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Es herrscht endlich mal wieder Aufregung in der links-alternativen Szene Leipzigs. Das ist eigentlich erstmal gut. Nur: Den Anlaß dafür liefert leider das geplante SpringtOifel-Konzert.
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Warum wir OI!-Konzerte machen und diese auch verteidigen.
Conne Island-Stellungnahme zum Springtoifel-Konzert
am Samstag, den 06. Dezember 1997

Seit Wochen schon brodelt die Gerüchteküche um die Band Springtoifel. Von bösen Dingen haben wir da gehört, von wegen dieses „Fascho-Konzert“ soll verhindert werden – zur Not auch militant – oder das Maß in Sachen Oi!-Konzerte sei jetzt voll und so fort. Leider ist es uns bis jetzt nicht gelungen, genau zu orten, aus welcher Ecke die Gerüchte kommen. (Vielleicht hat sich das ja bis zum Erscheinen dieses Artikels mit der am Do., d. 27. November hier bei uns stattgefundenen Diskussionsrunde geklärt. Wenn dem so sein sollte, dann wäre es trotzdem immer noch eine Frechheit, die Einwände gegen das Konzert nicht DIREKT uns zur Kenntnis gegeben zu haben. Hätten wir diese also nicht selbst herausgekitzelt, so säßen wir immer noch da wie die begossenen Pudel, die nicht wissen können, warum ihnen so geschieht.)
Es ist für uns nicht einfach nachzuvollziehen, wie es sein kann, daß die Vorwürfe, wir würden eine Fascho-Band veranstalten oder es würde den Laden zuhauf „Fascho“-Publikum frequentieren, überhaupt zustande kommen können. Mit diesen unerklärlichen Vorwürfen wird deutlich, daß uns einige – hoffentlich nur einige – jegliches ernsthaftes Herangehen an Oi!-Konzerte absprechen. Die Schmerzgrenze ist für uns da erreicht, wo dem Laden vorgeworfen wird, er wäre nicht mehr antifaschistisch.
Im Klartext: Wenn eine Oi!-Band, noch dazu eine aus deutschen Landen und mit deutschen Texten, bei uns spielen soll, dann haben wir uns zum ersten schon so weitgehend über die Band informiert, daß sie erstmal überhaupt für uns in Frage kommt. Zum zweiten beleuchten wir dann bei der Band nochmal genau, wie die Band in Faschokreisen angenommen wird. Es ist ja nun mal so, daß gute Bands – logischerweise – auch von Faschos durchaus gemocht und gehört werden. Dagegen kann man schon deshalb nichts machen, weil ja sowieso die musikalisch guten Bands – bis auf eins, zwei Ausnahmen – eben nicht aus der Faschoecke kommen.
glatzen im saal, 9.2k Grundsätzlich gilt das Prinizp, daß wir Konzerte, die zum überwiegenden Teil von Glatzen frequentiert werden, nicht für die Skins machen, sondern mit ihnen zusammen. Das heißt auch, daß wir den Spaß am Konzert b.z.w. der Party mit ihnen teilen. Und das eben auch wollen.
Die Rahmenbedingungen dafür sind ganz klar und von allen Seiten – insbesondere uns und den Glatzen, die aktiv an der Konzertausrichtung beteiligt sind – voll akzeptiert, ohne daß wir groß darüber hätten reden müssen: Leute, die sich als Nazis zu erkennen geben – durch Aufnäher oder anderen Schnickschnack, kommen nicht rein. Nazis, die als solche bekannt sind, logischwerweise ebenso nicht. Sollten sich Nazis während des Konzertes durch rumpöbeln oder oder gar steifen Arm „gnädigerweise“ zu erkennen geben, so fliegen diese Personen mit einem Affentempo aus dem Saal. Dabei ziehen wir, Glatzen und C.I.-Leute, definitv an einem Strang.
Nun ist es schon vorgekommen, daß uns auf Zuruf mitgeteilt wurde, daß die und die Nazis aus dem und dem Ort im Saal beim Konzert wären. Interessanterweise haben wir dabei die Erfahrung gemacht, daß gerade Punks übereifrig jede Auseinandersetzung, die sie mit den jeweiligen „geouteten“ Glatzen mal irgendwann hatten, sofort als Anlaß nehmen, um zu betonen, daß ganz schlimme Nazis im Saal wären. Recherchen unsererseits haben meistens eine „typische“ Reiberei zwischen Skins und Punks zum Vorschein gebracht. Wir können uns gut vorstellen, daß so einiges an Gerüchten über anwesende Nazis bei OI!-Konzerten zustande gekommen ist.
Grundsätzlich sei nochmal betont: Wir müssen nicht allenthalben Nazis den Einlaß verwehren oder welche aus dem Saal schmeißen. Das passiert vielleicht alle zwei Konzerte ein bis zwei Mal. Und wir verbürgen uns auch dafür, daß Nazis nicht dutzendweise incognito reinrutschen!
Wer schon mal einem Oi!-Konzert bei uns beigewohnt hat, weiß, wie gut die Party abgeht, daß es auch zu der einen oder anderen Schlägerei zwischen Glatzen und auch zwischen Punks und Glatzen kommt. Doch auch diese Kloppereien passieren so selten, daß man durchaus sagen kann: In jeder Spelunke oder Großraum-Diskothek wird sich mehr gewaffelt, als bei unseren Konzerten – mal ganz abgesehen von notorischen Schlägereien bei Punk-Konzerten irgendwoanders. Auch das Machogehabe ist in der Endkonsequenz genauso ausgeprägt wie beispielsweise in der HC-, Punk-, Hip Hop-Szene oder bei Techno-Parties. Ebenso auch innerhalb der Antifa-Szene, da brauchen wir uns nichts vormachen.
Erwähnt sei auch beispielsweise der Vorfall nach dem Cock Sparrer-Konzert anfang Oktober diesen Jahres: Als ein Häuflein mutmaßlicher Nazi-Skins außerhalb des Conne Island-Geländes zwei Punks angriff und dies den noch anwesenden Konzertbesuchern zu Ohren kam, setzte sich sofort ein riesiger Glatzenmob in Bewegung, um die mutmaßlichen Nazi-Skins aufzumischen. Bezeichnend war, daß nicht etwa die anwesenden Punks im Saal sofort losstürmten, sondern so gut wie ausschließlich Glatzen und C.I.-Leute.
Die absolute Mehrheit der C.I.-Leute steht hinter den Oi!-Konzerten. Und selbst diejenigen, die diese Konzerte nicht so toll finden, argumentieren nur damit, daß ihnen das „zu prollig“ oder „zu niveaulos“ sei – also eine reine Geschmackssache. Erstaunlicherweise sind so einige von uns erst durch die erlebten Glatzen-Konzerte so richtig auf den Geschmack gekommen. Das mag einige verwundern, spricht aber durchaus für sich. Als Randerscheinung sei erwähnt, daß einige der Besucher zum ersten mal mit einem linken Laden konfrontiert werden und in aller Regel begeistert sind, was wohl kaum schaden kann.
Ein durchaus beliebter Spruch bei uns ist: Never trust a Hippie – traue niemals einem Hippie. Es ist schon so, daß wir Hippies nicht unbedingt mögen, einige durchaus offen zugeben, sie zu hassen. Ohne die grundsätzliche Ablehnung des Friede-Freude-Eierkuchen-Geschwafels wäre der Laden so wie er ist, niemals möglich geworden. Er ist durch die Leipziger HC- und Punk-Szene entstanden und wurde eben von genau diesen Leuten erkämpft. Wir wollen also auch in erster Linie nicht vermitteln, daß alle lieb und artig zu sein hätten, sondern daß Rebellion erstmal immer gut ist. Das heißt aber nicht, daß wir beispielsweise den Vorfall ende Oktober in der Halle 5 während einer dortigen „Woodstockparty“ gut heißen. Wir geben ehrlich zu, gegen das Rumstänkern bei Hippie-Parties können wir schwerlich etwas sagen. Jedoch sind an diesem Abend unfairer Weise brutale Sachen gelaufen, die den Toleranzbogen weit überspannt haben. Unter den Randalebrüdern waren gute Stammgäste von uns. Einige machen auch bei Oi!- und Ska-Sachen Security-Dienst. Da die Gruppe damals von einem HC-Konzert bei uns direkt in die Halle 5 ging – ertaunlicherweise kommt niemand auf die Idee zu fordern, sofort alle HC-Konzerte abzusagen – und allenthalben bekannt ist, daß die Leute zu unseren Stammgästen zählen, mußten wir uns entsprechend gegenüber der Halle 5 positionieren. Gegenüber den beteiligten Glatzen haben wir unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, daß die Grenze bei diesem Vorfall für uns überschritten worden ist.
glatzen im saal, 7.6k Wer sich ein wenig umgehört hat, wird wissen, was in Berlin rund um die Oi!-, Punk- und Ska-Konzerte im Tommy-Weissbecker-Haus aus Richtung Antifa an kübelweisem Dreck auf die dort spielenden Bands und die Veranstalter geschüttet worden ist. (siehe dazu auch nebenstehenden Nachdruck aus dem Skin Up Nr. 43.) Die damalige örtliche Veranstalterin des Berliner Springtoifel-Konzertes von der Agentur „Sound & Vision“, über die Springtoifel auch für unser Konzert gebucht wurden, mußte sich dort vehement gegenüber durchgeknallten Antifa-Leuten rechtfertigen. Sie schrieb in einem Flugblatt u.a.: „Da veranstaltet man Bands wie 999, Desmond Dekker u.v.m., bucht Touren für Bands wie Stage Bottles, Red London u.v.m., und dann veranstaltet man eben Springtoifel – die man alle persönlich kennt und über die man sich im Laufe der Jahre ein konkretes politisches Bild gemacht hat(!) – und auf einmal ist man als Faschofreund verschrieen.“ Und an die Leute gerichtet, die sie zur Absage des Konzertes zwingen wollten, schrieb sie: „Keiner von ihnen steht mit beiden Beinen in eben dieser Szene (gemeint ist die Glatzen-Szene – C.I.), die sie zu verurteilen versuchen. Und das macht sie in den Augen derer, die tagtäglich diesen Szenestreß zu bewältigen haben, schlicht und einfach unglaubwürdig.“
Wir glauben zu wissen, wie wenige Leute sich mal ernsthaft gefragt haben, warum innerhalb der Glatzen-Szene so wenige Leute eine gute Meinung von „der“ Antifa haben können. Man stelle sich mal vor, es wäre genau andersherum, und die Antifa-Leute müßten sich wie die Glatzen überall und ständig dafür rechtfertigen, daß sie keine Faschos sind. Dazu noch gegenüber Leuten, die von Tuten und Blasen innerhalb der Antifa-Szene keine Ahnung hätten. Na, wie wäre das? Wir für unseren Teil können nur sagen, daß die relativ wenigen Diskussionen, die wir als Conne Island-Leute wegen dieser Themen führen müssen, uns schon mehr als genug abnerven.
Bekanntlich ist ja auch durch die linke Seite die S.H.A.R.P.-Sache kaputt gemacht worden, weil man nicht akzeptieren konnte, daß es immer noch einen gewaltigen Unterschied zwischen einem autonomen Antifa und einer antifaschistischen Glatze gibt.
Noch einige Ergänzungen vielleicht zu den Leuten von Springtoifel (Stoi) selbst, die nicht aus dem abgedruckten Interview zu entnehmen sind. (Siehe Interview aus Skin Up hier im Heft.) Es ist richtig, daß Stoi in Dresden auch vor einigen(!) Nazis im Publikum gespielt haben. Das hat etwas mit dem bescheuerten Ansatz der ROIal-Glatzen in Dresden zu tun, die wir nicht im einzelnen ausführen wollen. (Trotzdem wird denen auch von Antifa-Seite allerhand angedichtet – wir erinnern bloß daran, daß in einem Dresdener Antifa-Heft Die Rabauken und sogar unser aller Lieblinge Vanilla Muffins als Faschos bezeichnet wurden!) Tatsache ist, daß Stoi gerade deshalb vorab in Leipzig beim Pöbel & Gesocks-Konzert waren, um sich im Gegensatz zu Dresden nicht wieder auf irgendwelche Aussagen anderer Leute von wegen, ‘ja, da sind definitv keine Faschos’ und so weiter, verlassen zu müssen. Logischerweise (hä, hä) waren sie von dem Laden recht angetan.
Was unsere Schuldigkeit betrifft, die lieben alternativen Anwohner in Connewitz vorab darüber zu informieren, daß verstärkt „Pöbel und Gesocks“ – sprich: Glatzen unterwegs sind, weil wieder einmal ein Konzert für die stattfindet, können wir uns nur an zwei Konzerte erinnern, wo diese Vorabinfo in schriftlicher Form von uns nicht in Umlauf gebracht wurde. Ansonsten war das immer der Fall. Kein Geheimnis ist ja auch, daß von unserer Seite an solchen Abenden immer Leute rumfahren, um die Gegend zu checken. Wir werden das bei Stoi auch verstärkt tun. (Nun aber bitte nicht wieder anfangen und sagen: ‘Ja, seht ihr, wenn die solche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, wird wohl total viel dran sein an dem, was wir ohnehin wissen – nämlich, daß die Glatzen plündernd und mordend umherziehen.’)
If the kids are united...
Das Conne Island-Team


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last modified: 28.3.2007