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Junge Welt Brief

entnommen zur Situation ostdeutscher Projekte: Erklärung:
Die hier dokumentierte Erklärung wurde anläßlich des Ost-Projekte-Treffens verabschiedet, das am 11. März in den Räumen der jungen Welt stattfand. Die junge Welt unterstützt die hier geäußerten Forderungen der anwesenden selbstverwalteten Jugendprojekte.

Heute haben sich in Berlin über 80 VertreterInnen von selbst organisierten Jugendprojekten aus der Ex-DDR getroffen. Von Umweltbibliothek, Kulturzentren über besetzte Häuser bis zum Antifa-Café waren verschiedene Projektformen vertreten. Es ist also ein relativ repräsentativer Ausschnitt aus der ostdeutschen Jugendkulturszene zusammengekommen. Wir sind Bestandteil einer sich alternativ und selbstbestimmt verstehenden Jugendkultur. Wir wollen gemeinsam Alternativen zu Kommerzkultur und Vereinzelung schaffen und im Kleinen versuchen zu zeigen, daß eine andere, humanere Gesellschaft möglich ist.

Die meisten unserer Projekte sind einem rassistischen Umfeld oder der Aggression neofaschistischer Strukturen ausgesetzt und müssen nicht nur gegen diese ihren existentiellen Selbstschutz organisieren, sondern auch gegen Versuche staatlicherseits, sie als Orte jugendlicher Subkultur zu verdrängen. Ihre Verteidigung führt bei den Kommunen zu einer fatalen Gleichsetzung von Rechts und Links unter dem Oberbegriff "gewaltbereite Jugendliche".
In vielen Städten Ostdeutschlands wird das Modell der offenen Jugendarbeit praktiziert. In Räumen, die für alle offen sind, setzen sich jedoch automatisch die Stärkeren oder Gewalttätigeren durch.

So sind in den meist "offenen" Jugendklubs mehr Männer als Frauen, fast nur weiße Deutsche, nicht behinderte Jugendliche und in vielen Klubs schließt die Überzahl der Rechten die Gleichberechtigung alternativer Jugendkultur aus. Dieser Ausgrenzung wollen wir entgegen wirken.
Verschärft wird diese Situation häufig noch durch das provinzielle, unwissende Verhalten der kommunalen PolitikerInnen in der Ex-DDR. Runde Tische als osttypisches Vermittlungsinstrument erweisen sich in dieser Situation oft als unergiebig oder sogar kontraproduktiv, wenn sie von Rechten als Forum genutzt werden können.

Parteilichkeit ist notwendig, wenn KommunalpolitikerInnen wirklich einen Beitrag zur Zurückdrängung rechter Gewalt leisten wollen.
Einige unserer Projekte gehören zu den wenigen Orten, wo Flüchtlinge und ImmigrantInnen ihre Freizeit ohne Bedrohung verbringen können.
Mit dem Versuch, organisierte und gewalttätige Neonazis zurückzudrängen, haben wir in den Jahren nach der Wende oft eine dringend notwendige Arbeit geleistet, die eigentlich von der gesamten Gesellschaft hätte übernommen werden müssen! Wir protestieren dagegen, daß manche Projekte für diese Arbeit im Nachhinein kriminalisiert und in der Öffentlichkeit als dumpfe Gewalttäter hingestellt werden!
Wir fordern Anerkennung der geleisteten Arbeit in selbstverwalteten Projekten als Jugendarbeit und kulturelle Arbeit und darüber hinaus materielle Unterstützung von seiten der Kommunen, Länder und des Bundes!

Wir brauchen selbstverwaltete Räume, in denen wir ohne sozialarbeiterische Kontrolle unsere Vorstellungen und Ideen umsetzen können! Wir stehen gemeinsam hinter entsprechenden Forderungen von Jugendlichen aus einzelnen Städten - insbesondere aus Schwedt, Arnstadt, Rathenow und Potsdam!
Wir protestieren gemeinsam gegen die Versuche, z.B. in Leipzig, Jugendkulturprojekte mit Veranstaltungsverboten zu belegen oder zu schließen! Wir erklären uns solidarisch mit den Zielen der Demonstration, die am 11.3. im Leipziger Stadtteil Connewitz stattgefunden hat!

Projekte aus Dresden, Greifswald, Strausberg, Rostock, Erfurt, Luckenwalde, Rathenow, Frankfurt/Oder, Zittau, Plauen, Leipzig, Glauchau, Potsdam, Schwedt.


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last modified: 28.3.2007