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Überholen ohne einzuholen


Gemeinsamkeiten von deutscher Ideologie und (politischem) Islam
Von Mario Möller

Folgende Abhandlung wird sich mit dem Phänomen einer nachholenden Entwicklung historisch gesehen vorbürgerlicher Gesellschaften befassen. Es geht darum zu zeigen, daß unter bestimmten politökonomischen Konstellationen dieser angenommene Nachteil zu einem Vorteil werden kann, nämlich dann wenn die Krise den normalen Geschäftsbetrieb stört oder man im normalen Geschäftsbetrieb erst gar nicht zum Zuge kommt.
Dieses Krisenbewältigungsszenario kam erstmals in Deutschland auf seinen Begriff und allein das rechtfertigt die These, daß der Nationalsozialismus als Krisenbewältigungsstrategie, welche die Krise doch aber immer wieder braucht, als ein spezifisch deutsches Projekt zu gelten hat. Das dieses Projekt nicht allein auf den geographischen Raum Deutschland beschränkt bleiben muß, zeigen die unter völkischer Flagge vorgenommenen Parzellierungen in Europa oder die völkisch motivierten Befreiungsbewegungen sonstwo.
Im Spätkapitalismus scheint der Rekurs auf deutsche Tugenden gerade in den Peripherien Europas und des arabischen Raumes dessen Modernität zu bestätigen bzw. alte Allianzen neu zu beleben.

1. Kennzeichen nachholender Entwicklung

Bei der Frage danach was deutsch ist und damit bei der Frage danach, was den Nationalsozialismus ermöglichte und kennzeichnete wird man an der Fragestellung warum gerade in Deutschland logischerweise nicht herumkommen. Legt man den Maßstab der Kritischen Theorie zu grunde, wonach der Nationalsozialismus faktisch in der bürgerlichen Gesellschaft angelegt ist, so ist damit noch nicht erklärt und kritisch auf den Punkt gebracht, ob es eventuell Gesellschaften gibt, die diesen Hang faktisch als Aufforderung zum Handeln verstehen. Oder anders gefragt: gibt es Gesellschaften, die aufgrund historischer wie politökonomischer Besonderheiten besonders zu dieser Wahl von Krisenregulierung tendieren, die die bürgerliche Aufklärung an sich selbst blamiert und deren regressiven Gehalt zur Geltung bringt?

Festgestellt werden muß aus der kritischen Erfahrung der Geschichte, daß es unter dieser Fragestellung offenbar einen Unterschied zwischen Gesellschaften gibt, die eine autoritäre Durchsetzung bürgerlicher Formen der Produktion erlebten und demgegenüber zwischen Gesellschaften, die eine ursprüngliche Modernisierung der Produktion auf dem Wege erfolgreicher bürgerlicher Revolutionen durchsetzten. In diesem Sinne muß es daher auch einen Unterschied geben, der die Entwicklung zum starken Staat genau nach der Machtübernahme des Bürgertumes kennzeichnet. Dieser Unterschied korrespondiert mit der Unterscheidung der Einführung bürgerlicher Produktionsformen: Jene Gesellschaften, die eine erfolgreiche bürgerliche Revolution erlebten, ließen nur unter großem Protest eine Durchsetzung des starken Staates und damit der Einschränkung der Macht des gerade siegreichen Bürgertumes zu. Dagegen steht exemplarisch die deutsche Gesellschaft, in der es weder eine erfolgreiche bürgerliche Revolution noch ein widerstandsfähiges Bürgertum gab, eine Gesellschaft die erstens die bürgerlichen Gesellschafts- und Produktionsformen von staatswegen etablierte und zweitens es demnach auch keinen Widerstand gab, als der Staat gänzlich die Geschicke der Produktion bestimmte. In diesem Sinne war der deutsche Staat vom Beginn der kapitalistischen Produktionsweise an der Garant eines auf das Gemeinwohl gerichteten Veranstaltung, die das Kollektiv huldigte, Individualismus verdammte und somit die Konstitutionsbedingungen des späteren Volksstaates verkörperte, der die konsequente Symbiose von Volk und Führung, von Mob und Elite war, die sich letztlich nur antisemitisch austoben konnte.

Gesellschaften wie Deutschland kann man daher als Beispiel nachholender Entwicklung begreifen, da sie erkennen, mit dem Zeitalter der bürgerlichen Aufklärung
und damit einhergehender Modernisierungsprozesse mit den althergebrachten Methoden der Produktion einen gewaltigen Nachteil zu erlangen, und wenn dann schon kein fähiges Bürgertum vorhanden ist, so muß eben der Staat dies erledigen, um den Preis, daß ein liberales Bürgertum und damit der historische Gebrauchswert des Kapitals nicht existent ist und die Herauslösung aus traditionellen Abhängigkeitsverhältnissen nicht von einem liberalen Bürgertum erkämpft wird,. Nicht nur das das Bürgertum faktisch nicht vorhanden oder über eine Revolution an die Macht kommt, die nicht mehr nötige Entmachtung des Bürgertums ist in Deutschland Staatsziel.
Die Weichen für den nationalsozialistischen Volksstaat, nämlich die Einebnung jeglicher Antagonismen mit dem Resultat der harmonischen Gemeinschaft des Staatsvolkes, wo es kein Individuum mehr zu geben hat bzw. zu geben braucht, sind somit frühzeitig gestellt.

Das Verhältnis von Staat und Gesellschaft ist in diesen nachholenden Gesellschaften ein völlig anderes, als man dies in traditionell-bürgerlichen Gesellschaften im Sinne Frankreichs oder den USA kennt, was sich insbesondere in für den Kapitalismus typischen Krisenzeiten bestätigt. Fast schon naturwüchsig hat sich der Staat in Gesellschaften deutscher Prägung um die Meisterung der Krise zu kümmern. Er ist Adressat des Volkswillens, sich wieder um die Harmonisierung und Sicherung des Gemeinwohls zu kümmern. Während Liberale in den USA etwa die Selbstreinigungskräfte des Marktes beschwören, wo jeder Einzelne seines Glückes Schmied zu sein scheint, was natürlich falscher Schein ist, aber noch den Gedanken an das Individuum bereithält, kommt dieser Gedanke in Deutschland gar nicht zum tragen.
Klassenübergreifend wurde der Staat bemüht, von ganz rechts bis zur Arbeiterbewegung, wobei dem Staat von Letzterer sogar der Verrat nationaler Interessen vorgeworfen wurde. Eigenständiges Handeln gilt hier als Abweichung vom Kollektivgeist, wobei den Abweichlern per Staat oder mittels einer Bürgerwehr die Schranken gewiesen werden.
Dies wirkt bis heute fort, wenn man sich die korporatistischen Züge des deutschen Arbeitsmarktes nur mal anschaut.

Aus diesen Überlegungen heraus ergibt sich für die Doktrin der Gesellschaft ein Gegensatz von Kollektivismus und Individualismus, der sich in den Vorstellungen über das Subjekt manifestiert.
Eine These diesbezüglich wäre, daß sich in nachholenden Gesellschaften die Dialektik der Aufklärung eher in negativer Hinsicht bestätigt, d.h. das der Hang dieser Gesellschaften zu barbarischen Verlaufsformen von Krise aber auch Alltag - im Fall Deutschland wohl nicht von der Hand zu weisen - tendenziell höher ist, da ein positiv-bürgerliches Verständnis von Aufklärung nicht vorhanden ist, ja der Rückzug in vorkapitalistische Gemeinschaft mit dem affirmativen Bezug auf Tradition im Zuge staatlich eingesetzter kapitalistischer Produktionsweise Programm ist.
Dabei soll natürlich nicht vergessen werden, daß die Aufklärung gewaltsam die Abhängighkeit von Familie, Scholle und Natur durch eine neue abstrakte Abhängigkeit unter das Kapitalverhältnis ersetzte. Aber dennoch bleibt festzuhalten, daß jene bürgerlichen Verhältnisse und die notwendige Nichteinlösbarkeit des bürgerlichen Glücksversprechens jenen Gedanken zum Leben erweckte, diese falschen Verhältnisse über sich selbst hinauszutreiben und dem darin enthaltenen Vorschein des Kommunismus mit der Abschaffung aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein geknechtetes Wesen ist zum Durchbruch zu verhelfen. Allein es besteht das Problem, je nötiger und aufgrund der Entwicklung der Produktivkräfte möglicher diese Zerschlagung der falschen Verhältnisse wird, es letztlich immer unmöglicher wird, dies praktisch werden zu lassen. Die Ohnmacht gegenüber selbst in Gang gesetzten gesellschaftlichen Verhältnissen bestätigt das und was noch schlimmer ist, je entwickelter der Kapitalismus ist und die Revolution nur noch einen Steinwurf entfernt scheint, desto stärker führt das bürgerliche Subjekt den Rückzug in vorkapitalistische Verhältnisse in Betracht. Das wird dann insbesondere in der Personalisierung eigentlich abstrakter Verhältnisse deutlich, in der Ineinssetzung von Schein und Form, was die Suche nach Schuldigen der eigenen Lebenssituation beschleunigt und mit Hilfe einer staatlichen Macht, die die Massen zur antisemitischen Raserei nicht mal mehr anzufeuern braucht, dieser Vernichtungswunsch zum Lebenselexier der Volksgemeinschaft wird.
Die deutsche Entwicklung mußte fast notwendig im barbarischen Mordkollektiv enden, sofern sich ein Führer und eine Idee fand, hinter der man geschlossen stehen konnte. Das Endergebnis war der deutsche Nationalsozialismus mit all seinen bekannten Ergebnissen.

2. Was deutsch ist

Der Nationalsozialismus als erstmals in Deutschland zur Sache gekommene Krisenregulierung der bürgerlichen Gesellschaften ist kein im Sinne der bürgerlichen Theorien verstandener Sonderweg von einem ansonsten “normalen” Weg der Entwicklung hin zu Fortschritt und Wohlstand, sondern stellt durchaus eine zu verallgemeinernde Form kapitalistischer Krisenbewältigung dar und kann eben deshalb nur deutsch genannt werden, da sie hier zur Vollendung getrieben wurde.
Diese Form der Krisenbewältigung entspringt einer politökonomischen Konstellation, die oben beschrieben wurde und deren Kennzeichen es ist, aus der historischen Zurückgebliebenheit einfach eine Tugend zu machen: der Staat setzt sich an die Spitze einer antibürgerlichen, antiaufklärerischen und antisemitischen Bürgerbewegung, die als konformierende Revolte bezeichnet werden muß und letztlich im Volksstaat endet, der den Juden an den Kragen will und geht.

Der Volksstaat deutscher Prägung ist die Allianz von Staat und Arbeiterbewegung gegen ein fehlendes Bürgertum und dessen Ideologie von Individualismus und Liberalismus. Als Garant der Interessen aller gesellschaftlichen Schichten bedient er das antibürgerliche Ressentiment mit verkürzt antikapitalistischem Vokabular, was zur Personalisierung eigentlich abstrakter gesellschaftlicher Verhältnisse führt und damit zur antisemitischen Raserei. Besonders in der Militarisierung erlebt diese Ideologie erste Früchte: im Schützengraben bereits des Ersten Weltkrieges gibt es keine Unterschiede mehr, sondern nur noch Deutsche.

Im Nationalsozialismus mutiert die Gesellschaft unter diesen Vorzeichen zur Selbstmordsekte. Nicht mehr die invisible hand des Marktes entscheidet, wer dazugehört und wer nicht, sondern die Bereitschaft, an diesem Vernichtungsfeldzug teilzuhaben. Im Kollektiv zählt nunmehr nicht mehr der Verwertungsprozeß, was den Begriff der negativen Aufhebung des Kapitals auf den Punkt bringt. Es herrscht der permanente Ausnahmezustand und die Krise in Permanenz wird auch dauernd neu hergestellt, da dies die Konstitutionsbedingung eben dieser Volksgemeinschaft ist. Inmitten der Krise und unter den bedingungen der negativen Aufhebung des Kapitals wird der Verdacht der Unloyalität nicht mittels der Selbstausbeutung im Prooduktionsprozeß aus dem weg geräumt, sondern im Zeichen der Panik des Einzelnen vor der ständig drohenden Überflüssigkeit will jeder an erster Stelle stehen, wenn es um die Reinhaltung des Volkskörpers geht. Dies wird auch gegenüber verdächtigen Volksgenossen praktiziert, was einmal mehr die Modernität dieser barbarischen Form belegt: outsourcing des Staates und Selbstdisziplinierung, Schlagworte, die in der Theorie des Dritten Weges eine wichtige Rolle spielen und für die heute die Neue Mitte in Deutschland steht, hier heißt das Ganze dann Zivilgesellschaft und Bürgerengagement.

Unter den Geschäftsbedingungen von Kapital und Staat bleibt diese Tendenz der barbarischen Krisenbewältigung weiterhin auch nach der Niederlage Nazideutschlands eine Option, freilich unter demokratisierten Umständen. Nicht nur die hochindustrialisierten Metropolen können eine derartige Form der Bestandssicherung wählen, nein, besonders für die Krisenregionen, die gänzlich im Sinne der Verwertung unnütz sind und ebenso vergleichsweise historisch das Schlußlicht bilden, scheint diese Option erfolgversprechend zu sein. Hier sind insbesondere die Einflußsphären des politischen Islam zu nennen, und auch im Kosovo hat die völkische Parzellierung erste Erfolge gezeigt.

3. Deutsch-Arabische Allianzen im Spätkapitalismus

Jene Charakteristika, die weiter oben als deutsch gekennzeichnet wurden und die je nach politökonomischer Situation als Exportartikel Nummer 1 taugen, sind ebenso die Kennzeichen des (politischen) Islam. Gerade nach dem 11. September und der Eskalation der Situation im Nahen Osten, die Israel an den Rand der Existenz bringt, werden die struturellen Gemeinsamkeiten von deutscher Ideologie und Islam mehr als deutlich, sieht man einmal von den personellen Überschneidungen und Sympathiebekundungen für Hitler und den Nationalsozialismus in der Geschichte ab, die sich allein aus der Judenfeindschaft beider Lager ergaben.
Diese Gemeinsamkeiten lassen daher eine Klassifikation des politischen Islam als arabischen bzw. islamischen Faschismus zu, ja erfordern sogar den konsequenten Schritt, diesen als nationalsozialistisch zu kennzeichnen und damit der Ideologiekritik zugänglich zu machen.

Deutsche und islamische Ideologie funktionieren ähnlich und bauen auf fast identischen Wertekonzepten und negativer Identitätsstiftung auf. Beide bedienen den wahnhaften Reflex auf das „jüdische Prinzip“ – als Aversion gegen Liberalismus und Kommunismus –, auf die empirischen Juden und damit auf alles, was die sogenannte Moderne kennzeichnet.
Besonders die Vorstellung einer reibungslos funktionierenden Ökonomie ohne “Zinsknechtschaft” und individuelles Gewinnstreben sind für beide Ideologien charakteristisch und führen daher in gekonnt verkürzter antikapitalistischer Manier zum Feindbild der Juden, die angeblich für diese abzulehnenden Prinzipien stehen. Der moderne Antisemitismus bildet somit das Bindeglied für Gemeinschaften, die ansonsten wenig gemein hätten. Außer dem Vernichtungswillen gibt es kein integratives Moment in diesen Gesellschaften, wo ansonsten jeder jedem an den Kragen gehen würde, wenn die Sicherung der Reproduktion das Primat hätte.
Daher gilt es auch insbesondere für die Debatte für oder gegen einen palästinensichen Staat die Fragestellung im Auge zu behalten, ob dieser Staat etwas anderes als eine institutionelle Rückzugsgarantie für Judenmörder sein würde und ob der dort vorhandene Antisemitismus mit einer Staatsgründung obsolet werden würde. Diese Frage ist wohl mit nein zu beantworten, was ein Plädoyer für einen Palästinenserstaat wohl ausbleiben lassen müßte.

Das Einflußgebiet des Islam zeichnet sich desweiteren dadurch aus, eben nicht durch eine bürgerliche Revolution und damit auf „ursprüngliche“ Weise die kapitalistische Produktionsweise oder überhaupt eine Produktion außerhalb der Subsistenzwirtschaft und damit die Unterwerfung unter das Wertgesetz vollzogen zu haben.
Und damit fallen natürlich auch alle Errungenschaften bürgerlicher Aufklärung, nämlich die Herauslösung aus traditionellen Abhängigkeiten und die damit verbundene Notwendigkeit der individuellen Vergleichung weg, die doch neben allem Negativen auch die Vorstellung von individuellem Glück, von Genuß und damit den Vorschein dessen was Kommunismus sein könnte beinhaltet.
Alle regressiven Begleiterscheinigungen bürgerlicher Vergesellschaftung sind hier von vornherein Staatszweck, ohne den Umweg der Säkularisierung und Individualisierung, den zivilisatorischen Gebrauchswert des Kapitals, gehen zu müssen: überholen ohne einzuholen!

Eine nachholende Entwicklung dergestalt kann nur gelingen, wenn den Untertanen mehr versprochen wird als gesellschaftlicher Fortschritt: nämlich die Gemeinschaft der Zukurzgekommenen gegen die „imperialistischen und jüdischen Feinde“, die oftmals in einem Atemzug genannt werden und faktisch eins sind. Nach außen hin vollendet sich diese Gemeinschaftsbildung über die antisemitische Raserei. Nach innen gilt es nach deutschem Vorbild gegen Schädlinge und Kollaborateure vorzugehen. Es entsteht eine Vereinheitlichung der Not und der Versagung als Identitätskult, die Gemeinschaft, wo das Kollektiv alles, der Einzelne bei Strafe der Vernichtung nichts ist.
Islam und Nationalsozialismus und damit auf den Begriff gebrachte deutsche Ideologie eint neben der Judenfeindschaft in Form des modernen Antisemitismus das Ideal, zurück zu vorkapitalistischen Verhältnissen zu wollen und damit von den Städten zurück ins Dorf zu regredieren.
Die islamische Wiedererweckung ist faktisch eine klassenübergreifende direkte Demokratie, sie ist sozial und charitativ und erfordert von den Untertanen die Unterordnung in das Gemeinwesen und den Verzicht auf alles dekadente. Kennzeichen ist die negative Gleichheit und Gleichmacherei, wobei die Privatheit als schlimmster Zersetzungsfaktor der Gemeinschaft gilt und die Gleichheit als Aufruf zum Mitmachen und zur Denunziation der Abweichler verstanden wird. Der Unterschied zu Deutschland besteht dann lediglich darin, daß der Islam nicht über das industrielle Potential der Vernichtung verfügt.

Die Modernität dieser angenommen zurückgebliebenen Ideologien wird sichtbar, wenn man sich im Einflußgebiet des Islam umsieht: durch die Vergemeinschaftung hat sich ein außerstaatliches Elendsmanagement etabliert, was wohl auch für die Denker des Dritten Weges kaum etwas offen läßt und somit das antiwestliche Ressentiment auch im Westen um sich greift.
Das ist der Triumpf des Anti-Imperialismus und des Anti-Rassismus, der jede Krtik an diesen Wertekonzepten als eurozentristisch etc. denunziert und somit tatkräftig die Erledigung der Kritik des Antisemitismus als legitimatorische Ideologie des Verzichts betreibt. Nicht zuletzt die Bewegungslinke hat den Wert dieser Verzichtsideologien erkannt, spielt dabei in der Unterstützung jedweder Nationalen Befreiungsbewegung kräftig mit und ist bei genauer Betrachtung kaum mehr von faschistischen Original in Sachen Gemeinschaftskunde zu unterscheiden.

4. Was also tun:
Eine Kritik der Linken und die bedingungslose Solidarität mit Israel


Das Erkennen dieser Möglichkeit der negativen Selbstaufhebung des Kapitals unter quasi vorbürgerlichen oder im Falle Europas nachbürgerlichen Gesellschaften, also die regressive Bezugnahme auf die Gegenaufklärung eben dieser Rackets, wird der Ausgangspunkt für eine Linke sein müssen, die den Imperativ Marxens, nämlich alle unmenschlichen Verhältnisse abzuschaffen ebenso ernst nimmt, wie den momentan wichtigeren Imperativ der Kritischen Theorie, nämlich alles zu tun, damit sich Auschwitz nicht wiederholt.

Gerade nach dem 11. September hat eine Linke dies zu Kenntnis zu nehmen. Im Moment ist der Islam die heftigste Bedrohung der Aufklärung und gleichzeitig die heftigste Bedrohung für Jüdinnen und Juden weltweit und nicht zuletzt für ihren Staat Israel. Hier gilt es eine Positionierung für die letzten Residuen von Freiheit und damit der Möglichkeit der positiven Aufhebung des Kapitals zu leisten, anstatt sich über subjektive Interessen des Imperialismus zu echauffieren. Die USA sind derzeit die einzige Macht, die objektiv für diese Bestandssicherung eintritt und gegen den islamischen Faschismus zu Felde ziehen kann. Und Deutschland sollte aus den oben genannten Gründen dabei besser keine entscheidende Rolle spielen.

Eine ernstzunehmende Linke hätte diese historische Konstellation zu betrachten und sich positiv zu den USA und damit auch für Israel zu positionieren, anstatt immer wieder die alte Leier von Anti-Imperialismus und vom Anti-Nationalismus zu betätigen.
Eine konsequent kommunistische Position müßte den zivilisatorischen Gebrauchswert des Kapitals erkennen und diesen schützen und ein Progarmm der Abschaffungen diskutieren, das nicht auf die Utopie von Verzicht und Zwangskollektivierung setzt, sondern auf die freie Entfaltung des Einzelnen!
Sollte sich die (Bewegungs-)Linke dazu nicht aufraffen können oder wollen, so hat sie jeden Anspruch auf Gesellschaftskritk verloren, dann hat sie jeden Anspruch auf die wahre Gesellschaft verloren und dann gehört mit ihr gebrochen, ein für alle mal!

„Seit die Al-Aqsa-Intifada zum wahllosen Judenmord angetreten ist, seit die Attas aus lauter Solidarität mit dieser Intifada in die Twin-Towers geflogen sind, und der schreckliche Kampfruf ‘Intifada weltweit’ Friedrichshainer Autonome mit islamistischen Selbstmordattentätern und der Globalisierungsbewegung eint, wird man sich entscheiden müssen: Für Israel oder den globalen Faschismus, dazwischen gibt es nichts mehr“ (Justus Wertmüller, Bahamas 38, S. 12; Hervorhebung von mir M.M.).


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last modified: 28.3.2007