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Es wird Frühling in Sachsen


Vorbemerkung der Redaktion: An seinem diesjährigen Geburtstag erfüllte sich dem Autor der nachfolgenden Zeilen ein nicht gestellter Wunsch, doch dafür hatte er gekämpft, gelitten und gejodelt: Der sächsische Ministerpräsidenten-Darsteller zog den Vorhang zu.
Dieser historische Anlass war Gunnar Schubert Anlass, für das People-Magazin CEE IEH seine Tagebücher zu öffnen. Sie weisen ihn als intimen Kenner höfischer Verhältnisse und filigranen Beschreiber der heimatlichen Volksseele aus. Wo andere im Kunsthandwerk verbleiben, zeichnet er mit großem Pinselstrich ein Panorama der sächsischen Heimat und ihrer Insassen. In Auswertung der ersten Analyse der Schriften schrieb der Ammerzeller Götterbote von der „große(n) weiße(n) Hoffnung der Montagsdemonstrationen.“
Die Auswahl der exklusiven Beiträge aus den „Tagebüchern 2003“ wurde von der CEE IEH-Kulturleitung besorgt.
      Dabei verrät dieses persönliche Engagement vor allem eines über Milbradt: Er ist grundsolide und strebt danach, das Geld zusammenhalten. Lädt er zu Gesprächsrunden, gibt es meist nur Fettbemmen (deftig belegte Brotscheiben).
      Dr. Reiner Burger am Vortag der Rücktrittsankündigung in der „Zeitung für Deutschland“ in seinem ihm eigenen Deutsch
Was würden Sie von einem Mann halten, den der industrienahe Bund der Steuerzahler mit Lob überhudelt hat? Ein eigentlich nur als Mann herausgeputzter Ärmelschoner, der mal den Kämmerer in Münster gab. Sie würden, soviel verstehen Sie über den Antagonismus Kleingeld vs. menschliche Würde, die Bekanntschaft meiden. In Sachsen wird das aber zuerst Finanzminister, dann Ministerpräsident. Warum man es, welches da, wo ein menschlich Herz schlagen sollte, um gut zu sein, zu lieben und Freude denen zu geben, die auch freundlich sein wollen, nur eine festverzinsliche Wertanlage mit unzureichender Kapitaldecke auf Rentenbasis trägt, warum man dieses nichtseiende Sein im Allgemeinsein, warum man es hier in Sachsen so will und braucht und nimmermehr ziehen lässt, das war mir allzeit unergründlich. Bis auf den heutigen Tag. Da stand es in der Illustrierten Focus Money.
      Bei uns sind die Löhne bis zu sieben Mal höher als in Tschechien oder Polen. Wir müssen deutsche Sozialhilfeempfänger zu niedrigeren Löhnen als bisher in Arbeit bringen.
Die Sozialhilfe läge aber derzeit leider über den von Unternehmen „sinnvollerweise“ zu zahlenden Billig-Löhnen. Gleichzeitig würde mit den noch billigeren Billig-Löhnen hier der Ausländer als solcher bei der anstehenden EU-Osterweiterung draußen gehalten.
      Ich würde Sachsen sofort zum Testgebiet für aktivierende Sozialhilfe machen, wenn ich darf,
so der Menschenfeind.

Wenn ich darf – so spricht der ewige, unbelehrbare Mitläufer. Nach unten treten, nach oben buckeln. Deshalb ist er hier so beliebt, weil sie in ihm einen der ihren erkannt, sich selber in ihm gesehen haben. Sozusagen als höchste Form der Unterwürfigkeit.
Und auch Menschen mit Hirn und Herz können nun verstehen, dass es nichts zu verstehen gibt. Es ist die hündische Treue zum Herrchen. Es ist die Sehnsucht nach der Unterwerfung, die einem zwar kein Leben, das aber dafür in voller Zuwendung garantiert.

1. Mai-Plakat, 59.6k

Rechenaufgabe („Es gibt nur ein Rudi Völler“)

ddp:
      Wegen gefährlicher Brandstiftung in der Villa von DFB-Teamchef Rudi Völler ist ein 47-jähriger Handwerker vom Kölner Landgericht (...) verurteilt worden. Völlers Leverkusener Gründerzeit-Villa war im Dezember 2001 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nach Ansicht des Kölner Landgerichts ist der Angeklagte für das Feuer verantwortlich, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag mitteilte.
      (...) Völler hatte damals im Zeugenstand den Schaden an seiner Villa auf 1,2 Millionen Euro beziffert. (...)
      Der Mann, der damals an den Renovierungsarbeiten der Villa beteiligt war, soll laut Anklage aus Frustration darüber, dass der Generalunternehmer ihm sechsstellige, ausstehende Honorarforderungen nicht zahlen wollte, das Feuer gelegt haben. (...)
dpa vom selben Tage:
      Wegen eines ausländerfeindlichen Brandanschlags auf ein Asylbewerberheim hat das Landgericht Chemnitz vier junge Männer (...) verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass drei junge Männer im August 2002 aus ausländerfeindlichen Motiven einen Brandsatz gegen das Gebäude im erzgebirgischen Jöhstadt geschleudert hatten.
      Nach Einschätzung der Vorsitzenden Richterin, Ruthgard Ströer, sind die Tatbestände Sachbeschädigung sowie schwere Brandstiftung in Einheit mit versuchtem Mord bei drei Verurteilten erfüllt. Der vierte Verurteilte hatte den Brandsatz nur hergestellt und damit Beihilfe geleistet, hieß es in der Begründung. Ein fünfter an der Tat Beteiligter wird wegen anderer Straftaten verfolgt, sein Verfahren wurde abgetrennt.
      Die Brandstifter hatten vor dem Molotow-Cocktail bereits Steine und eine Billardkugel auf das von 65 Menschen bewohnte Heim geschleudert. Während der Verhandlung zeigten sie sich geständig, gaben auf teilweise hartnäckiges Nachfragen eine rechtsextremistische Gesinnung und Hass auf Ausländer als Gründe an. Die Zugehörigkeit zu einer organisierten Gruppe bestritten sie jedoch (...)
Fall 1: Eine Villa hat den vom Besitzer angegebenen Wert von 1,2 Millionen Euro. Ein um sein Geld betrogener Handwerker zündet aus Wut das menschenleere Gebäude an. Gefährliche Brandstiftung.

Fall 2: Ein runtergekommenes, mit 65 „Negern Inhalt“ gefülltes Asylbetrügerheim versuchen vier bzw. fünf Jugendliche nicht aus niederen materiellen, sondern ideellen, also rassistischen und ausländerfeindlichen Gründen, in Brand zu stecken. Schwere Brandstiftung in Tateinheit mit versuchtem Mord in 65 Fällen.

Frage: Wie entscheiden deutsche Gerichte am 15. April unabhängig voneinander über die Fälle?

Antwort zu Fall 1: Verurteilung zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft.

Antwort zu Fall 2: Verurteilung zwischen eineinhalb Jahren sowie einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung. Dazu 120 Stunden gemeinnützige Arbeit und ein sozialer Trainingskurs.

Aber, werden vielleicht einige LeserInnen in Aufwallung frühlingshaft-menschlicher Gefühle sagen, es waren doch im zweiten Fall Menschenleben in Gefahr! Menschenleben, ich bitt` Sie, man kann es auch übertreiben. Belaster unserer Sozialsysteme. Neger, eben. Daneben ist anzumerken, denen und dem Haus ist doch nichts passiert, während die schmucke Gründerzeit-Villa perdu ist.
Und etwas darf man bei der Rechenaufgabe nicht vergessen, die bekannte Unbekannte. Das deutsche Empfinden, welches in der Formulierung „Es gibt nur ein Rudi Völler“ zur passenden Entäußerung fand.

Gunnar Schubert

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last modified: 22.4.2008