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Die Aktion 3. Welt Saar veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Flugschriften zu Themen, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden.
dokumentation, 1.1k

Mit Islamismus gegen
die Aufklärung


      „Es gibt viele moderate Moslems, doch der Islam selber ist nicht moderat.“
      (Taslima Nasrin, Schriftstellerin)
Man darf sich nicht daran gewöhnen, den fundamentalistischen Islam, den sogenannten Islamismus, als legitimen Bestandteil einer bunten, kulturellen Vielfalt, einer Multi-Kulti-Idylle zu betrachten oder gar als Partner im Kampf gegen die dem Kapitalismus innewohnenden Ungerechtigkeiten. Islamisten, die von ihnen propagierte Rückkehr zu einem einfachen, urtümlichen Leben und ihr Kampf gegen die „westliche Vorherrschaft“, die Moderne im Allgemeinen und die Aufklärung im Besonderen, sind keiner Sympathie und Unterstützung wert. Wer an Emanzipation interessiert ist, kann den fundamentalistischen Islam in all seinen Varianten nicht tolerieren.

Die traditionelle Auffassung des Islam, dass die Unterwerfung unter Gott und der Glaube im Mittelpunkt des Lebens stehen müsse, dass also die Pflichten der Gläubigen Gott gegenüber Priorität haben und nicht die Freiheiten und Rechte des Individuums, führt u.a. dazu, dass Aussagen des als Gottes Wort geltenden Korans wörtlich genommen werden. Daraus folgend hat dann die Aufforderung zum Jihad, zum „Heiligen Krieg“ gegen die Ungläubigen, bis als einzige Religion der Islam übrig bleibt (Sure 2, Vers 191 und 193) fatale Konsequenzen. Hier wird nicht nur der autoritäre Kern des Islam offenbar, sondern diese Auffassung verhindert auch, den Islam mit den Menschenrechten und einer aufgeklärten Auffassung von Politik und gesellschaftlichem Zusammenleben in Einklang zu bringen. Islamismus wird von seinen Vorkämpfern als strenge, kompromisslose Umsetzung der islamischen Tradition verstanden, die nicht nur das Privatleben umfasst, sondern Arbeit und Wissenschaft sowie sämtliche öffentliche und politische Bereiche.

Reformer aufverlorenem Posten?

Während Macht und Unterdrückungspotential des Christentums infolge von Aufklärung und Säkularisierung geschwächt sind und seine Dogmen nur noch von verhältnismäßig wenigen Gläubigen buchstabengetreu verstanden werden, steht ein vergleichbarer Prozess im Islam noch am Anfang. Liberale Moslems distanzieren sich von einer fundamentalistischen Haltung und dürfen auf keinen Fall damit identifiziert werden, eben weil sie die heiligen Schriften des Islam nicht zur Bagger, 23.9k absolut verbindlichen Richtschnur machen. So ist das Eintreten des aus Syrien stammenden Politikwissenschaflers Bassam Tibi für einen säkularen „Euroislam“ ebenso zu begrüßen wie der Einsatz laizistischer Moslemverbände für die Trennung von Religion und Staat. Zu nennen ist etwa die „Initiative der säkularen und laizistischen BürgerInnen aus islamisch geprägten Herkunftsländern in Hessen“ (ISL). Vielfach stehen unterschiedliche Ausprägungen des orthodoxen Islam, der zumeist die Machtpositionen in Staat und Klerus inne hat – und damit über die Definitions- und Sanktionsmittel hinsichtlich „richtigem“ religiösem Lebens verfügt – solchen Reformern jedoch feindselig gegenüber(1). Das verhindert es, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, die Verse des Korans und die Hadithe zu interpretieren oder gar historisch zu relativieren und neue Richtlinien aufzustellen.

Todesdrohungen gegen Abtrünnige

Der sudanesische Friedensaktivist und Bürgerrechtler Mahmud Taha, Kopf der islamischen Reformbewegung „Republikanische Brüder“, wurde von der „Islamischen Weltliga“ als Ketzer verurteilt und 1985 hingerichtet(2). Kritiker des Islam aus moslemischen Herkunftsfamilien wie der englische Schriftsteller Salman Rushdie und die aus Bangladesch stammende Atheistin und Frauenrechtlerin Taslima Nasrin werden von Fundamentalisten ebenso mit dem Tode bedroht wie die niederländischsomalische Ex-Parlamentarierin Ayaan Hirsi Ali. Viele müssen wie Nasrin im Exil oder wie Rushdie versteckt leben. Auch Menschen, die mit ihnen kooperierten, wurden ermordet, wie zum Beispiel Rushdies japanischer Übersetzer(3) oder im September 2004 Hirsi Alis Projektpartner, der Filmemacher Theo van Gogh. Nach Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland standen dessen Vorsitzende Mina Ahadi und ihre ehemalige Stellvertreterin Arzu Toker wegen Morddrohungen zeitweilig unter Polizeischutz.

Islamisten gegen befreites Leben

Der Jihad der Islamisten richtet sich gegen ein befreites, genussbetontes Leben. Denn dafür steht bei ihnen „der Westen”, vor allem repräsentiert durch die USA und Israel. Ihr „Antiimperialismus” hat nichts zu tun mit emanzipatorischer Gesellschaftskritik, mit dem Kampf um Beendigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, sondern ist ein rückwärtsgewandtes, nihilistisches Projekt. Das islamische Recht, die Scharia, bedeutet Unterdrückung von Frauen, die sich äußert in Kopftuch- und Schleierzwang, Zwangsverheiratung, Steinigung von Ehebrecherinnen und Ehrenmorden. Zu den grausamsten Riten in Teilen des islamischen Machtbereiches gehört die genitale Verstümmelung junger Frauen(4). Schwule und überhaupt alle, die anders leben möchten, als es der kollektive Zwang vorschreibt, werden verfolgt. So sehr sie auch die Moderne denunzieren, von deren technischen Errungenschaften machen Islamisten nichtsdestoweniger Gebrauch. Sie nutzen moderne Waffentechniken ebenso wie das Internet.

Globaler Islamistischer Terror

Islamisten propagieren und führen weltweit den „Heiligen Krieg“, den Jihad, gegen alle „Ungläubigen“, ob Juden, Christen oder Atheisten. Zweck des Jihad ist es, den Nichtmoslems den Islam aufzuzwingen und die ganze Welt dem „einzig wahren Glauben“ zu unterwerfen. Dabei ermorden „Heilige Krieger“ gezielt auch unbeteiligte Zivilisten. Häufig tun sie dies mittels Selbstmordattentaten, ihr eigenes Leben bedeutet ihnen nichts. Im Mittelpunkt ihrer Mordaktionen steht die israelische Bevölkerung und seit der Entmachtung Saddam Husseins ebenfalls die irakische. Aber wenn es der Kampf gegen die Ungläubigen nötig macht, agieren sie auch global. Erinnert sei an die verheerenden Anschläge von Islamisten am 11.9.2001 in New York und Washington, am 12. April 2002 im tunesischen Jerba, am 11. März 2004 in Madrid, sowie blutige Geiselnahmen tschetschenischer Islamisten in Russland, wie zum Beispiel Anfang September 2004 in einer Schule in Beslan. Weitere tödliche Attentate führten Islamisten am 7. Juli 2005 in London und am 23. Juli 2005 im ägyptischen Sharm El-Sheik durch. Ihre religiösen Wahnvorstellungen suggerieren den Mördern dafür Lohn im Paradies. Einen ganz diesseitigen Lohn verschaffen sie ihren Familien, denen nach erfolgreichen Anschlägen materielle Zuwendungen zuteil werden. Mit Befreiung hat das nichts zu tun. Ebenso wenig ist es aus der Verzweiflung ausgebeuteter, unterdrückter und verarmter Massen verständlich. Denn die Mehrzahl der Selbstmordattentäter kommt aus wohlhabenden Verhältnissen und nirgendwo sonst sprengen sich die „Verdammten dieser Erde“ selbst in die Luft und versuchen dabei, möglichst viele Zivilisten mit in den Tod zu nehmen(5).

Islamistischer Judenhass

Wichtigste Gemeinsamkeit aller islamistischen Strömungen ist ihr unbändiger Antisemitismus, der sich vor allem als Antizionismus äußert und auf die Vernichtung Israels ausgerichtet ist. Der ideologisch und terroristisch geführte Jihad gegen Israel ist nicht die Folge israelischer Besatzungspolitik, wie zur Rechtfertigung angeführt wird. Pogrome gegen Juden in Palästina gab es schon lange vor der Gründung des Staates Israel, und über die massive Diskriminierung der Juden in Palästina schrieb schon Karl Marx(6). Der Vater der arabisch-palästinensischen Nationalbewegung, der ehemalige Mufti von Jerusalem, Haj Amin al-Hussaini, wollte die Juden vernichten und begrüßte die Machtergreifung der Nazis in Deutschland. „Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet „ forderte er in einer Radioansprache für den Berliner Rundfunk am 1. März 1944. Seine Kollaboration mit den Nazis gipfelte in seiner direkten Beteiligung am Holocaust, unter anderem, indem er 20.000 Freiwillige für die bosnischmoslemische Waffen-SS rekrutierte. Das sind Fakten, die dem verbreiteten Palästinenserbild im Wege stehen und auch deshalb heute in der islamischen Welt und in Europa gerne verschwiegen werden. Der Mufti wurde später zum Mentor des ebenfalls aus dem al-Hussaini-Clan stammenden Yassir Arafat, der sich stolz als einer seiner Soldaten bezeichnete(7). Arafat gehörte zum Umfeld der ägyptischen islamistischen Moslembruderschaft, und die von ihm gegründete AI Fatah ist keineswegs eine säkulare Befreiungsorganisation. Mit ihren terroristischen AI Aksa- Brigaden und Tanzim-Milizen weist sie Charakterzüge eines islamistischen Kampfverbandes zur Vernichtung Israels auf. Wenn der angeblich friedliebende Arafat vor seiner eigentlichen Klientel sprach, rief er immer wieder zurn Jihad gegen Israel auf(8). Wie sehr in den zeitgenössischen Islamismus der westliche, völkische Antisemitismus mit eingeflossen ist, zeigen nicht zuletzt die in islamischen Staaten zunehmende Verbreitung von Holocaustleugnung sowie der „Protokolle der Weisen von Zion“, einer Fälschung, welche die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung beweisen soll(9). Wer die Unterstützung von Islamisten für Selbstmordattentate in Israel und sonstige Terroranschläge nicht wahrhaben will oder dazu schweigt, hat sich längst von einer emanzipatorischen Politik verabschiedet.

Absage an Islamismus und Fremdenfeindschaft

Diejenigen, die den Islamismus kritisieren und ihn bekämpfen, werden häufig in einem Atemzug mit Rassisten genannt und mit dem Vorwurf der Islamophobie konfrontiert(10). Antiislamisten als islamophob zu denunzieren ist jedoch zutiefst bösartig und erklärt potentielle Opfer zu Tätern. Phobien sind krankhafte Ängste, während Angst vor dem Islamismus sehr reale Gründe hat. Mit dem Begriff „Islamophobie“ wird versucht, Islamkritiker zu pathologisieren, ein in politischen Debatten beliebtes Mittel, sich gegen Kritik zu immunisieren. Schon iranische Mullahs haben Frauen, die sich der Zwangsverschleierung widersetzten, auf derartige Weise gebrandmarkt. Antiislamismus als Rassismus zu bezeichnen bedeutet, Religionskritik und Kritik einer reaktionären politischen Bewegung in denunziatorischer Absicht umzudeuten – ein Beispiel für das, was George Orwell „Neusprech“ nannte. Der Vorwurf der Islamophobie und des Feindbildes „Islam” ist in diesem Zusammenhang ein nützliches Konstrukt, das den Interessen islamistischer Verbände dient(11). Wird Islamfeindlichkeit als zentrales Problem betrachtet, dann stellen sich Fragen nach demokratischer Kultur in muslimischen Verbänden, Religionsfreiheit, Rechten von Frauen, koranischer Hermeneutik oder der universellen Gültigkeit von Menschenrechten nicht(12). Für Barbarei gibt es keine Toleranz, auch nicht unter dem Vorwand der „Kultur“, der „Tradition“, der „Religion“ oder des „Dialogs“. Und genau deshalb ist die AKTION 3.WELT SAAR beispielsweise dagegen, die Grenzen für Flüchtlinge aus islamischen Ländern zu schließen. Viele von ihnen fliehen vor der Politik fanatischer Moslems. Ihnen gehört unsere Solidarität. Gleichzeitig gilt es, einen klaren Trennungsstrich gegenüber denjenigen zu ziehen, denen der Kampf gegen den Islamismus als Maske ihrer Fremdenfeindlichkeit dient. Derartige Propaganda rechtsextremer Gruppierungen wie der „Bürgerbewegung pro Köln“ oder der christlich-fundamentalistischen Kleinpartei „Christliche Mitte“ hat mit emanzipatorischer Islamkritik nichts zu tun. Ebenso gilt es, aus der Mitte der Gesellschaft kommenden Bestrebungen entgegenzutreten, die den Islamismus als Vorwand nehmen, um Europa zu einer Festung gegen Flüchtlinge zu machen und dem herrschenden Standortrassismus frönen sowie innenpolitisch Bürgerrechte abbauen und eine nationale Leitkultur predigen. Wir fordern alle politischen Gruppen, Parteien und deren Mitglieder auf, sich eindeutig und unmissverständlich von jeglichen Aktivitäten islamistischer Gruppen zu distanzieren und keine gemeinsamen Auftritte mit ihnen durchzuführen(13).

Aktion 3.Welt Saar

Anmerkungen

(1) So hat die 57 Staaten umfassende Organisation der Islamischen Konferenz 1990 die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ verabschiedet, in der Menschenrechte ausdrücklich nur dann garantiert werden, wenn sie nicht im Widerspruch zur Scharia stehen. Im Wortlaut: www.aidlr.org/german/mag/36_1%20-5.pdf (Seitenaufruf am 31.10.07)

(2) Weil, Bruno: Gewalt und Gewaltfreiheit im Islam. In: Reinsdorf, Clara und Paul (Hrsg.): Salam oder Dschihad? Islam und Islamismus aus friedenspolitischer Perspektive. Alibri Verlag. Aschaffenburg 2003

(3) Siehe dazu: http://rhein-zeitung.de/on/98/09/23/topnews/rushchro.html (Seitenaufruf am 31.10.07)

(4) Ein Lichtblick ist ein Beschluss islamischer Gelehrter auf einer internationalen Konferenz in Kairo am 22. und 23.11.06, der die Genitalverstümmelung ächtet. Wortlaut unter http://www.islaminitiative.at/index.php?option=com_content&task=view&id=04&Itemid=25 (Seitenaufruf am 31.10.07) Doch sollte dabei nicht übersehen werden, dass einige der an diesem Beschluss Mitwirkenden das Beschneidungsverbot anschließend relativiert haben und ein Großteil von ihnen gegen andere islamisch begründete Menschenrechtsverletzungen keine Einwände erhebt oder solche sogar offensiv propagiert. Siehe www.diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/105137/index.do (Seitenaufruf am 31.10.07)

(5) Eine Ausnahme sind die in Sri Lanka und Indien mit Selbstmordanschlägen aktiven „Tamilischen Befreiungstiger“. Siehe: www.hirhome.com/yugo/oslo6.htm (Seitenaufruf am 31.10.07)

(6) Karl Marx: Die Kriegserklärung – Zur Geschichte der orientalischen Frage (1854). Siehe www.mlwerke.de/me/me10/me10_168.htm (Seitenaufruf am 31.10.07).

(7) Arafat sagte dies zu einem Journalisten des Londoner PLO-freundlichen arabischsprachigen Magazins al Sharq al Awsat. Aufgegriffen wurden diese Bemerkungen in der palästinensischen Tageszeitung AI Quds am 2. August 2002, hier zitiert nach www.trend.infopartisan.net/antisemitismus/antisem01.html (Seitenaufruf am 31.10.07)

(8) Anschaulich dokumentiert in dem Film „The War Of Images“ von Pierre Rehov, im Besitz der AKTION 3.WELT SAAR

(9) Umfangreiches Belegmaterial findet sich auf der Seite der Anti-Defamation League: www.adl.org/css/default.asp (Seitenaufruf am 31.10.07) Ein Beispiel aus Deutschland ist die seit 25. Februar 2005 verbotene Deutschlandausgabe der türkischen islamistischen Tageszeitung „Vakit“, in der unter anderem offen der Holocaust geleugnet wurde. Siehe: de.wikipedia.org/wiki/Anadoluda_Vakit (Seitenaufruf am 31.10.07)

(10) Mitglieder der AKTION 3. WELT SAAR wurden wegen islamismuskritischer Äußerungen auch schon direkt als „Rassisten“ beschimpft, zum Beispiel beim Europäischen Sozialforum im November 2003 in Paris. Auch Pro Asyl unterstellt in einer Pressemitteilung vom 13.7.2006 die Zunahme von „Islamophobie“, ohne auf islamistische Verhaltensweisen einzugehen.

(11) In Deutschland vor allem der Koordinierungsrat der Muslime (KRM), in dem sich vier konservative und islamistische Dachverbände zusammengeschlossen haben.

(12) vgl. Peter Barth, Islam und Islamismus, München 2003, S.281f.

(13) Insbesondere in der Debatte um die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen wittern konservative und fundamentalistische Islamverbände Morgenluft. Dabei können sie auf die Unterstützung etablierter Politiker und großer Teile der Kirchen bauen. Dies zeigte sich unter anderem auf einer Podiumsdiskussion „Islamischer Religionsunterricht an saarländischen Schulen?“ in Dillingen/Saar am 24.10.07. Ausführlicher Bericht unter a3wsaar.de/index.php?id=72


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last modified: 26.3.2008