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Ignorierte Konsequenzen


Stellungnahme des Conne Island zu dem Artikel „Ficken!!!“, dessen Autor die Kassierer spielen sehen will, im CEE IEH #88


Es mag paradox anmuten, wenn in unserer Hauspostille „CEE IEH-Newsflyer“ Forderungen an uns selbst gerichtet werden, die dann in der nächsten Ausgabe von uns – als BetreiberInnen des Conne Islands - als absurd zurückgewiesen werden. In so einem  Falle liegt es natürlich nahe, nach den Ursachen und der Art des Zustandekommens zu fragen. Es könnte einerseits an der Unkenntnis seitens des Schreibers bezüglich der Funktionsweise des Conne Islands liegen. Wenn dem so ist, sei hier versichert, dass wir uns um größtmögliche Transparenz bemühen und nicht zuletzt deshalb seit Jahren - montags 18-20 Uhr - ein offenes Plenum durchführen. Dort ist es so möglich wie gewünscht, uns mit Kritiken und Forderungen zu konfrontieren. Wird nun, wie im Falle Schlaubi, über den Umweg CEE IEH das Conne Island quasi in Erklärungszwang gebracht, so ist anzunehmen, dass das Anliegen des Schreibers wohl über seinen gehegten Wunsch die Kassierer bei uns spielen zu sehen, hinaus geht. Das wiederum ist dann sein Problem, genauso, wo er die Band zu sehen bekommt.
Im Jahre 1998 sollte es ein Konzert der Kassierer im Conne Island geben. In dieser Zeit gab es heftige Diskussionen, die sich einerseits um die dargebotenen Texte der Band, andererseits um die Reaktionen des Publikums bewegten. Letzteres führte zum Beschluss, „Die Kassierer“ nicht im Conne Island auftreten zu lassen. Die Meinungen zur Bewertung der Texte als solche gehen nach wie vor auch im Conne Island auseinander. Sind sie für die einen Ausbrüche postpubertärer Möchtegerntabubrecher, werden sie von anderen als penetrant und sexistisch empfunden. Ob es sich wie bisweilen behauptet um Kunst handelt, sehen wir nicht als unsere Aufgabe zu beurteilen, finden es aber ganz schön Panne, wenn als Gradmesser für unsere Bandauswahl die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften bemüht wird. Und was bitte schön soll denn die Feststellung bedeuten, andere Bands sind ja auch nicht viel besser bzw. überschneidet sich das Publikum der Kassierer mit dem und dem. Seit wann wird denn der eine Abgrund weniger tief, nur weil sich daneben gleich ein anderer auftut?
Dass wir als LadenbetreiberInnen im Kulturbereich immer eine Gradwanderung beschreiten, ist völlig unstrittig. Worum es uns gehen kann, ist eine Grenzziehung, wo wir uns ganz klar einigen können, was für uns definitiv nicht tragbar ist, gemessen an unserem eigenen Selbstverständnis.
„Es geht“ weder „um Punk Rock, es geht“ nicht „um Sex, es geht“ uns auch nicht „um hemmungsloses Besaufen“ ..., aber sehr wohl um „ignorierte Konsequenzen.“ (als Zitat gekennzeichnete Stellen sind aus dem Schlaubi-Artikel). Womit wir am Knackpunkt der Problematik wären und damit bei den Reaktionen des Publikums, welches Kassierer-Konzerte frequentiert. Selbst wenn es sich um Satire handeln sollte, die unsere Lebenswelt überzeichnet darstellt, ist das, und da müssen wir leider aus Erfahrung von Bands die ähnliches Kaliber anziehen, sprechen, dem Großteil des Publikums scheiß egal. Denn das nimmt die Texte für bare Münze und reagiert(e) entsprechend. Nicht selten werden die Liedtexte eins zu eins auf die Realität übertragen, was für manchen dann als Freibrief zum Klaps auf den Po, den Griff an Arsch und die „Titten“ und sexistisches Vollgeprolle vornehmlich der anwesenden Frauen gedeutet wurde. Ähnliche Vorfälle sind uns von Tocotronic-Konzerten trotz unterstellter Publikumsüberschneidung nicht bekannt – ob es da mal nicht einen kausalen Zusammenhang von Liedtexten und deren Rezeption gibt? (Um Missverständissen vorzubeugen: das soll kein Persilschein für’s Tocotronic-Publikum sein, aber die Vorlagen von der Bühne sind in dessen Fall einfach weniger animierend.)
Da das unsere Toleranzschwelle bei weitem unterschreitet und wir über die Jahre weitestgehend erfolgreich diesen Typen die Tür gewiesen haben, gibt es keinen einzigen Grund, der aus unserer Sicht dafür spricht, sich solche Arschlöcher im Sog eines Kassierer-Konzertes ins Haus zu holen! Diskussion ende. Und wenn dem so ist, dass der ein oder andere die Kassierer aus dem Grund gern mal von der Bühne tönen lassen möchte: „Mach die Titten frei ich will wichsen“ (Titel eines Kassierer-Liedes), weil er es sich selbst nicht traut, seinen Wunsch der neben ihm stehenden Konzertbesucherin zu offerieren, dann würden wir gegebenenfalls auch gern auf seine Anwesenheit verzichten.
COnne Island-Plenum 13.Mai 2002


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last modified: 28.3.2007