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Wie jedes Jahr dokumentieren wir den Conne Island-Jahresbericht. Form und Inhalt bestimmen sich auch über seinen Zweck – der Repräsentanz nach außen.

Jahresbericht 2001.


Veranstaltungskonzeption/ konzeptionelle Ausrichtung

Gemessen an der Grund-Konzeption und dem Grundansatz, stellt sich das Jahr 2001 für den Projekt Verein als ein erfolgreiches dar.
Größten Anteil daran hat das einzigartig hohe und stetige ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder. Dem Verein gehören gleichbleibend 111 Personen an.
Bereits im Jahr 2000 begonnene, wegweisende interne Diskussionen wurden 2001 weitergeführt, bzw. eine Bestandsaufnahme des Status Quo vorgenommen.
Besonders galt es die Frage zu klären, wer die Nachfolge des zum Beginn des Jahres 2002 ausscheidenden langjährigen und erfolgreichen Geschäftsführers Sören Pünjer antreten würde. Dabei wurde schnell klar, dass es der Weiterentwicklung des Vereins zuträglich ist, eine relativ junge Person zu finden, welcher es gelingen könnte, die wichtige Funktion, der gegenseitigen Vermittlung der verschiedenen im Conne Island ansässigen Gruppen zu gewährleisten. Diese Person wurde nach Gesprächen mit dem scheidenden Geschäftsführer und im allmontäglichen Plenum gefunden und ihr das Vertrauen ausgesprochen.
Für den Verein nicht weniger wichtig und vor dem Hintergrund der Währungsumstellung wurde die Preispolitik auf den Prüfstand gestellt. Die anteilig gestiegenen Ausgaben für Betriebskosten sowie stetig steigende Kosten bei der Durchführung kultureller Veranstaltungen machten eine Neugestaltung der Eintrittspreise notwendig. Dabei galt es, die soziale Verantwortung, in welcher sich der Verein sieht, gegen die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten abzuwägen, um einer übermäßigen Preissteigerung entgegen zu wirken.
Darüber hinaus wurden intensive Diskussionen über die kulturell-politische Ausrichtung der Veranstaltungen im Conne Island geführt. Jene führten zu einer neuen Selbst-Definition des Vereins.
Die bereits im Vorjahr konstatierte Verflachung in der Pop-Kultur und in Subkulturkreisen war auch im Jahr 2001 deutlich zu erkennen. Mit der aktiven Beteiligung an der im Vorjahr ob ihrer Ausrichtung öffentlich kritisierten Popmesse sollte eine dem in breiten Pop- und Subkulturkreisen geschaffenen Problembewußtsein gerecht werdende jährliche Veranstaltung unter veränderten Vorzeichen etabliert werden.
Vor dem Hintergrund der Ereignisse des 11.09.2001 kam es zu teilweise sehr emotionalen Diskussionen um die Bewertung antiamerikanischer Strömungen in verschiedenen Subkulturen und in wieweit jene Anteil an der Reproduktion strukturell antisemitischer Tendenzen haben.
Zum Auftritt einer Punkband aus Kanada veröffentlichte der Verein eine klare Absage an jegliche antisemitischen Ressentiments.
Die Diskussion um die perspektivische Ausrichtung und Erweiterung des Veranstaltungsangebotes erfolgte unter dem Eindruck der anhaltenden pop- und subkulturellen Beliebigkeit. Es galt, dem Bedeutungswandel von Subkulturen hin zum bloßen Marktsegment der Musikindustrie entgegen zu wirken.
Unter diesen Voraussetzungen ergeben sich Konsequenzen für die weitere Arbeit des Vereins.
So scheint ein Festhalten und Verteidigen jeweiliger subkultureller Werte unter Bezug auf die authentischen Vorbilder der einzelnen Szenen sinnvoll, ohne dabei jedoch aktuelle Entwicklungen aus dem Blick zu verlieren. Entsprechend des Vorsatzes aus dem Jahr 2000 konnten Veranstaltungen von zur Zeit weniger populärer Kulturspektren etabliert werden, verwiesen sei dabei auf erfolgreiche Veranstaltungen der Neo-Countryszene (nicht zu verwechseln mit der folkloristisch traditionellen), der Rockabilly-Szene sowie im Bereich des Digital Hardcore. Dem Anspruch, auch niedrigschwellige Angebote mit Eventcharakter und hohem kommunikativen und kollektiven Unterhaltungswert in ausgewogenem Maße anzubieten, entspricht der Verein im Jahr 2001. Dies äußert sich in Kooperationsveranstaltungen mit Antifa- und Antiragruppen, monatlichen Veranstaltungen mit dem Szenesportverein Roter Stern Leipzig, dem Künstlerkollektiv S.U.F.F., Laientheater, Filmnächten, Comedy-Shows oder thematischen Discos und Parties.
Neben kultur-politischen Diskussionen entspannen sich intensive, vereinsinterne, als auch Szene-Diskussionen in den allmontäglichen Plena. Insbesondere die Diskussionen um die Bedeutung von Antiamerikanismus in Szenekreisen, das Verhalten zum Krieg in Afghanistan sowie strukturell antisemitische Argumentationsmuster in links-alternativen Szenekreisen bewegten die Gemüter. Mit einer öffentlichen Kritik und der einmonatigen Einstellung des Verkaufes wurde gegen die Relativierung des Nationalsozialismus im Szeneblatt Klarofix Stellung bezogen. Gewichtig in der internen Auseinandersetzung war die Frage nach besseren Integrationsmöglichkeiten für neue und besonders jüngerer Leute nicht nur in den Verein, sondern ebenso in verantwortungsvolle Positionen. Es ist besonders hervorzuheben, dass es dem Verein im Jahr 2001 in hohem Masse gelungen ist, neue Personen in die Strukturen zu integrieren und sich ein langsamer Generationswechsel erkennen lässt.
Dem Ansinnen, gewandelte Konzepte in der Gastronomie zur Anwendung gelangen zu lassen, ist leider nicht im für den Verein ausreichendem Masse gefolgt worden, hier gibt es durchaus noch Reserven, die Angebote für alle Nutzerinnen und Nutzer attraktiver zu gestalten.
Den Veranstaltungssektor ergänzen auch im Jahr 2001 eine Vielzahl an Informations- und Diskussions-Veranstaltungen zu aktuellen politischen und kulturellen Themen. So findet die Veranstaltungsreihe für Frauen ihre monatliche Fortsetzung unter anderem mit der Publizistin Roswitha Scholz. Besonderer Erwähnung bedarf es auch der kritischen Betrachtung der Antifabewegung sowie der Reaktion dieser Bewegung auf den von der Bundesregierung ausgerufenen Aufstand der Anständigen. Darüber hinaus fanden Veranstaltungen zur Auseinandersetzung mit der aufkommenden Antiglobalisierungsbewegung, zur Kritik am deutschen Schulsystem und zur Drogenproblematik statt. Eine gewichtige Rolle kam auch der Debatte um die Rezeption und die Bedeutung des 11.09.2001 zu.
Alles in Allem fanden im Jahr 2001 152 Veranstaltungen statt.
Das besondere Highlight im Jahr 2001 stellte natürlich das Projekt zum 10jährigen Jubiläum des Vereins dar. Unter dem Titel „10 Jahre Repräsentation“ beleuchtete eine Multimediapräsentation die Facetten des Vereins und dessen 10 jährige Entwicklung. In einem Diskussionsforum zum Jubiläumswochenende wurde um die Bedeutung und Zukunftsfähigkeit von Projekten wie dem Conne Island im Spannungsfeld gesellschaftlicher Wandlungen und Veränderungen gestritten. In einem eigens für die Repräsentation produzierten Beiheft wurde die politische, kulturelle wie auch die individuelle Bedeutung des Vereins nachgezeichnet und veröffentlicht. Eine Brücke zwischen den verschiedenen Generationen, welche im Verein tätig sind, zu schlagen, bzw. Motivation und Bedeutung ein solches Projekt zu unterstützen und zu vermitteln, war ein wichtiges Anliegen der „10 Jahre Repräsentation“. Diesem, so ist leider zu konstatieren, ist weniger am Jubiläumswochenende selber als denn in der internen Auseinandersetzung im Vorfeld gerecht geworden. Ein das Konzept des Vereins umreißendes Kulturprogramm stellte den umspannenden Rahmen.
Neben sehr szenebezogenen Highlights und der 10-Jahres-Jubiläums-Feierlichkeit, ist der Auftritt der Rockers Hifi besonders hervorzuheben, ebenso das traditionelle alljährliche Easter Ska Jam Festival und der alljährliche Skatercontest. Natürlich erlebte auch das alljährliche Kickerturnier, das Volleyballturnier im Juli, eine große Sommerparty während der Veranstaltungspause im Sommer, das Tischtennisturnier an den Weihnachtsfeiertagen sowie das fest etablierte Claus Ska Festival einen ungebrochen großen Zustrom. Regelmäßig angebotene Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen umfassen die Angebotssparten: Hip Hop mit Tanz- und Graffitiangeboten, Ska-Veranstaltungen zusätzlich zu den Festivals, Reggae-Veranstaltungen, Soul & Funk Discos, im Gegensatz dazu die Ska & Soul Allnighter, Gitarrenpop, Rock’n’Roll Konzerte mit anschließendem Tanzangebot, Hardcore Konzerte, Punk Konzerte, OI!-Skinhead Konzerte (antifaschistischer und antirassistischer Skinheads), Digital Hardcore, Drum&Bass, 80er Parties, House-Parties, Dancehall-Parties, Dub-Konzerte und Tanzveranstaltungen, DJing Angebote sowie visuelle Produktionen in Verbindung mit genannten Veranstaltungen.
Der Verein ist damit seinem lokalen, regionalen und überregionalen Ruf, DAS Zentrum für Jugend und Subkulturen zu sein, auch im Jahr 2001 umfassend gerecht geworden. Daneben bietet der Verein mit dem Vereinscafé und dem Freisitz einen beliebten Ort zum Kommunizieren und Abhängen. Auch alle weiteren offenen Angebote sind im Jahr 2001 jederzeit ausgelastet gewesen, ob das Internet-Angebot, die Skate-Anlage, Volleyball, Basketball, Tischtennis, Billard, Kicker, ob Lesebude/Infoladen, Proberäume oder Tonstudio. Es nutzten mehr als 103700 Personen die Angebote des Vereins, hinzu kommen eine Vielzahl regelmäßiger und unregelmäßiger Treffen verschiedenster Projekte und Initiativen im Bereich Antifa-, Antira-, Sport- und Kulturarbeit (unabhängig vom Verein), plus alle jene Personen, welche das Conne Island einfach nur zum Sporttreiben, Proben, E-mails Checken und Abhängen besuchen. Damit dürfte die wirkliche Zahl noch deutlich höher liegen. Dennoch war ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Dies erklärt sich aus der rückläufigen Veranstaltungszahl, welche der angespannten Haushaltslage geschuldet war. So musste beispielsweise die Veranstaltungsreihe „schöne neue kleine Bühne“ abgebrochen werden. Obwohl es eines unserer kulturellen Hoffnungsprojekte gewesen ist.
Dass der Verein getreu seinem Charakter nicht neutral agieren kann, hat sich im Jahr 2001 erneut gezeigt. Wie bekannt wurde, lief gegen die linke und alternative Szene ein Jahr lang ein Verfahren der Staatsanwaltschaft nach [[section]]129. Verfahren nach diesem Paragraphen kommen zur Anwendung, wenn Ermittlungen gegen kriminelle Vereinigungen vorgenommen werden sollen. Von diesen Ermittlungen war mutmaßlich auch der Verein betroffen. Erwartungsgemäß haben die Ermittlungen gegen die Connewitzer Szene und dabei eingeschlossen auch gegen das Conne Island den Anfangsverdacht nicht bestätigen können. Die Kritik an diesem Verfahren wurde maßgeblich vom Verein mit getragen, welche insbesondere die Praxis der Ermittlungsbehöden betrifft. Mit dem angestrengten Verfahren nach [[section]]129 wurde ein völlig unverhältnismäßiges Instrument bemüht, um pauschal und ohne richterliche Kontrolle eine Ausleuchtung der Szene vorzunehmen. Die Grenze, wer dabei zur Szene gehört, ist bewußt schwammig gehalten. Dadurch sieht sich ein sehr breiter Personenkreis aus Antifa-, Antira-Initiativen, kulturellen, alternativen oder sozialen Zusammenhängen pauschal dem Verdacht ausgesetzt, kriminelle Handlungen zu begehen. Es ließ sich erneut nachweisen, dass sich der Verein mit seinem parteiischen Charakter als Stabilisator der spezifischen Connewitzer Szene und als kritischer Partner der Stadt bewährt hat. Dabei ist Transparenz des Vereins in allen Belangen das oberste Prinzip und gleichzeitig der Garant für eine vertrauensvolle Kooperation mit der Stadt Leipzig, welche nicht nur harmonisch, sondern zuweilen auch im Disput verläuft, wie es sich aus der jeweiligen Interessenslage ergeben kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei der monatlich erscheinende Conne Island Newsflyer, welcher als Sprachrohr und Plattform für Kritik und Auseinandersetzung genutzt wird.

Personalsituation/Projektmittel/Förderung

Der von der Stadt gewährte Personalkostenzuschuss für zwei Stellen wird vom Verein geviertelt. Darüber hinaus konnte trotz der geplanten 2 Stellen nur eine Gastrostelle selbstfinanziert werden und die andere blieb aus Gründen fehlender Finanzierungsmöglichkeit und Qualifikation leider unbesetzt. Ein Antrag auf Honorarkosten zur Betreuung der Skateboardanlage samt Unterhaltszuschüssen ist für 2001 vom Jugendamt abgelehnt worden.
Außerdem existiert eine Zivildienststelle.
Ein Antrag beim Regierungspräsidium auf Förderung aus Landesmitteln wurde negativ beschieden. Ebenso der Antrag auf Förderung des Projektes „10 Jahre Repräsentation“ beim Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK).

Baulicher Zustand

Die derzeitige bauliche Situation ist keine neue. Trotzdem war dem Verein immer eine erfolgreiche Arbeit möglich. Diese ist dem großen und fast ausschließlich ehrenamtlichen Engagement sowie der Improvisationsgabe der Vereinsmitglieder zu verdanken. Nur so wurde der zunehmende bauliche Verfall des Hauses zumindest verlangsamt. Dennoch gleicht dies einer ”Sysiphosarbeit”, welche nur durch Reparaturarbeiten grundsätzlicher Natur gänzlich vermieden werden könnte, was durchaus im Interesse der Stadt Leipzig liegen sollte. Nicht zuletzt sollte es auch der Stadt um die Senkung ihrer laufenden Unterhaltungskosten gehen, die unter Beibehaltung der jetzigen Zustände unüberschaubar steigen werden.
Um eine langfristige und kontinuierliche Arbeit abzusichern sowie bestehende Bauauflagen zu erfüllen, ist es dringendst nötig, die seit Jahren anstehende komplette Erneuerung der Fenster im Vorderhaus zu vollziehen. Des weiteren ist es nötig, Vorderhaus und Halle einer Trockenlegung zu unterziehen, um eine jährliche Komplettsanierung des Parterre zu vermeiden, bzw. die Bausubstanz langfristig zu sichern.
Die Einfahrt zum gesamten Komplex ist in absehbaren Zeit nicht mehr zu benutzen. Insbesondere große Fahrzeuge wie Zulieferer, Entsorgungsfahrzeuge sowie die Nightliner-Busse auftretender Künstler laufen Gefahr, stecken zu bleiben oder anzuecken. Eine dringende Sanierung ist unumgänglich, da sonst der Betrieb nicht mehr möglich ist.

Ämterproblematik

Der Projekt Verein schätzt das Verhältnis zum Kulturamt als vertrauensvoll und produktiv ein. Hinsichtlich des Jugendamtes sind auch im Jahr 2001 Defizite zu beklagen. Um diese zu beheben, sieht der Verein in zielgerichteterer Lobbyarbeit eine noch auszuschöpfende Reserve.



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last modified: 28.3.2007