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das letzte, 1.8k
Die Frage des Monats wurde schon im Januar gestellt. Auf die Feststellung des Soziologen Richard Seunett, Professor an der New Yorker University, daß
„ein Arbeitnehmer in den USA“
heute durchschnittlich elfmal
„in seinem Berufsleben den Arbeitgeber“
wechselt, fragt Rainer Lingenthal in der WOCHENPOST (4/96):
„Steckt in einem unsteten Berufsleben nicht auch ein Stück Befreiung von der Dominanz der Arbeit ?“
Hm. Ja, auch. Nur, daß die Arbeit als Freizeitvergnügen eher ein deutsches Modell eines „Bündnis für Arbeit“ ist, und als solches nur von PDSlern und deren Anhang als Befreiungsmodell kolportiert wird. Denn:
„Der Wunsch, Probleme gemeinsam zu lösen, hat seit dem Krieg maßgeblich dazu beitgetragen, daß der soziale Friede gewahrt blieb. Die Neigung zum Konsens bietet jetzt die Chance, daß die verkrusteten Deutschen den Aufbruch doch noch schaffen werden. Sie haben es sich schließlich versprochen.“ (FAZ)
Jedoch nicht nur
„sich“,
auch anderen. Einmal Schicksalgemeinschaft, immer Schicksalgemeinschaft. Auch in der Zone.
„Wie deutsch war die DDR ?“
Fragt das Nazi-Blatt „Deutsche Wochen-Zeitung“.
„1. Während der vierzigjährigen Existenz der DDR blieb der deutsche Charakter der dortigen Bevölkerung gänzlich unangetastet.
2. Ostberlin ist es gelungen, ein Aussterben der Deutschen zu verhindern.
3. Deutsche Belange wurden verteidigt.
4. Die Nationale Volksarmee stand weit mehr in der deutschen Militärtradition.
5. Die innere Sicherheit wurde in der DDR gehütet.“
Trotzdem brachte der Bundesparteitag der PDS in Magdeburg im ehemaligen SKET-Kulturhaus unter der Losung „Kommunen stärken - Gesellschaft von unten verändern“ viel Gutes für die Menschen. Hier ein kurzer Auszug aus dem verabschiedeten Programm:
„Es treten Komplikationen auf beim Kontakt mit Macht, Geld und Politik. Wird eine gute Idee durch die Filter und Kompressoren geleitet, dann kommt sie nicht nur an Wert und Masse geschmählert hervor, sondern erzeugt in ihrer dogmatischen Form auch Wirkungen, die gerade das Gegenteil dessen bedeuten, wofür sie ursprünglich beabsichtigt war.
So erklärt sich, warum praktisch jede Revolution in der Geschichte gescheitert ist.“*
Weitere Essentials des 2-Tage-Parteitages teilt dann das ND mit:
„Die Erbsensuppe, die am Vortag noch sechs Mark gekostet hat, ist heute eine Linsensuppe und kostet nun neun Mark.“
Wie kann, so frage ich, eine Zeitung, die vor Jahren noch als „Organ“ organisiert war, aus einer
„Erbsensuppe“
eine
„Erbsensuppe“
machen, die für neun Mark zur
„Linsensuppe“
sich wandelt, als gäbe es seit ‘49 Raider in der Zone ? Doch halt, nicht die „Sozialistische Tageszeitung“ zeichnet verantwortlich, sondern „Amo Catering Magdeburg“.
„Das junge Team bewirtschaftet das ehemalige SKET-Kulturhaus, und wenn im Februar Stefanie Härtel auf die Bühne geht, wird die Kasse wieder klingeln.“
Jedoch kein Groschen fallen. Weder bei der PDS noch beim ND.
Im Kampf gegen die uns so bedrückende Politikverdrossenheit muß jedes Mittel recht sein. Geschichten, die das Leben schreibt, stehen beispielsweise in der WELT:
„Stabsunteroffizierin Nicole Müller. Die Sanitäterin ist die einzige Frau, die nach Kroatien abfliegt. Ihre Familie steht am Rollfeld. Mutter und Schwester machen sorgenvolle Gesichter. ‘Ich habe wirklich Angst um Nicole.’, sagt die Mutter und versucht zu lachen. Volker Rühe geht auf sie zu und versichert: ‘Für die Sicherheit ihrer Tochter und der anderen Soldaten ist alle Vorsorge getroffen.’ Mutter Müller schaut ihn ernst an und bedankt sich. Noch einmal winkt sie ihrer Tochter zu, bevor diese Richtung Kroatien aufbricht. Dann sagt sie: „Ich werde jetzt jeden Tag die Nachrichten sehen.“
Es gibt aber nicht nur schöne Sachen auf der Welt. Dafür haben wir „Das Moderne Nachrichtenmagazin“ FOCUS:
„Am 21.Januar ist Roman Herzog zur ersten Afrikareise seiner Amtszeit aufgebrochen. Alle Bewohner des dünnbesiedelten Gebiets scheinen herbeigeströmt zu sein, um den Bundespräsidenten zu feiern. ‘Nein, nein’ , winkt Herzog ab, ‘die bejubeln nicht mich, die freuen sich, daß ein Repräsentant Deutschlands kommt. Denn sie wissen, daß die Deutschen ihrem Land viel geholfen haben.’ Von Verarmungsursachen Afrikas erfährt der Bundespräsident kaum etwas. Dennoch kehrt Bundespräsident Roman Herzog als ein Veränderter nach Deutschland zurück: ‘Die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Afrikaner, die kann man eben aus Berichten und Filmen nicht erfahren. Und ich habe viele Afrikaner kennengelernt, von denen ich felsenfest überzeugt bin, daß sie ihr Schicksal und das ihrer Länder selbst in die Hand nehmen.’ Diesen Menschen beizustehen, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Nur so könne verhindert werden, daß die Probleme Afrikas in Form von Armutsflüchtlingsströmen unvorstellbaren Ausmaßes zu uns kommen.“
Dabei hilft dann „Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ DER SPIEGEL:
„Die Braut des Soldaten war früher das Gewehr. Jetzt ist die ‘starke Truppe’ zu Wasser, zu Lande und in der Luft mit Fotoapparaten und Video-Kameras hochgerüstet: Touristen in Uniform beim Out-of-area-Einsatz.“
Zu dokumentieren, wo
„Armutsflüchtlingsströme unvorstellbaren Ausmaßes“
sich formieren, ist sie ausgerückt. Uns zu zeigen, wo
„diesen Menschen beizustehen..., für ihn eine Selbstverständlichkeit.“
„Das bedeutet: Die Antipathie gegenüber Asylbewerbern, ja sogar die Furcht vor ihnen ist wesentlich weiter verbreitet als gemeinhin angenommen. Das sollte jeder wissen, den Mitgefühl mit Minderheiten zur Konfrontation mit einer sich bedrängt fühlenden Mehrheit verleitet.“ (DIE WELT)

Ralf

*Ahem, kleiner Scherz: Nicht die PDS-Programmatik wandelt da auf prophetischen Pfaden. Des Beiheft zum „Operation Mindfuck-Poptheaterspektakel“ sorgte da für gute Laune. Danke nochmals.

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last modified: 28.3.2007