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Easter Ska Jam feat.

the hotknives, 0.8k dr. ring ding, 0.5k judge dread, 0.9k

BigShotSoundSystem


Tja, da hat uns ja der Osterhase wieder ein Ei ins Nest gelegt, das es in sich hat. Ein Paket von Acts, von denen jeder für sich schon ein Garant für Party ohne Ende wäre und darauf wird’s dann wohl hinauslaufen, denn für alle die noch nicht selbst am Ende sind, gibt’s danach noch einen Allnighter mit dem BigShotSoundSystem.
Doch der Reihe nach.
Im Conne Island wird es nun langsam ja zur (guten) Tradition zwei Anläufe (Bad Manners, ATR, Tocotronic), dafür dann aber mit umso durchlagenderem Erfolg zu starten. So auch bei Judge Dread und Dr. Ring-Ding geschehen, denn vor Jahresfrist mußte bekanntlich einer der Senioren auf Grund höherer Bildung (Abi) passen - es ist zu hoffen, daß er es nicht wiederholen muß. Ansonsten wird uns nun nach dem Godfather (of Ska) der King (of Rudeness), sprich Judge Dread, eine Audienz gestatten. Mit ihm wird wohl der mit Abstand ungewöhnlichste und eigenwilligste aller Heroen des Genres im C.I. auf der Bühne stehen, sowohl im Bezug auf Karriere als auch auf die Texte, die immer sagen wir etwas direkt sind und sich (fast) immer um das Eine drehen, das muß ich wohl nicht näher erläutern. Das hat ihm dann auch, nachdem er mal irgendwann vor ca. 30 Jahren als Wrestler, Türsteher, Schuldeneintreiber und Krokodilwärter begann, neben 15 To-Hits auch einen Eintrag ins Guiness-Buch gebracht, für „the highest number (ebenfalls 15) of banned hit records in the world“. Dabei fing eigentlich alles ganz harmlos 1969 als DJ an - seither nennt er sich auch, eigentlich als Alex Hughes in London geboren, nach einem berüchtigten jam. Blutrichter des 18. Jhds „Judge Dread“.
Die Legende erzählt dann, daß er eines Abends in seiner Funktion als Rausschmeißer einen gewissen Mick Jagger von der Bühne zu holen hatte und dieser ihm noch schnell im Hinausflug zuflüsterte, es doch selbst mal mit dem Singen zu versuchen. Das wahr dann wohl so etwas, was andere göttliche Eingebung nennen. Dread begann daraufhin, zu den Single-B-Sides, die damals üblicherweise Instrumentals enthielten, irgendwelche eigenen Sachen zu singen - der erste weiße Toaster war geboren. Eine seiner Eigenkreationen „Little Boy Blue“, auf einen backing track des jam. Producers Ernest Rankin gesungen, muß dann wohl so gut angekommen sein, daß Trojan Rec. (dort war er im zweiten Arbeitsverhältnis Schuldeneintreiber) ihn unter Vertrag nahm, die Single als „Big Six“ herausbrachte und 500.000 mal verkaufte. Im Radio zu hören war’s auch als Nummer-11-Hit nie. Naja, „little boy blue blow up your horn“ ist auch nicht gerade die feine englische. Bis 1973 folgten noch „Big Seven“ und „Big Eight“, die ebenfalls zu Chartbreakern, wie zu Zensuropfern wurden. Die Dreadphobie ging dann soweit, daß Dread, um dem Boykott zu entgehen, die Singles „Lonely Girl“ und „Tammy“ unter den Pseudonymen J.D. Alex und Jason Sinclair veröffentlichte, jedoch erfolglos, er wurde entarnt und boykottiert. Um seinen guten Willen zu demonstrieren, er hatte ein Auftrittsangebot von „Top Of The Pops“, ja, ja, nahm er in seine „Fifth Anniversary“ EP einen clean track „End Of The World“ auf. Doch auch dieser Auftritt wurde abgesagt.
So mußte er denn kräftig auf Tour gehen, da er auf Mundpropaganda angewiesen war. Eine dieser führte ihn 1973 zusammen mit Bob Marley und Desmond Decker bis nach Äthiopien, um dort für die Opfer der Hungerkatastrophe ein Benefiz-Konzert zu geben, das war wohl noch ein paar Jährchen vor „Life-Aid“ und zeigt außerdem: Auch in zwei Meter Rudeness steckt noch ein netter Mensch, also einer wie du und ich.
Bis 1975 änderte sich sein Publikum dann insoweit, daß der Skinheadanteil größer wurde. Eine Folge der Thematisierung der Skinheadkultur in seinen Texten, in denen Dread uns Anteil an seiner eigenen Jugend als Skin nehmen läßt. (Album „Last of the Skinheads“ 1975) Der auf dem Album enthaltene Hit „Bring Back The Skins“ wurde dann ja auch zu einer Art Hymne. Ab ‘77 wurde es dann, was die Neuveröffentlichungen an Singles betrifft, ruhiger, doch durch seine Live-Shows blieb und bleibt er immer präsent und am 6.4. wird dann auch die „Dreadmania“ das C.I. erreichen. Also, auf dann Rudeboys, bereitet der selbsterklärten „World’s Number One Of Rudeboys“ einen gebührenden Empfang!
Wie schon gesagt, für den musikalischen Backround und ein Vorprogramm, welches durchaus einen eigenen Abend wert wäre, werden Dr. Ring-Ding und seine Mannen sowie die „Hotknives“ sorgen.
Erstere dürften zumindest dem Fachpublikum von zahlreichen Auftritten im nahen Delitzsch hinreichend bekannt sein, daher nur einige wenige Worte dazu, was keinerlei Mißachtung ist, ganz im Gegenteil, ihre CD „Dandimite“ ist sehr zu empfehlen; eine gelungene Mischung aus altem (Skatalite) Ska, R’n’B und ein paar neckischen Ragga-Einlagen. Hervorgegangen sind sie 1993 aus diversen dt. Ska-Kapellen, wie den „Frits“ oder den legendären „El Bosso & Die Ping Pongs“, um sich sehr schnell als perfekte, authentisch klingende Sixtie-Ska-Hits-Coverband ein treues Stammpublikum zu erobern. Für mich, vielleicht neben „Mother’s Pride“, eine der deutschen Live-Acts schlechthin.
So, nun „last but not least“ noch zu den Herren von der Insel, den „Hotknives“. Die gibt’s inzwischen auch schon seit 12 Jahren, wenn auch mit einjähriger Unterbrechung, Ohne Zweifel gehören sie zu den wichtigsten britische Bands des Ska-Revivals der 80iger, in denen sie auch schnell mit der ihnen eigenen Mischung aus Ska/Rocksteady und englischem Pop (ähnlich vielleicht „Madness“) Erfolg hatten. Nach der Beteiligung an unzähligen Ska-Samplern und dem dritten Album „The Way Things Are“ löste sich 1991 die Band auf, um jedoch auf Grund erhöhter Nachfrage ’92 ein Comeback zu starten. Demnächst für all jene, die sie schon kennen und erst recht für die, die sie erst noch kennenlernen werden, erscheint nach fünfjähriger Pause die neue CD.
Doch nun genug der Vorrede, bekämpft die Frühjahrsmüdigkeit und kommt mal auf einen Osterspaziergang ins C.I. vorbei, eure Bemühungen werden nicht umsonst sein.

AHA


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last modified: 28.3.2007