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so sah es im heft aus, 7.1k

Hip Hop Jungle Night

Nicht unbekannt dürfte sein, wie unterschiedlich populär Jungle und Hip Hop in UK sind. Hierzulande ist es anders: Eine geschlossene Hip Hop-Szene übertönt eine schwindend geringe Jungle Posse. Populär sind beide nicht (trotz der Chart-Erfolge von Fanta 4, Fettes Brot und Tobi und das Bo).
Ralf gibt den Ablaufplan vor, wie sich Hip Hop und Jungle im Conne Island vertragen werden.

Das Szenario: „Direkt aus Kassel“ (Songtitel) treten Cheech & Iakone auf die Bühne. Die Homeboys rücken dicht auf und das Jumpin’ beginnt mit dem ersten Ton. Rücksäcke schieben den Dahinterstehenden die Kinnlade taktvoll nach oben - die Nötigung zum Mitspringen.
Hands in da air. Die „Kraft der Gemeinschaft“ (12-Minuten Track) spuckt in die Wassersuppe der anderen - weiter hinten:
Gekommen sind jene, um Son Of Noise zu sehen. Schließlich widert der Deutsch-Hop an. Nicht, weil ihnen der Phonk fehlt, sondern weil deutscher Rap grundsätzlich zu haken ist. „Britcore“ wollen sie hören. Nicht verstehend, warum „der im eigenen Land (UK) nichts gilt“ (Label-Info).
Abgang Cheech & Iakone.
Der DJ greift zum Oldschool-Vinyl. Wohlmeinend, mit Electro die B-Boys zu erfreuen. Die vermitteln wie immer eher den Eindruck von Hochleistungssportlern. Feiern sich gegenseitig in ihrer Ecke.
Schwenk.
Son Of Noise entern die Bühne. Ihr Flow ist „tiefstes seelenvolles Gelände. Kräftige Auszüge von Soul, Jazz und Reggae, schon längst nicht mehr umstandslos ... kompromißlose Härte“ (Label-Info).
Es ist der Respect vor dem Nicht-Deutsch-Sein, der die Crowd auf dem Jump-floor hält. Keineswegs das Verständnis der Samples und Sounds (beispielsweise eines Bob Marley).
SONs Show schwingt sich in die Authentizitäts-Karawane englischer Hip Hopper, deren leuchtender Stern Blade vorgibt, warum sie sich „nichts vorzuwerfen haben“. Das Business nun in „eigener Regie“ betreiben, „um unbeirrt ihren eigenen Bahnen folgen zu können.“ Und sie steigern sich während ihres Auftrittes immer mehr, werden eins mit ihrem Sound. Das Publikum honoriert achtungsvoll.
Während sie mehrmals ankündigen, daß „make some noise“ auf der Tagesordnung steht, gilt das nicht für nachfolgendes:
Mit einem kräftigen Vinyl Rewind wechselt die Lichtshow von der Bühne auf den Dancefloor, wo sich gähnende Leere in Erwartung des Jungle-Teils breit macht.
Das Gros der B-Boys zieht zum obligaten Writer-Einsatz von dannen. Erste verkorkste Nicht-Junglisten bewegen sich auf der Tanzfläche. Nur langsam füllt sie sich mit Leuten, die auf Shy FX warten.
Der kommt erst eine Stunde, nachdem man ihn im übergangslosen Anschluß erwartet hat. Seine Dubplates schließen die Gefahr einer Dat-Tape-Show aus. Der Selector gibt visuell also alles.
Shy Fx turnt an. Er schmiedet die Crowd zu vereinzelten Hedonisten - selbstverliebt. Endlich erlebt man „just an example“ für Jungleculture: eine relativierende Selbstunterschätzung, die keine ist. Ein MC verlangt Persönlichkeit, braucht sie als Lebenselexier.
Andre William alias Shy Fx hat es geschafft. Zwar kein Rave Feeling (besser? schlechter?) aber immerhin Party-Feeling.
Andre William geht, die Party läuft noch gut drei Stunden. Dann ist alles vorbei. Außer, daß man Hip Hop und Jungle organisatorisch unter einen Hut bekommen hat, blieben die Grenzen gezogen. In Erfüllung der Vorwarnung.


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last modified: 28.3.2007