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Perspektiven Kritischer Theorie

Veranstaltungen Winter 2006/07

Eske Bockelmann:
Money talks – Die bare Münze des modernen Denkens

08.01.2007 19.00 Uhr
Geisteswissenschaftliches Zentrum Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig Hörsaal 2.0.10

Eske Bockelmann wird, in Anlehnung an Ausführungen seines gleichnamigen Buches, einige zentrale Thesen zum Zusammenhang von Warenform und Denkform vorstellen. In der Tradition Alfred Sohn-Rethels fragt Bockelmann nach dem Ursprung apriorischer Wahrnehmungs- und Denkformen und versucht, den Konnex zwischen der Entstehung des Geldes und der synthetischen Wahrnehmungsleistung des Subjekts plausibel zu machen. Bockelmann ist Produkt neuzeitlicher Praxisformen.
Die Abstraktionsleistung, die von Nöten ist, um Waren zu tauschen, d.h. bestimmte Ware und unbestimmtes Geld formal gleich zu setzen, konstituiert die Zweiwertigkeit akustischer Rezeptivität. Die Historisierung der sinnlichen Wahrnehmung wird dabei zum Ausgangspunkt für die Historisierung der abstrakten Grundlagen moderner Wissenschaft, die ebenso auf einem grundlegenden Dualismus von Sinnlichkeit und Vernunft, von abstrakt und konkret aufruht.
Hanno Pahl:
Kritik der politischen Ökonomie und Theorie sozialer Systeme – theoretische Lockerungsübungen

15.01.2007 19.00 Uhr
Geisteswissenschaftliches Zentrum Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig Raum 5.0.15.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung zwischen den an der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie orientierten soziologischen Theorieprogrammen und der Luhmannschen Theorie sozialer Systeme hat bis heute nur punktuell stattgefunden. Nachdem es im Zuge der sog. Habermas/Luhmann-Kontroverse in den 1970er Jahren nicht zuletzt darum ging, sich wechselseitig den schwarzen Peter des „Sozialtechnologie-Stigmas“ zuzuspielen, kann für die Folgezeit ein fast vollständiges Abebben wechselseitiger Bezugnahmen konstatiert werden. Dies hatte seine Gründe natürlich auch in der Transformation der gesellschaftlichen Großwetterlage:
Das Avancieren der Luhmannschen Theorie sozialer Systeme vom obskuren Außenseiter zum – zumindest an vielen deutschen Universitäten – akademisch-soziologischen „state of the art“ lief weitgehend parallel zum Niedergang der relativen Konjunktur neomarxistischer Ansätze an den westlichen Universitäten. Andererseits ist festzustellen, dass die Systemtheorie im Folgenden gerade vielen jener Theoretiker/Innen ein Zuhause bot, die von Marx her das Interesse an einer gesamtgesellschaftlichen Analyse mitbrachten, ein Interesse, das freilich nun in der Weise fortgeschrieben wurde, dass das Leitparadigma der „Kritik“ (Marx) durch jenes der „abgeklärten Aufklärung“ (Luhmann) ausgewechselt wurde.
Hanno Pahl beleuchtet in seinem Vortrag Konvergenzen und Divergenzen von Marxscher und Luhmannscher Theorie und sucht nach Möglichkeiten produktiver wechselseitiger Irritation.
Ingo Elbe:
Was bedeutet „neue Marx-Lektüre?“

22.01.2007 19.00 Uhr
Geisteswissenschaftliches Zentrum Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig Raum 5.0.15.

Lange Zeit hindurch konnten die komplementären Diskurse des partei-, später staatsoffiziellen Marxismus sowie des westlichen Antikommunismus die nahezu uneingeschränkte Definitionsmacht über das beanspruchen, was gemeinhin als ‚Marxscher' oder ‚wissenschaftlicher Sozialismus' galt. Abweichende Formen des Marxismus, wie der ‚westliche Marxismus' oder die ‚neue Marx-Lektüre' formulierten dagegen eine Kritik des traditionsmarxistischen Paradigmas und beanspruchten gegen dessen ideologisierte Lesart die Herausarbeitung der ‚authentischen' bzw. ‚esoterischen' Gehalte der Marxschen Gesellschaftsanalyse und -kritik. Während der westliche Marxismus sich vorwiegend auf eine im engeren Sinne philosophisch-methodologische Diskussion der Marxschen Frühschriften konzentrierte und dabei hinsichtlich der Kritik der politischen Ökonomie klassische Annahmen des Traditionsmarxismus fortsetzte, weist die neue Marx-Lektüre eine in ihrer Konsequenz doppelt kritische Stoßrichtung auf: Die Mythen über das Marxsche Werk geraten dort ebenso in den Blick wie die Mythen im Marxschen Werk selbst. Es entsteht sukzessive ein neues Marx-Bild, das ein Spannungsfeld „zwischen klassischer Tradition und wissenschaftlicher Revolution“ (Michael Heinrich) erkennen lässt. Der paradigmatische Kern der neuen Marx-Lektüre besteht dabei in einer Kritik der noch vom westlichen Marxismus und vielen Vertretern des Neomarxismus tradierten historizistischen bzw. empiristischen Lesart der Marxschen Formanalyse kapitalistischer Vergesellschaftung. Diese Kritik nimmt positiv gewendet die Gestalt einer Rekonstruktion der Kritik der politischen Ökonomie und ihrer staats- wie revolutionstheoretischen Implikationen an. Inhaltlich wird in den Hauptsträngen der Debatte eine dreifache Abkehr von zentralen Motiven des Traditionsmarxismus vollzogen: Eine Abkehr vom werttheoretischen Substantialismus, eine Abkehr von manipulationstheoretisch-instrumentalistischen Staatsauffassungen sowie eine Abkehr von arbeiterbewegungszentrierten bzw. ‚arbeitsontologischen' (oder gar generell von) revolutionstheoretischen Deutungen der Kritik der politischen Ökonomie. Damit tritt die neue Marx-Lektüre an, die von der Orthodoxie bestenfalls proklamierte, aber niemals eingelöste (und mit ihren Mitteln auch gar nicht einlösbare) Programmatik einer Formtheorie des Sozialen auszuarbeiten.
Nähere Informationen auf Faltblättern oder unter www.uni-leipzig.de/~kt.


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last modified: 28.3.2007