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madball, 28.9k
Ein Versuch, sich der aktuell stattfindenden Diskussion im Hardcore auf andere Weise zu nähern – der Weg von der Einstellung über die Beeinflußbarkeit zum Anspruchsniveau

ball, 24.4k Von den unbewußten Antrieben zur Tätigkeit wurden vor allem die Einstellungen untersucht. Unter der Einstellung verstehen wir die Bereitschaft, ein Bedürfnis auf eine bestimmte Weise zu befriedigen. Die Einstellung ist eine für die Persönlichkeit selbst mehr oder weniger unbewußte Bereitschaft zu einer bestimmten Tätigkeit, durch die ein Bedürfnis befriedigt wird.
Einstellungen gegenüber Fakten des gesellschaftlichen Lebens können positiv oder negativ sein. Eine positive Einstellung liegt vor, wenn beispielsweise ein Kranker willig und genau alle Hinweise seines Arztes befolgt; diese Einstellung ergibt sich aus einem positiven Verhältnis des Patienten zur Medizin im allgemeinen und zum behandelnden Arzt im besonderen. Die negativen Einstellungen werden zu Vorurteilen. So begünstigte beispielsweise die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA das Entstehen zahlreicher Vorurteile etwa über psychische Eigenschaften der Afroamerikaner, über ihre geistigen Fähigkeiten oder über ihre angebliche „sexuelle Aggressivität“. Solche Vorurteile bestimmen das Denken und Verhalten eines Rassisten, dem es in der Regel nicht einmal bewußt wird, daß er einem Vorurteil erlegen ist; vielmehr betrachtet er seine Einstellung und sein Verhalten als Ergebnis einer „objektiven“, selbständigen Beurteilung irgendwelcher Fakten, die ihm bekannt geworden sind. Manchmal steht eine solche unbewußte Einstellung (Voreingenommenheit) in einem deutlichen Widerspruch zu einer unumstößlichen Tatsache (z.B. rettet ein Afroamerikaner unter Einsatz seines Lebens das Kind eben dieses Rassisten). Selbst das würde den Rassisten noch nicht veranlassen, seine Einstellung zu revidieren, weil sie durch das gesamte System einer gegen die Afroamerikaner gerichteten Propaganda gefördert wird (der Retter seines Kindes ist dann eben eine „rühmliche Ausnahme“).
Die Einstellungen können mehr oder weniger unbewußt sein. Eine unbewußte Einstellung tritt in manchen Fällen auch als Überzeugung auf, das heißt als durchaus bewußtes Tätigkeitsmotiv. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Mensch seinen Standpunkt formulieren muß. Eine besondere Erscheinungsform des Verhaltens der Persönlichkeit, die aufgrund solcher Einstellungen entsteht, wie wir sie zum Teil bereits beschrieben haben, ist die Beeinflußbarkeit durch die Gruppe (eine unbewußte Einstellung; sie wird geprägt durch die Meinung einer Gruppe, der der Mensch angehört). Der Grad dieser Beeinflußbarkeit durch die Gruppe läßt sich experimentell ermitteln. Ein entsprechendes Experiment wurde folgendermaßen durchgeführt: Die Probanden wurden ein Zeitlang darin trainiert, die Dauer einer Minute zu bestimmen, ohne dabei eine Uhr zu benutzen, indem sie, jeder für sich, die Sekunden zählten. Bald coney island, 20.5k konnten sie die Dauer einer Minute ziemlich genau, mit einer Abweichung von nur +/- 5 sec., bestimmen. Danach mußten sich die Probanden in spezielle Versuchskabinen setzen und sollten nun wieder die Dauer einer Minute bestimmen. War ihrer Meinung nach eine Minute vergangen, sollten sie einen Knopf drücken und so dem Versuchsleiter sowie den anderen Probanden ihre Entscheidung signalisieren. (Sie wußten, daß dann auf dem Pult des Versuchsleiters und in den anderen Kabinen ein Lämpchen aufleuchtete.) Der Versuchsleiter hatte während des Versuchs die Möglichkeit, vorsätzlich falsche Signale in die Kabinen einzugeben, die scheinbar von einem oder mehreren Probanden ausgingen (z.B. wurde ein solches Signal bereits nach 35 Sekunden an alle Kabinen übermittelt). So konnte festgestellt werden, welcher Proband daraufhin vorzeitig auf den Knopf drückte, sich also von diesem Signal beeinflussen ließ, und auf welchen Probanden dieses verfrüht gegebene Signal keinen Einfluß hatte (Methode der „vorgetäuschten Gruppe“). Die Dauer einer Minute wurde also in den vorbereiteten Versuchen anders geschätzt als in den Versuchen mit vorsätzlich falschen Signalen. Dieser Unterschied in der Schätzung ließ auf den Grad der Beeinflußbarkeit eines Probanden schließen.
Den Grad der Beeinflußbarkeit jedes einzelnen Probanden in bezug auf einen relativ indifferenten (bedeutungslosen) Stoff (Zeitbestimmungsversuch) verglich man mit dem Grad der Beeinflußbarkeit beim Wirken bedeutsamer Reize. In einer Untersuchung wurde festgestellt, welchen Einfluß das Urteil des Kollektivs auf die Selbsteinschätzung eines Menschen ausübt. Die Ergebnisse des ersten und des zweiten Experiments zeigten, daß beim Zeitbestimmungsversuch leicht beeinflußbare Personen auch in der Selbsteinschätzung ihrer Persönlichkeitseigenschaften leicht beeinflußbar waren.
Inspiriert durch obige Versuche wollen wir uns nun einem Spezifischeren widmen:
madball on stage, 22.9k Im Rahmen des Madball Konzerts hoffen wir, folgende interessante Feststellung machen zu können; Gesetzt dem Fall, daß einzelne Gäste des Konzertes (Probanden) es sich nicht nehmen lassen wollen, ihre Einstellung den anderen Probanden in „nichtakzeptierbarer Form“ darzustellen und somit versuchen, „die Gruppe“ negativ zu beeinflussen, werden wir nicht auf den Knopf „Das finden wir jetzt alle aber ganz schön ‘schlimm’, wehren uns trotzdem nicht dagegen und lassen uns auch in Zukunft alles gefallen“, drücken. Wir werden unser Experiment folgendermaßen fortsetzen; durch das Nichtvorhandensein abgschlossener Kabinen für einzelne Probanden werden wir den Knopf „Beim Hardcore üben alle ein tolerantes und solidarisches Miteinander (welches kritisch reflektiert wird), machen ihr Kickbox-Training nicht im mosh-pit, treten diskriminierenden Äußerungen anderer Probanden offensiv gegenüber und versuchen auch einmal über den Subkulturen-Tellerrand hinauszuschauen“ betätigen, welcher an den ganzen Saal gekoppelt ist. So hoffen wir feststellen zu können, das sich die Probanden nicht – wie beim „27 Years of Hardcore“, welches am 30.09.2000 im Conne Island stattfand – als „Idioten“, die mit unserem Anspruch an Hardcore augenscheinlich nichts gemein haben, entlarven. Bleibt uns noch mit auf den Weg zu geben: „Das Anspruchsniveau der Persönlichkeit ist danach zu bestimmen, welche Ziele sie sich stellt – schwer oder leicht erreichbare.“
Mausi



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last modified: 28.3.2007