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pferd und reiter, 28.2k

blood on the honky tonk floor, 11.2k

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Was passiert eigentlich, wenn man eine Countryplatte rückwärts abspielt?

Der Held kriegt sein Auto und seine Freundin wieder. Damit ist eigentlich alles gesagt, was im Hardcountry so gesagt wird. Die Inszenierung des Burlesken, des schönen Scheiterns trat erst mit Hank Williams in den 40ern auf den Plan, davor war Country schnarchige Landeimucke, von cleveren Produzenten entdeckt und an die Hörer („Es gibt unter der arbeitenden Bevölkerung einen recht bizarren Hang zur Country Musik“, konkret 12/95 ) gebracht. In Nashville lebt heute eine ganze Musikindustrie davon. Gut daran ist, daß Country immer schon kommerziell war und sich deshalb die Postpunks nicht endlos rechtfertigen müssen, wenn sie die Musik heute als das beste aus dem weißen Trashbereich feiern. Doch kurz zurück zum Anfang: Manche Menschen wie zum Beispiel Elke Wittich in der Jungle World behaupten ja, Country sei nichts weiter als vertonte Provinz, wie der Name schon sage etc. etc.. Das stimmt, ist aber nicht weiter schlimm, denn die Abgründe der Ränder sind allemal spannender als die der Metropolen. „I’m too dump for New York and too ugly for L.A.“ (Waylon Jennnings, 1992): der Hardcountry verteidigt den schlechten Geschmack der hillbillies, das Unansehnliche seiner Protagonisten gegen gesellschaftlich besser gestellte, die ihre Position auch der kulturellen Abgrenzung nach unten, dem Mehrwert aus Distinktionsgewinnen verdanken. Wenn die Regeln dieser Kultiviertheit missachtet, die Grenzen des guten Geschmacks überrannt werden, bekommt das Provinzielle durchaus subversive Züge.
Natürlich ist hier alles ganz anders: Abseits von Truckstop, Rednecks und Westerntreffen existiert noch etwas: das deviante Interesse einiger abwegiger Personen in Deutschland, eine Countryband zu gründen, ist kein Retrophänomen, sondern passiert im Bewußtsein, dass diese Musik wie jeder Western eben auch auf ihrem Weg über den Atlantik eine Bedeutungsverschiebung erfährt, die es unnötig macht, die jammernde Steel Guitar nur als ironisches Zitat zu begreifen. Amerika als Projektionsfläche für alle möglichen Eitelkeiten und Sehnsüchte!
Blood on the Honky Tonk Floor („tonk ist ein einfacher Schuppen, und honky ist im Slang der Schwarzen ein Schimpfwort für Weiße“) kommen aus Berlin und spielen satten Rock’n’Roll mit Surf- und Rockabillyeinflüssen.
Country, no hippy shit! Don’t miss it!
heike

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country, 13.9k


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last modified: 28.3.2007