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mad sin, 1.1koxymoron, 2.4k

cocksparrer, 4.8k

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Cock Sparrer
Als Mensch mit radikal linken Ansichten über eine Band zu schreiben, die sich über die Jahre immer als „unpolitisch“ und damit auch strikt gegen Nazis ausgesprochen hat, ist mit Sicherheit für viele, die sich auch als „unpolitisch“ begreifen, interessant.
cocksparrer in leipzig, 10.1k Ich bin jetzt eher ende zwanzig und habe mich so ziemlich umfassend über Punk und Oi! informiert – wo das alles herkommt, was man von den Bands und Aktivisten zu halten hat und so weiter. Anfangs, so im Teenageralter, hat mich der englische Punk am meisten beeindruckt. Bands wie The Jam, Buzzcocks, Ruts, Clash, ja, und auch die Pistols oder Crass (Exploited habe ich nie so intensiv gehört). Später kamen dann die Amis dazu. Also Bands wie Dead Kennedys, Black Flag und so. Komischerweise habe ich erst danach Deutsch-Punk schätzen gelernt – Slime, Daily Terror, Mittagspause (später Fehlfarben) und die Toten Hosen-Vorgänger, die mir jetzt namentlich gerade nicht mehr einfallen, aber auch Canalterror u.s.w.
Irgendwann habe ich mich darüber gewundert, warum viele Skinheads auf Ska abfahren. Und somit war mein Interesse für die Skin-Szene geweckt. Schnell habe ich begriffen, daß die Glatzen zwei Wurzeln ihr eigen nennen: die 69er und die 78er, daß die Nazis überall behaupten, die Punks von Skrewdriver wären die einzigen gewesen, die sich ’78 gegen die Mittelklasse-Punks abgegrenzt haben (Lüge! Lüge! Lüge!).
Aus diesem Geschichtsbild resultierend, steht für mich fest, daß ich Nazi-Skins nicht als Skinheads akzeptiere, ob die das nun wahrhaben wollen oder nicht! Denn, eines habe ich gelernt: Entweder man ist in erster Linie Skinhead oder man ist in einem politischen Lager gelandet und somit weg vom Skin-Movement. Das heißt aber auch gleichzeitig, daß ich als radikaler Linker den Unterschied zwischen einem Skin und mir klarmachen muß. Und gerade weil ich mit links ein Toleranzverständnis verbinde, muß ich also tolerieren, daß Skinheads nun mal Skinheads sind. Ich kann allen anderen nur empfehlen, das auch so zu sehen, denn Glatzen können zum Beispiel – verglichen mit allen anderen Sachen, die im Conne Island laufen – tatsächlich die besten Parties veranstalten.
Sehr spät habe ich eine Band wie Cock Sparrer entdeckt. Viel später als Sham 69, Cockney Rejects oder Angelic Upstarts. Als ich dann erfuhr, daß diese Band schon 1975 den späteren Manager der Sexpistols, Malcolm Mc Laren, der ja bekanntlich die Pistols von der Kunsthochschule auf die Straße schickte, die kalte Schulter zeigte, als der sich aufdringlich als Manager für Cock Sparrer anbot, gehörte der Band meine ganze Sympathie.
Cock Sparrer, die geistigen Ur-Väter der OI!-Musik, haben sich niemals vereinnahmen lassen, haben immer klar ihre Antipathie gegen die National Front zum Ausdruck gebracht. Das ist es, was sie so grundlegend von einer Band wie Skrewdriver unterscheidet, die sich haben einspannen und instrumentalisieren lassen für einen beschissenen Rassenwahn, der nicht mehr ist, als ein Männerkomplex verklemmter Arschlöcher, die mit sich selbst nicht zurecht kommen, und deshalb kramphaft nach Feindbildern suchen (He Nazi, der Du da behauptest Skinhead zu sein, solltest auch Du diese Zeilen lesen, überprüfe mal Deine Biografie und frage Dich mal ernsthaft nach Deiner Verklemmung).
Da es die wirklich letzte Cock Sparrer-Tour ist, möchte ich mir anmaßen, im Namen so vieler, einen großen Dank und Respekt an die Band auszusprechen und gleichzeitig ihnen alles gute für ihr weiteres Leben zu wünschen.

Mit dabei außerdem: Oxymoron
Ihr Name ist Programm (Oxymoron – Verbindung zweier vermeintlich sich gegenseitig ausschließender Begriffe). „Sowohl Band als auch Anhängerschaft“ kommen aus „zwei verschiedenen ‘Stämmen’, nämlich Punks und Skins“, so teilt ihr Info mit. Und die Band erklärt daraufhin: „Wir wissen ja schließlich, daß zusammenwächst, was zusammengehört“.
Dem kann man sich nur anschließen. Nicht ohne Grund bezeichnete das Skin Up-Magazin Oxymoron als „die beste deutsche Oi!-Band!“.

Und noch mehr außerdem: Mad Sin
Inzwischen als von vielen sehr geschätztes Gebräu aus Psycho, Punk, Rockabilly, Ska, Trash, Rock, „was auch immer Du denken magst“ bei weitem eines Status als Geheimtip enthoben. Mich erinnert die Band immer an die Dead Kennedys, wobei mir andersherum einmal mehr bewußt aufgefallen ist, was für ein Gebräu die DKs eigentlich fabriziert haben.

Übrigens, Motto des gesamten Abends, wie immer: If The Kids Are United!
Der wahre Ian Stuart (auferstanden nach dem glücklichen Autounfall)



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last modified: 28.3.2007