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US Bombs Schrift, 24.0k
The Bones + Bovver Boys, 1.5k

Die Annihilation

US Bombs, 22.0k Als die Prämisse „auf Spatzen nicht mit Kanonen (zu) schießen“(1) erstmals Geltung erfuhr, war Musik noch jenseits von Gut und Böse anzusiedeln. Als Instrumentarium politischer Willensbildung zwar obsolet, weil aufgrund fehlendem technischen Fortschrittes eine flächendeckende Verbreitung nicht nur schwer fiel, sondern mithin unmöglich war. Obschon dies als Vorteil, der zugleich auch erhebliche Mankos mit sich brachte, interpretiert werden konnte, entwickelte sich das musikalische Verständnis von und über Vertonung seit dem Bestehen des Rundfunks in atemberaubender Art und Weise. Als vereinfachte, gar leicht gemachte Kost, Botschaften aufzunehmen, selbige zu verbreiten und natürlich auch zu disputieren, sind heutzutage Tonträger ein beliebtes Mittel, „Informationen“ bereitzustellen und an das gemeine Volk weiterzugeben.

Und seit ehedem beschäftigt man sich mit den Herausgebern dieser Melodien. Linguistische Betrachtungsweisen an den Tag gelegt, sind die daraus resultierenden Texteme der Künstler, welche in ihrer eigenen Namensgebung richtungsweisend weil zeichensetzend sind, durchweg nicht dazu geeignet, zeitlose Zitate oder gar Anreicherungen für die Debatten des gesellschaftlichen Miteinanders zu gewinnen.

Allgemeines

Nunmehr drängt sich die Vermutung auf, dass dargebrachte Slogans, Schlagwörter, Parolen und dergleichen mehr, welche aus einem mehrmonatigen Studioaufenthalt resultieren, wohl dafür geeignet scheinen, eine gewisse Leit- und Zielfunktion gegenüber dem gemeinen Konsumenten auszufüllen. Im Spektrum der Musikindustrie gefällt eben nur das, was sich vermarkten lässt. Dass insofern das Kaufverhalten der Weltbevölkerung die Strategie vorgibt, ist schlechthin kein Phänomen mehr.
Aufnahmebereitschaft wird mithin nur noch unter Zuhilfenahme von Sekundärmedien signalisiert, eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem einzelnen Objekt steht und fällt ausnahmslos mit und über das preisliche Niveau des Tonträgers. Da gegebenenfalls der Klang das Interesse, zuzüglich moralischer Wertvorstellungen, wecken kann, ist der Kauf, respektive die Leihe(2), so gut wie getätigt.
Dabei gibt es keine andere Branche, in welcher eine derart abstrakt-generelle Abkehr vom „Preis-Leistungs-Niveau“ festgestellt werden kann. Nun entspricht im Austauschverhältnis „Geld gegen Ware“ der Leistungsbegriff zweifelsohne dem musikalischen wie textlichen Inhalt des angebotenen Tonträgers,(3) wobei zumindest ein Maßstab im Verhältnis 50/50 angelegt werden kann. Hinzufügend kann und muß zudem noch erwähnt werden, dass gerade fremdsprachige(4) Interpreten sich ständigen Zuspruchs erfreuen. Insoweit behauptet und bewiesen werden kann, dass die Auseinandersetzung mit einem solchem nicht der Muttersprache zuzuordnenden Text wohl kaum mit Unterstützung eines, wenn nötig, Fremdwörterbuches geführt wird, bleibt festzustellen, dass die „Moral der Geschichte“ hierzulande wohl niemals ans Tageslicht gelangen können wird und zudem auch nur eine Minderheit zu interessieren scheint. Dass Wunderding vom sogenannten „blinden Kauf“ widerspricht somit allen Lehren des modernen Kapitalismus.

False Friends

Insofern über die militärischen Operationen der Vereinten Staaten(5) respektive Nationen (6) im zurückliegenden Jahrtausend der Worte genug gewechselt scheinen, erstaunt es umso mehr, dass unbeachtet jeglicher Öffentlichkeit die geschichtliche Aufarbeitung sämtlicher Fallfragen auch innerhalb der Musikindustrie stattfinden kann.

U.S. Bombs The World

Nachdem hinlänglich Klagelieder mit dem geschichtsträchtigen „Hiroshima“, gepresst auf Vinyl, ihr Dasein seit Jahrzehnten in staubigen Schubladen fristen, sind es nunmehr ausnahmslos innenpolitische Themen, die Bands zu verarbeiten wissen. In Anbetracht der vorherrschenden verqueren politischen Situation in den Krisengebieten dieser, jener Welt, besinnt man sich an alte Zeiten, um so die Differenzierung im Vergleich mit anderen Künstlern herstellen zu können. Gerade in Nordamerika ist es mit dem Verständnis von Gut und Böse, außerhalb des „Schwarz-Weiß-Konfliktes“, nicht weit her. Dies ist geradewegs der Tatsache geschuldet, dass eine komplette Aufklärung nicht stattfand, sofern ohnehin nur die Geschichte des eigenen Landes vermittelt wurde und wird.

I’m proud to be an american(7)

Insoweit scheint es geradezu dem Alltag implizit zu sein, „dogfighting planes over west germany“(8) fliegen zu lassen, mit dem denknotwendigen Schulterschluss, der sich dahingehend äußert, stolz, ein Amerikaner zu sein.
Andererseits drängt sich die Vermutung auf, somit das kritische Verständnis der hiesigen Bevölkerung schärfen zu wollen, obschon es schwer fällt, die keineswegs inhaltsschwangeren Texte in einen vernünftigen Kontext zu bringen. So werden gewalt- und kriegsverherrlichende Aspekte zwar angeprangert, dem gemeinen Hörer aber dergestalt dargetan, dass selbiger aufgrund fehlender Fremdsprachenkenntnisse seine eigene kleine Transparenz herstellt und anderen mit auf den Weg gibt.
Schlussendlich kann diese Entwicklung nur dazu führen, wie ein Blick ins Hardcore-Lager zeigt, dass rechte Tendenzen und Gesinnungen aufgrund der non verbalen Auseinandersetzung Einzug halten konnten und können. Die Melodie bestimmt fortan den Wesensgehalt der Musik, ganz nach Geschmack und Gangart wird das jeweilige Genre der jeweiligen Personenvereinigung zugeschrieben. So verkörpern die sogenannten „Punker“ stets antifaschistische, manchmal antirassistische und meist gar nicht antinationale oder antisexistische Dogmen. Äußerlich unterscheiden sie sich ohnehin vom Rest der Welt, so dass bei nämlicher Band nur die gar vielfältigen Tattoos, der überaus übermäßige Drogenkonsum und eventuell auch der Faible für das Skateboarden angeführt werden können. Dass die inhaltliche Ausrichtung andere Aufschlüsse gibt, dürfte nun mittlerweile klar sein.

U.S. of hate(9)

Bestes Beispiel hierfür oben angesprochenes Lied aus dem Jahre 1997. So wird durcheinander gewirbelt, was es noch nicht ist. Insofern hat denknotwendig jeder Antinationalist schon gar sein eigenes Land zu verfluchen, der Kontext im Staaten- und Nationenbildungsprozess wird so aber in aller Regel durch merkwürdige Attribute vertuscht. Zwar kann als Lektion 1 des Kurses nach wie vor gelten, der eigenen Fußballnationalmannschaft bei Misserfolgen die virtuelle Handreichung zu gestatten. Jedoch die Handlungsweise bei einem Sieg, vielleicht noch gegen einen „Erzfeind“, mag nicht einmal der ärgste Gegner einleuchtend zu beschreiben. Das ist auch gut so, sonst würde es wohlmöglich auch noch langweilig werden.
Teewald

Fussnoten:
(1) Einer genauen Datierung kann mit der schätzungsweisen Nennung des Jahres 1920 genüge getan werden.
(2) Auf die Vielzahl außerhalb des täglichen Warenverkehrs existierenden „Beschaffungsmaßnahmen“ kann hier nicht näher eingegangen werden, obschon dafür im Grundsatz das gleiche gelten kann. Anderenfalls muß auch zu Bedenken gegeben werden, dass insoweit das Preisniveau unbeachtlich, und das Risiko eines Fehlgriffes weitaus höher ist.
(3) Entsprechend für CD, LP, MC, DVD, Mini Disc u.a.
(4) Zumeist wohl in englischer Variation anzutreffen.
(5) USA
(6) NATO
(7) „The World“, Lied Nr. 3 „Yanks & Rebs“
(8) ebenda
(9) „War Birth“, Lied Nr. 7



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last modified: 28.3.2007