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review corner Film, 1.4k

Der erbärmlich furiose Niedergang eines Klassikers.


TERMINATOR 3 - RISE OF THE MACHINES, 19.4k
TERMINATOR 3 - RISE OF THE MACHINES, USA, 2003, 109 min, Regie Jonathan Mostow

Über den schlechtesten Terminator aller Zeiten...

"Der größte Kinokracher des Sommers!"(TV 14)
"Der beste Terminator aller Zeiten!"(TV Movie)
"(...) der wohl stärkste Actionfilm 2003"(Cinema)
"T3 ist Action hoch drei!"(Bravo)
"Ein mehr als würdiger Nachfolger von T2. (...) Ein Wiedersehen, das Freude macht. Geil!" (VIVA BamS)


Ihr kennt das doch sicher alle, wenn man sich mal wieder so richtig verarscht vorkommt. Ein wahnsinnig begehrenswerter Mensch etwa, der seine Lippen öffnet, nur um mit Hilfe der brutalsten sprachlichen Waffe überhaupt, Sächsisch nämlich, das komplett verzaubernde Bild einfach hochzujagen. Oder, vorausgesetzt, ihr legt Wert auf physische Größe, ihr öffnet einem Typen die Hose und müsst feststellen, dass er sich eine Socke vorne rein gesteckt hat, ähnlich verhält es sich mit sogenannten Mogelpackungen (PushUps, you know?). So ungefähr fühlt es sich an, speziell nach Verlassen des Kinos und vorangegangenem „Genuss“ von „TERMINATOR 3 – RISE OF THE MACHINES“, wenn man so richtig, aber so richtig, beschissen wird. Das, wenn es sich, und seien sie auch nur halbwegs anspruchsvoll, um relativ gute Filme handelt, ein Großteil der Medien, ganz ihrer Tradition verhaftet, mit dem Kopf unablässig gegen die Wand läuft, ist bekannt. Hier jedoch handelt es sich um einen reinen, angeblich guten, Actionfilm, der gefälligst auch nach den Kriterien eines reinen, angeblich guten, Actionfilms zu bewerten ist, die da wären atmosphärische Dichte, Coolness, eine ordentliche Portion Selbstironie und – na klar – Action. Für die Atmosphäre seiner beiden Vorgänger ist maßgeblich der Hauptdarsteller (Arnie) verantwortlich. Bei dem klassischen „TERMINATOR“ erleben wir eine seiner Glanzrollen, wobei „RED HEAT“ natürlich unangefochten bleibt, da Schwarzenegger das perfekte Klischee eines sowjetischen Polizisten abgibt. Kurzes Intermezzo dazu: In Amerika angekommen schaltet er, in einem heruntergekommenen Hotel, den Fernseher ein, der einen Porno zeigt. Verächtliche Blicke treffen den Bildschirm, er schaltet aus und sagt in verachtendem Ton nur ein Wort: „Kapitalismus“, verschnörkelt durch besten russischen Akzent natürlich. Das ist ein Brüller, da kommen mir jedes Mal noch die Tränen, vor Lachen. Doch zurück zu „TERMINATOR“. Wer, wenn nicht das österreichische Primitivgesicht, welches die moderne Chirurgie nicht eindrucksvoller hervorbringen könnte, würde wohl besser die Rolle einer eiskalten Ein-Mann-Armee ausfüllen, ohne Kompromisse alles plättend, was im Weg steht. Dunkel, böse und mit einer ordentlichen Portion Coolness ausgestattet, bahnt er sich seinen Weg hin zum finalen Endkampf Mensch gegen Maschine, den der Mensch gewinnt, was dann vom Zuschauer fast schon bedauert wird. Deshalb folgte unweigerlich die Fortsetzung „TERMINATOR 2 – JUDGEMENT DAY“. Hier wurde, weil einfach zu cool und beliebt, Arnie kurzerhand umprogrammiert und ward fortan auf der Seite der Menschen. Um der Story frischen Wind einzuhauchen, bekam er einen Gegenspieler zur Seite gestellt, der noch fieser, besser, aber eben nicht cooler war. Beide Teile einte, dass sie für ihr Genre herausragend waren, sowohl atmosphärisch als auch tricktechnisch, was dazu führte, dass Fans sich heute noch streiten, welcher von beiden nun der bessere gewesen sei. Und nun das! Ein blödes Actionspektakel, wie alle anderen auch, das zu allem Überfluss Arnie unerträglich in den Hintergrund rückt und ihn inmitten der restlichen Protagonisten einreiht. Ein paar gute Einstellungen, die zu einer verschwindend geringen Minderheit gehören, sollen dennoch Beachtung finden. Irgendwann taucht eine junge gutaussehende Frau (Kristanna Loken), nackt wie die Maschine sie schuf, aus der Zukunft auf, offensichtlich ein neues Terminatormodell. Mit Kleidung und einem schnellem Auto ausgestattet jagt sie nun durch die Straßen und wird prompt von einer Bullenstreife angehalten. Sie blickt auf ein Plakat, das irgendeine aufreizende Werbung zeigt, die offensichtlich Männer ansprechen soll – Werbeträger ist natürlich eine Frau mit großen Brüsten. Sich wahrscheinlich bessere Chancen gegenüber dem nahenden Polizisten ausrechnend, lässt sie nun ihre Oberweite beträchtlich anschwellen. Das ist lustig, das ist gut, das hat Witz. Dann materialisiert sich Arnie und besorgt sich erst mal die Kleidung eines Stripteasetänzers, direkt von der Bühne, nicht ohne vorher, nackt natürlich, ein Lokal angefüllt mit ausschließlich feiernden Frauen zu durchqueren. Als er nun die Kleidung, Leder selbstverständlich, angelegt hat, greift er in die Innentasche der Jacke, und man weiß, was jetzt kommt. Die lässige Sonnenbrille... Aber nein, was er sich da auf die Nase setzt, ist so ein schlimmes Discogestell mit sternförmigen Brillengläsern. Das nennt man selbstironisch, leider soll es dabei auch belassen werden, und diese wirklich guten Szenen sind schmerzhaft selten. Einziger Lichtblick noch, als Arnie ein „Fick dich selbst!“ mit dem kühl gesprochenen Satz „Dem kann ich nicht Folge leisten“ honoriert. Die Handlung besteht aus dem üblichen Jäger-Gejagter Schema und hat nichts neues zu bieten, was auch niemand erwartet hätte. Aber die Actionszenen, verflucht, einen Großteil einfach in abgewandelter Form aus dem zweiten Teil zu übernehmen und mit grafischen Effekten aufzupeppen, ist schon mehr als frech. Erwähnenswert ist nur der hand-to-hand-combat der beiden Terminatoren, währenddessen Kristanna ihren Gegner Arnie, mit dem Kopf voran, durch eine Reihe von Pissbecken zerrt. Der Rest wirkt vollkommen überladen, oftmals so schnell ablaufend, dass wohl nur die gewieftesten Zapper zu folgen vermögen. Was der Atmosphäre der Terminatorstory passierte, geschah in ähnlicher Form auch dem Bondstoff. Da wurde halt irgendwann dieser aufdringlich geleckte Brosnan hingesetzt, die gut inszenierten Kämpfe wichen der pompös-nervigen Action und die Machosprüche einer ebenbürtigen Agentin. Gleichberechtigung hin oder her, wobei es in beiden Fällen wohl eher um verkaufsfördernde Promotion durch in den Vordergrund gerückte gutaussehende Frauen gehen dürfte denn um alles andere, aber wenn es einer Geschichte wie Bond oder Terminator, deren wichtigster Teil nun mal die Macker sind, dadurch so an den Kragen geht, kommt mir das Kotzen. Im ersten Teil der Terminator-Reihe konnte noch das klassische Mann-gegen-Mann-Prinzip verfolgt werden, welches im zweiten durch die Rolle der toughen Sarah Connor aufweichte, die wusste, wie ein Phallussymbol (Knarre) einzusetzen ist, sonst auch nicht gerade dem Bild des braven Püppchens entsprach und über ein gutgewähltes Arsenal lässiger Sprüche verfügte. Jetzt jedoch haben wir eine Frau auf der Leinwand, entsprungen dem Katalog zur Misswahl, nicht einen fetzigen Satz bringend, geschweige denn über den sonst so fies gleichgültigen Blick vorrangegangener Terminatormodelle verfügend. Was kommt als nächstes, fragt man sich und erwartet das schlimmste, etwa Britney Spears als Conin – Die Barbarin. Wer den Machotrash vorangegangener Teile liebte, wird bitter enttäuscht. Die Zeiten, in denen bewusst oder eher doch unbewusst mit klassischen Klischees gespielt wurde, sind scheinbar vorbei und mit ihnen schwand die Essenz von Filmen wie Terminator oder James Bond, über die man noch schmunzeln konnte. Die bis ins letzte bunt- und glattpolierten Fortsetzungen beider Filmreihen können nicht einmal mehr Unterhaltung genannt werden, denn dafür hat man schon zu viele Actionfilme gesehen. Was beide auszeichnete, war immer schon ihr Charme, nämlich jener der Männlichkeit und des Mackertums, über den zu lächeln sich noch lohnte. Das ist vorüber. Leider.

Schlaubi


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last modified: 28.3.2007