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Wir dokumentieren im Folgenden einen Text der Vorbereitungsgruppe zum Ladyfest, das diesmal erstmalig auch in Leipzig im Conne Island stattfinden wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung zum Thema wird fortgesetzt.
dokumentation, 1.1k

Ladyfest Leipzig – Lasst's krachen!


am 16.8.03 im Conne Island

Ladyfest Leipzig, 16.3k

Olympia ist eine lebensgroße, mechanische Puppe, die so scheu und anmutig ist, dass sie allen Männern den Kopf verdreht. Jedenfalls in der Erzählung von E.T.A. Hoffmann vom Ende des 18. Jahrhunderts. Olympia ist auch ein gigantisches Sportspektakel, wonach sich fleißige Rechenkünstler in den Amtsstuben der Welt gierig die Finger lecken und allerlei Big Bands und Karnevalsvereine in den Ring schicken, um das Ereignis speicheltriefend in die eigene Provinzmetropole zu komplimentieren.
Olympia ist drittens eine Stadt in den USA, wo im Jahr 2000 das Ladyfest erfunden wurde und seitdem jährlich stattfindet. Das Ladyfest macht Schluss mit der Phantasie, dass Frauen leblose, dekorative Puppen sein könnten. Und damit, dass Festivals, ob sie nun sportlich, musikalisch oder künstlerisch sind, nur den Gesetzen des Dollars folgen.
Anfang der 90er Jahre begann sich in den US-Städten Washington und Olympia aus den Punk- und Hardcore-Szenen heraus eine Szene zu formieren, die sich offensiv und mit Nachdruck klar gegen Rassismus, Ausgrenzungs- und kapitalistische Globalisierungspolitik abgrenzte und vehement feministische Ideale einforderte: Die Riot-Grrrls erkämpften Beachtung für die weibliche Geltung in der männerdominierten Musik- und Kunstwelt und verstanden sich als explizit politische Keule gegen affirmativen Liberalismus und die geldregierten Machtstrukturen der Systeme. Bands wie Bikini Kill, Bratmobile, Team Dresch, Sleater Kinney und Le Tigre entstanden in diesem künstlerisch-musikalischen Zusammenhang. Irgendwie ist es in Europa und den USA aber dann dazu gekommen, dass Riot und Grrrlism "cool" wurden. Klamottenkonzerne und Musikindustrie adaptierten die Codes und Zeichen der Szene und funktionierten sie ein marktfähiges Trendmuster um. Die modeorientieren sexy Girlies hatten allerdings kaum Interesse für den politisch-feministischen Kontext der Bewegung, so dass die Real-Riot-Connection zum Nachschlag ausholen musste: Ladyfest! Politik, Bildung, Musik, Kunst; Sub-, Popkultur ect. sind nach wie vor männerdominiert. Weder die Puppe Olympia noch das kapitalistische System sind bisher ausreichend in ihre Schranken verwiesen worden – nicht in den USA, nicht in Deutschland oder sonstwo auf der Welt. Darum gibt es das Ladyfest, darum wird es immer größer und stärker, und darum findet es in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Leipzig statt. Während in anderen Städten (Hamburg, Berlin, Nürnberg, Washington, Olympia, XYZ...) das Ladyfest mehrere Tage dauert, hat sich das Festival in Leipzig immerhin schon einen Tag Raum im Geschehen erkämpft – auch ein Zeichen dafür, dass es weitergehen muss und noch viele Gräben zwischen patriarchalen Alltagsstrukturen und emanzipatorischem Denken und Handeln zugeschüttet werden müssen, damit wir es zusammen hierarchiefrei krachen lassen können und Spaß an Musik, Kunst, Film, Riot, Theorie und Praxis haben.
Also, lasst's krachen! (gilt für jede(n)). Zündende Ideen; Vorschläge; Partyknaller ect. – send a message to Ladyfest_Leipzig@web.de

aktuelle Ladyfest-Links ins Internet:
http://www.ladyfesthamburg.org – Aktuelle Infos für Ladyfest Hamburg
http://www.ladyfest.org – Die weltweite Ladyfest-Seite
http://www.ladyfesteurope.org – Alle europäischen Ladyfeste

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last modified: 28.3.2007