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Gonzales-Schrift, 1.4k

Gonzales, 25.4k

The name they gave me


„Wenn du in der Musikindustrie anschaffst, erwartet niemand von dir, daß du morgens beim Aufstehen noch eine Ahnung hast, wer du eigentlich bist: Sie ficken dich sowieso so lange, bist du nicht mehr weißt; ob du männlich oder weiblich bist.“
Gonzales, Worst MC oder einfach nur Entertainer? Egal, auf jedenfall ist er ein musikalisches Genie. Er selbst sagt, daß in einem guten Entertainer mehr als nur ein guter Musiker steckt, sondern vielmehr auch ein Performer, Malocher, Politiker.
„Du stehst da auf der Bühne, um den Menschen eine Illusion zu verkaufen, und dazu mußt du ihr Vertrauen gewinnen – das ist der Job eines Politikers – Visionen haben, aber ohne Vertrauen kannst du keine Visionen vermitteln.“
Einmal hat er eine – unter beträchtlichem Medienrummel gefakte – Pressekonferenz im Bundespresseamt veranstaltet. Da saß er dann im rosa Anzug und redete über sich selbst oder disste Alec Empire und Jarvis Cocker.
Seit seinem Debüt „Gonzales über alles“ rennen ihm die britischen Lifestyle- und Musikmagazine regelmäßig die Bude ein und versuchen ihn, in eine Schublade für Rap, Crooning oder Superheldentum einzuordnen.
„Politik ist 95% Showbussines. Die Medienstrategie der Politik ist sehr fortschrittlich. Tatsächlich ist sie sogar eine der höchstentwickelten Formen von Unterhaltungskultur und Gedankenkontrolle.“
Sobald Gonzales auf die Strasse tritt, macht er die Fußgänger zu seinen Statisten, auch wenn ihm das nicht ganz recht ist.
Er selbst sagt, daß für ihn bestimmte Situationen in einem rein technischen Prozess ablaufen, z.B. bei einem Liebeslied. Die Manipulation beherrscht er nämlich aus dem Eff-Eff. Wenn er auf der Bühne steht, vermarktet er sich als aggressives Allheilmittel, auf das die Welt lange warten musste. Er hat für jeden den passenden Slogan: „Manchmal stell ich mir vor, daß jeder meiner Songs das Thema für einen Superhelden ist. Wie die Erkennungsmelodie von Spiderman oder Batman.“
In dem neuen Video von Gonzales „Take me to broadway“ sieht man ihn im Kostüm von der „Bigger than Life“-Comicfigur. Das Video wurde zu einer der erfolgreichsten Low-Budget-Produktionen der letzten Jahre ernannt, voll mit Film-in-Film-Einspielungen von Nosferatu, den Marx Brothers, Tex Avery, Matrix etc. – ein erkenntnisreicher Personality-Clip zwischen Selbstzweifel und hoffnungslosem Größenwahn.
Gonzales hat ein Herz für alte Männer und deshalb findet man auf seinem neuem Album „Presidential Suite“ einige davon konserviert für die Ewigkeit. „Starlight“ hat er extra für Louie Austen geschrieben und für Daft Punk hat er gerade eine Coverversion von „Too Long“ aufgenommen, in der er Roman Thonys Gesang in Barry Manilowsches Schwerstpathos überträgt. Sein Label Kitty-Yo sagt über „Presidential Suite“ übrigens, daß es ein Album ist, das geliebt werden will. Denn nur was du abgrundtief liebst, kann von dir auch abgrundtief gehasst werden.
Norma Jean

Anmerkung:
Alle Zitate sind der Spex (Zeitschrift für Musik und Lifestyle) entnommen.


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last modified: 28.3.2007