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Wir veröffentlichen an dieser Stelle im Rahmen eines Leserbriefes einen offenen Brief über Vorgänge im Jenaer Kulturzentrum Kassablanca, der allerding schon einge Monate alt ist. Er erreichte uns erst kurz vor Redaktionsschluß für dieses Heft.
Nach unserem Kenntnisstand gab es darum bereits eine Auseinandersetzung im Kassablanca selbst. So war auch der offene Brief und eine Reaktion seitens des Kassablancas in ihrem Programmheft nachzulesen.
Wundert Euch also nicht, wenn Ihr vorne im CEE IEH die Dates des Kassablancas findet und im folgenden eigentlich einige Facts, die diesen Abdruck unmöglich machen würden.
Wir wollen Euch aber nicht dumm und unwissend sterben lassen, so daß Ihr diesen einige Monate alten Brief hier selbst nachlesen könnt.
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An: cee ieh
Betrifft: kassablanca (jena)

hallo!
da ihr im cee ieh auch werbung für das kassablanca macht, halte ich es für notwendig, euch kurz über vorfälle mit dem kassablanca zu berichten:

offener brief von infoladen und stura der fh jena:

KASSABLANCA wirbt mit Rassismus

In der Oktober-Ausgabe des Programmheftes des Jenaer sozio-kulturellen Zentrums KASSABLANCA spricht Autorin Inge in ihrer „Intro Ecke“ zwei Probleme an: den Mißbrauch (harter) Drogen und die repressive staatliche Drogenpolitik und das Macho-Verhalten einiger Männer, die „(...) Frauen penetrant belästigen, Angst verbreiten (...)“.
Die gesellschaftlichen Ursachen dieser Phänomene werden jedoch nicht untersucht, statt dessen behilft die Autorin sich mit einer Projektion, die eine ernsthafte Auseinandersetzung damit überflüssig macht: Verantwortlich gemacht wird eine nach absurden Kriterien (Haut-, Haarfarbe etc.) klar abgrenzbare, vermeintlich homogene Personengruppe (anfangs „(...) nord- und schwarzafrikanische und andere Bürger (...)“, später wird diese Gruppe auf „(...) jede[n] ‘Ausländer’ (...)“ noch erweitert), die der als ebenfalls homogen proklamierten Gruppe der (deutschen) BetreiberInnen und Gäste diametral gegenübergestellt wird. Nachdem die Feindgruppe nun u.a. aufgrund von „allgemeine[n](!) Hinweise[n] aus der Bevölkerung“ identifiziert ist, wird ihren Mitgliedern gedroht: „(...), daher werden wir alle verschärft die Augen offen halten und bei ‘Erwischung’ auch hart durchgreifen (POLIZEI!).“ Wozu das „harte Durchgreifen“ schlußendlich führt, erschließt sich bei Betrachtung des vorigen Halbsatzes („Wir können und wollen deshalb aber nicht jedem ‘Ausländer’ den Eintritt verweigern, (...)“), in dem der völlige Ausschluß von Nicht-Deutschen aus dem KASSABLANCA als mögliche Handlungsalternative diskutiert wird.
Eindeutig waren auch die Reaktionen der Mitarbeiter, denen gegenüber dieser Text kritisiert wurde: Der Text könne nicht rassistisch sein, weil es tatsächlich dunkelhäutige Dealer gäbe, die Frauen sexuell belästigen, und weil die Autorin aus der linken Szene stamme. Ein Mitarbeiter bagatellisierte den KASSA-geförderten Sexismus, der sich z.B. auf Konzerten der Band „Kassierer“ artikuliert (dort tanzt man „Stinkmösenpolka“) und in einer Anzeige im selben Heft, in welcher der „mitarbeiter des monats“ „auch dicke[n] frauen (...) ein recht auf sex“ zubilligt, während er uns KritikerInnen vorwarf, die Angst belästigter Frauen nicht ernst zu nehmen.
Desweiteren wurde darauf verwiesen, daß der Text vor Erscheinen einem nicht-deutschen Mitarbeiter des AFRO-CENTER vorgelegt wurde, und dieser ihn nicht beanstandet hatte. Hier drängt sich der Verdacht auf, durch Konsultation eines Vorzeige-Ausländers, dem in rassistischer Manier besondere Antirassismus-Kompetenz zugeschrieben wird, wollte sich das KASSABLANCA ein Alibi verschaffen, ebenso wie durch die Auftritte (von Deutschen) gern gesehener farbiger KünstlerInnen das Multi-Kulti-Image gepflegt wird.

StudentInnenrat der Fachhochschule Jena
Infoladen Jena

Die kursiv gedruckten Passagen sind Zitate aus „Der Fahrplan. Ausgabe Oktober ‘98", herausgegeben vom KASSABLANCA/Gleis 1. Rechtschreibung im Original.

mfg, infoladen jena



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last modified: 28.3.2007