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Wir dokumentieren an dieser Stelle das Heft „6000“(*), dem Info-Blatt gegen Teutonenkollektive und deren Nebenwirkungen, herausgegeben von der Gruppe Café Morgenland aus Frankfurt/Main.
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6000

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„Der Verrat, der Zerfall und das Chaos
unseres Landes,
die schwere Situation,
in die unser Volk geworfen ist,
der Krieg in Bosnien-Herzegovina,
das Ausrotten des serbischen Volkes
und meine eigene Krankheit
haben mein weiteres Leben sinnlos gemacht,
und deswegen habe ich beschlossen,
mich zu befreien von der Krankheit,
und insbesondere von den Leiden
wegen des Untergangs des Landes,
um meinen erschöpften Organismus,
der das alles nicht mehr aushielt,
sich erholen zu lassen.“

(aus den Abschiedsbrief des ehemaligen Partisanen Slobodan Nikolic; er beging am 8. Oktober 1992 Selbstmord)



Die Einsamkeit am Ende des Jahrhunderts

Die Mahnwache
Der Angriffskrieg gegen Jugoslawien durch die inzwischen eingedeutschte NATO stellt für uns eine Zäsur dar. Nicht nur, weil er Tausenden Menschen das Leben gekostet hat (in der Nachkriegszeit hat es dies des öfteren gegeben).
Nicht nur, weil ein Land zugrunde gebombt wird (auch das hat es bereits gegeben), sondern weil zum ersten Mal eine Bevölkerung von 11 Millionen, „Serben“ genannt, von einer Einheitsfront aus 19 Ländern, mit über 500 Millionen kriegswilliger Bevölkerung, ohne jeglichen Skrupel - im Gegenteil, mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit, allen voran die Deutschen - angegriffen wurde.
Schlimmer noch.
Eine weltweite Solidarität der Demokraten aller Couleur wurde sowohl quantitativ als auch qualitativ praktiziert: Nahezu alle Bevölkerungsschichten und Ideologien in nahezu allen Ländern, nahezu alle sog. radikal linken Persönlichkeiten weltweit, wetteiferten um öffentliche Aufforderungen, „die Serben“ zu bombardieren, während sie sich mit CNN-Bildern(1) und anderen Rauschmitteln aufputschten.

Innerhalb von MigrantInnen-Zusammenhängen wurde das „Ja, aber ...“ - Prinzip praktiziert. Die verbale und praktische Parteinahme für die Angegriffenen blieb (bis auf wenige Ausnahmen) aus.
Manche erheitern gar unbekümmert mit ihren Kanak-Attrapp-Shows (incl. Clownerie-Beilage und Barbetrieb) das Publikum in der Heimatfront sowie das deutsche (Kriegs)Feuilleton munter weiter.
Andere MigrantInnen wiederum, die „stolz sind in einer Demokratie zu leben“ übernehmen bei den Grünen (dort, wo sie bisher nichts zu sagen hatten) die Drecksarbeit und rufen zu Intensivierung der Bombardierung Serbiens (= intensiverer Ermordung der serbischen Bevölkerung) auf.
Warum und wieso dies so ist, ist nicht mehr relevant. Praktiziert wurde bestenfalls eine Haltung der gleichen Abstände.
„Politische Korrektheit?“. Angst davor, daß „das politische Image beschmutzt würde“? Oder einfach die Sehnsucht, endlich eins mit den Mördern zu werden? (höchster Grad der Integration).

Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte ist das Fehlen jeglicher Solidarität mit den Angegriffenen das prägende Element dieses Krieges, gar der treibende Faktor für die Intensivierung des Bombardements.
Die totale Isolation der Opfer und deren Angehörigen, die totale Isolation der serbischen Bevölkerung hier und dort wurde von Beginn an ohne Abstriche beschlossen und umgesetzt.
Die NATO hat neben ihrer Überraschung über die „Stärkung des Milosevic-Regimes“ (laut NATO-Vokabular) bzw. die „Zerstörung der demokratischen/antiautoritären Opposition“ (laut linkem Vokabular) eine zweite erlebt: Nicht mal die kühnsten NATO-Strategen hatten eine solch massenhafte, gesicherte und beständige Befürwortung des Krieges bei ihren Bevölkerungen vorausgesetzt.
Es ist daher keine Übertreibung, sondern naheliegend, davon auszugehen, daß erst dieser Umstand es ermöglichte, den 78. Tag zu erreichen.
zerstoerter bus, 9.4k
„... ein paar verblaßte Fotos von Menschen, die auf den Brücken von Donau, Drina und Morawa, Nacht für Nacht, zu „Kollatteralschäden“ umdefiniert wurden ...“
Es war schließlich der entscheidende Faktor, der zu der erzwungenen Annahme des NATO-Diktats seitens der jugoslawischen Regierung geführt hat.
Die wenigen Ausnahmen einzelner Personen (z.B. Peter Handke) und Bevölkerungsmehrheiten (z.B. in Griechenland) wurden ziemlich schnell verteufelt und als Verrückte, als Rassisten, als religiöse Fanatiker und Nationalisten (siehe dazu auch den Hetzartikel in der Jungle World von 5.5.99, S. 14) abgestempelt.
Jeglicher Gedanke an Solidarität mußte ausgelöscht werden. Und wenn sich doch, unbeabsichtigt, die Angegriffenen („die Serben“) bei Demos oder Aktionen unter die „Kriegsgegner“ mischten, so führte dies zu erbitterten Auseinandersetzungen bis hin zu Schlägereien (wie am 1. Mai in Frankfurt zwischen deutschen Linksradikalen und Serben) und zu Aufforderungen (wie bei den Ostermärschen), sie sollen doch mit ihren serbischen Fahnen aus der deutschen „Antikriegsbewegung“ verschwinden.
„Am 18. April (4. Woche nach Kriegsbeginn) fand eine Blockade des britischen Luftwaffenstützpunktes Brüggen bei Mönchengladbach statt. Auf dem Sammelplatz vor Beginn der Aktion fanden sich etwa 100 Deutsche und ebenso viele Jugoslawen. Fast alle Jugoslawen trugen an ihrer Kleidung das „Target“-Zeichen. Eine deutsche Teilnehmerin verlangte erregt, daß das „Target“-Zeichen nicht getragen werden dürfe, es sei ein menschenverachtendes Symbol staatlicher serbischer Volksverhetzung und außerdem mit seiner Aufforderung zum Schießen dem Ziel der Friedensbewegung genau entgegengesetzt. Der Organisator solle dafür sorgen, daß das Zeichen verschwinde. (Aus einer Kritik von Prof. W. Kerntke, Mitorganisator der Aktion).
Nur so konnte das Geschäft mit dem Frieden reibungslos ablaufen. Nur so konnte sichergestellt werden, daß die Friedenskarriere keinen Fleck abkriegt (wenn wir schon dabei sind: wenn man/frau wissen will, wie die nächste PolitikerInnen-Generation aussieht, so genügt es, sich nur die Fratzen der Friedensbewegten zu merken; sie werden in einigen Jahren präsentiert, etwas älter zwar, aber mit dem gleichen haßerfüllten Friedens- und Dackelblick).

Entsprechend auch das Vokabular:
Für T. Ebermann ist Milosevic mit Tutschman gleich zu setzten.
Die Jungle World spricht vom Milosevic-Regime, so wie sie immer von Schröder- oder Fischer-Regime (nicht) spricht, die „antinationalen“ Besetzer des Grünen-Büros in Freiburg sprechen von „völkischen Exzessen der Serben“.
M. Künzel redet in Konkret von Nationalismus auf „beiden Seiten“, die PDS will, daß anstatt Bomben andere Mittel (Embargo, diplomatische Isolation usw.) gegen Milosevic angewandt werden, und J. Wertmüller redet von „Verfolgungswahn und Nationalismus der Serben“. J. Ditfurth kotzt in ihrem „offenen Brief an Fischer“ alle abgekauten NATO-Argumente gegen das „Belgrader Regime“ aus.

Und weltweit? Wir müssen inzwischen froh sein, wenn keineR mehr was sagt. Wir können das Schweigen von Subkommandanten Markos und ALLE anderen linken „Vorbilder“ eher ertragen als deren Redebeflissenheit.
In Spanien (um nur ein Beispiel zu nennen) haben 600 Intellektuelle, die Creme de la creme der dortigen Gesellschaft, eine „Kriegs“-Erklärung abgegeben, indem sie Milosevic mit Netanjahu und Albaner mit den Palästinensern gleichsetzten (sie können es immer noch nicht lassen).
Jede kriminelle Vereinigung, ob kleine (z.B. deutsche Kaninchenzüchterverein), große (z.B. deutsches Volk, Wirtschaftsverband, Regierung) oder soziale (z.B. Cosa Nostra) hat mehr SympathisantInnen und erfährt mehr Solidarität als die „verfluchten“ Serben, die - laut offiziellem linksdeutschen Jargon - ihre Verfolgung imaginieren!
Jeder noch so extreme oder „exotische“ Zusammenhang findet mehr soziopolitisches, ökonomisches, mentales usw. Interesse, zwecks Erforschung, Analyse und Erklärung, als die serbische Bevölkerung mit ihrem Anliegen (immerhin geht es hier um die Ermordung ihrer Angehörigen und um die Bombardierung ihrer Städte und Häuser).

Seit dem 24.03.99 (1. Tag der Bombardierung Jugoslawiens) sammeln sich zwischen 20 und 23 Uhr vor dem amerikanischen Konsulat in Frankfurt 60 bis 100 SerbInnen zu einer Mahnwache. Abend für Abend, ohne Unterbrechung, den
Beschimpfungen der PassantInnen („die NATO soll Euch alle vernichten!“), dem Unmut der AnwohnerInnen (Anzeige wegen Lärmbelästigung durchs Skandieren von Parolen) und der Willkür der deutschen Polizei ausgesetzt:
zwar sind grundsätzlich bei Versammlungen sich daraus zwangsläufig ergebende Lärmbeinträchtigungen in Kauf zu nehmen, dies kann aber nicht über einen so langen Zeitraum, insbesondere wenn kein Ende abzusehen ist, gelten“ (aus der Polizeiverfügung gegen die Mahnwache).
Faszinierende Amtsdeutsch! Mit drei Zeilen wird alles wiedergegeben, was wir hier über mehrere Seiten nicht mal ansatzweise schaffen.
Mit serbischen Fahnen (nicht nur, eine griechische wird von den „nationalistischen“ Serben auch aufgestellt) und der Bilder ihrer ermordeten Landsleute und vor allem mit ihren Wut und Zorn. Am 71. Tag sind sie immer noch unter sich. Keine Quarantäne-Anordnung hätte solch eine Isolation bewirkt wie diese „Serben“-Stigmatisierung.
Linke Gruppen, die wegen Mangels an Massen für ihre Demos ab und zu ihre Aufrufe an sie heranbringen wollen, übermitteln ihre Flugblätter über „Mittelsmänner und -frauen“: Denn es ist unangebracht dort mit Serben zusammen „erwischt“ zu werden. Wobei das Bedürfnis der TeilnehmerInnen mit jemandem zu reden, ihre bloße Existenz zu rechtfertigen, ihre Argumente gegen den Krieg hervorzubringen enorm groß ist.
Die Absurdität diese totalen Isolation äußert sich in der Tatsache, daß die einzigen, die überhaupt in ihrer Nähe sich befinden - und zwar jeden Tag - die deutschen Polizisten sind. Und sie reden mit den deutschen Polizisten! Sie erklären denen, daß sie ein Recht zum Leben haben, daß sie es sind, die angegriffen werden! Sie erklären die Geschichte ihres Landes, die Geschichte des Zusammenlebens der Völker in ehemaligen Jugoslawien.
So wie „Gastarbeiter“ halt in immer noch gebrochenem Deutsch solche Geschichten erzählen. Denn fast alle der älteren Anwesenden (und das sind die meisten mit ihren Familien) leben seit über 30 Jahren in Deutschland. Es ist die sog. erste Generation, die „Gastarbeiter“-Generation. Sie haben, wie sie selber in den Gesprächen zugeben, nach 30 Jahren Fließbandarbeit die Deutschen und deren Land entdeckt: „so bald der Krieg vorbei ist, hauen wir ab, es gibt keinen Platz mehr für uns hier“, „wenn wir in Serbien auf Deutsche Treffen, dann gibt es kein Pardon“. Solche und andere „Gewalttaten“ phantasieren sie in den abendlichen Stunden zwischen vorbeifahrenden Autos und Bullenwannen.
JedeR eine Geschichte: Das zerbombte Haus, die Frucht der Enkelkinder in Nis vor den NATO-Bomben, die Geschichte von der Nichte in Novi Sad, die als Ärztin jetzt entscheiden muß, welche der Kinder in der Intensivstation am Leben bleiben sollen und welche sterben müssen wg. fehlenden Stroms.
Sie erzählen von ihrer Tochter, die nicht nach Deutschland flüchten will, da ihre Arbeit in einer Pharma-Fabrik wg. Medikamenten-Knappheit lebenswichtig ist.
Sie zeigen Fotos von ihren Neubauten (gebaut nach 30-jähriger Schufterei in Deutschland), die jetzt dank der Deutschen in Schutt und Asche liegen, und machen sich Gedanken darüber, wo sie ihre Ersparnisse unterbringen könnten, falls die Deutschen ihrer Gelder beschlagnahmen wollten! (dieser Gedanken sind nicht mal abwegig).
Andere erzählen von Hausdurchsuchungen durch die deutsche Polizei am ersten Tag der Bombardierungen. Leute, die sich 30 Jahre nichts „zuschulden“ kommen ließen, die 30 Jahre nichts mit der Polizei zu tun hatten, erzählen fassungslos über ihre erste Durchsuchung im Morgengrauen, weil sie Serben sind!
Sie erzählen von den Schikanen gegen ihre Kinder in der Schule, auch dann, wenn die Schulen „multikulturell“ sind, von der täglichen Anmache durch ihre KollegInnen am Arbeitsplatz (viele meldeten sich Krank, um diesem Terror zu entgehen).
71 Tage nach Beginn des Krieges äußern sich immer noch ihr Erstaunen über das Unbegreifliche. Sie rufen trotzig „Jugoslawien“ wohl wissend, daß damit längst vorbei ist.
Nach der erzwungenen Annahme des NATO-Diktats am 72.Tag, betretenes Schweigen und steinerne Gesichter. Für sie kommt es einer Okkupation gleich: „wieder unter deutsche Stiefel“ murmelt einer vor sich hin.
Eine ältere Serbin wendet sich an uns, will wissen ob wir in den Nachrichten erfahren haben, ob auch Rußland bei der „Friedenstruppe“ dabei sein wird, wir bejahen es, sie will weiter wissen, wie viele russische Soldaten aufgestellt werden; „wir haben von etwa 10.000 gehört“ sagen wir, „aber warum fragen Sie?“
Die Antwort durchbohrt das Ohr und bleibt ins Gehirn stecken: „wenn die Russen dabei sind, werden es die Deutschen schwer haben, uns in die Gaskammer zu schicken!“.
Es ist absolut irrelevant, ob die Angst übertrieben ist, ob die Assoziation hinkt. Es ist absolut irrelevant, jemandem, der so fühlt, irgend etwas zu erklären. Einzig relevant ist ihre konkret artikulierte Empfindung. Und sie schreit zum Himmel. Du überlegst, was kannst Du tun um diese Angst vor der patentierten deutschen Vernichtung zu relativieren, nicht verbal sondern praktisch. Und Du entdeckst die eigene Ohnmacht, weil du weder Geschichte noch historisches Bewußtsein tilgen kannst noch darfst. Andere wiederum erzählen...(kein Bock mehr all das wiederzugeben, jedeR kann sich das selber vorstellen oder auch sein lassen).

Was läuft hier ab? Nach solchen Erzählungen fangen wir an selber zu merken, daß auch wir nur einen Bruchteil dessen kapiert haben, was hier abgeht. Von einem Tag auf den anderen wird eine Minderheit verteufelt, zu Aussätzigen erklärt und das schlimmste: Bestenfalls interessiert dies kaum jemanden.
Und ALLE machen mit.
So entstand seit Beginn des Krieges (nur vorübergehend?) eine neue Konstellation in dieser Gesellschaft: Deutsche, Nichtdeutsche und Serben. Auch wenn die Gründe bei den Nichtdeutschen meistens andere als bei ihren deutschen „MitbürgerInnen“ sind, wurde eine verheerende Allianz zwischen Nichtdeutschen und Deutschen gegen „die Serben“ praktiziert mit unabsehbaren Folgen.
Es bleibt dabei: Wir kennen keinen Grund, etwas anderes zu tun, als an der Seite der Angegriffenen zu stehen – so gut, wie wir es können und so lange, wie es geht – und morgen oder übermorgen, wenn die Flüchtlinge aus den Klauen der Kriegsverbrecherorganisationen (Internationales Rotes Kreuz, UNO, UNICEF, OSZE, Cap Anamur, UNHCR, Malteser-Hilfsdienst und alle anderen), aus den Klauen der „deutschen Psychologinnen, die spezialisiert auf vergewaltigte Frauen sind“ (O-Ton: ZDF-Reportage über den Einsatz geschulten Psychologinnen in den Flüchtlingscamps) flüchten, unseren Platz an der Seite „der Albaner“, irgendwelcher „Albaner“, in ihrer „kriminellen“ oder „Schmarotzer-“ Variante einzunehmen.

„Die Bombardierung muß weitergehen“ befiehlt der Oberkommandierender von Cap Anamur Rubert Neudeck.

Wir kennen keinen Grund, etwas anderes zu tun, uns heute schon darauf einzustellen, daß die nächsten Verbrechen, diesmal gegen die serbische Minderheit in Kosovo, vor der Tür stehen; uns darauf einzustellen, daß niemand auf der Welt das geringste Interesse an ihrer Existenz zeigen wird. Keine internationale Hilfsorganisation wird sich um sie kümmern. Es sind ja bloß Serben!
Uns auf die bereits angekündigten Androhungen der Fischers und Co. vorzubereiten, die verkündeten, unter welchen Bedingungen die serbische Bevölkerung in Jugoslawien nicht zum Hungertod verurteilt würde (wirtschaftshilfe gegen Kollaborateure-Regierung). Bis die „Entbalkanisierung“ des Denkens und Handelns ihren zivilisatorischen Abschluß findet.
Alles umsonst also?
Was übrig bleibt ist ein S(ch)erbenhaufen, in dem man/frau beim genauer Hinsehen ein paar zornige, zerrissene Sprüche entdeckt „Scheiß Columbus mit deiner verdammten Neugier“ oder „werdet ihr es bombardieren oder kann ich mit dem Streichen anfangen“ (geschrieben in einer Belgrader Hauswand) oder „ Durch eine Bombe sterben, warum nicht? Blöd wäre es nur, zu sterben durch Glassplitter“ (Erklärung einer Serbin, warum sie ihre Fensterscheiben mit Band beklebt).

Was übrig bleibt, sind ein paar verblaßte Fotos von Menschen, die auf die Brücken von Donau, Drina und Morawa, Nacht für Nacht, zu „Kollatteralschäden“ umdefiniert wurden oder in Erwartung ihrer Angreifer auf Rock-Konzerten ihren unendlichen Trotz und Zorn aus der Seele tanzten.

Was übrig bleibt, ist diese widerspenstige Haltung, in der jegliches Kalkül von Taktik, Kompromiß, „eigentlich“, „politische Reife“ und Rechtfertigung des eigenen Tuns nur durch seine totale Abwesenheit bemerkbar gemacht wurde. In der die Tötungsandrohung der Angreifer niedriger bewertet wurde als die alltäglichen kleinen und großen Freuden des Lebens.

Was uns Angst macht ist nicht die Annahme, wir könnten falsch liegen, wir könnten an der Seite von Nationalisten und Rassisten stehen (was zu erhoffen wäre, denn das ist eine Frage der Einsicht der eigenen Fehler bzw. der eigenen Blindheit/Dummheit), sondern, ob es tatsächlich so ist, daß wir in einer Welt leben, in der das Verbrechen schon längst zum substanziellen Faktor der Gesellschaftserhaltung geworden ist, in der Die Anderen nichts mehr zu suchen haben, nirgends. In einer Welt, in der Du heute nicht weißt, welche Die Anderen morgen sein werden. Denn Du stehst längst außerhalb des Prozesses, der definiert, welche Die Anderen sind. Und ob diese Anderen leben dürfen, wie lange sie leben dürfen, und wie sie zu leben und zu sterben haben, wird durch dieser Prozeß der demokratischen Mehrheitsbildung, gemäß ihrer Definitionsmacht über Menschenrechte, Nationalismus und Eßgewohnheiten bestimmt.

Wenn wir schon diese Welt nicht verändern können, dann müssen wir sie kaputt machen!

Café Morgenland, Frankfurt den 09.06.1999



Das Wetter in Serbien ist schön

Beim Rausgehen aus dem Supermarkt, spendeten meine Kinder dem Roten Kreuz Reis und Nudeln für die albanische Flüchtlinge.
Meine Tochter rief an, um eine albanische Frau zu Hause aufzunehmen. Ich fand all das richtig. Kinder, die die Werte der Solidarität und der Humanität verinnerlicht haben sind der lebendiger Beweis der Erziehung ihrer Eltern. Besonderes dann, wenn der Vater ein Serbe ist.
Jugoslawische Abstammung, fasziniert von den demokratischen Werten Frankreichs, bin ich Franzose geworden.
Heute werde ich als nichts anderes als ein Serbe anerkannt!

Können wir parallel zu der Hilfe an die albanische Flüchtlinge etwas für das verfluchte serbische Volk tun? Ich weiß, daß Matra und Dasseau, die Blüten der französischen Industrie (und der Kriegsindustrie) sehr „spendabel“ bis heute waren. Dank dessen friert meine Tante in Belgrad, da das Kraftwerk - „strategisches Ziel“ -, das sie beheizte, bombardiert wurde.
Mein Schwager in Cacak hat vorgestern die Fabrik, die elektrische Küchenherde und Staubsauger produzierte nicht mehr gefunden (auch dies strategisches Ziel)! Die Nachbarn haben meine Mutter mit der Schubkarre zum Arzt gebracht, da ihre Fortbewegung kein Benzin benötigt. Mit leeren Tank wollte das Auto nicht anspringen.
Nur mein Onkel ist zufrieden: Endlich hat er mit dem Rauchen aufgehört; seit die Tabakfabrik in Nis in Rauch aufgelöst wurde. Komisches Ende für eine Tabakfabrik! Letztendlich ist das die erste positive Tat der NATO für die Gesundheit der serbischen Bevölkerung. Gratuliere und Danke!

In der verbreiteten Pseudoobjektivität, aus Respekt vor dem Verbrechen, bitte ich
den „Chirurgen des Himmels“ Mitleid mit einem kaum bekannten Teil der serbischen Bevölkerung zu zeigen: den Flüchtlingen aus Krajina und Bosnien. Sie haben bereits den Terror hinter sich. Es sind die Albaner von gestern. Diese armen Menschen haben es geschafft, ihr Leben zu retten, indem sie ihre Häuser verließen, nach den Angriffen der Tutschman- und Itzebegowitsch-Soldaten.
Auch wenn sie in Ställen, in Bauernlagern oder in Baracken am Rande von Industriegebieten leben, haben sie eine gewisse Ruhe in Serbien gefunden.
Und wieder fällt das böse Schicksal auf sie herab. Sie haben keine Bunker und keine Keller, um sich zu schützen. Sie sind die klassischen Opfer der „Nebenschäden“!
Wie viele es sind? Sechshunderttausend? Siebenhunderttausend? So viele wie die Albaner, die aus Kosovo vertrieben sind? Mit einem einzigen Unterschied! Deren Leidensweg gegen den Tod, deren Martyrium wird keine Kamera festhalten.
Das Leiden in seiner absoluten Anonymität. Sie beschweren sich nicht.
Heute, dank dieses „außer Plan“-Leidens haben sie ihre Menschenwürde aufrecht erhalten. Das Fernsehen von Milosevic hat niemals den Exodus gezeigt; man zeigt nicht die eigenen Niederlagen.

Da ihr Leidensweg nicht in die Wohnstuben Frankreichs eingedrungen ist, hat niemand einen Sack Reis, ein Zelt spendiert, ein Flugzeug gestartet um sie auszufliegen. Wollten sie überhaupt anderswo hingehen?
Aber zum Teufel mit denen! Es sind doch bloß Serben! Also „Täter“. Sie sollen krepieren! Diese Sätze werden von Leute ausgesprochen, die jeden Sonntag hoffen Millionäre zu werden, indem sie - wie ich auch - in Pferderennen wetten.
Macht euch keine Sorgen über deren Vernichtung, es wird auch so weit kommen!
In den Statistiken von Brüssel werden sie unter der Rubrik „falsche Ziele“ wieder auftauchen. Ein junger General in Pension wird uns im Fernsehen erklären, daß „um eine Omelett zu braten, das Ei zerschlagen werden muß... Trotz Zielgenauigkeit ... kann so was vorkommen“.
Ich informiere ständig meine Mutter über das Wetter. Zu Beginn der Bombardierungen war sie vorsichtig. „Morgen wird das Wetter in Serbien schön sein“. Sie verbrachte dann den ganzen Tag im Keller. Mit der Verbesserung der Wetterbedingungen avisieren die „Himmelspezialisten“ ihre Ziele sogar mit bloßen Augen.
Jetzt hat der Wetterbericht keine Auswirkungen auf ihr Verhalten mehr. „Die Kirschbäume in unserem Garten haben angefangen zu blühen, das Wetter ist schön, die Vögel zwitschern, ich bin den ganzen Tag draußen, ich habe kein Angst mehr“, höre ich ihre entfernte Stimme am Telefon. „Sei vernünftig, Mutter, hör auf mich.“
„Nachts entferne ich das Hörgerät, um die Sirenen nicht hören zu können, ich schlafe nicht mehr im Keller. Wenn sie mich im Schlaf töten, wird dies ein schöner Tod sein, ohne Schmerzen. Mach dir keine Sorgen um mich, paß auf dich auf, mein Sohn“.

Dragan Kotaratsch, in LE MONDE, 18-19. April 1999



Von Müsli- und anderen Serbenfressern

Eichmänner und -Frauen

Mit der zunehmenden „Verfehlung“ der NATO-Ziele in Jugoslawien, vermehrten sich auch die „kritischen“ Stimmen gegen die heutige politische Elite Deutschlands. Von TAZ über Ströbele bis zu Konkret und Jungle World wetteiferten die Kolumnisten, die Karikaturisten, die Artikelschreiber und sonstige Lohnabhängige um „schwerwiegende“ Analysen der Protagonisten. Fischer und Beer, Schlauch und Trittin, Vollmer und Scharping, Schröder und Co. wurden unter die Lupe genommen. Deren linke Vergangenheit wurde „denunziert“ und ausgeplaudert.
Alle bemühen sich um eine Erklärung des „Phänomens“, wobei der Neid nicht unbemerkbar bleibt. Und doch handelt es sich um die Erklärung der eigenen Ansichten, der eigenen Enttäuschung –früheren und jetzigen–, der eigenen geknickten Karrieren. Denn wenn sich in Deutschland überhaupt eine Partei sich immer Treu geblieben ist, dann sind es gerade die Grünen, von Anfang an konsequent und beständig, radikal und ökologisch, Friedens(brand)stifter und Völkerkunde-Spezialisten... Völkisch eben!
Und vor allem Basis(=Tetowo)demokratisch. Denn in einer Demokratie beteiligt sich die Mehrheit am Verbrechen, während in einer Diktatur die Minderheit.
Und so schreien sie es aus allen Röhren: Nie wieder Krieg ohne uns, nie wieder Frieden gegen uns. Man tut den Grünen unrecht, wenn man denen Verrat an irgendwelchen Idealen vorwirft. Und was die Karriere betrifft, wissen wir nicht, ob Fischer oder Dittfurt(2) mehr auf Posten fixiert sind.
Das einzig Neue ist, daß (endlich mal) das Führerprinzip wieder eingeführt worden ist. Bemerkenswert daran ist nur ihre langjährige Geduld: wie konnten sie all die Jahren „oben ohne“ aushalten (ist der Krieg doch die Voraussetzung dafür?).
Was uns auffällt ist in erster Linie deren Physiognomie, wie sie mit dem Morden „umgehen“. Angesichts deren Auftritte in den verschiedensten Gelegenheiten, die diese Posten bieten, lohnt es sich immer und immer wieder Hannah Arendts Buch „Eichmann in Jerusalem“ zu lesen. Insbesondere seinen damals umstrittensten Abschnitt über die Physiognomie des Täters. Wenn dort verschiedene Charaktereigenschaften bei den o.g. Personen wiedergefunden werden, so liegt es nicht an irgendwelchen divinatorischen Fähigkeiten von H. Arendt sondern einzig und allein an dem „deutschen Wesen“: Die Deutschen können alles verraten, ihre Erziehung aber niemals!
Der karrieregeile Fischer, der bis gestern von allen getretener Scharping mit seiner Greuelphantasie, der Technokrat Schröder, die Beers, die Müllers und die Radckes in der Opferrolle, der Opportunist Schlauch, der Serbenkenner Vollmer usw.
Dieses Eichmann-Syndrom ist lebendiger denn je. Es kommt nur bei Gelegenheit zum Vorschein. Wie jetzt.
„Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, daß er wie viele war und daß diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind. Vom Standpunkt unserer Rechtsinstitutionen und an unseren moralischen Urteilsmaßstäben gemessen, war diese Normalität viel erschreckender als all die Greuel zusammengenommen, denn sie implizierte, daß dieser neue Verbrechertypus, der nun wirklich hostis generis humani ist, unter Bedingungen handelt, die es ihm beinahe unmöglich machen, sich seiner Untaten bewußt zu werden“. (S. 425)
Z.B. der Außenminister Joseph Fischer:
Ein billiger Hausbesetzer, der früher Steine auf jüdisches Eigentum warf und deren Eigentümer als Spekulanten beschimpfte (die später inszenierte Entschuldigung bei Ignatz Bubis verstand er als Freibrief für neue Verbrechen), wirft heute Bomben auf serbisches Eigentum und Eigentümer. Man/frau greift auf das, was man/frau halt vorfindet (früher lagen ihm die Steine zu Füßen, heute die Bundeswehr). Es ist sozusagen eine quantitative und keine qualitative Veränderung.
Er prahlte damit, was er alles geleistet hat, als er im Parlament Gysi vorwarf, „er (Gysi) machte Urlaub während er (Fischer) und seine Mitarbeiter Tag und Nacht im Ministerium schufteten.“ (Mordsarbeit)
„Nun, ich sträubte mich anfangs, aus Wien wegzugehen, wenn man so eine Dienststelle aufgezogen hat und wenn man gesehen hat, wie sie reibungslos und ordentlich abläuft, dann gibt man so eine Dienststelle an sich nicht gerne her“.
(Eichmanns Aussage bezüglich seinen Berufskarriere als er den Auftrag bekam in Prag eine weitere Dienstelle für Juden einzurichten, S. 153)
Z.B. die „gewissensgeplagten“ Radckes und Röstels mit ihrer „inneren Zerrissenheit“ angesichts der Verbrechen die sie mittragen „müßten“:
„Wenn ich heute eine klaffende Schnittwunde bei einem Menschen sehe, dann kann ich nicht zusehen. Ich gehöre zu dieser Kategorie von Menschen, so daß man mir oft sagte, ich hätte kein Arzt werden dürfen. Ich weiß es auch jetzt noch, wie ich mir darunter sofort die Sache bildlich darstellte, und daß ich irgendwie auch unsicher in meinem Gehabe wurde. Als ob ich irgendeine aufregende, eine aufregende Sache hinter mir hätte, wie das eben schon mal so vorkommt, daß man nachher wie ein leises inneres Zittern, oder so ähnlich möchte ich es ausdrücken, hat“ (Otto Adolf Eichmann, S. 181). Was früher „inneres Zittern“ bewirkte, erzeugt heute „innere Zerrissenheit“.
Z.B. die „reue“ Angelika Beer, die von Appendix B des Rambouillet-Vertrag nichts wußte (als ob das, was sie wußte, nicht ausschlaggebend genug gewesen wäre, um Die Anderen nicht zu töten):
„Ich habe ja nicht geleugnet, daß ich gewußt hätte, daß die Einsatzgruppen den Tötungsbefehl bekommen haben, aber ich habe nicht gewußt, daß die Juden aus dem Reich nach dem Osten denselben Maßnahmen unterworfen sind“.
(Eichmanns Aussage bezüglich der Relativierung seiner Schuld, S. 194)
Z.B. Claudia Roth. Ihr war nicht anstrengend genug nach USA zu reisen, um die zum tote verurteilten Deutschen zu retten, während in den benachbarten Todeszellen Hunderte von Schwarzen auf den elektrischen Stuhl warteten. Deutschland vor! for ever!
Z.B. Trittin: Seine erste kritische Töne zum Krieg gegen Jugoslawien wurden erst artikuliert, nachdem die Berichte über die „ökologische“ Katastrophe sich vermehrt hatten. Übrigens, ein Rat an die „Propaganda-Maschinerie von Milosevic“:
Mit der Verbreitung der Bilder von bombardierten Städte und Dörfer, mit der Aufzeichnung von Ermordeten (auch wenn es um Kinder und Frauen handelt), werden sie kein Mensch in Deutschland auf die Barrikaden gegen den Krieg bringen. Wohl aber mit Fotos von verbrannten Hunden und andere Tiere, von verbrannten Wäldern und vor allem von der Bekanntmachung der Meßwerte und der Windrichtung der freigelassenen Gifte aus den bombardierten Chemie- und Raffinerie-Komplexe. Das ist Deutschland-pur.
Z.B. Innergrüne-Anti-Fischeropposition (Ströbele und Co.):
„Frank lief sofort innerlich Sturm. Es begann nunmehr ein gewaltiges Tauziehen. Frank wollte seine Judenfrage selbst lösen. Frank verwahrte sich dagegen, Juden in seinen Generalgouvernementsbereich zu bekommen. Diejenigen, die schon da waren, mußten sofort wieder verschwinden“ (Eichmann über die Auseinandersetzung mit Frank als seinem Konkurrenten bzw. Widersacher, S. 165).
Es wäre zu kurz gefaßt, wenn all das nur unter dem Aspekt der Examensarbeit und der Karriere betrachtet wird. Es ist nicht nur eine taktische, opportunistische Haltung, um diskursfähig zu bleiben, um den Auftritt in den Talk-Shows und den Posten abzusichern. Es ist davon auszugehen, daß sie es aus „innerer“ Überzeugung und „Missions“drang tun!

Café Morgenland, Frankfurt den 09.06.1999



Kontinuitäten...

Von Ausländern überschwemmt?
Der Einsatz fremder Arbeitskräfte in Deutschland

Wenn heute einer ... so gegen Abend durch die Straßen seiner Heimatstadt schlendert, um alte Erinnerungen aufzufrischen, dann kann es leicht passieren, daß er an dieser oder jener Ecke auf eine Gruppe fremdartiger Gestalten stößt, die früher nicht dazustehen pflegten. Er hört sich im Vorbeigehen das Gesprudelt unbekannter Laute an, wirft einen forschenden Blick auf die wildgeschlungenen Schals, die verwegenen Baskenmützen, die in den Mundwinkel geklemmten Zigaretten und muß sich eingestehen, daß ihm das Ganze nicht recht geheuer vorkommt. Aha, denkt er wohl im Weitergehen, wahrscheinlich irgendwelche von diesen ausländischen Arbeitern, von denen man in letzter Zeit so viel hört; soll ja eine ganze Masse jetzt in Deutschland geben, scheinen sich mächtig breit zu machen. Und dann fällt ihm wahrscheinlich noch seine Kusine Erna ein, die neulich erzählte, daß einer von diesen Burschen im Betrieb gegenüber einer Kollegin frech geworden sei. Darauf kann es eigentlich gar nicht ausbleiben, daß er so ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend kriegt und sich seine Gedanken macht, wie das wohl wird, wenn er wieder rausgeht und Frau und Kinder so alleine zurückläßt, und ob da nicht allerhand passieren kann.

Diese Sorgen sind begreiflich, aber im wesentlichen gegenstandslos. Die Leute, die behaupten, Deutschland werde heute von ausländischen Arbeitern überschwemmt, und wir seien vor diesem Andrang bald nicht mehr Herr im eigenen Hause, sind im Unrecht. Gewiß, es gibt heute Millionen ausländischer Arbeitskräfte aus allen möglichen Gegenden Europas in Deutschland, und ihre Zahl wird sich sogar noch weiter erhöhen. Aber es wäre falsch, wenn der Mann ..., der die Verhältnisse nicht ohne weiteres übersehen kann, in der Vorstellung lebte, diese Massen von Ausländern „überschwemmten“ nun die deutsche Heimat. Zu einer Überschwemmung gehören überflutete Ufer, durchbrochene Dämme. Statt dessen ist es gelungen, trotz aller Schwierigkeiten den Einsatz der ausländischen Arbeiter in Deutschland organisatorisch zu bewältigen und im allgemeinen in Formen zu fassen, die dem Anspruch der Heimat auf Sicherheit Rechnung tragen.

(Aus Veste Kreta Nr. 339, Deutsche Soldatenzeitung von 01.Juli 1943)


Anmerkungen:
  • (*) Am 7.10.93 wurde im Zug (1. Klasse-Waggon) Hamburg-Bucholz, der 19-jährige Flüchtling aus Gambia, Bolong Jamba von dem Deutschen Umweltingenieur Wilfried Schubert mit mehreren Messerstichen in Bauch, Genick und Hals getötet. Der davor stattgefundene Streit bezog sich auf die Klassenordnung (Bolong Jamba besaß eine Fahrkarte für die 2. Klasse, saß aber in der 1.Klasse, was kein anständiger Deutscher hinnehmen kann). Im ersten Prozeß im Jahr ‘95 wurde W.S. freigesprochen, wg. Notwehr, da er sich beim Anblick eines schwarzen Menschen „subjektiv bedroht gefühlt hätte“, so die Begründung. Im Revisionsverfahren im Febr. 1997 verurteilte ihn das Landgericht Stade zu einer Geldstrafe in Höhe von 6.000 DM. Somit wurde juristisch der Wert für das Leben eines NichtDeutschen festgelegt. Dieser kostengünstige „Aldi-Preis“ bewegt sich angesichts von Sozialabbau und Arbeitslosigkeit im Rahmen dessen, was jedeR DeutscheR sich leisten kann (schlimmstenfalls wird einmal auf den Mallorcaurlaub verzichtet). Ob dieser Preis höher getrieben werden kann, hängt von nun an einzig und allein von uns ab.
  • (1) Das griechische Fernsehen hat den CNN-JournalistInnen vorgeworfen, daß sie über die geplante Bombardierung des Internationalen Informationszentrums in Belgrad und die Ermordung Ihrer KollegInnen vorher schon informiert gewesen waren: Drei Tage vor der Bombenangriff waren alle CNN-JournalistInnen aus dem Gebäude ausgezogen (ohne natürlich die Anderen zu warnen). Die Reaktion des bösen Belgrader Regimes: Sie Verbot den CNN-JournalistInnen die Übertragung ihrer Bilder über das notdürftig aufgebaute Informationszentrum (was wiederum zu Protesten wg. „Pressefreiheit“ usw. geführt hat).
  • (2) J. Dittfurt kandidiert für die Europawahl auf einer griechischen Liste, ein Bündnis von links“radikalen“ Gruppen. Einige davon (z.B. NAR= Neue Linke Strömung) waren bis vor dem Krieg blühende UCK-Anhänger (wg. Befreiungsbewegung usw.) und hießen die UCK-Morde an Serben gut. Nicht nur das: Sie „enthüllten“ die „Levinski-Affäre“ als „jüdisches Komplott“ und warnten die Kino-Zuschauer vor „Schindlers Liste“ als Propaganda-Film Israels, da damit Sympathie für Israel erzeugt wird!


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last modified: 28.3.2007