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Sonntagspredigt oder: Das große Fressen

Schon wieder so ein moralisierender Text von diesem Typen höre ich viele sagen. Aber nicht doch umblättern, lest erst mal. Es geht mir hier um eine schöne “Tradition” im C.I. und was daraus geworden ist.

Irgendwann in der grauen Vorzeit, so vor zwei, drei Jahren war es, als wir auf den Gedanken kamen ein Café aufzumachen und unser Café sollte ein besonderes sein. Ein Treffpunkt für Leute, ein bißchen spießige Gemütlichkeit, gute Musik (e) und vor allem sollte es von Leuten gemacht werden, die einfach Bock drauf hatten, nicht nur vorm Tresen zu stehen, sondern auch mal ein wenig zu arbeiten - und das ohne Kohle. Wir dachten uns, so könnten wir die Grenze zwischen Machern und Konsumenten aufheben (wer jetzt denkt, das hab ich doch schon mal gelesen, denkt richtig, siehe auch Cee Ieh 5/95). Und Sonntags wollten wir die Bürgerlichkeit mit einem ausgesucht guten Essen auf die Spitze treiben. Heute hat sich an diesem Ansatz nichts geändert. Die meisten Leute, die ihr hinterm Tresen oder in der Küche seht, arbeiten freiwillig dort. Auch die Leute, die sonntags kochen tun das meist aus Spaß an der Sache. Womit wir endlich bei des Pudels Kern wären.

Wenn man heutzutage die Szenen beobachtet, die sich sonntags so 14.50 Uhr vor dem Tresen abspielen, meint man bei einer Raubtierfütterung zugegen zu sein. Manch eine/r fühlt sich auch an die Mensa oder so etwas in der Art erinnert. Da drängelt sich der Mob in Zweier- oder Dreierreihe und verlangt nach Eßbarem. Meist Menschen, die man sonntags und sonst nie hier sieht, meinen hier bei McDonalds oder in der Mitropa sich zu befinden. Der Barkeeper weiß meist nicht wo ihm der Kopf steht. In der Küche geht’s rund. Derjenige, der sich für den Abwasch verantwortlich fühlt, träumt meist nachts noch von Tellern, Tassen und Messern. Kurzum, diejenigen, die sich sonntags auf den Café-Dienst einlassen stehen damit so zirka vier bis fünf oder gar sechs Stunden im Dauerstreß. Das ist dann wohl doch nicht das, was wir ursprünglich wollten. Dazu kommt, das diejenigen, die sonntags im Café arbeiten meist freitags und samstags hier die Veranstaltungen mit abgesichert haben, was zum ersten heißt, sie haben also am Einlass gestanden, am Tresen oder haben sich um die Backstage-Versorgung oder Ähnliches gekümmert. Und zum Zweiten heißt das: Wenig Schlaf.

Um aus dieser Tretmühle herauszukommen fallen mir eigentlich nur drei Möglichkeiten ein. Die erste wäre wir steigen sonntags auf Fast-Food, das heißt Pizza aus der Tiefkühltruhe oder ähnlichen Krempel um. Das würde uns die Arbeit erheblich erleichtern und dem Feeling vor dem Tresen Rechnung tragen. Diese Variante fällt aber aus unserer Sicht - und ich hoffe auch aus Eurer - unter die Rubrik: „Schlechte Scherze“. Die zwei anderen Möglichkeiten gehören für mich zusammen. Da wäre zum einen eine größere Beteiligung von Leuten an der Arbeit im Café und allgemein im Conne Island, kommt montags zum Plenum vorbei und laßt Euch nicht durch langatmige Debatten abschrecken. Und zum anderen würde es uns auch schon sehr weiterhelfen, wenn Ihr nicht alle gleichzeitig auf die Idee kommen würdet, essen zu wollen. (Auch wenn ich zugeben muß, daß uns so großer Andrang natürlich freut.)

So peu á peu [Pöh a Pöh] in aller Gemütlichkeit wäre doch besser. Und immer dran denken, McDonalds befindet sich am Brühl, die Mensa gehört zur Uni und Raubtiere werden im Zoo gefüttert. Falls Euch also beim „Essenfassen“ derartige Vorstellungen im Hirn herumgeistern - schert Euch gefälligst in die genannten Lokalitäten. Falls Ihr sonntags hungrig ins Café kommt und der Tresen ist dicht umlagert; setzt Euch erst mal raus und lasst Euch die Sonne - so sie scheint - auf den Pelz brennen, wartet ein wenig, macht Euch erbauliche Gedanken oder lest irgend etwas oder spielt ‘ne Runde Volley- oder Basketball; kurz: Vertreibt Euch die Zeit. So nach einem Viertelstündchen mal wieder reingeschaut und in aller Ruhe was zu Essen und/oder zu Trinken geordert; und die Welt für Euch und die Crew sieht rosig aus. (Etwas übertriebene Darstellung, aber Understatement war noch nie unser Ding.)

Wir würden uns sehr freuen, wenn die Arbeit des Café-Teams mehr geachtet würde...
Schluß jetzt damit, wir sehen uns sonntags.

Kay

P.S. Falls Ihr jedoch nicht bereit seid ein bißchen mehr mitzuspielen, sei hier noch bemerkt, daß schlechte Scherze von je her unsere Spezialität sind - falls Ihr wißt, was ich meine. (Stichwort Pizza)


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last modified: 28.3.2007