dem er weiß,
„das geht mich nichts an“,
um sich sagen zu lassen, was ihn angeht und zu dem Schluß führen soll, ihm den fetten Arsch zu retten, der nicht schmaler ist, als der eines jeden „Szene“-Vogels. Denn nur deshalb interessiert das hier kein Schwein.

Ralf


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last modified: 28.3.2007