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Nachfolgender Brief ist das Ergebnis eines gemeinsamen Treffens verschiedener Projekte, Initiativen und Einrichtungen zur Drogenproblematik in Leipzig. Neben dem offenen Brief wurde dort eine verbesserte Vernetzung und Zusammenarbeit zu o.g. Thema vereinbart.
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Offener Brief an die Stadt Leipzig:

Für eine wirksame und menschliche Drogenpolitik in Leipzig.

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In Leipzig gibt es nun schon seit Jahren eine offene bzw. verdeckte Drogenszene, die seit geraumer Zeit rasant im Wachsen begriffen ist.
Die Stadtverantwortlichen versuchen, das Problem regelrecht zu deckeln. Scheinbar soll der Öffentlichkeit eine heile Welt vorgegaukelt werden. Gleichzeitig wird seitens der Leipziger Polizei mit unerbittlicher Härte gegen die Drogenszene vorgegangen.
Es ist offensichtlich: der bisherige Umgang der Stadtpolitik mit der Drogenproblematik kennt nur die Mittel der Staatsgewalt und der Repression. Dadurch wird dem Problem nicht begegnet, sondern es wird nur vedrängt und die Kriminalität durch das unvermeindliche Abrutschen in die Illegalität nur befördert.
Eine öffentliche Debatte über Drogenkonsum, seine gesellschaftlichen Ursachen und Begleitumstände findet in Leipzig nicht statt.
Wir fordern von den Stadtverantwortlichen, dass sie durch öffentliches Bekennen eines Problembewußtseins und einem grundsätzlich öffentlich-transparenten Umgang die Voraussetzungen für eine konstruktive Form der Auseinandersetzung um Handlungsstrategien schaffen. Nur so kann ein Zeichen gesetzt werden und gleichzeitig ein Klima erzeugt, in dem den Betroffenen wirklich geholfen und präventive Arbeit erfolgversprechend wird.
Eine grundsätzliche Lösung zeichnet sich für uns nur in einer Entkriminalisierung und Legalisierung des Drogenkonsums und -verkaufs ab. Nur so werden die spezifischen Begleitumstände wie Kriminalität und Verbrechen verschwinden. Solange die gesellschaftliche Ausgrenzung die einzige Antwort der Gesellschaft ist und für die Betroffenenen der einzige Weg, ihre Sucht zu befriedigen, wird dem Problem nicht ernsthaft begegnet werden können. Solange wird nur eine Problemverwaltung möglich sein. Dafür aber gibt es in Leipzig viel zu wenige qualifizierte Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter und Streetworker, die mit der sich immer mehr verschlimmernden Situation überfordert sind.

Wir fordern deshalb von der Stadtpolitik:
– einen grundsätzlich offenenen Umgang mit dem Problem
– eine angemessene Anzahl qualifizierter Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter und Streetworker
– die Einrichtung öffentlicher und betreuter Räume zum Drogenkonsum
– die Unterstüzung und Initiierung von präventiv arbeitenden Initiativen
– Schluss mit der repressiven und kriminalisierenden Vorgehensweise der Ordnungsbehörden
– Schluss mit der rassistischen Stigmatisierung und Ordnungspolitik gegen Migrantinnen und Migranten
– eine Unterstützung der Forderung nach kontrollierter Freigabe aller Drogen.

Leipzig, den 06. Januar 2000

Auf dem letzten Treffen am 6.1.2000 in der Halle 5 wurde dieser Brief von folgenden Projekten verabschiedet: Projekt Verein e.V. (Conne Island), Halle 5 e.V., Jugendhaus Leipzig e.V., Machtlos e.V. Außerdem sind alle InteressentInnen hiermit zum nächsten Arbeitstreffen am Donnerstag, den 3.2.2000 um 18 Uhr in der Halle 5 eingeladen.


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last modified: 28.3.2007