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Der Holocaust auf deinem Teller?


Auschwitz, 27.5k Zum Beginn des vergangenen Jahres startete die Tierrechtsorganisation PeTA in den USA eine Kampagne und Ausstellung unter dem Titel „The Holocaust on your plate“(1). Zweck dieser Ausstellung soll es sein, mit „verschärften“ Mitteln auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam zu machen. „PeTA möchte zur Betrachtung der Verfolgung von Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen und anderen als ‚unwertes‘ Leben eingeordneten Gruppen während des Holocaust anregen, in dem Parallelen in der Verfahrensweise während des Holocaust und dem Umgang mit Tieren heute aufgezeigt werden.“(2) Dazu werden Bilder aus KZ’s auf der einen und, z.B. Hühnern in Legebatterien auf der anderen Seite verwendet. Überschrieben sind die Tafeln wahlweise mit „Mass Murder“ oder „Open your eyes to today’s Holocaust“ u.s.w.
Die Methoden zu transportieren und zu töten erscheinen unmenschlich. Wir töten Millionen Tiere jährlich und dies geschieht auf die effizienteste und kosteneffektivste Art, die wir kennen. Dies beinhaltet sicherlich auch Tiere unter höllischen Bedingungen zu halten, sie Schmerzen und Leiden auszusetzen, sie zu verstümmeln und von den für sie notwendigen Dingen, von ihrer Geburt an bis zu ihrem Tod, fern zuhalten. Jedoch und da kommen wir zum eigentlichen Punkt. Der Holocaust ist in seinem Erscheinen, seiner Planung und Durchsetzung einzigartig!
Was sich hier ereignet, bzw. ereignete sind zwei sich gegenüberstehende Prinzipien. Die von Deutschen instalierten Lager hatten keinen anderen Zweck als Menschen zu vernichten. Weil der Holocaust in Deutschland geschah und nicht in Afrika oder Süd-Ost Asien, also „hier“ in der sog. westlichen Zivilisation, fühlen wir uns betroffen. Es mag einen verwundern, aber es gibt immer noch Leute, für die ist es nicht einfach nur Geschichte, es ist persönlich erfahrenes Leid.
Nicht nur aus Rücksicht auf die Überlebenden sollte ein Vergleich von „Tierfarmen“ und KZ’z gescheut werden, auch die Erkenntnis, dass es nichts mit dem Holocaust Vergleichbares gibt, sollte eine Rolle spielen. Was wir gerne vergessen: Leid ist nicht gleich Leid und Dinge die Menschen widerfahren können sind nicht in jedem Fall auf Tiere übertragbar.
PeTA verwendet Bilder aus deutschen Lagern. Damit werden in der Kampagne „The Holocaust on your plate“(3) die Opfer des Holocaust mit irgendwelchen Tieren auf eine Stufe gestellt, zumindest, und das ganz offensichtlich, was ihre Leiden angeht. Über den Verbleib der Dargestellten kann nur spekuliert werden. Im günstigsten Fall haben die abgebildeten KZ-Inhaftierten das Grauen der Lager überstanden. Sicherlich sind die abgebildeten Hühner und Schweine und all das andere liebe Vieh in der Lage, Schmerzen und Gefühle zu empfinden.
Menschen und Tiere unterscheiden sich nicht nur im Bezug auf den Holocaust voneinander. Ich will hier hier nicht die Evolution bemühen, bin mir aber ziemlich sicher, dass es Unterschiede zwischen mir und einem Schwein gibt. Schliesslich bin ich in der Lage, Feuer mit einem Stein zu machen.
Wenn PeTA, oder wer auch immer, auf die missliche Lage von Tieren aufmerksam machen will, so frage ich mich, warum die werten Damen und Herren nicht versuchen, einen Kontext zwischen Kindesmissbrauch und Tierfarmen herrzustellen. Aber das wäre sicherlich zuviel verlangt, oder? Bei Kindesmissbrauch ist das Problem, dass der zu bemühende Vergleich zu schnell als an der, wahrscheinlich nicht zu knappen, Haarpracht herbei gezogen auffliegen würde.
Die Nazi-Ideologie adaptiert einen verdrehten, angeblich wissenschaftlichen Umgang mit der Evolution und natürlicher Auslese. Sie rekrutierte die industriell wirksamsten kapitalistischen Methoden, um diese Ideologie in die Tat umzusetzen. So mag es niemanden verwundern, dass der in einer „Tierfarm“ Angestellte mal eben als Nazi bezeichnet wird. „Tierfarm“ Angestellte als „Kinderficker“ zu betitulieren, ist dann wahrlich ein Tabubruch.
Getreu dem Motto Werbung ist Werbung auch wenn es schlechte Werbung ist, werden in der Ausstellung nicht nur „die Grenzen des guten Geschmacks provoziert....“(4). Sie dient der Verhöhnung der Opfer des Holocaust. Nicht das in Frage gestellte System der Nahrungsaufnahme oder der Sinnlose und in weiten Teilen exzessive Konsum von tierischen Produkten sind das Problem, es werden diejenigen angegriffen, die versuchen mit „Tierfarmen“, so täuschend der Begriff auch sein mag, ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Um dem Ganzen auch noch die Krone aufzusetzen, wendet sich Matthew A. Prescott(5) in einem Brief(6) an Paul Spiegel und bettelt um Unterstützung für die PeTA Ausstellung durch Spiegel. Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, bzw. gar der Zentralrat selbst, dient hierbei als Feigenblatt. Hier wird sich bei vermeintlichen Opfern abgesichert. Mit genau derselben Absicht, den Holocaust auf Phrasen zu reduzieren, werden immer wieder jüdische Schriftsteller, oder solche, die von PeTA-Aktivisten dafür gehalten werden, angeführt, Adorno oder Isaac Beshevis Singer, Zweck entfremdet zitiert, bzw. die Zitate auf die Ausstellung zurecht gebogen.
Als ob es eine Rolle spielen würde, welcher Konfession die Familienangehörigen der einzelnen Aktivisten angehören. Nur wer sich wirklich frei machen kann von antisemitischen Gedanken, dem ist es egal, ob jemand Jude ist oder nicht. In Prescott’s Brief ist dann auch die Rede von der „polnisch-jüdischen“ Familie seiner Mutter.(7)
Es wird munter und ohne schlechtes Gewissen das „United States Holocaust Memorial Museum“ zitiert, indem behauptet wird, dass „...der Holocaust den Kontext liefert, um zu erkennen, wie gefährlich Stillschweigen, Abstumpfung und Gleichgültigkeit im Angesicht der Unterdrückung anderer sind.“(8) Dabei wird von Prescott verschwiegen, dass sich das „United States Holocaust Memorial Museum“ schon im März letzten Jahres gegen eine Verwendung der von ihm zu Verfügung gestellten Bilder verwahrte, bzw. die Verwendung verbot.(9)
Die Ausstellung soll laut PeTA im März nach Deutschland kommen.
Stoppt diesen Wahnsinn.

Charles Bronson

Fußnoten:
(1) „Der Holocaust auf deinem Teller“.
(2) http://www.masskilling.com/letters.html.
(3) http://www.masskilling.com.
(4) „Für Tier Mensch und Umwelt“: „Holocaust und Tierleid“ Roland Dunkel.
(5) Youth Outreach Coordinator, PeTA.
(6) http://www.peta.de/news/doc03/zentralrat2.pdf.
(7) http://www.peta.de/news/doc03/zentralrat2.pdf.
(8) http://www.peta.de/news/doc03/zentralrat2.pdf.
(9) http://www.ushmm.org/museum/press/index.utp?content=archive/general/peta.htm.

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last modified: 28.3.2007