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„Es fährt ein Zug
nach nirgendwo …“


Mit ihr allein als Passagier. Wollte man auf die Idee kommen, zur neuen Regierungsmannschaft jeder Person einzeln ein passendes Lied zuzuordnen, so würde dieses sicherlich am besten zu Angela Merkel passen. Die neue Bundeskanzlerin mit dem alten Gesicht fährt!, sie steuert ja noch nicht einmal selber, sozusagen mutterseelenallein mit voller Fahrt ins Nichts. Check-in to another World. Und so lange auf der Reise zum Beispiel ein paar Hartz-IV-Schmarotzern der Garaus gemacht wird, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Weg das Ziel ist. Bei Gelegenheit finde ich bestimmt auch noch die passenden Songs für den Rest der Bande!

Einer, der auf jeden Fall weiß, wohin ihn seine Reise führen wird, ist Wolfgang Tiefensee. Der Vater der Olympischen Spiele und Ex-Oberbürgermeister von Leipzig packt seine Koffer und verschwindet nach Berlin. In feiner SPD-Manier: Von der einen Frau getrennt und zu der neuen Freundin nach Berlin. Es hätte uns eigentlich schon früher klar sein können, als bekannt wurde, dass die „Neue“ sich eher in der Hauptstadt zu Hause fühlt. Gerüchten nach zu urteilen, versucht der sympathische Wolfgang nun seine Spuren zu verwischen, die ihn in Verbindung mit ehemaligen Weggefährten bringen könnten. Spontan fallen uns da Matthias von Hermanni, der frühere Chef des Betriebes für Beschäftigungsförderung (bfb), und der der erst kürzlich aus dem Amt gewählte Ordnungsdezernent Holger Tschense ein. Offenbar will Tiefensee die schweren, und vor allem menschlichen Enttäuschungen auch bildlich ins Nirvana befördern. Angeblich (verschiedene Quellen aus den Reihen der Stadt behaupten das zumindest) sollen Tonnen von Archiv-Material nach belastenden Fotos durchsucht werden, die Tiefensee mit Hermanni oder Tschense zusammen zeigen.
Wie bei den so genannten „Stalin-Retuschen“ sollen die in Ungnade gefallenen Personen aus den Fotos entfernt oder z.B. durch andere Personen ersetzt werden. (Zur Zeit Stalins reichte es nämlich nicht aus, dass Stalin seine Opfer physisch beseitigte, sondern es war auch notwendig, sie vollends aus der Geschichte und aus der Erinnerung zu tilgen – also auch von Fotos usw.). Aus einer bislang unveröffentlichten Liste geht hervor, „dass die Subjekte Matthias von Hermanni und Holger Tschense vorrangig durch die Personen Christina Aguilera, Otto Schily und Mutter Beimer ersetzt werden“ sollen.

Ab November gibt es den neue ePass – der elektronische Reisepass mit biometrischen Merkmalen. Dafür gibt es auf der Internetseite der Bundesdruckerei (http://www.bundesdruckerei.de/de/behoerde/epass/index.html) eine Mustertafel, wie die neuen Passbilder dafür auszusehen haben. War es bis jetzt noch möglich, auf dem Passbild leicht seitlich abgebildet zu sein, so muss man ab jetzt direkt mit beiden Augen geradeaus in die Kamera blicken. Ein Problem dürften dabei z.B. schielende Menschen haben. Der Vorschlag zur Güte heißt daher: Zwei Pässe – jeweils ein Pass mit einem geradeaus blickenden Auge. Und vor allem: Doppelte Staatsbürgerschaft. Es muss sich also peinlichst genau an die Mustertafel gehalten werden. Vermutlich muss man auch genau so aussehen, wie die Mustermenschen auf der Tafel. Zumindest hat man wenigstens eine Auswahl. Die Personen auf der Tafel werden daher sicherlich in Zukunft ebenfalls als Muster herangezogen werden, wenn über eine Vereinheitlichung der Fortpflanzung und der bisher eher zufälligen Produkte beraten wird.

Du bist Deutschland! Kaum einer konnte sich wohl in den letzten Wochen dieser Kampagne entziehen – prasselte doch da ein mediales Feuerwerk auf die Deutschen, und die, die es werden wollen, herab. In der Kampagne hieß es als Erläuterung:

„Warum feuerst du dann deine Mannschaft im Stadion an, wenn deine Stimme so unwichtig ist? Wieso schwenkst du Fahnen, während Schumacher seine Runden dreht? Du kennst die Antwort: Weil aus deiner Flagge viele werden und aus deiner Stimme ein ganzer Chor.
Du bist von allem ein Teil. Und alles ist ein Teil von dir. Du bist Deutschland.
Dein Wille ist wie Feuer unterm Hintern. Er lässt deinen Lieblingsstürmer schneller laufen und Schumi schneller fahren. Egal wo du arbeitest. Egal welche Position du hast. Du hältst den Laden zusammen.
Wir sind 82 Millionen. Machen wir uns die Hände schmutzig. Du bist die Hand. Du bist 82 Millionen.“

Nur für das Protokoll: Ich winke nicht mit irgendwelchen Fahnen, weder für Michael Schumacher noch für sonst irgendjemanden. Abgesehen davon, dass ein „Deutschland“-grölender Chor schon etwas gruselig wirkt ... Das macht sich auch bemerkbar, wenn man einfach nur mal Fußball schauen will ...
Und das mit dem Willen und dem Feuer ist ja ganz schön, aber wer garantiert mir, dass ich nicht wegen Brandstiftung vor das nächste Gericht gezerrt werde?
Ach ja, und wegen den schmutzigen Händen, ich hätte da noch ein gutes Reinigungsmittel, damit Du Dich wieder rein waschen kannst. Spendiere ich Dir, Deutschland, auch frei Haus. Wird in einer Glasflasche geliefert, der Lappen ist gleich oben im Flaschenhals mit dabei und dann, damit auch alles wirklich sauber wird: 1/3 Heizöl und 2/3 Benzin! Aber nur zum waschen verwenden, ja? Und nix anbrennen lassen – wie bei der Kampagne, ja?

Du bist arbeitslos!
Das ist im Grunde nicht schlimm und Du hast auch viel mehr Zeit für Dich, Deine Familie und Deine eigenen Interessen. Aber dann bist Du natürlich nicht Deutschland! Deutschland ist aber nur, wer etwas leistet, wer mit anpackt und wer ordentlich arbeitet. Und wenn Dir die Kampagne selbst das nicht begreiflich machen konnte, dann können Dir auch die netten Menschen aus der Fernsehwerbung nicht mehr helfen. Die haben nämlich Arbeit. Die sind nämlich Deutschland. Falk

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last modified: 28.3.2007