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OH NO, 4.4k

Der Abend wird was Großes werden


Oh No, Wildchild, Percee P, 33.4k

Man stelle sich Folgendes vor: du bist ein MC, machst eine Platten ohne weiteren Label-Support und verkaufst diese direkt aus deinem Auto an deine Fans.

In Deutschland wäre eine solche Situation undenkbar, um damit finanziell sein Leben zu gestalten, allerdings bietet New York dafür einen ganz anderen Nährboden. Percee P zum Beispiel kann von sich behaupten, ein Self-made-man zu sein, und hat das große Glück, sein Talent auf Beats von Madlib zu droppen. Diese Freiheit spiegelt sich letztendlich in der Musik der MC-Legenden aus der Bronx wieder, die frei von Klischees und trendausgerichteten Stereotypen den Weg in den Experimentierkeller von Stones Throw (ST) gefunden hat.

So gesehen könnte man nun davon ausgehen, dass ST eins der üblichen Undergroundlabels mit einer Antihaltung gegenüber dem Mainstreammarkt ist, allerdings lassen Projekte wie die Madlib Remix-LP des „Black Albums“ von Jay-Z schon erkennen, dass für die Jungs wie Oh No, Wildchild oder auch Peanutbutter Wolf der US-Top 40-Markt nicht das pure Babylon ist, sondern eine differenzierte Betrachtung in jedem Fall Sinn macht.

Stones Throw rec. präsentiert uns mit Oh No, Wildchild und Percee P einen Querschnitt der Stilrichtungen ihrerseits und mit Madlib, der sich für die meisten Beats verantwortlich zeigt, ist ebenfalls für die passenden Instrumentals gesorgt. Alle drei kommen mit aktuellen Material nach Deutschland, auf denen sich einige gute Bekannte wiederfinden – so featured Wildchild (WC) auf seinem „Secondary Protocol“ Planet Asia, Aceyalone oder auch die Liks, vormals Alkoholiks, aber das ist auch so eine Geschichte, die es so nur in den Staaten geben wird.

WC ist technisch einer der besten MC’s, die ich gehört habe, und ist wie kaum ein Anderer in der Lage, selbst im Freestyle die Fakten auf den Punkt zu bringen, oder sich der Stimmung anzupassen. Er bringt Rap direkt, realitätsnah, manchmal auch verrückt, aber auf jeden Fall ohne unnötige Gimmicks, wie „Hallo, ich brauche unbedingt ein R’n’B Feature, damit ich in die Charts komme.“ It’s all about business, aber es hat keiner behauptet, dass es nicht auch anders geht ;-)

Oh No? Oh No!

Was Michael aka Oh No, wie viele andere ST Artists auszeichnet, ist seine Vielseitigkeit. Er legt auf, produziert Beats und rappt, wenn auch alles im entsprechenden Maßstab. Diese Fähigkeiten hat er nicht zuletzt seinem Bruder Madlib aka Madvillain aka Quasimoto zu verdanken, der es nebenbei mal fertig bringt, auf die Anfrage nach einem Beat etwas um die 200 zu schicken. Eigentlich ist die ganze Familie musikalisch vorbelastet, denn wo der Vater in den 70ern die von seiner Frau geschriebenen Soultexte sang, da kann man auch nicht erwarten, dass der Sohn Verkäufer wird. Gut für uns, denn letztlich sind es die Fans, die eine richtig gute Beat-Auswahl zu hören bekommen. Stones Throw ist ein Label, obwohl vielmehr eine Familie, und hat es geschafft, über diese Ebene ihre Artist für gute Musik zu sensibilisieren. Dabei ist eine für den West Coast-Sound á la Dre oder Snoop untypische Mischung aus Funk, Soul, Jazz und Klassik inspirierten, aber auch absolut experimentellen Tracks herausgekommen, die über die letzten knapp zehn Jahre immer für eine Vielzahl an Highlights gesorgt hat.


Es ist Rap, aber mehr noch Musik, die meiner Ansicht nach ihrer Zeit ab und an voraus ist – Madlib sei dank – und so ist es nur vernünftig, von diesem Abend etwas Großes zu erwarten, denn es wird was Großes werden!

mister x
Oh No, 7.2k

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last modified: 28.3.2007