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Eintrittspreise im Conne Island – Abbild einer Misere.


Nun ist es also offiziell, das Conne Island wird die Eintrittspreise für Konzerte und Veranstaltungen mit dem 01.02.02. nicht nur in Euro veranschlagen, nein auch neu gestalten. Dabei wird es unweigerlich auch Erhöhungen geben.

Konkret bedeutet es, dass die seit 1997 bestehende Höchstgrenze für Eintrittspreise den doch teilweise gravierend veränderten Ausgangsbedingungen geopfert werden muss. Dabei spielen stetig steigende Neben- und Instandsetzungskosten wohl eine wichtige aber dennoch banale Rolle. Bedeutender sind die Entwicklungen auf kultureller Ebene. Das Conne Island wird auch weiterhin sehr spartenspezifische Angebote für den ausgewählten Musikgeschmack machen. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass die Publikumsresonanz eher verhalten sein wird. Also müssen größere und weniger spezifische Veranstaltungen das ganze System stützen.
Am schwersten fällt wohl aber der sich seit den letzten Jahren Bahn brechende kulturelle Ausverkauf ins Gewicht.

Wir bescheissen Euch nicht! Wir geben nur echte Euros raus!, 18.2k

Waren es bis vor wenigen Jahren politische Ansichten, Subversivität, selbstbestimmtes Leben oder ein wie auch immer geartetes „rebellisch Sein“, welches die Künstler der verschiedensten Sparten durch ihre Musik, ihre Auftritte oder ihren Lifestile zu transportieren versuchten, verkommen die dabei entwickelten Codes immer mehr und mehr zu marktkompatiblen Aushängeschildern, nach dem Motto „kauft mich, ich bin besonders wild“. Es entwickelten sich ganze Subkulturen, welche die Hingabe zum „höher schneller weiter“, „Hauptsache Spaß“ und hemmungslosen Konsum als integrale Bestandteile in sich tragen, dabei sei an die Techno oder an weite Teile der deutschen Hip Hop Szene gedacht. War es vorher die Prämisse zu verändern, was einen kaputtmacht, so wich diese mehr und mehr der Flucht in Traum- oder wahlweise Drogenwelten. Dies kann und wird nicht der Anspruch des Conne Island sein. Doch trotz aller Anstrengung wird sich das Conne Island dieser Tendenz nicht vollkommen entziehen können und will dies auch nicht. Vor dem Hintergrund Einfluss auf die Subkulturen oder Szenen behalten zu können.
Sehr direkt spiegelt sich diese Tendenz aber in den Produktionskosten wieder. Wurde also bislang der sozialen Verantwortung gegenüber der eigenen Szene auch von Seiten der Künstler und Agenturen Rechnung getragen, konnte ein fairer Eintrittspreis mit der Höchstgrenze 18,- DM durchaus bestand haben. Dennoch verkam dies zunehmend zum Fels in der Brandung. Es setzt ein fatales Wechselspiel ein. Das Grundverständnis, sich kapitalitischer Verwertung soweit es möglich ist zu entziehen, existiert nur noch bedingt in den Köpfen des Publikums und wird teilweise darüber hinaus durch das Auftreten jeweiliger Ikonen gar offen negiert. Will sich das Conne Island also wenigstens noch die partielle Fähigkeit der Einflußnahme sichern, müssen wir uns wohl oder übel den Spielregeln anpassen. Es käme der Entscheidung „kultureller Tod“ auf der einen oder „existenzieller Tod“ auf der anderen gleich würde das Conne Island die gestiegenen Produktionskosten nicht auf die Eintrittspreise umlegen. Dass dabei nach alten Maßstäben verfahren wird, soll nicht unerwähnt bleiben. Um weiterhin auch gegenüber den Künstlern und Agenturen zu verdeutlichen dass es uns darum geht, als Bestandteil der angesprochenen Szenen Veranstaltungen für und nicht auf Kosten jener zu ermöglichen und dabei soziale Verantwortung als Wert etabliert zu wissen, haben wir uns eine neue Höchstgrenze gesetzt, welche ab 01.02.02. bei EUR 10,50 liegen wird. Darüber hinaus behalten wir uns vor, für Veranstaltungen mit überdurchschnittlich hohen Produktionskosten, aber gleichzeitig hohem ideellen und kulturellen Wert einen Ausnahme-Eintrittspreis von EUR 12,50 zu veranschlagen. Anlass dafür, um es nochmal deutlich zu machen liegt nicht beim Conne Island denn bei den Künstlern, Agenturen, wenn nicht gar in den Szenen selbst, begründet. Das Conne Island Plenum entscheidet lediglich darüber, ob die spezifische Veranstaltung zu diesem Preis stattfinden sollte oder ob wir damit zum Erfüllungsgehilfen kulturellen Ausverkaufs werden. Bezüglich der „Low-Fi“-Angebote wird sich, was die Eintrittspreise anbelangt, abgesehen von einer gerundeten Umrechnung in Euro, nichts grundlegend ändern. Last but not least wird auch im Zeitalter einer europäischen Währung das Instrumentarium der (mittlerweile) 50 „Antifa-Cent“ beibehalten werden, welche auf die Eintrittspreise aufgeschlagen werden. Das Geld wird Leipziger Antifagruppen für deren politische Arbeit zur Verfügung gestellt.
C.S.


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last modified: 28.3.2007