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Kiffen tötet!

Out of this world: In diesem Sinne noch viel Spaß auf’m Hausboot, 24.1k

Global Space Odyssey 2002

Ja, die Linke liegt am Boden. Doch Kopf hoch: Es gibt doch die Subkultur. Und „eben jene ging auf die Straße, um für ihre geistige Freiheit und Unabhängigkeit gegenüber den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zu kämpfen“ (Aufruf zur Space Odyssey Leipzig 2002). Aber bitte „ohne sinnlose Randale und Auseinandersetzungen“ – und nur eines gilt „Es darf gechillt werden“. Nun, dem geneigten Leser dürfte spätestens bei der letzten Aussage ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Und wer oder was ist bitte schön die Subkultur?
Nun es war Liberation Day, nein kein Nationalfeiertag, sondern der Tag, an dem weltweit für die „Legalisierung von Hanf“ „gekämpft“ werden soll. Und eben jener weltweite „Kampf“ verbindet in Leipzig einen illustren Kreis aus Feinkostlern, Wagenplatzlern, Gießerstraßlern, Teilen der ansässigen elektronischen Musikszene, Hippies, Alternativlingen, Esoterikern und andere Freunde des „Weat“ zur selbsternannten Subkultur. Dabei wird sich nicht eingestanden, dass man doch eher eine – zugegebenermaßen nicht ganz so durchschnittliche – Bürgerinitiative ist, sondern eben gleich mal eine Subkultur. Um diesen Anspruch zu untermauern, wird die alte Leier vom Ausstieg und der „Freiheit und Unabhängigkeit gegenüber den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen“ bemüht, werden „destimmte Vorgaben der Veranstaltungsorganisation [welche sie in ihrer] Lebenskultur ein[...]schränkt“ (Rechtschreibfehler im Original) als das zu beseitigende Übel auserkoren und zur einenden Bande geknüpft. Ach übrigens „keine Party ist illegal“!
Sorry, aber wer drei Tage nach dem ersten Mai unter diesen Vorzeichen für eine – in ihren Augen – bessere, weil sooo relaxt, tolerant und neben der Gesellschaft stehend, Welt „kämpft“, der sollte mal von seinem THC-Rausch runter kommen, um vor der Revolution der Liebe in die Realität zurück zu kehren und zu schauen, wie sehr doch genau dieser „Kampf“ eine Veränderung der Verhältnisse verhindert. Ja sogar vielmehr den Irrglauben am Leben erhält, aus dieser Gesellschaft aussteigen zu können, oder sich „geistig“ von ihr zu befreien bzw. durch Toleranz, Liebe und Ganja das Problem mit diesem Kapitalismus da zu überwinden. Eben jene Leute sollten mal reflektieren, wie sehr sie damit ihrer geistigen Verfangenheit in dieser Gesellschaft Ausdruck verleihen. Zeigen sie doch in keinster Weise den Willen, genau das zu verändern, was ihnen die Möglichkeit verschafft in „Lebensgemeinschaften [zu leben], die auf das gewöhnliche Leben in Wohnungen verzichten [um] sich in Wohnwagen und Hausbooten auf die Suche nach noch existierenden Freiräumen [zu] machen“ und gleichzeitig Tausenden Menschen täglich die Existenz zum Leben raubt. In diesem Sinne sucht weiter eure Freiräume und lebt alternativ, aber denkt nicht, dabei subversiv zu sein oder aber in irgendeiner Weise die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern zu können. Schön für euch, dass ihr es schafft, die Zwänge, welche Kapitalismus auf euch ausübt, zu umgehen und wegzukiffen, ebenso wie jener Mittelständler, welcher es versteht, seine Schäfchen frühzeitig ins Trockne zu bringen, und mit dieser Welt da draußen nichts mehr zu tun haben will. In diesem Sinne noch viel Spaß auf’m Hausboot. Olaf

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last modified: 28.3.2007