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soundclash, 3.1k
rund und bunt, 14.0k
War ich nach dem Soundclash im vergangenen Jahr noch fest davon überzeugt, daß sich Reggae als strukturelle Grundlage und Elementarmedium als eine konstante Größe auf hiesigen Tanzböden arangiert, so bin ich heute in dieser Beziehung eher entmutigt. Die Credits blieben irgendwo zwischen Informationdefizit und dem fehlenden Ansatz, die Reggaevitalität als Multiplikator für aktuelle Clubcharaktere zu registrieren, oder rangieren als Multikultiversatz in Ebenen, die jegliche Glaubwürdigkeit verweigern.
Fast Style und Dancehall-Patois, Slackness und Rockers Style - via Insel wurden sie auf den Kontinent geholt und suchten nach der Signifikanz, die ihre ENERGIE und DYNAMIK auch auf hiesige Subkulturen überträgt. Vor zwei Jahren noch - im Verlauf des JUNGLE HYPES - erfuhr Ragga den Ansatz einer breiteren Fragmentierung. Seitdem nun Ragga-Jungle, aufgrund der MC-Nervensäge-Pauschalisierung diskursiv in die Vergangenheit abgelegt wurde, und so das Ragga Ding knapp an einer Internationalisierung vorbei rutschte, hängt nun alles an den wenigen Soundsystems, HEARTBEAT, ROOTS, LOVERS, SOUL und DUB wieder an die Position zu führen, wo sie hingehören.
„Ein Reggae Soundsystem ist eine Art mobile Discothek, ein Kleinunternehmen, das eine ganze Reihe von SELECTERS (DJ’s), DJ’s (Toastern), Sängern, Technikern, Nichten und Freunden ernährt. Seine Bedeutung als sozialer Ort und Arbeitgeber in seinem Viertel ist eher mit einem Gemischtwaren - oder Plattenladen an der Ecke vergleichbar, als mit einem hippen Club.“ (Spex)

„Actually, reggae is really the mother of a lotta music... with reggae, when you make a mistake, it finds a place and fits in.“ Steve Barrow

Der Reggae Vibe der Dancehall verkörpert daher weitaus mehr, als ein relaxtes Uplifting Gefühl. Das ergänzende Zusammenspiel von Soundsystem und Publikum - LIGHTAS IN THE AIIIIIIR, Trillerpfeifen, die Imitationskünste, Witz und Ironie des Toasters und das umjubelte REEEEWIND des Selecters. Das Spiel von Individuellem Style, Reaktionen und gegenseitigen Respektzollens.
Die Dancehall in Jamaika, mitsamt der Anhängsel von Produzenten, dem Konflikt SLACKNESS und RASTA RHETORIK, GHETTO PROBLEMATIK und DUBGESCHICHTE-Schlagwörter, die ich hier mal so pauschal stehen lasse- als eigenständiges kulturelles Prinzip anzuerkennen, ist die Grundlage für das Verstandnis neuer Musik, ihrer Segmentierung, Stilvielfalt.
Deshalb ist die Kollaboration von Mysterium und dem Potential vom basisorientierten Soundsystem, das ganz einfach mehr als Vibes und Kulisse produziert, als eigenständige PROTESTKULTUR nicht mehr wegzudenken - gerade eben auch als Innovationsschub. Bass is maternal. (Smith & Mighty)

„Reggae music is continually devoloping and mutating, even when it appears relatively static.“ Steve Barrow

Das die Zauberformeln des Reggae in hiesigen Breitengraden eine teilweise seltsame identifikatorische rot-grün-goldene Attitüde mitsichbringt, zeigt, wie problematisch sich die Übernahme von Codes, Rastatum oder Ruffness gestaltet. Wie eine subkulturelle Reggae Rezeption, die mit den Differenzen bewußt arbeitet, hierzulande aussehen kann, beweißt die Hamburch SOUND NAVIGATOR Riddim Connection aka Silli Walks, Di Iries, Dub Me Ruff... Hier negiert ein recht-nah-an-Original-kommen, niemals die geografische Plazierung.
Ob GENTLEMAN nun der Held des Abends wird, ob dieser jene 2. Conne Island Soundclash die Defizite in Sachen Reggae-Verständnis abbauen kann und ob es in Leipzig eine Massive gibt-das wird sich hier zeigen. Sebastian

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last modified: 28.3.2007