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sports, 1.2k

Eintracht Zwietracht


Über das Verhältnis von bürgerlicher Vernunft und Unvernunft am Beispiel Fußball


    „Das ist wieder einmal typisch Uli Hoeneß. Der Bayern-Manager hat sich in der Diskussion um den hohen Ausländer-Anteil in der Bundesliga vehement gegen eine Beschränkung ausgesprochen.“
    (Sport1.de)

Mit der Einteilung in links und rechts ist es mit Hoeneß’ Auftritt im grünen Salon bei N-TV wieder ein kleines Stück schwieriger geworden. Während links noch einige Antiimperialisten die letzten Blütenträume einer vergangen Epoche der nachholenden Nationalisierung von ehemals kolonialisierten Ländern hüten, indem sie ihren gegenstandslos gewordenen Wunsch von nationaler Befreiung an anderen „Völkern“ abarbeiten, wird rechts nun auch noch die globalisierte Welt einfach so hin genommen. Zufall ist das nicht, haben doch insbesondere CDU und CSU immer darauf insistiert, dass erst die BRD und dann das vereinigte Deutschland in die westliche Welt eingebunden, statt auf einem Sonderweg unterwegs sind. Und so hat sich vor wenigen Wochen Helmut Kohl in einem Interview in der besten TAZ seit 25 Jahren über Gerhard Schröder aufgeregt. Helmut Kohl hätte sich laut eigener Aussage niemals erdreistet, wie Schröder zu behaupten, alle Entscheidungen, die Deutschland beträfen, würden in Berlin gefällt werden. Für ihn – Kohl – wäre immer klar gewesen, dass bei Deutschlands Entwicklung die westlichen Großmächte und früher zusätzlich die Sowjetunion mitzuentscheiden hätten. Nun sei trotz dieses Hinweises auf die außenpolitische West-Fixierung der CDU/CSU deren restriktive Asylpolitik und deren ostdeutsche Kleinstadt-Bürgermeister nicht vergessen, die – allerdings sind sie da nicht die Ausnahme – ihren Stadtkindern – Schlägernazis – zumeist in lokalpatriotischer Manier den Rücken stärken. Wiederum war aus guten Gründen kein Kanzler der CDU auf die Idee gekommen, direkt gegen Israels Politik zu intervenieren, wie es Schröder Anfang Oktober tat, als er sich auf seiner Reise durch arabische Staaten vor den Kameras gegen das Selbstverteidigungsrecht Israels wandte und damit wohlwollend an die vielen Israel-Feinde seiner Gastgeberländer und das so unzivilisierte wie antizionistische Publikum in der trauten Heimat.

Doch zurück zum Sport:
CSU-Mitglied und Bayern-München-Manager Uli Hoeneß hat sich nicht nur gegen eine Ausländerquote in den deutschen Profiligen ausgesprochen („Wir leben in einer globalisierten Welt. Das müssen wir akzeptieren.“), sondern konterte dem Gejammer um den Fortbestand der deutschen Nationalmannschaft auch noch in antinationaler Konsequenz: „Dann gibt es halt keine Nationalmannschaft mehr.“ Wahrscheinlich hat er diese sportpolitische Botschaft als kalkulierender Manager und nicht als Parteimitglied einer Volkspartei gesagt. Zumindest wird klar, dass das Kapital volkszersetzender sein kann, als jeder antinationale Wille. Was an die Stelle der Blutsbanden tritt, hat nicht nur Marx im Kommunistischen Manifest vor einhundertfünfzig Jahren formuliert, sondern so ähnlich und ohne kritische Wendung vor ein paar Wochen in einem Interview auch Michael Ballack: „Was die Ausländerquote angeht bin ich seiner (Hoeneß’) Meinung. Spieler müssen den Konkurrenzkampf bestehen und sich durchsetzen.“ An die Stelle der Blutsbanden tritt die Konkurrenz, die nicht das Wesen, sondern der Ausdruck der bürgerlichen Ökonomie ist. Diese Konkurrenz kann gegen vernünftige Träume keineswegs bestehen, da in ihr nicht lamentiert und geprasst wird, vielmehr gilt: „lieber hart arbeiten, damit junge deutsche Fußballer nach oben kommen“ (Hoeneß). Was für die Fußballer gilt, gilt in der Konkurrenz natürlich für alle. Die Konkurrenz hat neben ihrer zivilisierenden Wirkung – siehe Uli Hoeneß – unter bestimmten Bedingungen gleichzeitig eine gewaltsame Seite – siehe Michael A. Toch, den Präsidenten des 1. FC Nürnberg, der Anfang Oktober nach einer Niederlage gegen eine vermeintlich schwächere Mannschaft einem Reporter sagte: „Nach dieser Vorstellung muss ich sagen: Ich habe eine Pistole samt Waffenschein und würde einigen am liebsten das Hirn durchpusten“. Unter dem Druck der Zurichtung durch Arbeit und durch die Zerstörung gewohnter Lebensabläufe können die Menschen austicken, sollte sich nicht gleichzeitig Erfolg einstellen. Solches Austicken wird durch Staat und Recht verhindert werden. Im Fall Toch fühlte sich der DFB verantwortlich und hat Herrn Toch eine Geldstrafe auferlegt. Am gräßlichsten wird es, wenn den Austickenden an Stelle spontaner Amokphantasien eine Ideologie anheim fällt, die sie zu einem Mordkollektiv zusammenschließt, welches auch noch auf den Staat übergreift. Für den Sport hieß das mal, nicht mehr nur in der Freizeit die Konkurrenz zu wiederholen, sondern – im NS – der Erziehung gestählter Körper für eine Kampf-, Leidens- und Volksgemeinschaft zu dienen.
Ob sich eine Barbarei als deutsche Volksgemeinschaft wiederholt, sich in einer geballten Anhäufung von Gestalten wie Toch darstellt, sich übernational als Gemeinschaft der Antizionisten formiert oder sich hoffentlich gar nicht einstellt, ist die Frage, die in den längeren Texten im CEE IEH mitdiskutiert wird.

Mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser.
Dein Sportfreund Hannes

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last modified: 28.3.2007